Preview: Hands-On der Canon EOS 5DS/5DS R

50,3 Megapixel, Vollformat-Sensor, 61 Fokusmessfelder, 5 Bilder/Sek., 3,0" LCD, 1080p30-Video

In diesem Hands-On-Artikel zur Canon EOS 5DS nehmen wir die erste Vollformatkamera mit 50 Megapixel-Sensor unter die Lupe. Die Ergebnisse gelten dabei im Grunde genommen auch für das Schwestermodell Canon EOS 5DS R, deren Bilder können durch die fehlende Tiefpassfilterung Details jedoch noch ein wenig besser auflösen. Die zum Test verwendete Kamera war bereits final, sodass die Ergebnisse auch auf die im Handel erhältlichen Modelle zutreffen sollten. In einem zweiten Artikel haben wir verschiedene Beispielbilder und -videos zusammengestellt.

Unter Fotografen gibt es vornehmlich zwei Lager. Die einen wünschen sich eine geringe Auflösung zugunsten größerer Pixel, die anderen wollen mit hochauflösenden Sensoren auch kleinste Details abbilden können. Bislang stellte Canon mit der EOS 5D Mark III (Testbericht) und dem dort verbauten 22,1 Megapixel auflösenden Bildsensor eher eine Kamera für die erste „Fraktion“ her. Da von Nikon und Sony allerdings bereits seit längerem Bildwandler mit 36 Megapixel eingesetzt werden, wollte nun auch Canon ein Modell anbieten, das eine hohe Auflösung für besonders detailreiche Bilder bietet.

Die Canon EOS 5DS bietet einen Tiefpassfilter, die EOS 5DS R "effektiv" nicht:

Dieses Modell wurde im Februar dieses Jahres vorgestellt – und das gleich in doppelter Ausführung. Einmal als Canon EOS 5DS und einmal als Canon EOS 5DS R. Der einzige Unterschied zwischen beiden Modellen ist der Tiefpassaufhebungsfilter der EOS 5DS R. Dieser macht die Tiefpassfilterung des auch hier vorhandenen Tiefpassfilters rückgängig. Warum lässt Canon den Tiefpassfilter nicht gleich weg, werden Sie sich vielleicht fragen. Die bei der EOS 5DS R gewählte Lösung ist deutlich einfacher zu realisieren. Würde der Tiefpassfilter komplett weggelassen, wäre die Neukonstruktion verschiedener Teile der Spiegelreflexkamera notwendig.

Mit über 50 Millionen Bildpunkten löst derzeit keine Vollformatkamera höher auf:

Der bei der Canon EOS 5DS R „effektiv“ nicht vorhandene Tiefpassfilter sorgt dafür, dass auch feinste Details abgebildet werden können. Diese werden sonst vom Tiefpassfilter herausgefiltert. Sehr feine Strukturen können bei der EOS 5DS R bei bestimmten Mustern allerdings zu Moire-Artefakten führen, die sich nachträglich nur noch schwer oder nicht mehr entfernen lassen. Da Tiefpassfilter die Detailwiedergabe nicht allzu stark negativ beeinflussen und auftretende Moire-Artefakte deutlich ärgerlicher sind, kommen Tiefpassfilter aktuell in vielen Kameras zum Einsatz. Ansonsten fallen beide Bildwandler identisch aus. Sie sind jeweils 36,0 x 24,0mm groß und lösen 8.688 x 5.792 Bildpunkte auf, was 50,3 Megapixel entspricht. Den ISO-Bereich hat Canon durch die sehr hohe Auflösung konservativ ausgelegt. Standardmäßig lassen sich ISO 100 bis ISO 6.400 verwenden, erweitert werden zudem auch ISO 50 und ISO 12.800 angeboten.

Die hohe Auflösung der Canon EOS 5DS sorgt im Vergleich zur Canon EOS 5D Mark III für eine deutlich bessere Detailwiedergabe, selbst starke Ausschnittsvergrößerungen lassen sich problemlos realisieren. Für großformatige Prints ist die EOS 5DS hervorragend geeignet, wie uns Canon anhand verschiedener Beispielbilder demonstrierte. Auch unsere Beispielaufnahmen strotzen gerade nur so vor Details. Dafür sollte man im Optimalfall natürlich ein hochauflösendes Objektiv verwenden, wobei laut Canon mindestens alle in der letzten Zeit vorgestellten Modelle ohne größere Einschränkungen funktionieren. Möglicherweise wird Canon auch bald eine Objektivliste mit geeigneten Modellen herausgeben. Ebenso haben die Auflösung und die kleinen Abmessungen der einzelnen Pixel auch einen Einfluss auf die Beugungsunschärfe. Laut Canon geht die Detailwiedergabe bereits ab F11 zurück, wobei die Größe der Pixel im Vergleich zu anderen Kameras sicherlich keineswegs dramatisch ausfällt. Eine sehr ähnliche Pixelgröße bietet beispielsweise die Canon EOS 7D Mark II (Testbericht), die auf einem 22,4 x 15,0mm großen APS-C-Sensor 20 Millionen Pixel unterbringt.

Welchen Einfluss hat die Auflösung auf das Bildrauschen? Beim Blick auf unsere Aufnahmen lässt sich sagen: Die hohe Auflösung sorgt bei der EOS 5DS für ein sichtbar höheres Bildrauschen als bei der Canon EOS 5D Mark III (Testbericht). Dies ist allerdings nur die halbe Wahrheit und trifft nur zu, wenn die Bilder beider Kameras in der 100-Prozent-Ansicht verglichen werden. Durch die höhere Auflösung lässt sich bei der EOS 5DS das Rauschen deutlich stärker reduzieren, ohne dass die Detailwiedergabe der Canon EOS 5D Mark III „unterschritten“ wird. In der Praxis lassen sich mit der EOS 5DS daher bei ISO 6.400 (= höchste Sensorempfindlichkeit ohne Erweiterung) bessere Aufnahmen als mit der EOS 5D Mark III erzielen. Diese Tatsache macht die EOS 5DS daher auch für Low-Light-Aufnahmen interessant, sofern ISO 6.400 nicht überschritten werden. Höhere ISO-Stufen haben wir im direkten Vergleich nicht getestet. Da die Canon EOS 5DS ISO 12.800 allerdings nur als Erweiterung und höhere ISO-Werte überhaupt nicht mehr anbietet, dürfte der Vergleich hier deutlich zugunsten der EOS 5D Mark III ausgehen.

Bei der Canon EOS 5DS kann die Spiegelverriegelung konfiguriert werden:

Damit die hohe Auflösung auch in der Praxis zu sehr guten Ergebnissen führt, hat Canon im Vergleich zur EOS 5D Mark III verschiedene Optimierungen vorgenommen. Eine davon ist die nun konfigurierbare Spiegelvorauslösung. Diese erlaubt eine um 1/8 Sekunde bis eine Sekunde verzögerte Aufnahme nach dem Heraufklappen des Spiegels. Dadurch – und zudem durch besonders erschütterungsarme Spiegelbewegungen – sollen Verwacklungen so gut wie möglich verhindert werden. Die Spiegelverriegelung lässt sich natürlich nur bei statischen Motiven einsetzen, die zusätzlichen Optionen können wir aber trotzdem nur begrüßen.

Der neue Bildstil "Feindetail" sorgt für eine besonders gute Detailwiedergabe:

Ebenfalls optimiert wurde der Bildstil. Da die Standard-Einstellung nicht die besten Ergebnisse ermöglicht, wurde der neue Bildstil „Feindetail“ geschaffen. Hier werden feine Details noch besser herausgearbeitet. Warum Canon diesen, nach eigener Meinung besten Bildstil, nicht zur Standardoption gemacht hat, ist leider nicht bekannt. Sinnvoll wäre es in jedem Fall gewesen. Nicht einer besseren Bildqualität zuträglich ist das nun konfigurierbare Quickmenü der Kamera. Dafür verbessert dieses die Bedienung. Es lässt sich jetzt nach den eigenen Wünschen zusammenstellen, was bei der Canon EOS 5D Mark III nicht möglich ist.

Da Canon die EOS 5DS explizit als Fotokamera verkauft, wurden dem Modell auch keine neuen Videofeatures spendiert. Mit maximal 30 Vollbildern pro Sekunde in Full-HD-Auflösung sind die Spezifikationen daher eher „altbacken“. Durch das nicht vollständige Auslesen des Sensors können bei Videos verstärkt Moire-Artefakte auftreten, die Bildqualität liegt laut Canon nicht auf einem Niveau mit der Canon EOS 5D Mark III.

Das Kameragehäuse aus Magnesium unterscheidet sich nur wenig von der EOS 5D Mark III:

Beim Blick auf das Kameragehäuse ergeben sich kaum Unterschiede zur 5D Mark III. Dies hat natürlich den Vorteil, dass sich die Besitzer einer 5D Mark III bei der 5DS/ 5DS R – zumindest was die Bedienung angeht – nicht umstellen müssen. Im Vergleich zur Canon EOS 5D Mark III (Testbericht) findet sich beim Megapixel-Flaggschiff ein neuer USB 3.0-Port und ein minimal angepasstes Kameragehäuse auf der linken Seite. Der Handgriff der Kamera fällt wieder groß aus und macht einen Batteriegriff nur selten wirklich nötig. Viele Einstellräder und Tasten machen den Zugriff auf alle wichtigen Parameter möglich.

Das Programmwählrad befindet sich auf der linken Seite, rechts liegt ein Kontroll-LCD:

Auf der rechten Oberseite befindet sich ein Kontrolldisplay zum Ablesen der eingestellten Parameter, das Programmwählrad liegt wie üblich auf der linken Seite. Auf der Rückseite befinden sich links vom LCD die Tasten für die Wiedergabe, auf der rechten Seite liegen unter anderem der Joystick und ein Einstellrad. Das LCD mit 3,0-Zoll-Diagonale löst weiterhin 1,04 Millionen Subpixel auf und ist zur Bildkontrolle sehr gut geeignet, aber leider nicht dreh- und schwenkbar. Der Sucher fällt wie gewohnt groß und hell aus.

Der Autofokus erlaubt diverse Einstellungsmöglichkeiten:

Von der EOS 5D Mark III übernommen wurde zudem der Phasenautofokus mit 61 Fokuspunkten (davon 41 Kreuzsensoren), diese hohe Auflösung macht ein perfekt auf die Kamera abgestimmtes Objektiv unerlässlich. Die Serienbildrate wurde auf fünf Aufnahmen pro Sekunde beschränkt (EOS 5D Mark III genau 6,0 Bilder/Sekunde). Bei 50,3 Megapixel und Dateigrößen von bis zu 26MB pro JPEG-Bild sowie bis zu 70MB pro RAW-Aufnahme erscheint aber auch dieser Wert als nicht zu langsam. Den Einsatz von CompactFlash-Karten empfehlen wir generell dringend, bei SD-Karten dauert die Speicherung von einer JPEG+RAW-Aufnahme mehrere Sekunden.

Das Gehäuse ist solide verarbeitet, der Sensor ermöglicht extrem detailreiche Bilder:

Unser Fazit:
Die Canon EOS 5DS/5DS R ist ein wahres „Detailmonster“ und liefert extrem hoch auflösende Bilder, die sich bestens für großformatige Prints nutzen lassen oder starke Ausschnittsvergrößerungen ermöglichen. Die 50,3 Millionen Bildpunkte schränken die Low-Light-Fähigkeiten trotzdem erst bei sehr hohen ISO-Werten ein. Bis etwa ISO 6.400 liefert die Canon EOS 5DS bessere Aufnahmen als die EOS 5D Mark III, da die zusätzlichen Pixel viel „Spielraum“ zur Rauschreduzierung lassen. Lässt man die gesteigerte Auflösung außer Acht, ergeben sich kaum Unterschiede zur EOS 5D Mark III. Dies bedeutet: Die EOS 5DS/ 5DS R ist eine sehr solide Spiegelreflexkamera auf Profi-Niveau.

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