Testbericht des AF-S Nikkor 28mm F1,4E ED

Lichtstarke Weitwinkel-Festbrennweite für Spiegelreflexkameras von Nikon

Das AF-S Nikkor 28mm F1,4E ED ist eine seit dem Frühling 2017 von Nikon angebotene Festbrennweite der neuesten Generation. Sie wurde für Aufnahmen bei jedem Licht entwickelt und soll dank – laut Nikon – erstklassiger Auflösung auch das Fotografieren mit vollständig geöffneter Blende ermöglichen. Wir haben uns das vor allem für den Einsatz an Vollformatkameras (FX-Format) entworfene Objektiv näher angesehen.

Lieferumfang:
Zum Lieferumfang des AF-S Nikkor 28mm F1,4E ED gehören eine Gegenlichtblende (HB-83) sowie ein passender Front- und Rückdeckel. Zudem liegen ein Transportbeutel und wie üblich kurze Garantie-Informationen sowie ein Handbuch bei.

Das standardmäßige Zubehör:

Technische Daten, Verarbeitung und Handhabung:
Mit dem AF-S Nikkor 28mm F1,4E ED bietet Nikon eine Festbrennweite der Oberklasse an. Neben den stattlichen Abmessungen von 8,3 x 10,1cm und einem Gewicht von 645g zeigt das auch der Preis des Objektivs. Eine unverbindliche Preisempfehlung von 2.399 Euro und ein Marktpreis von etwas mehr als 2.000 Euro (Stand April 2018) sind für ein Modell dieser Brennweite eine Ansage.

Nikon will mit dem AF-S Nikkor 28mm F1,4E ED nicht kleckern, sondern klotzen – um es einmal etwas überspitzt auszudrücken. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Nikon das Objektiv auf seiner Liste der für die Nikon D850 (Testbericht) geeigneten Modelle aufführt. Wer nicht ganz so viel Geld übrig hat oder keine Lichtstärke von F1,4 benötigt, kann unter anderem zum deutlich günstigeren AF-S Nikkor 28mm F1,8G greifen.

Das AF-S Nikkor 28mm F1,4E ED fällt für ein 28mm-Objektiv vergleichsweise groß und schwer aus:

Das AF-S Nikkor 28mm F1,4E ED sorgt mit 28mm Brennweite an einer Vollformatkamera (bei Nikon FX genannt), wie der eben erwähnten Nikon D850 oder Nikon D750 (Testbericht), für den Bildwinkel eines klassischen Weitwinkelobjektivs. Der Einsatz ist damit recht variabel möglich, unter anderem eignet sich die Festbrennweite für den Reportage-Einsatz. Wer die Linse an einer APS-C-Kamera (von Nikon als DX bezeichnet) nutzt, erhält 42mm Brennweite (kleinbildäquivalent). Auch damit lässt sich in vielen Situationen gut arbeiten. Wer keine Kamera mit Sensor im FX-Format besitzt, sollte sich den Kauf trotzdem gut überlegen. Das hohe Gewicht und der Preis lassen andere Modelle mit ähnlichen Brennweiten deutlich attraktiver erscheinen. Beim Einsatz im APS-C-Modus einer FX-DSLR (möglichst mit 36 Megapixel Auflösung oder mehr) macht sich das AF-S Nikkor 28mm F1,4E ED jedoch gut. An der D850 ergeben sich dann beispielsweise Bilder mit 19,4 Megapixel.

Der Fokusring und ein Schalter für den Fokusmodus sind die einzigen Bedienelemente:

Die Blende der Festbrennweite lässt sich zwischen F1,4 und F16 wählen, neun abgerundete Lamellen sorgen für eine praktisch kreisrunde Öffnung. Im Gegensatz zu vielen anderen Objektiven von Nikon wird die Blende, wie das „E“ hinter der Blendenangabe signalisiert, elektromagnetisch gesteuert. Diese lässt sich dadurch unter anderem genauer anpassen. Gleichzeitig bedeutet dies aber, dass ältere Kameras das Ansteuern der Blende nicht unterstützen. Nikon gibt an, dass Kameras ab der Nikon D3, D300 oder D3100 zu Objektiven mit elektromagnetischer Blendensteuerung kompatibel sind. In der Praxis dürfte diese Einschränkung somit nur die wenigsten Kamerabesitzer betreffen.

Die optische Konstruktion der Festbrennweite:

Die optische Konstruktion des AF-S Nikkor 28mm F1,4E ED umfasst 14 Linsen in elf Gruppen, durch zwei ED-Linsen und drei asphärische Elemente möchte Nikon das Auftreten von Abbildungsfehlern so weit wie möglich minimieren. Von der Nanokristallvergütung der Linsenoberflächen werden Reflexionen verhindert. Die Fluorvergütung der äußeren Linsenflächen soll des Weiteren Verschmutzungen reduzieren. Natürlich wird bei der Festbrennweite nicht auf Abdichtungen verzichtet, Staub und Tropfwasser sollen dadurch nicht ins Innere vordringen können. Eine Gummilippe am Bajonett dichtet dieses ab.

Eine Gummilippe dichtet das aus Metall bestehende Bajonett ab:

Das Gehäuse des AF-S Nikkor 28mm F1,4E ED wird aus Kunststoff gefertigt, der zu den hochwertigen Varianten gehört. Beim Bajonett kommt, wie bei allen Objektiven oberhalb der Einsteigerklasse, Metall zum Einsatz. An Schaltern befindet sich am Objektiv genau einer (M/A und M), per Fokusring lässt sich manuell scharfstellen. Filter lassen sich in ein 77mm großes Gewinde schrauben.

Für Filter gibt es ein 77mm großes Gewinde:

Autofokus/manueller Fokus:Als Fokusmotor setzt Nikon beim AF-S Nikkor 28mm F1,4E ED auf den bekannten Silent-Wave-Motor (SWM). Dieser arbeitet nicht nur leise (wenn auch durchaus hörbar), sondern auch schnell. Des Weiteren punktet er mit der Möglichkeit, jederzeit manuell eingreifen zu können. Im Test konnten wir mit dem AF-S Nikkor 28mm F1,4E ED und einer Nikon D850 in 0,20 Sekunden fokussieren, der Autofokusmotor stellt also flott scharf.

Eine Entfernungsskala zeigt die aktuell eingestellte Aufnahme-Entfernung an, diese hilft natürlich auch beim manuellen Scharfstellen. Das gelingt mit dem breiten und griffigen Fokusring gut, der Widerstand fällt beim Drehen angenehm aus. Die Naheinstellgrenze des Objektivs liegt bei 28cm, der größte Abbildungsmaßstab bei 1:5,9. Makroaufnahmen sind damit natürlich kein Thema, in der Praxis kommt man aber recht nahe an das Motiv heran.

Eine Fokusskala erlaubt das Ablesen der Motiventfernung:

Bildqualität:
Da wir die Nikon D850 für den gesamten Test des AF-S Nikkor 28mm F1,4E ED verwendet haben, ist hier natürlich auch die Bildqualität eingeschlossen. Der 45,4 Megapixel-Sensor der DSLR fordert Objektive so stark wie kein anderes aktuelles Modell von Nikon. An Kameras mit geringeren Auflösungen sind daher bessere Ergebnisse zu erwarten.

In der Bildmitte löst die Festbrennweite unabhängig von der Blendenöffnung hoch auf. Während wir die Detailwiedergabe bei Offenblende, also F1,4, als gut bis sehr gut einstufen, lassen sich durch ein  Abblenden noch etwas mehr Details herauskitzeln. Bei F2 sehen wir einen Anstieg auf ein sehr gutes Niveau, bei F2,8 auf ein exzellentes. Danach ändert sich bis F8 praktisch nichts mehr, ab F8 setzt die Beugungsunschärfe ein.

Am Bildrand sieht das anders aus. Bei der größten Blendenöffnung zeigen die Ränder eine sichtbare Unschärfe, damit kann man bei Landschaftsaufnahmen kaum arbeiten. Um eine Stufe abgeblendet sind deutliche Verbesserungen sichtbar, überzeugend fällt die Detailwiedergabe aber trotzdem nicht aus. Bei F2,8 lässt sich ein weiterer "Schärfesprung" erkennen, die Bildqualität fällt jetzt gut aus. Weiteres Abblenden sorgt für eine sehr gute (F4) bzw. exzellente (F5,6) Abbildungsleistung. Spätestens ab F11 ruft die Beugungsunschärfe eine schlechtere Detailwiedergabe hervor. Das Schärfemaximum sehen wir bei F5,6.

Die Verzeichnung des AF-S Nikkor 28mm F1,4E ED ist leicht tonnenförmig, bis auf kritische Motive sollte dies aber nicht auffallen. Anders sieht das bei der Randabschattung aus. Bei F1,4 kann man eine deutliche Vignette erkennen, die zweifellos stört. Wer die dunklen Ecken nicht per Software korrigieren möchte, kann natürlich auch abblenden. Bei F2 ist die Randabschattung weiterhin vorhanden, aber weit weniger problematisch als bei Offenblende. Bei F2,8 fällt sie kaum mehr auf, bei F4 ist sie faktisch verschwunden.

Links eine Aufnahme ohne Verzeichnungskorrektur, rechts mit Korrektur:

Chromatische Aberrationen sind in der Bildmitte allenfalls bei Offenblende zu sehen. Am Bildrand sind sie dagegen auffälliger und erst bei F11 nicht mehr vorhanden.

Links eine Aufnahme ohne Vignettierungskorrektur, rechts mit Korrektur (jeweils F1,4):

Flares mussten wir beim Test des AF-S Nikkor 28mm F1,4E ED schon mutwillig provozieren, abseits davon gab es keine Probleme. Das Bokeh ist für ein Weitwinkelobjektiv bei Offenblende sehr weich, die Unschärfekreise fallen allerdings schon leicht außerhalb des Zentrums nicht mehr vollständig rund aus.

Angesichts der durchaus vorhandenen Schwächen bei Offenblende würden wir das AF-S Nikkor 28mm F1,4E ED bei Priorität des Bildzentrums ab F2 einsetzen, sofern eine sehr gute Schärfeleistung gefragt ist. Bei Porträtaufnahmen und in Situationen, in denen man mit einer guten Detailwiedergabe auskommt, ist aber auch F1,4 zweifellos nutzbar. Sofern eine durchgängig gute Abbildungsleistung bis zum Rand gewünscht ist, sehen wir F5,6 bis F8 als das Optimum an. Dies gilt wohlgemerkt für die sehr hoch auflösende Nikon D850.

Beispielaufnahmen:

JPEG-Bilder:

Unser Fazit:
Das AF-S Nikkor 28mm F1,4E ED ist mit F1,4 ein besonders lichtstarkes Objektiv, das auch an hochauflösenden Kameras scharfe Bildergebnisse liefert. Diese Aussage gilt jedoch nicht uneingeschränkt. Während bei typischen Porträt- oder Reportage-Aufnahmen mit dem Motiv im Bildzentrum auch die Offenblende eine Option darstellt, sollte für eine sehr hohe Detailwiedergabe von der Mitte bis zum Rand mindestens auf F4 abgeblendet werden. Dies reduziert auch die sonst auffällige Vignettierung und die sichtbaren chromatischen Aberrationen auf ein Minimum.

Das AF-S Nikkor 28mm F1,4E ED punktet u. a. mit seiner hohen Lichtstärke und dem SWM-Antrieb:

Die Verarbeitung des AF-S Nikkor 28mm F1,4E ED ist trotz Kunststoffgehäuse hochwertig, Abdichtungen sind vorhanden. Der schnelle und leise Fokusmotor arbeitet durchweg gut. Als negative Punkte müssen das hohe Gewicht und der Preis genannt werden. Nikon lässt sich die F1,4-Blende sehr gut bezahlen.

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