Preview: Hands-On der Leica Q

Vollformat, 24 Megapixel, 28mm Objektiv (F1,7), elektr. Sucher, Touch-LCD, 1080p60-Video, WLAN

Leica ist für seine Premium-Kameras bekannt, wobei dies vor allem an den M-Modellen mit Wechselobjektiven und Messsucher liegt. Vom deutschen Hersteller aus Wetzlar werden allerdings auch Kompaktkameras mit fest verbautem Objektiv angeboten. Dazu zählt beispielsweise die Leica X2. Bei der neuen Leica Q verfolgt Leica ein sehr ähnliches Konzept, die Digitalkamera setzt jedoch auf einen Bildsensor in Vollformatgröße. Wir konnten ein finales Modell der Kamera unter die Lupe nehmen.

Alle technischen Daten der Leica Q finden Sie in unserem Vorstellungs-Artikel.
Mit der Q bietet Leica ein Premium-Produkt an, das mit seinem Vollformat-Sensor (36,0 x 24,0mm) und seiner lichtstarken Festbrennweite (28mm F1,7) sicherlich zu den exklusivsten Kompaktkameras mit fest verbautem Objektiv gehört. Die Kamera orientiert sich bei der Designsprache ohne Frage an den klassischen Leica-Elementen, schon beim ersten Blick auf das Gehäuse lässt sich daher die „M-Abstammung“ der Leica Q erkennen.

Die Q besitzt das klassische Leica-Design und besteht aus hochwertigem Magnesium:

Dies liegt nicht nur am roten „Leica-Punkt“ auf der Vorderseite, sondern auch an der gewählten Bauform. Diese bietet– wie bei den allermeisten Leica-Modelle – eine klare Formsprache: seitlich abgerundete Kanten, keine Schnörkel und ein fast mittig angebrachtes LCD-Display. In der Hand vermittelt die Kamera durch den Einsatz von Magnesium und Aluminium Solidität, verarbeitungstechnisch gehört die Leica Q zur Spitzenklasse. Dies darf man bei „Made in Germany“ und dem aufgerufenen Preis von 3.990 Euro (UVP) allerdings auch erwarten.

Mit dem zusätzlichen Handgriff liegt die Kamera sehr gut in der Hand:

Das Handling der Q ist gut. Da kein echter Handgriff vorhanden ist, sondern nur eine leicht aufgeraute (= geprägte) Lederoberfläche auf der Vorderseite, aber nicht sehr gut. Wer sich etwas mehr Halt wünscht, kann allerdings einen zusätzlichen Griff erwerben, den Leica als Zubehör anbietet. Auf der Rückseite hat Leica über dem Steuerkreuz eine größere Daumenablage platziert, in der der Daumen komfortabel ruhen kann.

Die Bedienelemente auf der Oberseite der Digitalkamera:

Auch bei den Bedienelementen ist die Verwandtschaft der Q zu den M-Kameras unverkennbar. Auf der Oberseite hat die Kompaktkamera ein Einstellrad für die Belichtungszeit zu bieten, der kombinierte Fotoauslöser und Ein-/Ausschalter dient zudem auch zur Wahl des Einzelbild- oder des Serienbildmodus. Daneben befindet sich eine Taste zum Starten von Videos. Per weiterem Einstellrad wird unter anderem die Belichtungskorrektur verändert, darüber kann aber beispielsweise auch der ISO-Wert angepasst werden, wenn die ISO-Taste auf der Rückseite gedrückt wird.

Über die weiteren Tasten links vom LCD gelangt man zum Wiedergabemodus, kann Bilder löschen und das Hauptmenü aufrufen. Zudem hat die Leica Q eine Fn-Taste zu bieten, die mit sieben Parametern belegt werden kann. Unter anderem stehen der Weißabgleich, das Dateiformat und die Belichtungsmessmethode zur Verfügung. Das Steuerkreuz rechts vom Display wird zum Navigieren in den Menüs verwendet. Insgesamt ist das Tastenlayout sehr aufgeräumt, Fragen stellen sich beim Bedienen keine.

Ein eingeblendeter Rahmen signalisiert, dass der Cropmodus verwendet wird:

Eine besondere Taste befindet sich links von der Daumenablage. Über diese werden die Cropmodi der Kamera aktiviert. Da die Leica Q über eine Festbrennweite verfügt, bietet Leica mit den Cropmodi die Option zum digitalen Zoomen an. Das Bild wird dabei allerdings „nur“ beschnitten, eine Interpolation findet nicht statt. Beim 35mm-Crop sinkt die Auflösung daher auf 15 Megapixel, bei 50mm auf acht Megapixel. Im JPEG-Format werden die reinen "Crops" gespeichert, die RAW-Bilder beinhalten das gesamte Bild. Welcher Ausschnitt bei den Cropmodi verwendet wird, zeigt ein Rahmen im Sucher an. Dieser ist an das Messsucherdesign angelehnt.

Die Fn-Taste lässt sich mit sieben Parametern belegen:

Durch die mit 24 Megapixel hohe Auflösung des Bildsensors sind auch die Crop-Aufnahmen problemlos verwendbar – sofern die Ausschnitte nicht noch weiter vergrößert werden sollen. Wer die klassische Bedienung per Blendenring und Zeitenwählrad zu schätzen weiß, ist bei der Leica Q in seinem Element. Sind beide auf „A“ gestellt, übernimmt die Leica Q die Belichtungskontrolle vollständig. Zudem hat die Q auch verschiedene Szenenprogramme zu bieten.

Die Bildqualität der Kamera wird durch den Vollformat-Sensor auch bei höheren ISO-Werten nur wenig negativ beeinflusst. Erst bei ISO 6.400 wird das Rauschen deutlicher sichtbar, wobei es hier noch nicht allzu störend auffällt. Bei ISO 12.500 lässt sich eine Körnung schon gut erkennen, im RAW-Format ist diese per Entrauschen aber ohne größere Abstriche in den Griff zu bekommen. ISO 25.000 sollten nur noch mit Bedacht eingesetzt werden, bei ISO 50.000 empfiehlt sich der Einsatz von Schwarz-Weiß-Aufnahmen. Hier ist die Körnung sehr stark ausgeprägt, Details werden aber noch relativ gut aufgelöst.

Als Objektiv setzt Leica auf ein Summilux mit 28mm Brennweite und F1,7-Blende:

Für die sehr gute Detailwiedergabe der Kamera sorgt neben dem Bildsensor natürlich auch das Objektiv. Das Leica Summilux 28mm ist aus elf Linsen in neun Gruppen konstruiert und fällt mit F1,7 sehr lichtstark aus. Bereits bei Offenblende ist der Randabfall gering, die Bildmitte fällt knackscharf aus. Abblenden lässt sich am Objektiv klassisch per Einstellring in Drittelstufen bis F16. Sehr gut: Der große Sensor und die hohe Lichtstärke der Optik erlauben das Freistellen von Motiven trotz Weitwinkelbrennweite. Bei Offenblende zeigen die Bilder eine harmonische Hintergrundunschärfe, aber auch abgeblendet bleibt das Bokeh durch die nahezu kreisrunde Blendenöffnung zu jederzeit „weich“. Erwähnenswert ist am Leica Summilux 28mm F1,7 auch der Makromodus. Dieser wird per Ring am Objektiv eingestellt und verkürzt die Naheinstellgrenze von 30cm auf 17cm. Für das ein oder andere Makrobild ist die Leica Q also sehr gut zu gebrauchen.

Das Objektiv mit eingestelltem Makromodus:

Der Autofokus ist laut Leica der schnellste seiner Klasse, wobei es natürlich nur relativ wenige vergleichbare Modelle gibt. In unserem Test zeigte er sich flott und treffsicher, wobei wir das Einfangen von schnellen Motiven noch nicht testen konnten. Neben einem Einzelfeld-AF mit verschiebbarem Messfeld hat die Leica Q unter anderem auch einen Mehrfeld-AF und eine Gesichtserkennung zu bieten. Wer den Fokuspunkt per Touch über das Display wählen will, kann dies zudem auch. Etwas schade ist hier allerdings, dass dies nur funktioniert, wenn der Touch-AF als AF-Modus aktiviert ist. Wer standardmäßig mit den Einzelfeld-AF fotografiert, kann über das Display daher nicht scharfstellen. Wieder gut: Das manuelle Fokussieren erleichtern eine Displaylupe und ein Peaking.

Das Display bietet eine Touchscreenoberfläche:

Da die Leica Q keinen Messsucher bietet, erfolgt die Bildkontrolle entweder per elektronischem Sucher oder per Display. Besonders der Sucher ließ uns durch seine enorm hohe Auflösung von 3,68 Millionen Subpixel aufhorchen. Bislang hat keine Kamera mehr zu bieten. Das Sucherbild ist – wie durch die hohe Auflösung erwartet – sehr fein gezeichnet, zudem fällt es sehr groß aus. Ein Flimmern konnten wir nicht feststellen. Die sehr gute Detailwiedergabe sollte sicherlich auch den ein oder anderen Fan eines optischen Suchers überzeugen können. Das Display der Leica Q misst 3,0 Zoll, mit seinen 1,04 Millionen Subpixel erreicht es ebenfalls eine sehr scharfe Darstellungsqualität. Durch die Touchoberfläche kann man im Wiedergabemodus durch die Bilder wechseln oder – wie erwähnt – den Fokuspunkt bestimmen. Im Menü funktioniert das Touchscreen dagegen nicht.

Beim Verschluss geht Leica – wie mittlerweile viele Hersteller – einen „hybriden“ Weg. Zum einen bietet die Leica Q einen Zentralverschluss für Belichtungszeiten bis zu 1/2.000 Sekunde. Zum anderen lassen sich kürzere Belichtungszeiten per elektronischem Verschluss realisieren. Bis zu 1/16.000 Sekunde ist hiermit möglich. Dies ist ein großer Vorteil, da sich somit auch bei Sonnenschein mit der Offenblende von F1,7 fotografieren lässt. Zudem arbeitet die Kamera mit dem elektronischen Verschluss lautlos.

Bei der Videoaufnahme stehen zwei Auflösungen zur Verfügung:

Mit der Leica Q sind Aufnahmen in Full-HD-Auflösung mit 30 oder 60 Vollbildern pro Sekunde möglich, in HD lassen sich 30 Vollbilder pro Sekunde speichern. Die Videos können unter anderem im Kontrast und der Sättigung angepasst werden, die Tonaufnahme des integrierten Stereomikrofons lässt sich pegeln. Die Bildqualität der Videos ist als sehr gut zu bewerten. Die Aufnahmen zeigen auch feine Details, Moire-Artefakte sind kaum zu sehen. Da die Leica Q einen optischen Bildstabilisator besitzt, der während der Videoaufnahme aktiv ist, werden die Videos nicht verwackelt. Bei Fotos ließen sich durch den Bildstabilisator übrigens Aufnahmen mit etwa 1/12 Sekunde ohne Verwacklungen festhalten. Das insgesamt lobenswerte Video-Ausstattungspaket zeigt nur an einem Punkt Schwächen: Der Autofokus benötigte in unserem Test teilweise länger, um das Motiv scharf einzufangen und pumpte währenddessen deutlich sichtbar vor sich hin. Hier sehen wir Verbesserungsbedarf.

Die Schnittstellen (Micro-USB und Micro-HDMI) der Leica Q:

Unser Fazit:
Bei der Q vereint Leica den Leica-Charme mit aktueller Technik. In einem – wie üblich bei Leica – hochwertigen und klassischen anmutenden Gehäuse wurde nahezu alles integriert, was eine Premium-Digitalkamera heutzutage bieten muss. Dementsprechend gut fällt daher auch unser Fazit aus. Die Bildqualität des 24 Megapixel-Sensors in Vollformatgröße ist sehr gut, das Objektiv bildet scharf ab und durch den Bildstabilisator treten Verwacklungen kaum auf. Zu gefallen weiß auch die Bildqualität der Videos, der pumpende Autofokus muss dagegen noch optimiert werden.

Die Leica verbindet "Leica-Feeling" mit aktuellster Technik:

Sehr überzeugend fällt dagegen der elektronische Sucher aus, auch das Display gibt keinen Anlass zur Kritik. Die Bedienung erfolgt klassisch per Einstellrad und Blendenring, durch den treffsicheren Autofokus muss man allerdings nicht zu viele Aufgaben per Hand übernehmen. Apropos Hand: In dieser liegt die Kamera mit dem zusätzlichen Handgriff besonders angenehm, darauf würden wir bei einer Anschaffung daher nicht verzichten.

*Diese Links führen zu Amazon- oder anderen Online- Angeboten, keine Verfügbarkeitsgarantie, keine Garantie auf günstigsten Preis, Preise können variieren, Preise inkl. MwSt. / evtl. zzgl. Versandkosten, alle Angaben ohne Gewähr.

Die Kamera wäre toll, wenn …

Die Kamera wäre toll, wenn sie ein Wechselbajonett hätte - zumal bei dem Preis! Technisch spricht überhaupt nichts für das fest verbaute Objektiv, ausschließlich Marketing ist der Grund. Hier für technische Minderleistung auch noch satt mehr Geld zu fordern (zwei/drei Kameras, statt zwei/drei Brennweiten), kann sich nur Leica erlauben.

Ist doch klar warum die …

Ist doch klar warum die Kamera kein Wechselobjektiv zulässt. Bei dem Sensor und der Möglichkeit Leica M-objektive zu verwenden, wäre eine Leica M mit über 5000,-€ nicht mehr verkäuflich.

Die Leica Q ist sicher …

Die Leica Q ist sicher eine tolle Kamera. Ich brauche auch nicht unbedingt ein Wechselbajonett für die Kompaktkamera.

Aber nur festbrennweite 28 mm ist mir - bei dem Preis! - echt zu wenig. 28 - 120 mm wäre z.B.
eine ideale Brennweite.

Aber seit Juli gibt es ja bei einem Wettbewerber eine vergleichbar leistungsfähige Kamera in IV. Auflage, die sich mit Leica sehr gut messen kann und round about 2000,- Euro weniger kostet.

Also muss jeder für sich entscheiden, was ihm der Rote Punkt wert ist.

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