30.09.2007 - 10:14

Dias digitalisieren – Wie's geht und nicht so kompliziert wird

Ein Gastbeitrag von Adrian Ahlhaus


Ein Gastbeitrag von Adrian Ahlhaus

Es gibt viele Wege, um die eigenen Dias aus den Ablagen in Schränken, Regalen und Schubläden als elektronische Bilddaten zu speichern. Und wie man es sich denken kann, ist der teuerste Weg auch der Beste. Je mehr man investiert, desto besser wird die Qualität der Bilddaten. Aber, und man kann es nicht deutlich genug sagen, vieles muss gar nicht von der besten Qualität sein. Der Unterschied bei etwas weniger Aufwand führt technisch betrachtet nur zu geringen Einbußen an Qualität, und ist doch deutlich preisgünstiger.

Das geht schon damit los, dass man darüber nachdenkt, wer Dias im Auftrag von Kunden digitalisiert und was das kostet. Wer die für den Hobbyisten angebotenen Dienstleistungen durchforstet, wird einige, wenige Firmen finden, die alle recht ähnliche Angebote haben. Grundlegend gleich wird jedes Dia in einen Scanner gesteckt, darin abgetastet und als digitale Datei ausgegeben. Dazwischen rechnet eine spezielle Software alle Kratzer und Fusseln weg – davon hat jedes Dia Unmengen – und schließlich wird eine CD gebrannt, die man nun mit nach Hause nimmt, samt der Dias.

Doch wohin mit den „alten“ Dias? Die meisten werden einfach nur froh sein eine riesige Menge an Dias entsorgt, Schränke, Regale und Schubläden leer zu sehen. Anderen kommt ein wehmütiges Gefühl, all die Mühe und Freude an den Bildern nun auf ein winziges Nichts geschrumpft zu sehen, zu unansehnlichen, die nichts sagenden Bits und Bytes auf silbernen Scheiben herum zu tragen. Soll man das wirklich machen, so sang- und klanglos, ab in den Müll?

Doch es geht irgendwann los. Wer nun die beste Qualität will, der muss schon sehr aufwendig suchen, um einen Dienstleister mit Trommelscanner aufzutreiben, dessen Gerät auch noch justiert ist, und hat fast maßlos tief in die Tasche zu greifen. Denn jedes Dia muss man aus dem Rahmen lösen, von Hand in den Scanner spannen und recht lange abtasten, damit sich letztlich riesige Bilddaten ergeben, die man selbst im professionellen Bereich nur selten braucht. Wie gesagt, der Preis für eine solche Arbeit ist immens.

Der andere Weg ist, sich einen speziellen Scanner für KB-Dias zu kaufen. Das gilt als der beste Weg, um eine große Menge eigener Dias, sagen wir mal fünftausend, über einige Monate und nach Feierabend, so peu à peu, zu einer digitalen Bilddatenbank zu verarbeiten. Bei Ebay gibt es einen regelrechten Scanner-Markt. Jeder hat so ein Gerät mal gekauft und dann wieder verkauft. Das Gerät funktioniert ohne großen Aufwand und in ansprechender Qualität. Allerdings überlässt man die Beseitigung der vielen Fusseln und Kratzer einer Software, und die schönen Kodachrome lassen sich mit einem solchen Gerät auch nicht scannen. Man muss also auf Fehler gefasst sein. Auch meint die angegebenen Auflösungen bei einigen Geräten lediglich interpolierte Daten und nicht die reale Abtastrate, die eines der Merkmale für die Qualität ist. Des Weiteren: das Entfernen von Fusseln und Kratzern mittels einer Software hinterlässt schon mal Spuren an Bilddetails, die verloren gehen können.

Kaum anders, aber mit deutlich geringerer Qualität arbeitet man mit einem preiswerten Flachbettscanner und einer Durchlichteinheit. Je kleiner das Dia, desto geringer die Abtastrate, also die entstehende Datenmenge. Bei den Abtastraten darf man sich auch nicht täuschen lassen. Viele angegebenen Auflösungen meinen auch hier nur die interpolierten Daten, die realen Auflösungen liegen dann deutlich darunter. Ein Gerät für 150 Euro bringt keine Qualität. Wer seine großformatigen Dias von 6 x 9 cm oder größer scannen will, wird bei solchen Flachbettscannern und Durchlichteinheiten keine ausreichend gleichmäßige Ausleuchtung finden. Erst der Trommelscanner oder professionelle Geräte, zum Beispiel der Firma „Heidelberg“ und die Software „Silverfast“ bringen die geeignete Qualität.

Eine andere Möglichkeit ist das Abknipsen der Dias. Dafür gibt es den so genannten Duplikator. Das ist ein röhrenförmiger Vorsatz samt Makroobjektiv vor der DSLR. Damit wird ein Dia als Makro-Aufnahme mit der eigenen Kamera abfotografiert. Zur Beleuchtung hält man diese Röhre als fest verbundene Einheit mit der Kamera gegen den Himmel und knipst das Dia ab. Das ist ein leichter und recht schneller Weg zum Digitalisieren. Allerdings muss man auch hier jedes Fussel und jeden Kratzer nachträglich von Hand retuschieren. Der zweite, entscheidende Nachteil: die Farbe des Tageslichts entscheidet über die Farbigkeit des digitalen Bildes. Blauer Himmel geht schon mal gar nicht. Eine zu hoch oder zu tief stehende Sonne hinter Wolken verfälscht die Farben der digitalen Bilder ebenfalls deutlich. Denn der automatische Weißabgleich einer digitalen Kamera kommt mit Dias als Makromotiv nicht gut zurecht.
Übrigens, auch für Bridge-Kameras gibt es solch einen Duplikator. Der hat dann kein dreilinsiges Makroobjektiv samt Blende, sondern als optische Einheit eine sehr gute Nahlinse, die vor die Frontlinse der Kamera geschraubt wird.

Bei dem Beleuchtungsproblem hilft nur ein Blitzgerät weiter, und auch die manuelle Einstellung des Weißabgleichs. Man setzt sich in ein dunkles Zimmer, blitzt mit einer manuellen Einstellung gegen eine weiße Wand, gegen die man aus mehr als einem Meter den Duplikator hält und sieht sich dann sehr genau die Ergebnisse an. Stimmt die Belichtung und stimmt der Weißabgleich? Das alles lässt sich leicht korrigieren. Dann wird mit diesen Einstellungen Dia für Dia abfotografiert.

Die Qualität der Bilder ist allerdings etwas eingeschränkt, da das Licht nun zwar sehr weich ist, doch bleiben die Kontraste der Bilder gelegentlich unbefriedigend. Auf den Dias ist an einigen Stellen mehr zu sehen, als auf der Durchschnittsbelichtung der digitalen Kopie. Und die Kodachrome-Dias sind auch nur mäßig gut. Erst die Kontraststeuerung des Lichtes kann in sehr hellen und recht dunklen Bildpartien zu einer Verbesserung der Durchzeichnung führen. Ebenso lassen sich die Kodachrome-Dias damit bearbeiten. Doch das ist etwas für erfahrene Anwender, die die Kontraste einer Beleuchtung steuern können.

Trotzdem, eine Frage bleibt offen. Warum sollte man die alten Dias wegwerfen können? Die Antwort: weil siebzig Jahre alte Dias nur unter archivalischen Bedingungen ansehnlich bleiben. Und die hat man zuhause wohl äußerst selten.

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