28.12.2008 - 13:18

Hochglanz, seidenmatt oder matt?

Ein Gastbeitrag von Adrian Ahlhaus


Fotopapier gibt es in verschiedenen Oberflächen zu kaufen. Dies trifft allerdings nicht auf alle Fotoformate zu. Zumeist wird für den Bereich Hobby nur eine Oberfläche, das Hochglanz-Papier, angeboten. Es ist bei Fotos aus den Großlaboren üblich und beim Postkartenformat von 10x15 cm, das zum Beispiel für die transportablen Drucker verwendet wird. Wer am heimischen Drucker auf Fotopapier im Format von DIN A4 selbst ausdruckt, hat bei einigen Anbietern die Wahl zwischen Hochglanz und Seidenmatt. Ist es sinnvoll zwischen den Oberflächen zu wechseln?

Die beliebteste Oberfläche ist Hochglanz und das hat seine Gründe. Auf keiner Oberfläche wird eine solch große Schärfe erzielt, wie es das glatte Hochglanz-Papier bietet. Als zweites ist die Leuchtkraft der Farben zu nennen. Da Druckfarben reflektiert werden, auch Remission genannt, bieten hochglänzende Oberflächen den Eindruck einer besonderen Brillanz, das heißt, auf einem Foto wirken Farben kräftig; genauer muss man sagen, kräftiger als auf anderen Oberflächen. Was allerdings immer stört: eine hochglänzende Oberflächen lässt sich nicht gut anfassen. Fingerabdrücke sind dabei kaum zu vermeiden.

Zur Wahl steht neben dem Hochglanz-Papier auch das Seidenmatt. Im direkten Vergleich mit Hochglanz wirken Farben darauf nicht so leuchtend. Aus fachlicher Sicht ist "leuchtend" eigentlich das falsche Wort, aber so wird die Wirkung nun mal umgangssprachlich beschrieben. Druckfarben für Fotos können nicht leuchten, sondern reflektieren das Licht. Ein anderer Effekt des Seidenglanz ist der geringere Schärfeeindruck. Die Betrachter von Fotos in Seidenglanz haben mit der "fehlenden" Schärfe durchaus recht. Das liegt an der strukturierten Oberfläche, die die kleinen Details etwas weniger präzise wiedergibt. Jedoch, dieser Eindruck ist abhängig von der Entfernung, mit der ein Foto betrachtet wird. Nah an der Oberfläche, im normalen Leseabstand, fällt die etwas geringere Schärfe auf. Mit Armeslänge gehalten, wie dies bei größeren Formaten üblich ist, verschwindet dieser Eindruck. Was bleibt, ist die etwas schwächere Brillanz eines Fotos – im direkten Vergleich mit Hochglanz. Dafür wird ein anderes, eventuell störendes Phänomen abgeschwächt. Die spiegelartigen Reflektionen von punktuellen Lichtquellen auf Hochglanz, wie diese in Räumen üblich sind. Je größer ein Fotoformat ist, desto stärker macht sich dies bemerkbar, vergleichbar dem spiegelndem Glas eines Fotorahmens, oder eines großen Displays, zum Beispiel bei Notebooks. Dagegen, Fingerabdrücke gibt es auf Seidenglanz nicht mehr zu sehen.

Es ist also sorgsam kalkuliert, dass kleinformatige Fotopapiere nur in hochglänzender Oberfläche zu kaufen sind. Die spiegelnden Effekte bleiben noch gering, Farben und Schärfe werden optimal wiedergegeben. Fingerprints lassen sich auf modernen Oberflächen eher abwischen, als dies auf alten Fotopapieren mit dem Glanz von trockener Gelatine.

Doch nicht umsonst wird Seidenmatt in den Papierformaten von DIN A4 und größer angeboten. Denn je größer das Format, desto geringer der Eindruck von verlorener Schärfe, desto geringer die störenden Spiegelungen und besser die Unempfindlichkeit gegen Fingerprints. Seidenglanz ist ein guter Kompromiss von Brillanz und Schärfeeindruck bei allen größeren Papierformaten. Allerdings, man gibt von vornherein etwas an Farbkontrast und Schärfe auf. Das muss nicht sein, wie ich zeigen möchte.

Doch zur Vollständigkeit: Die dritte Oberflächenart ist mattes Fotopapier. Das gibt es bei Formaten ab DIN A3. Hier spielt der Schärfeeindruck nun deutlich weniger eine Rolle, denn der Betrachtungsabstand wird noch größer. Bei der Wahl von matten Oberflächen geht es um andere Eigenschaften des Fotopapapiers, die man betonen möchte. Matte Oberflächen sind im sogenanten "Fine Art Printing" die Regel. Der Eindruck des Fotopapiers ist hierbei selbst schon ein Kriterium von Qualität. Der Verzicht auf farbige Brillanz und auf den Schärfeeindruck wird ersetzt durch das gänzliche fehlen von Reflektionen von störenden Lichtquellen. Die feine, gleichmäßige Struktur des Papiers vermittelt den Eindruck einer besonderen Wertigkeit. Fotolabore für den digitalen Druck bieten den Hobbyisten etwas ähnliches mit Struktur an, den Ausdruck auf Leinwand. Auf Keilrahmen aufgezogene Fotos sind erhältlich. Allerdings scheinen die Qualitäten dabei recht schwer einschätzbar zu sein. Und der erste Eindruck des Ungewöhnlichen ist schnell verflogen. Ein Foto ist doch etwas anderes als ein Ölgemälde und sollte es bleiben. Dem wird das matte Papier eher gerecht. Es wirkt sehr hochwertig, besonders, wenn ein hohes Papiergewicht, Grammatur genannt, verwendet wird. Heimische Drucker können diese Fine-Art-Papiere zumeist nicht verarbeiten, weil bei über 300 Gramm je Quadratmeter diese zu dick sind und mit deutlich mehr als 0,8 mm Stärke nur noch gerade durch einen Drucker gezogen werden können. Zusätzlich ist die Verarbeitung schwierig. Eine Bildbearbeitung muss auf ein solches Fotopapier abgestimmt werden, und Farbabweichungen vom Bildschirm sind fast ausschließlich und nur mit den Druckprofilen der Hersteller zu vermeiden.

Aber: Es geht auch ganz anders, ein Foto aufzuwerten. Ich selbst benutze gerne hochglänzendes Papier, das ich nach dem Druck entsprechend des Verwendungszwecks abgestuft mattiere.

Hierzu beginne ich meine Arbeit mit einem Ausdruck auf Hochglanz und behalte erst einmal die vorhandene Brillanz und Schärfe. Grundlage sind für mich immer die Qualitätspapiere eines namhaften Herstellers. Da bei Formaten ab 20 x 26cm die Fotos nicht in Fotoalben verschwinden, sondern Präsentationen üblich sind, egal, ob in einer eigenen Mappe, Kundenpräsentation oder Fotorahmen und Ausstellung, wird von mir schon bei der Bildbearbeitung an den die Farben verändernden Effekt der "Veredelung" gedacht. Ich schreibe Veredelung in Anführungsstrichen, weil dies für mich nüchtern betrachtet lediglich notwendige Arbeitsschritte betrifft, dessen Ergebnis andere als "edel" empfinden können. Für mich trifft eigentlich "höherwertig" die Eigenschaften dieser Fotos besser.

Grundlage sind im Schreibwaren- und Künstlerwarenhandel erhältlichen Sprühmittel. Am besten, gerade für den Anfang, ist das "Fixativ" der Firma Lukas geeignet, um ein Bild nachträglich etwas zu mattieren. Bei Zimmertemperatur und guter Lüftung im Kreuzgang aufgetragen entsteht eine seidenmatte Oberfläche aus einem nicht vergilbenden Acrylharz, das die Bilder vor Feuchtigkeit schützt. Ebenfalls werden die Fotos vor einer schnellen Alterung geschützt, weil die Luft mit ihren enthaltenen Gasen nun die Druckfarben nicht mehr direkt angreifen kann. Der im Fixativ enthaltene UV-Schutz ist nebensächlich, denn in Innenräumen gibt es üblicherweise kein UV-Licht. Schön ist allerdings, dass die Oberfläche eines Fotos gegen eine mechanische Beschädigung etwas besser geschützt wird.

Wer die fehlerfreie Sprühtechnik beherrscht – Beim Sprühen keine Tropfen oder "Nasen" hinterlässt – kann zu Sprühmitteln greifen, die von vornherein einen deutlich stärkeren Auftrag von Acrylharzen bieten, wie dies beim Schlussfirnis der Firma Schmincke der Fall ist, das als "Glanz-Firnis" eher einen Seidenglanz bewirkt oder als "Matt-Firnis" tatsächlich jeglichen Glanz vom Fotopapier nimmt. Man kann natürlich auch andere Sprühmittel ausprobieren. Dabei gilt es aber darauf zu achten, kein Produkt zu verwenden, das allein für die Ölmalerei gedacht ist oder bei dem der Hersteller nicht ausdrücklich darauf hinweist, das sein Produkt nicht mit der Zeit vergilbt.

Nach einer halben Stunde sind die Fotopapiere – je nach der Stärke des Auftragens – bereits problemlos anfassbar und können ohne Druck aufeinander gelegt werden. Die Bilder sollten jedoch mindestens einen ganzen Tag durchtrocknen, bevor sie weiter verarbeitet oder gerahmt werden.

Wichtig bei allen Nacharbeiten mit Sprühfilm ist es, etwas Erfahrung schon bei der Bildbearbeitung mitzubringen, wie eine Foto wirkt, das später matt erscheinen soll. Nutzen sie zum Üben zwei Ausdrucke eines Fotos – eines davon nachträglich mattiert – und sehen sich die Unterschiede genau an. Weniger kompliziert ist der Umgang mit einem Foto, das später eine seidenglänzende Oberfläche erhalten wird. Aber immer sollte man vermeiden mit den Produkten verschiedener Hersteller "wild durcheinander" zu arbeiten.

Gastbeiträge enthalten die Meinung des jeweiligen Autors und spiegeln nicht die Meinung von dkamera.de wieder.