Preview: Hands-On-Praxistest der FujiFilm GFX 50S

Unser erster Eindruck von der spiegellosen Systemkamera mit Mittelformatsensor

Size matters – das gilt für die Sensoren digitaler Kameras nach wie vor. Auch wenn sich mit kleineren Sensoren mittlerweile sehr gute Bildergebnisse erzielen lassen, hat die Sensorgröße noch immer einen entscheidenden Einfluss auf die Bildqualität. Größere Sensoren machen die Kameras allerdings auch unweigerlich größer. Da kommt es gerade recht, dass sich die Abmessungen dank spiegelloser Technik deutlich reduzieren lassen. Eine trotz Mittelformatsensor noch recht kompakte Kamera ist die GFX 50S von FujiFilm. Wir konnten ein Vorserienmodell der kürzlich vorgestellten DSLM testen.

Bei einer Mittelformatkamera steht natürlich der Sensor im Vordergrund. FujiFilm verbaut bei der GFX 50S einen 43,8 x 32,9mm großen CMOS-Sensor mit einer Auflösung von 51,4 Megapixel. Mit einer Fläche von 1441 Quadratmillimetern fällt der Bildwandler rund 66 Prozent größer als bei einer Kleinbildkamera aus, im Vergleich zu einer APS-C-Kamera ist der Sensor etwa viermal größer.

Trotz der vergleichsweise hohen Auflösung von über 50 Millionen Bildpunkten kann jedes einzelne Pixel sehr groß ausfallen und mehr Licht einfangen. Dies erlaubt neben einem geringen Rauschen auch einen größeren Dynamikumfang. Maximal lässt sich bei der GFX 50S ISO 102.400 wählen, minimal kann man sich für ISO 50 entscheiden. Der im 4:3-Format gehaltene Sensor setzt auf eine herkömmliche Bayermatrix, die sonst von FujiFilm verwendete X-Trans-CMOS-Technologie mit einer besonderen Farbfilteranordnung kommt somit nicht zum Einsatz. Als Grund für diesen Schritt nennt FujiFilm einen höheren Entwicklungsaufwand bei einem gleichzeitig nicht allzu großen Vorteil in puncto Detailwiedergabe.

Die Sensorgröße der FujiFilm GFX 50S im Vergleich zu Kleinbild und APS-C:

Genau bei dieser erreicht die FujiFilm GFX 50S ein beeindruckendes Niveau. Unsere Testbilder zeigen eine äußerst feine Detailzeichnung, der große Sensor und die hohe Auflösung zahlen sich zweifellos aus. Der Detailreichtum erlaubt entweder große Prints oder starke Ausschnittsvergrößerungen. Wir konnten uns einige mehrere Quadratmeter große Bilder ansehen. Selbst bei dem hierfür nicht üblichen Betrachtungsabstand von nur rund einem Meter ließen sich kaum störende Pixelstrukturen erkennen. Darüber hinaus punktet die GFX 50S mit einer ausgezeichneten Wiedergabe von Tonwerten.

Beispielaufnahme der FujiFilm GFX 50S mit ISO 100:

100 Prozent-Ausschnitt daraus (JPEG):

Um das volle Auflösungspotenzial der Kamera nutzen zu können, sollte man sich vornehmlich auf niedrige Sensorempfindlichkeiten beschränken. Im besten Fall wird die native Sensorempfindlichkeit von ISO 100 verwendet, höhere ISO-Werte sind jedoch auch kein Problem. Deutlichere Abstriche sind erst ab ISO 3.200 notwendig. Ab hier leidet die Detailwiedergabe schon stärker, wenn das Ergebnis als großformatiger Print ausgegeben werden soll. Bis etwa ISO 12.800 kann die Kamera trotzdem durchaus eingesetzt werden, wenn die Detailwiedergabe nicht die höchste Priorität hat.

Grundsätzlich gilt, dass sich die beste Bildqualität nur beim Einsatz eines Stativs oder entsprechend kurzer Belichtungszeiten erzielen lässt. Für gestochen scharfe Aufnahmen aus der Hand sollte die Belichtungszeit mindestens dem doppelten Kehrwert der Brennweite entsprechen. Unter 1/100 Sekunde würden wir bei Objektiven ohne Stabilisator allerdings auch bei kürzeren Brennweiten generell nicht gehen. Hier sorgen Verwacklungen schnell für eine schlechtere Detailwiedergabe.

Die FujiFilm GFX 50S im Vergleich zur sehr kompakten FujiFilm X-T20:

Kommen wir zu dem Gehäuse und der Bedienung: Die FujiFilm GFX 50S misst ohne Objektiv 14,8 x 9,4 x 9,1cm, damit ist sie in etwa so groß wie eine Profi-DSLR ohne integrierten Batteriegriff. Das Gewicht fällt mit 825g (mit Akku und Speicherkarte) ebenso recht ähnlich aus. Die Canon EOS 5D Mark IV (Testbericht) wiegt beispielsweise 895g. Wer den Einsatz einer Mittelformatkamera wegen der Abmessungen bislang gescheut hat, kann also problemlos zur GFX 50S greifen. Nicht unerwähnt soll an dieser Stelle aber natürlich bleiben, dass Mittelformatobjektive wegen des auszuleuchtenden Bildkreises im direkten Vergleich wesentlich größer als für Kleinbildkameras gerechnete Objektive ausfallen. Während die FujiFilm GFX 50S also kompakt gebaut ist, sind es die Objektive aus physikalischen Gründen nur bedingt.

Das Kameragehäuse der GFX 50S erinnert nicht nur mit seinen Abmessungen an eine Spiegelreflexkamera, die Bedienelemente wurden ebenso klassisch platziert. Dass es sich um eine Kamera von FujiFilm handelt, ist allerdings nicht zu übersehen.

Auf der Oberseite der Mittelformatkamera liegen unter anderem zwei Einstellräder:

Auf der linken Oberseite befindet sich nur das ISO-Wählrad, mit diesem kann man die Sensorempfindlichkeit komfortabel einstellen. Wer das Wählrad auf „A“ dreht, aktiviert die ISO-Automatik. Bei der C-Position lässt sich die ISO-Wahl per im Handgriff integriertem Rad vornehmen. Auf der rechten Oberseite ist die Wahl der Belichtungszeit möglich, und es lässt sich per Taste der Drive-Modus (Einzelbild, Serienbild, Belichtungsreihe, …) festlegen. Zudem befindet sich hier der mit dem Fotoauslöser kombinierte Ein- und Ausschalter. Daneben liegt zudem eine kleine Fn-Taste. Diese wird standardmäßig zur Korrektur der Belichtung verwendet. Beide Einstellräder auf der Oberseite lassen sich arretieren, um ungewünschte Veränderungen zu verhindern.

Bei vielen Tasten lässt sich die Funktion vom Fotografen vorgeben:

Damit der Fotograf zu jeder Zeit alle wichtigen Aufnahmeparameter im Blick hat, verfügt die FujiFilm GFX 50S über ein beleuchtbares, monochromes Kontrolldisplay. Dieses ist sehr gut abzulesen, die Schrift wurde recht groß gestaltet. Auf der Rückseite befindet sich ein weiteres Wählrad, zudem liegen hier ein Steuerkreuz und mehrere Fn-Tasten. Gleich mehrere Tasten lassen sich in ihrer Funktion frei konfigurieren. Der Fokusmodus wird per Schalter oberhalb des Displays verändert, hier liegen zudem die Tasten zum Löschen sowie zum Aufrufen des Wiedergabemodus. Für weitere Eingaben gibt es den von anderen FujiFilm-X-Kameras bekannten Joystick und ein Quickmenü.

Das Kontrolldisplay sorgt zu jeder Zeit für den nötigen Überblick:

Das Bedienkonzept der GFX 50S gefällt uns grundsätzlich gut, einige Tasten und manche Einstellräder hätten unserer Meinung nach aber gerne noch etwas größer ausfallen können. Das kompakte Gehäuse schränkt in dieser Hinsicht natürlich etwas ein. Während die meisten Bedienelemente logisch positioniert wurden und gut zu bedienen sind, gilt dies für die Tasten zum Löschen und für den Wiedergabemodus eher nicht. Beide erreicht man nur durch Umgreifen, was den Praxiseinsatz erschwert. Sehr zu gefallen weiß dagegen das Handling der Mittelformatkamera: Mit dem großen Handgriff auf der Vorderseite sowie der Daumenablage auf der Rückseite kann man die GFX 50S komfortabel und sicher festhalten. Das aus einer Magnesiumlegierung gefertigte Gehäuse verfügt an den dafür nötigen Stellen außerdem über eine rutschhemmende Gummierung. Abdichtungen gegen Staub sowie Spritzwasser und ein Kälteschutz (bis zu minus zehn Grad Celsius) machen den uneingeschränkten Profieinsatz der sehr robust wirkenden Kamera möglich. Für Sicherheit sorgen des Weiteren die beiden Speicherkartenslots, die SD-Karten für ein kamerainternes Backup aufnehmen.

Die aufgenommenen Bilder und Videos können auf zwei SD-Karten abgespeichert werden:

Beim Autofokus setzt FujiFilm auf die Kontrasterkennung. Dies ist in Zeiten der Phasenvergleichsmessung auf Sensorbasis sicherlich nicht mehr ganz zeitgemäß, die FujiFilm GFX 50S ist aber nicht als Actionkamera gedacht. In der Praxis konnten wir mit den zu Beginn angebotenen Objektiven (Fujinon GF32-64mm F4 R LM WR, GF120mm F4 R LM OIS WR Macro und GF63mm F2,8 R WR) fast immer schnell und treffsicher scharfstellen. Der kontinuierliche Autofokus kann mit aktuellen AF-Systemen dagegen nicht mithalten. Dies erwarten wir von einer Mittelformatkamera jedoch auch nicht. Punkten kann die GFX 50S dagegen bei den AF-Optionen, hier muss man kaum Abstriche hinnehmen. Unter anderem kann man aus bis zu 117 AF-Feldern wählen (dies funktioniert per Joystick sehr einfach) und deren Größe festlegen.

Grundsätzlich muss man bei der Mittelformatkamera die hohe Arbeitsgeschwindigkeit loben. Trotz der hochauflösenden Bilder hatten wir im praktischen Einsatz mit keinerlei Wartezeiten zu kämpfen, das Vergrößern der Bilder nach der Aufnahme war beispielsweise ohne Verzögerungen möglich. Der verbaute X Processor Pro ist mit den riesigen Datenmengen also keinesfalls überfordert.

Eine Besonderheit der FujiFilm GFX 50S stellt ihr Schlitzverschluss dar. Diesen findet man bei Mittelformatkameras gewöhnlich nicht. Er arbeitet für seine riesigen Abmessungen vergleichsweise leise, ist aber natürlich deutlich wahrzunehmen. Alternativ lässt sich ein elektronischer Verschluss verwenden. Damit kann die kürzeste Belichtungszeit von 1/4.000 Sekunde auf 1/16.000 Sekunde verkürzt werden.

Die FujiFilm GFX 50S mit aufgestecktem elektronischen Sucher:

Dieser lässt sich auch abnehmen. Die Kamera fällt ohne Sucher etwas kompakter aus:

Die Bildkontrolle machen bei der GFX 50S ein elektronischer Sucher und ein Display möglich. Bei Ersterem hat sich FujiFilm gleich zwei clevere Lösungen einfallen lassen: Den Sucher kann man bei Bedarf abnehmen und die Kamera kompakter machen. Mit einem optionalen Winkeladapter wird zudem eine flexiblere Bildkontrolle ermöglicht. Das Sucherbild erreicht mit 0,85-facher Vergrößerung und 3,69 Millionen Subpixel zweifellos Mittelformat-Niveau. Es ist riesig und zeigt zudem sehr viele Details.

Das Display lässt sich nach oben sowie unten und auch zur rechten Seite schwenken:

Zu gefallen weiß auch das Display: Die 3,2 Zoll große Diagonale, die in drei Richtungen schwenkbare Konstruktion sowie die großen Einblickwinkel gestalten das Betrachten sehr komfortabel. Eingaben kann man darüber dank der Touchoberfläche auch vornehmen. Hierzu sei allerdings gesagt: Dies darf man von einer Kamera im höheren vierstelligen Preisbereich auch erwarten.

Das Hauptmenü der Mittelformatkamera:

Beim Menü und den weiteren Funktionen gleicht die FujiFilm GFX 50S den höherwertigen X-Modellen. Das Kameramenü besteht aus sechs Reitern mit weiteren Optionen sowie einem frei konfigurierbaren Quickmenü. Die Wahl des Belichtungsprogramms erfolgt über die unterschiedlichen Kombinationen des Blendenrings und des Verschlusszeitenwählrades.

Darüber hinaus sind auch die bekannten Filmsimulationen vorhanden. Wer bislang mit einer Kamera von FujiFilm fotografiert hat, muss sich somit quasi nicht umstellen. Videos speichert die GFX 50S in Full-HD mit 30 Vollbildern pro Sekunde und einer ordentlichen Bildqualität. Der Einsatz als Videokamera ist bei diesen Spezifikationen trotzdem nur selten sinnvoll.

Die FujiFilm GFX 50S mit den drei zu Beginn erhältlichen Objektiven:

Unser Fazit:
Die FujiFilm GFX 50S überzeugt mit einer Top-Bildqualität, selbst bei höheren ISO-Werten lässt sich mit der Kamera noch gut arbeiten. Das Bedienkonzept ist bis auf wenige Ausnahmen gelungen, mit vielen – auch frei konfigurierbaren – Tasten und einigen Einstellrädern kann man zielgerichtet arbeiten. Des Weiteren liegt die Mittelformatkamera sehr gut in der Hand, das Gehäuse ist robust sowie abgedichtet und der Autofokus in klassischen Aufnahmesituationen flott.

Die Digitalkamera punktet grundsätzlich mit einer hohen Arbeitsgeschwindigkeit, Wartezeiten gibt es kaum. Das Display und der abnehmbare Sucher wissen ebenfalls sehr zu gefallen. Die Abmessungen kann man für ein Mittelformatmodell als kompakt bezeichnen, bei den Objektiven sind kompakte Konstruktionen aber nur schwer möglich. Wer bislang mit einer DSLR der Profiklasse fotografiert hat, wird in puncto Größe und Gewicht kaum etwas auszusetzen haben.

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