dkamera.de Grundlagenwissen: Audioaufnahme bei Digitalkameras

In diesem Artikel gehen wir auf Mikrofone, Schnittstellen und die externe Aufnahme ein

Die Videofunktion rückt auch bei den ursprünglich für die Fotografie gedachten Spiegelreflex-, System- oder Kompaktkameras immer mehr in den Vordergrund. War die Videofunktion früher nur ein „Beiwerk“, so steht sie heute oftmals genauso im Fokus wie die Fotofunktion. Es ist deshalb kein Wunder, dass nahezu jede Kamera mittlerweile über die Möglichkeit der Videoaufnahme in Full-HD-Auflösung (1.920 x 1.080 Pixel) verfügt. Auch der Tonaufnahme wird heutzutage von vielen Herstellern eine höhere Priorität eingeräumt. Wir wollen uns in diesem Grundlagenwissen-Artikel mit den Möglichkeiten der Tonaufnahme bei digitalen Kameras beschäftigen.

Wer auf die ersten etwas weiter entwickelten digitalen Kameras, die zum Ende des letzten oder Beginn dieses Jahrtausends auf den Markt gekommen sind, zurückblickt, wird feststellen, dass Videos damals zuerst ohne Ton festgehalten wurden.

Erst spätere Geräte hielten meistens einen – wenn auch sehr dürftigen – Ton in mono fest. Noch etwas später folgten die ersten Kameras, die auch eine Aufzeichnung mit Zweikanal-Ton – also in stereo – erlaubten. Die Aufnahme mit Stereoton ist heutzutage (Stand: 2015) quasi Standard, nur wenige Modelle verzichten darauf.

Mit der Panasonic Lumix DMC-FZ72 (Testbericht) gibt es zudem auch schon eine Bridgekamera, welche die Aufnahme mit „Raumklang“ ermöglicht.

Die integrierten Mikrofone der meisten Digitalkameras sind nicht besonders groß und hochwertig:

Da die integrierten Mikrofone bei Digitalkameras jedoch klein ausfallen müssen und somit nicht besonders gut klingen, entscheiden sich Videografen, die auf eine gute Tonqualität Wert legen, in der Regel für die Aufnahme mit einem externen Mikrofon. Hier machen es einem viele Hersteller mittlerweile leicht und erlauben dank Mikrofoneingang den Anschluss eines externen Mikrofons.

Der Mikrofoneingang einer Canon EOS 70D (3,5mm Klinke):

Dadurch kann man selbst entscheiden, welches Mikrofon man verwenden möchte. Die Eingänge bleiben dabei nicht nur professionellen Kameras, wie einer Nikon D810 (Testbericht) oder einer Canon EOS 5D Mark III (Testbericht) vorbehalten. Auch Einsteiger-Systemkameras, wie eine Canon EOS 700D (Testbericht), oder sogar Kompaktkameras, wie die Nikon Coolpix P7800 (Testbericht), besitzen einen Eingang für ein externes Mikrofon.

Ein 3,5mm-Klinkenstecker (links) und ein XLR-Stecker (rechts) im Vergleich:

Die Schnittstellen:
Bei den Schnittstellen für Mikrofone sind hauptsächlich zwei Typen anzutreffen. Dies ist zum einen der 3,5mm-Klinkenanschluss, zum anderen dessen etwas kleinere Variante mit 2,5mm. Letztere findet sich nur bei relativ wenigen Digitalkameras, wie zum Beispiel bei der FujiFilm X100T. Wer an der Premium-Kompaktkamera ein Mikrofon anschließen möchte, verwendet entweder ein Modell mit 2,5mm-Stecker, wie beispielsweise das FujiFilm "MIC-ST1", oder einen 3,5mm auf 2,5mm-Adapter. Damit lässt sich jedes Mikrofon mit 3,5mm-Schnittstelle an der X100T betreiben.

Die Standardschnittstelle für Mikrofone an Digitalkameras ist der 3,5mm-Anschluss. Dieser findet sich sowohl bei vielen Mikrofonen als auch bei vielen Digitalkameras. Somit ist man sehr universell aufgestellt.

Die zur HX60V baugleiche Sony Cyber-shot DSC-HX50V mit dem "ECM-XYST1M":

Neben diesen beiden Klinkensteckern gibt es zudem noch weitere proprietäre Schnittstellen. Diese erlauben nur das Anschließen eines herstellereigenen Mikrofons. Als Beispiele hierfür lassen sich Systemkameras von Samsung (z. B. die Samsung NX300 (Testbericht)) oder auch einige Kompaktkameramodelle von Sony (z. B. die Sony Cyber-shot DSC-HX60V (Testbericht)) nennen. Diese besitzen jeweils keinen Mikrofoneingang im Klinkenformat, sondern einen Zubehörschuh, der auch die Übertragung eines Tonsignals erlaubt. Bei Samsung nennt sich das passende Aufsteck-Mikrofon für den Zubehörschuh „ED-EM10“, bei Sony „ECM-XYST1M“.

Auch Olympus setzt bei einigen seiner Systemkameras, hier sind zum Beispiel die PEN-Modelle Olympus PEN E-PL7 oder PEN mini E-PM2 zu nennen, ebenso auf eine proprietäre Schnittstelle. Im Gegensatz zu den eben erwähnten Systemen von Sony und Samsung erfolgt der Datenaustausch mit der Kamera allerdings nicht über den Zubehörschuh, sondern über die Schnittstelle für den Sucher auf der Rückseite. Hier lässt sich der Adapter „EMA-1“ einstecken. Dieser wiederum erlaubt den Anschluss eines 3,5mm-Klinkensteckers. Zumindest bei der Wahl des Mikrofons hat man bei Olympus also freie Hand. Da alle drei Lösungen allerdings den Blitzschuh belegen, ist beispielsweise der parallele Einsatz eines (elektronischen) Suchers nicht möglich.

Die Panasonic Lumix DMC-GH4 mit dem Video-/Audio-Interface DMW-YAGHE:

Wer den Ton auf einem professionellen Niveau aufnehmen möchte, kommt an der XLR-Schnittstelle kaum vorbei. Diese bietet neben der Möglichkeit der Energieversorgung (Phantomspeisung) unter anderem eine deutlich robustere Schnittstellenverkabelung. Da diese Schnittstelle jedoch sehr groß ausfällt und an Digitalkameras somit kaum Platz findet, werden XLR-Schnittstellen bei Digitalkameras nicht angeboten. Hier muss man sich mit Adaptern (XLR auf Klinke) oder optionalen Geräten behelfen. Diese können beispielsweise über das Stativgewinde an der Kamera montiert werden und erlauben unter anderem auch das Pegeln oder Mixen von einer oder mehreren Audiospuren. Panasonic bietet für sein Spitzenmodell Lumix DMC-GH4 (Testbericht) beispielsweise das Videointerface „DMW-YAGHE“ mit XLR-Anschlüssen an. Dieses kann über Schnittstellen direkt mit der Kamera verbunden werden. Aber auch von Drittherstellern gibt es verschiedene Lösungen. Hier kann die „Übergabe“ des Audiosignals aber natürlich nur über den Klinkenanschluss erfolgen.

Die kamerainterne "Tonbearbeitung":

Die Pegeloptionen bei einer Canon EOS 70D (links) und einer Panasonic Lumix DMC-GM1 (rechts):

Ist das Tonsignal in der Kamera angekommen gibt es je nach Kameramodell unterschiedliche Möglichkeiten, dieses zu bearbeiten. Nicht wenige Kameras, wenn auch meistens in höheren Preisbereichen angesiedelt, erlauben das Pegeln des Signals. Dies erfolgt mittels eines Reglers und ist mal in weniger, mal in mehr Stufen möglich. Bei der Panasonic Lumix DMC-GM1 (Testbericht) lassen sich beispielsweise vier unterschiedliche Pegelstufen wählen, bei der Canon EOS 70D (Testbericht) sind über 60 Stufen vorhanden. Bei einigen Kameras kann man sich unter anderem auch nur für die Stufen "Low" oder "High" entscheiden, bei der Panasonic Lumix DMC-GH4 (Testbericht) kann die Verstärkung auf das Dezibel genau gewählt werden.

Ist die Pegelung des Tonsignals nicht möglich, muss man sich auf die automatische Pegelung der Kamera verlassen. Die automatische Pegelung durch die Kamera wird von den meisten Modellen zudem auch angeboten, wenn eine manuelle Pegelwahl möglich ist. Ob man sich darauf verlassen sollte, ist vor allem von der Kamera abhängig. Hier gibt es sowohl gute als auch schlechte Modelle. Eine allgemeingültige Antwort lässt sich hier kaum finden. Zudem ist es auch von der Situation abhängig, in der die Aufnahme erfolgen soll. Eine manuelle Pegelung, die einen Spielraum für lautere und leisere Geräusche bietet, ist allerdings selten falsch.

Die Tonkontrolle ist bei der Canon EOS 70D unter anderem im Quickmenü möglich:

Ob der Aufnahmepegel stimmt, lässt sich in den meisten Fällen über eine Pegelanzeige kontrollieren. Damit kann die Aussteuerung zumindest optisch relativ gut kontrolliert werden. Im Optimalfall erlaubt eine Kamera zudem die direkte Kontrolle des Audiosignals per Kopfhörer. Diese Möglichkeit bieten jedoch nur die wenigsten Modelle an.

Die Konfigurationsmöglichkeiten des Windgeräuschefilters bei einer Panasonic Lumix DMC-GM1:

Eine weitere Option im Menü, welche die meisten Kameras bieten, ist die Dämpfung von Windgeräuschen. Hier werden bestimmte Frequenzen unterdrückt, die für das typische Windgeräusch sorgen. Natürlich darf man sich davon nicht zu viel versprechen, wir würden den Windgeräuschefilter aber in einer etwa mittleren Einstellung aktivieren. Nur wer sicher weiß, dass keine Windgeräusche auftreten werden, sollte diese Option deaktivieren.

Ein Windschutzfell ist in jedem Fall eine sinnvolle Investition:

Am besten lassen sich Windgeräusche allerdings mittels eines Windschutzfells verhindern, dieses wird auch „Deadcat“ genannt. Erhältlich sind Windschutzfelle für die meisten externen Mikrofone, zudem lassen sich für integrierte Mikrofone besonders kompakte Lösungen erwerben.

Mit einem externen Rekorder, hier ein Zoom H1, lässt sich der Ton alternativ aufnehmen:

Die externe Aufnahme:
Besteht nicht die Möglichkeit einer internen Tonaufnahme oder ist man mit diesem Ton nicht zufrieden, bleibt natürlich noch die Aufnahme mit einem externen Gerät. Hierfür gibt es unter anderem die sogenannten „Handyrekorder“. Diese lassen sich zum Beispiel besonders nah an der Geräuschquelle platzieren und können unabhängig von der Kamera betrieben werden. Über spezielle Adapter lassen sich diese Geräte zudem auch wie andere Mikrofone am Blitzschuh befestigen. Die meisten "Handyrekorder" sind kompakt und bieten sowohl einen Mikrofoneingang als auch einen Kopfhörerausgang. Zudem lässt sich der Tonpegel verändern und die Bitrate sowie das Aufnahmeformat frei wählen. Es gibt allerdings auch einen Nachteil: Der Ton muss im Nachhinein mit dem Bild synchronisiert werden.

Welches Mikrofon für was?
Neben unterschiedlichen Mikrofontypen (dynamisches Mikrofon, Kondensatormikrofon, …) ist vor allem die sogenannte Richtcharakteristik für die Aufnahme von Bedeutung. Diese gibt an, aus welcher Richtung der Schall besonders empfindlich aufgenommen wird. Neben einer Kugelcharakteristik, bei der der Schall gleichmäßig von allen Seiten aufgenommen wird, gibt es unter anderem auch eine Nieren- oder Super-/Hypernieren-Charakteristik. Während bei der Nieren-Charakteristik hauptsächlich der Schall von vorne aufgenommen wird, lässt sich mit der Super-/Hypernieren-Charakteristik eine zentral gelegene Schallquelle besonders gut aufzeichnen. Besonders stark gerichtet ist außerdem die Keulen-Charakteristik. Hier wird fast nur der Schall aus der „Bildmitte“ aufgenommen.

Zudem gibt es Mikrofone, bei denen sich diese Charakteristik umschalten lässt. Hier kann man meistens zwischen einer Nieren- oder einer Hypernieren-Charakteristik wählen.

Stereo und mono:
Da ein Mikrofon immer nur in mono aufnimmt, benötigt man für die Aufnahme eines Stereotons zwei Mikrofone. Damit lässt sich der Ton mit einer Stereowirkung aufnehmen. Hierfür werden meistens zwei Mikrofone mit Nieren-Charakteristik verwendet, die Richtwirkung ist daher nicht allzu stark. Wer vor allem Geräusche aus der Bildmitte festhalten möchte, sollte daher auf die Stereowirkung verzichten und ein Monomikrofon mit beispielsweise einer Supernieren-Charakteristik einsetzen.

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