Testbericht des Sony FE 24-70mm F2,8 GM

Profizoom von Sony mit durchgängiger Lichtstärke von F2,8

Jedes Kamerasystem, das unter professionellen Gesichtspunkten ernst genommen werden möchte, muss Zoomobjektive im Bereich von 24 bis 70mm sowie 70 bis 200mm mit einer Lichtstärke von F2,8 im Portfolio zu bieten haben. Bei Sony sah es in dieser Hinsicht bis zum Frühjahr 2016 schlecht aus, nur mit adaptierten Objektiven konnten die genannten Brennweiten mit durchgängig F2,8 genutzt werden. Diese Zeit ist allerdings vorbei, denn neben dem FE 70-200mm F2,8 GM ist ein weiteres Modell für 24 bis 70mm erschienen. Beide gehören zur neuen „G Master“-Objektivserie, die höchste Ansprüche erfüllen soll. Wir haben das Sony FE 24-70mm F2,8 GM einem Test unterzogen.

Technische Daten, Verarbeitung und Handhabung:
Lichtstarke Zoomobjektive, die Vollformatsensoren ausleuchten, sind groß und schwer. Daran sind Spiegelreflexfotografen, die oftmals auch nicht allzu leichte Kameramodelle verwenden, gewöhnt. Seit die deutlich leichteren spiegellosen Systemkameras bewiesen haben, dass sie ebenfalls in der Lage sind, Bilder mit einer sehr guten Qualität zu liefern, dürften nicht wenige Fotografen aber auf kompakte, leichte und zugleich lichtstarke Zoomobjektive für spiegellose Systemkameras gehofft haben.

Wer das Sony FE 24-70mm F2,8 GM gesehen hat oder in der Hand halten konnte, wird diese Hoffnung aber schnell aufgeben. Das 2,9-fach Zoom misst stattliche 8,8 x 13,6cm und bringt 880g auf die Waage. Damit ist es rund 250g schwerer als die von uns zum Test verwendete Sony Alpha 7R II (Testbericht).

Das Standardzoom ist mit 880g ein echter Brocken und ebenso alles anderes als kompakt:

Das hohe Gewicht der Optik wirkt sich natürlich auf das Handling aus. Mit Objektiv wird die Kombination aus Alpha 7R II und Sony FE 24-70mm F2,8 GM sehr deutlich Objektiv-lastig, mit einer Hand kann man effektiv nicht mehr arbeiten. Der Einsatz des optional erhältlichen Batteriegriffs ist daher grundsätzlich zu empfehlen. Ohne benötigt man in jedem Fall zwei Hände zum Festhalten.

Der optische Aufbau des Sony FE 24-70mm F2,8 GM:

Sony hat allerdings einen guten Grund gehabt, das FE 24-70mm F2,8 GM derartig zu dimensionieren: die „Bildqualität“. Durch 18 Linsen in 13 Gruppen soll das Zoom auch höchste Ansprüche erfüllen können, bei fünf Linsen setzt Sony unter anderem auf Sondergläser. Dies sind eine XA-, eine Super-ED-, eine ED- und zwei asphärische Linsen.

Sowohl das Gehäuse als auch das Bajonett sind sehr solide verarbeitet:

Ein weiterer Grund für das höhere Gewicht ist das robuste Äußere: Das Objektivgehäuse besteht wie das Bajonett aus Metall und macht einen sehr soliden Eindruck. Abdichtungen gegen Staub und Feuchtigkeit sind vorhanden. Für optische Filter steht ein 82mm messendes Frontgewinde zur Verfügung. Dieses rotiert nicht und vereinfacht das Verwenden von Polfiltern.

Das Objektiv mit maximal ausgefahrenem Tubus bei 70mm Brennweite:

Wer das FE 24-70mm F2,8 GM von Sony an APS-C-Kameras verwendet, erhält kleinbildäquivalente 36 bis 105mm. Hier fällt der Weitwinkelbereich quasi völlig weg und man verwendet ein telelastiges Standardzoom. Dass das Handling an den sehr leichten APS-C-Kameras alles andere als optimal ausfällt, versteht sich quasi von selbst.

Der gummierte und breite Zoomring des FE 24-70mm F2,8 GM fiel bei unserem Modell etwas schwergängig aus, allerdings muss auch eine große Masse bewegt werden. Ein selbstständiges Herausfahren des Tubus („Zoom Creeping“) haben wir nicht festgestellt. Mit dem Zoom-Lock bei 24mm Brennweite ließe sich dies aber auch verhindern.

Das Filtergewinde nimmt besonders große Modelle mit 82mm Durchmesser auf:

Ein optischer Bildstabilisator ist beim FE 24-70mm F2,8 GM leider nicht vorhanden, bei den neuesten Kameramodellen hat Sony diesen allerdings integriert. Unter anderem bei den ersten Alpha-7-Kameras muss auf eine Stabilisierung aber vollständig verzichtet werden. Das ist doch etwas bedauerlich.

Mit dem vorderen Einstellring wird manuell fokussiert, mit dem hinteren die Brennweite verändert:

Autofokus/manueller Fokus:
Der Autofokusmotor des FE 24-70mm F2,8 GM nennt sich Sony Direct Drive SSM und arbeitet auf Ultraschallbasis. Die Fokussierung erfolgt blitzschnell und effektiv geräuschlos. Wir haben an der Alpha 7R II eine Fokussierungszeit von nur 0,17 Sekunden gemessen – ein ansehnlicher Wert. Egal, ob sich das Motiv bewegt oder steht, präzise scharfstellen kann man es mit dem FE 24-70mm F2,8 GM eigentlich immer.

Gut: Als eines von recht wenigen E-Mount-Objektiven von Sony verfügt das FE 24-70mm F2,8 GM über einen AF/MF-Schalter, der Weg über die Kamera ist somit kein Muss. Der Fokusring des Zooms ist sehr breit und gut festzuhalten, bei unserem Modell ließ er sich allerdings nicht immer sanft drehen. Durch die „Focus by wire“-Bauweise wird der Fokusmotor auch zum manuellen Scharfstellen verwendet.

Bei der Alpha 7R II ist das "Paket" aus Kamera und FE 24-70mm F2,8 GM deutlich Objektiv-lastig:

Bildqualität:
Für unseren Test der Abbildungsleistung haben wir die Sony Alpha 7R II (Testbericht) mit einem 42,2 Megapixel auflösenden Exmor R Sensor verwendet. Dieser fordert Objektive mit seiner sehr hohen Auflösung wie kein anderer Sensor von Sony.

Bei der Abbildungsleistung erzielt das FE 24-70mm F2,8 GM gute bis ausgezeichnete Ergebnisse. Bei 24mm Brennweite werden schon bei Offenblende sehr viele Details wiedergegeben. Im Bildzentrum wird ein sehr gutes Niveau erreicht, an den Rändern ein gutes bis sehr gutes. Um eine Stufe abgeblendet, also bei F4, fällt die Bildmitte exzellent aus, die Ränder können ebenso auf ein exzellentes Niveau zulegen. Bei F5,6 lassen sich die Bildecken noch etwas verbessern, im Zentrum beginnt die Schärfe schon wieder abzusinken. Sie bleibt aber nach wie vor auf einem exzellenten Niveau. Dieses wird bis F11 gehalten. Die Schärfe am Bildrand ist weiterhin sehr gut. Bei 24mm erreicht das FE 24-70mm F2,8 GM somit Festbrennweiten-Niveau, die Abbildungsleistung ist zweifellos hervorragend.

Auflösungsvergleich von Blende F2,8 bis F11 (100-Prozent-Ansicht) bei 24mm:

Bei 35mm wird nicht ganz das Ergebnis der Weitwinkelstellung erreicht. Offen, also bei F2,8,
kann man die Abbildungsleistung im Zentrum als sehr gut bezeichnen; an den Rändern wird ein gutes Niveau erreicht. Das Abblenden um einen Blendenwert auf F4 verbessert die Bildschärfe noch einmal um ein gutes Stück: In der Bildmitte ist das Ergebnis nun exzellent, an den Rändern gut bis sehr gut. Bei F5,6 fallen sowohl das Zentrum als auch die Ränder exzellent aus. Bei F8 und F11 ändert sich nicht mehr viel, im Zentrum geht die Bildschärfe wegen der Beugung wieder minimal zurück.

Auflösungsvergleich von Blende F2,8 bis F11 (100-Prozent-Ansicht) bei 35mm:

Die "schwächste" Brennweite des Sony FE 24-70mm F2,8 GM ist das Teleende bei 70mm. Hier schneidet das Zoom im Zentrum und bei F2,8 gut bis sehr gut ab, an den Rändern ist das Ergebnis befriedigend. Durch das Abblenden auf F4 wird die Bildmitte auf ein exzellentes Niveau gesteigert, die Bildränder werden etwas verbessert. Bei F5,6 und F8 werden Details im Zentrum weiterhin exzellent wiedergegeben, ab F8 erreichen auch die Ränder ein gutes Niveau. Das Abblenden auf F11 sorgt hier sogar noch einmal für eine leichte Steigerung.

Auflösungsvergleich von Blende F2,8 bis F11 (100-Prozent-Ansicht) bei 70mm:

Bei der Verzeichnung zeigt das FE 24-70mm F2,8 GM ein für ein Standardzoom typisches Bild. Im Weitwinkel (bei 24mm) ist eine deutliche tonnenförmige Verzeichnung zu sehen, am Teleende fällt sie dagegen kissenförmig aus. Von der automatischen Korrektur wird das Problem allerdings fast vollständig beseitigt.

Bei 24mm: Links eine Aufnahme ohne Verzeichnungskorrektur, rechts mit Korrektur:

Bei 70mm: Links eine Aufnahme ohne Verzeichnungskorrektur, rechts mit Korrektur:

Eine Randabschattung ist bei einem lichtstarken Vollformat-Zoom natürlich vorhanden, per Korrektur bekommt man diese aber problemlos in den Griff. Zu stark ist sie keinesfalls, ohne Korrektur aber auch deutlicher zu sehen.

Bei 24mm: Links eine Aufnahme ohne Vignettierungskorrektur, rechts mit Korrektur (jeweils F2,8):

Bei 70mm: Links eine Aufnahme ohne Vignettierungskorrektur, rechts mit Korrektur (jeweils F2,8):

Chromatische Aberrationen sind uns im Test in größerem Ausmaße nur am Bildrand aufgefallen, selbst hier kann man sie aber bei Weitem nicht als problematisch bezeichnen. Das Bokeh des FE 24-70mm F2,8 GM weiß für ein Zoomobjektiv sehr zu gefallen, die Unschärfebereiche fallen harmonisch und weich aus.

Beispielaufnahmen:

JPEG- und RAW-Aufnahmen:

Unser Fazit:
Mit dem FE 24-70mm F2,8 GM hat Sony ein Premium-Objektiv im Portfolio, das in nahezu jedem Punkt zu den Flaggschiff-Zooms anderer Hersteller aufschließen kann. Die Verarbeitung ist exzellent, der Autofokus arbeitet sehr schnell sowie geräuschlos, und auch in puncto Bildqualität sind die Ergebnisse gut bis hervorragend.

Schon bei Offenblende fallen die Bildecken am Weitwinkelende scharf aus, am Teleende sind sie noch gut. Abblenden um eine bis zwei Stufen hebt die Detailwiedergabe auf ein sehr gutes bis exzellentes Niveau.

Das Objektiv überzeugt mit einer guten bis – vor allem im Weitwinkel – exzellenten Schärfe:

Am Ende müssen als „negative“ Punkte nur das Gewicht und die Abmessungen genannt werden. Das Sony FE 24-70mm F2,8 GM ist riesig und schwer. Hierzu sei allerdings gesagt, dass die meisten anderen vergleichbaren lichtstarken Zoomobjektive auch nicht kleiner oder leichter sind.

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Beim Auflösungsvergleich von Blende F2,8 …

Beim Auflösungsvergleich von Blende F2,8 bis F11 (100-Prozent-Ansicht) bei 70mm scheinen die Bilder besonders bei Blende 4 und 5,6 Bewegungsunschärfe zu zeigen und nicht Auflösungsschwäche. Wahrscheinlich die Kamera auf dem Stativ gehabt und den Stabilisator nicht ausgeschaltet?

Soo schlecht in den Ecken …

Soo schlecht in den Ecken kann das Objektiv doch wohl nicht sein, da ist ja mein 28-70 für 200 Euro besser... Da muss ein Fehler vorliegen, entweder im Objektiv, oder beim Meß-Aufbau...

Objektivlastig sind fast alle guten …

Objektivlastig sind fast alle guten Objektive an der Sony A7 Serie. Wer mit der A7 einige Jahre gearbeitet hat, hat damit auch kein Problem. Ich habe das bewertete Objektiv und auch das FE 70-300mm. Beide haben aus meiner Erfahrung ein eher geringes Gewicht und ich kann die Kamera problemlos einhändig bedienen. Ich weis nicht wie man auf die Idee kommt, dass die Objektive schwer oder gar teuer sind, wenn vergleichbare Objektive anderer Hersteller noch schwerer und teurer sind. Man könnte meinen, dass man händeringend nach etwas negativen sucht.

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