Preview: Hands-On der Panasonic Lumix DC-S1(R)

Unser Ersteindruck von Panasonics neuen Vollformat DSLM-Kameras

Spiegellose Systemkameras mit großen Sensoren sind aktuell der Trend Nummer Eins. Seit der Photokina 2018 ist bekannt, dass auch Panasonic diesen Weg geht und damit sein MFT-System ergänzt. Vollformatkameras sollen die beste Bildqualität ermöglichen und Micro-Four-Thirds-Kameras kompakt sowie leicht ausfallen. Wir konnten die Panasonic Lumix DC-S1, die  Allroundkamera der neuen Lumix S-Serie, bereits unter die Lupe nehmen. Unser Hands-On-Test ist mit einem Vorserienmodell erfolgt, so dass sich die ab März 2019 im Handel erhältlichen Modelle noch leicht unterscheiden können. Über die Bildqualität der Kameras können wir wegen des Vorserienstatus noch keine finale Aussage treffen.


Panasonic Lumix DC-S1R und Panasonic Lumix DC-S1 – diese beiden Modellnamen bezeichnen die ersten spiegellosen Systemkameras von Panasonic mit einem Sensor in Vollformatgröße. Beide Kameras weichen technisch nur in puncto Bildwandler voneinander ab, daraus resultieren in der Praxis aber gleich mehrere Unterschiede.

Natürlich die Bildqualität der Fotos, zudem die Videofeatures oder die Länge der Aufnahmeserie mit höchster Geschwindigkeit. In den meisten anderen Bewertungskriterien entspricht die Panasonic Lumix DC-S1 der Lumix DC-S1R. Unsere Erfahrungen, die wir mit der S1 gemacht haben, lassen sich daher größtenteils auf die S1R übertragen.

Auf der Oberseite der Lumix L-Modelle befindet sich ein Kontroll-Display:

Das Programmwählrad und der Schalter für den Auslösemodus sind wie bei der G9 angeordnet:

Schon die Flaggschiffmodelle der GH-Serie gehörten nicht zu den kleinen Kameras, die S1 und S1R sind aber nochmals größer. Mit 14,9 x 11,0 x 9,7cm gibt es aktuell keine größeren DSLM-Modelle unterhalb der Mittelformatklasse, selbst die FujiFilm GFX 50S fällt ein Stück kleiner aus. Das Gewicht bewegt sich ohne Objektiv bei knapp 900g, sogar einige Semi-Profi-Spiegelreflexkameras sind leichter. User, die sich kleine Kameras wünschen, will Panasonic mit den S-Modellen aber gar nicht ansprechen. Die DSLMs sollen Werkzeuge sein, die Foto- und Videografen die bestmögliche Leistung und einen hohen Bedienkomfort bieten. Dafür sorgen unter anderen ein Kontroll-Display auf der Oberseite, ein Joystick auf der Rückseite, diverse Direktwahltasten, Schalter und Einstellräder. Ungewollte Eingaben verhindert beispielsweise ein Lockschalter, die zum Teil beleuchtbaren Tasten helfen bei wenig Licht. Ambitionierten Fotografen, die möglichst viele Parameter schnell einstellen möchten, werden die Lumix-S-Kameras sicherlich gefallen. Die meisten Tasten sind sehr groß und liegen weit auseinander. Die Gefahr von Fehleingaben wird dadurch verringert. Die Schalter empfanden wir im ersten Test dagegen als etwas klein, teilweise außerdem als etwas hakelig.

Auf der Rückseite befinden sich diverse unterschiedliche Bedienelemente:

Das Handling der Lumix S-Modelle wird wegen des hohen Gewichts nicht jedem zusagen. Ein großer Griff sorgt jedoch immerhin für ein angenehmes Griffgefühl. Daneben punktet das Gehäuse mit einer erstklassigen Verarbeitung. Durch die verwendete Magnesiumlegierung fühlt es sich besonders robust an, an der Langlebigkeit haben wir keine Zweifel. Abdichtungen (Staub und Spritzwasser) sind selbstverständlich vorhanden, Panasonic nennt als niedrigste Arbeitstemperatur bis zu minus zehn Grad Celsius. Für uns ist daher klar: Wer eine besonders robuste Ausrüstung benötigt, liegt bei den Lumix S-Modellen goldrichtig.

Eine Kamera muss aber natürlich nicht nur solide sein, die weiteren Daten müssen ebenso überzeugen. Das gilt unter anderem für die Bildqualität. Wegen des bereits erwähnten Vorserienstatus unseres Testmodells können wir die Bildqualität noch nicht abschließend bewerten. Die Sensoren wurden für eine effizientere Lichterfassung optimiert, dafür kommen beim 47 Megapixel-Sensor neue Mikrolinsen und verbesserte Lichtwellenleiter zum Einsatz. Auf einen Tiefpassfilter wird zugunsten einer besseren Detailwiedergabe bei beiden DSLMs verzichtet. Ob die Sensoren front- oder rückseitig belichtet werden, gibt Panasonic nicht preis.

Beide Lumix S-Kameras sind mit einem beweglich gelagerten Vollformat-Sensor ausgestattet:

Wie bei verschiedenen Lumix G-Kameras übernehmen die Sensoren noch zwei andere Aufgaben: Zum einen wird über deren bewegliche Lagerung die Bildstabilisierung realisiert. Panasonic nennt als Kompensationsleistung bis zu 5,5 Blendenstufen, in Kombination mit einem Dual I.S.-fähigen Objektiv sind es bis zu sechs Blendenstufen. In der Praxis sehen wir die Stabilisierungsleistung deutlich darunter (circa drei bis vier Blendenstufen), dieser Wert kann sich bei unseren finalen Tests mit einem Serienmuster jedoch noch ändern.

Die folgenden beiden Bilder wurden wegen dem Vorserien-Status unserer Testkamera in der höchstmöglichen Auflösung aufgenommen und mit Photoshop auf ein Viertel der Auflösung heruntergerechnet. Die Ausschnitte zeigen dadurch nicht die 100-Prozent-Ansicht, lassen sich aber trotzdem gut vergleichen:

Beim zweiten Feature handelt es sich um die Pixel-Shift-Aufnahme im High-Resolution-Modus. Hier werden acht Einzelbilder zu einem Foto zusammengerechnet, das ermöglicht Aufnahmen mit einer höheren Detailwiedergabe. Unseren Vergleich, den wir mangels finaler Geräteversionen nicht in voller Auflösung veröffentlichen können, zeigt auf jeden Fall einen deutlichen Unterschied. Für High-Resolution-Fotos wird allerdings ein Stativ benötigt und bewegte Motive lassen sich nur mit Einbußen bei der Bildqualität fotografieren. Für diese hat Panasonic einen zusätzlichen Modus integriert, der bestimmte Bildbereiche automatisch mit Teilen von Einzelbildern ersetzt. Die Auflösung der mit dem High-Resolution-Modus gespeicherten Bilder beträgt bei der Panasonic Lumix DC-S1 96 Megapixel und bei der Panasonic Lumix DC-S1R genau 187 Megapixel.

Im ersten Slot der Kameras findet eine XQD-Karte Platz, im zweiten ein SD-Modell:

Zur automatischen Fokussierung nutzt Panasonic die schon länger zum Einsatz kommende Depth-From-Defocus-Technologie und die Kontrastmessung. Der Autofokus wird mit Fokussierungszeiten von nur 0,08 Sekunden beworben, auch bei wenig Licht (ab -6EV notwendig) oder geringem Kontrast (ab -3EV) soll das präzise Fokussieren möglich sein. In unserem ersten Praxistest können wir die gute Fokussierung bei schlechten Lichtverhältnissen bestätigen, bei wenig kontrastreichen Motiven sehen wir jedoch Luft nach oben. So kam es des Öfteren vor, dass der Autofokus das Motiv erst nach einem deutlichen Pumpen scharfstellen konnte. Sobald das Motiv vom Fokus erfasst wurde, verfolgte es die Kamera (Testmodell Panasonic Lumix DC-S1) präzise. Ob dies auch bei sehr schnellen Motiven zutrifft, wird unser ausführlicher Testbericht zeigen. Dass sich beide Kameras nur bedingt für Action- oder Sportfotos eigenen, macht aber schon die vergleichsweise geringe Bildrate mit kontinuierlichem Autofokus (AF-C) klar. Sechs Bilder pro Sekunde sind im Vergleich zur Canon EOS R zwar etwas mehr, viele andere Kameras sind aber noch schneller. Mit einmaliger Vorfokussierung lässt sich die Aufnahmegeschwindigkeit auf neun Bilder pro Sekunde steigern, bei einigen Motiven sind Fotografen jedoch auf die kontinuierliche Fokussierung angewiesen. AF-Modi haben die DSLMs von Panasonic jede Menge zu bieten, die Gesichts- und Augenerkennung funktionierten im Test gut.

Das Menü mit teilweise erneuertem Aufbau:

Das Menü seiner neuen spiegellosen Vollformatkameras hat Panasonic zwar nicht grundsätzlich neu gestaltet, es wurden jedoch zahlreiche Optimierungen vorgenommen. Die Reiter wurden in weitere Untermenüs unterteilt, was die Suche etwas erleichtert. Das konfigurierbare „Mein Menü“ erlaubt das Zusammenstellen eigener Menüreiter und erwies sich in der Praxis als sehr hilfreich.

Die Sucher der spiegellosen Vollformatkameras Panasonic Lumix DC-S1R und Panasonic Lumix DC-S1 entspricht nicht nur dem aktuellsten Standard, der Hersteller setzt damit sogar neue Maßstäbe. Die Auflösung der OLED-Modelle liegt bei 5,76 Millionen Subpixel. Das sind rund 50 Prozent mehr Pixel als bei den Suchern der Sony Alpha 7R III, der Nikon Z 7/Z 6 oder der Canon EOS R. Trotz der sehr hohen Pixelzahl geben die Sucher auf Wunsch 120 Bilder pro Sekunde wieder (alternativ 60 Bilder pro Sekunde), was einem bei bewegten Motiven entgegenkommt. Als weitere technische Daten gibt Panasonic die 0,78-fache Vergrößerung und eine Verzögerung von nur 0,005 Sekunden an. Unser Praxiseindruck vom Sucher: knackscharf, sehr flüssig und sehr gut einzusehen. Wer die Ecken, zum Beispiel als Brillenträger, nicht ganz optimal überblicken kann, wählt ein etwas kleineres Sucherbild. Dieses können Nutzer in drei Stufen verändern. Die Sucher der Lumix-S-Kameras müssen dadurch als State of the Art und als in jeder Hinsicht gelungen bezeichnet werden.

Das 3,2 Zoll große LCD lässt sich in drei Richtungen schwenken:

Das Display der spiegellosen Systemkameras sorgte bei der ersten Ankündigung für gemischte Gefühle. Besonders Videografen trauerten – oder trauern noch immer – der dreh- und schwenkbaren Aufhängung der GH5 hinterher. Bei der Lumix S-Serie hat sich Panasonic für ein drehbares LCD entschieden. Es wurde sowohl nach unten als auch nach oben und zusätzlich nach rechts schwenkbar konstruiert. Diese Lösung bietet gegenüber herkömmlichen LCDs eine zusätzliche Schwenkrichtung. Die Person vor der Kamera kann sich leider nicht sehen – das wollen Videografen in der Regel allerdings. Panasonic begründet den Verzicht auf eine drehbare Konstruktion mit der höheren Robustheit. Wie uns Panasonic demonstrierte, hält das LCD einiges aus. Die Konstruktion hinterlässt dank dicker Metallteile einen sehr stabilen Eindruck. Trösten wird das Foto- und Videografen, die sich eine drehbare Lösung gewünscht hätten, allerdings kaum. Vorerst wird somit die Canon EOS R (Testbericht) die einzige DSLM mit Vollformatsensor bleiben, die mit einem dreh- und schwenkbaren LCD ausgestattet ist. Die Auflösung des 3,2 Zoll großen Displays entspricht mit 2,1 Millionen Subpixel dem höchsten Standard, wie beim Sucher lässt sich an der Bildschärfe nichts aussetzen.

Videos sind in 4K-Auflösung mit 50 oder 60 Vollbildern pro Sekunde möglich:

Dass Videofunktionen bei Digitalkameras von Panasonic nicht fehlen, versteht sich bei der Vorgeschichte des japanischen Herstellers von selbst. Die Feature-Liste ist dabei derart lang, dass wir in diesem Artikel lediglich auf die Basics eingehen können. In 4K-Auflösung (3.840 x 2.160 Pixel) sind bis zu 60 Vollbilder pro Sekunde möglich, in Full-HD (1.920 x 1.080 Pixel) bis zu 180 Vollbilder pro Sekunde mit der Zeitlupenfunktion. Damit stellen beide Kameras alle anderen Vollformat-DSLMs in den Schatten. In puncto Videofunktion stellt die Lumix DC-S1 das bessere Modell dar, zumindest wenn man besondere Anforderungen an die Bildqualität hat. So gibt die Kamera Videos nach einem bald folgenden Update mit bis zu 4:2:2 sowie 10Bit aus und erreicht durch die optimierte Auslesetechnik des Sensors eine etwas bessere Bildqualität. Dafür müssen Videografen bei 4K-Aufnahmen über 30 Vollbilder pro Sekunde einen deutlichen Cropfaktor (1,5-fach) akzeptieren. Die S1R zeigt nur einen 1,09-fachen Crop. Bei bis zu 30 Vollbildern pro Sekunde bleibt der Bildwinkel immerhin auch bei der S1 (mit Ausnahme des 16:9-Zuschnitts) erhalten. Bei der S1R beträgt der Crop weiterhin 1,09. In der Praxis sollten die meisten User den geringeren Cropfaktor vorziehen, Profis werden dagegen die bessere Qualität zu schätzen wissen. Die Bildqualität der Aufnahmen (Testmodell Panasonic Lumix DC-S1) bewegt sich auf dem höchsten Niveau, das Bildrauschen hat die DSLM selbst bei unserer Vorserien-Version sehr gut im Griff.

Die Lumix S-Modelle sind groß und schwer, sorgten bei uns aber für einen sehr guten Eindruck:

Unser Fazit:
Nach unserem ersten Test der neuen Vollformat-DSLMs von Panasonic hat sich bei uns ein klarer Eindruck manifestiert: Technisch erfüllen die Kameras mit kleinen Abstrichen (hiermit meinen wir vor allem die bei kontinuierlichem Autofokus doch etwas langsame Bildrate) die höchsten Ansprüche. Dazu kommen jede Menge Features die zeigen, dass sich Panasonic bei der Entwicklung viele Gedanken gemacht hat. Die beleuchtbaren Tasten, das überarbeitete Menü oder die Schalter finden wir größtenteils sehr gelungen. In der Hand liegen die spiegellosen Systemkameras gut, das hohe Gewicht und die stattlichen Abmessungen beschränken allerdings den Käuferkreis. Mit einer kompakten und leichten Systemkamera haben beide Lumix S-Modelle überhaupt nichts gemein. Das kann man positiv oder negativ sehen.

Beispielaufnahmen:
Die folgenden Beispielbilder wurden wegen dem Vorserien-Status unserer Testkamera (Lumix S1; 24 Megapixel) in der höchstmöglichen Auflösung aufgenommen und mit Photoshop auf ein Viertel der Auflösung heruntergerechnet.

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Mich würde interessieren wie mittels …

Mich würde interessieren wie mittels Smartphone die GPS-Daten in die EXIF-RAW-Datei während der Aufnahme gelangen. Da ich zwei Bodys Panasonic S1R gleichzeitig nutzen will (Standard-Zoom und Telezoom je Kamera), aber dafür nur EIN Smartphone nutzen will, wäre ich sehr interessiert wenn dkamera dies mal testen könnte. Vielen Dank! Für mich ohne GPS keine Investition in das System.

Ich finde die beiden Modelle …

Ich finde die beiden Modelle (S1/S1R) sehr interessant und überlege mir eines davon zuzulegen. Momentan kann ich aber noch nicht abwägen, ob es die S1 oder die S1R werden soll. Ich hätte gerne Maximale Bild- und Videoqualität

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