12.10.2020 - 09:24

Huawei P40 Lite Smartphone- und Kameratest (Teil 2)

Teil 2 von 3: Die Kamera im Bildqualitäts-Check und Beispielaufnahmen in voller Auflösung

Nachdem wir im ersten Teil unseres Tests des Huawei P40 Lite auf die technischen Daten, das Handling und die Verarbeitung eingegangen sind, prüfen wir nun die Kameras des Smartphones. Mit unseren Beispielfotos und -videos können Sie sich zudem einen eigenen Eindruck von den Kameraqualitäten verschaffen.

Die Kameras:
Smartphones unterhalb der High-End-Klasse waren früher mit deutlich weniger Kameras als die Flaggschiffe ausgerüstet. Heutzutage ist das anders. Huawei verbaut beim P40 Lite vier Kameras auf der Rückseite und eine Kamera auf der Vorderseite. Das sind auf den ersten Blick mehr als genug. Auf den zweiten Blick muss man sagen: Einem klassischen Kamera-Setup mit Objektiven für unterschiedliche Brennweiten (Ultraweitwinkel, Weitwinkel und Tele) entspricht es jedoch nicht

Zu den Details: Bei der Hauptkamera verbaut Huawei beim P40 Lite ein Objektiv mit 26mm KB-Brennweite und einer Lichtstärke von F1,8. Einen optischen Stabilisator gibt es hier – genauso wie bei allen anderen Kameras des Smartphones – nicht. Als Bildwandler sollte der bekannte Sony IMX 586-Chip zum Einsatz kommen. Dabei handelt es sich um ein 1/2-Zoll großes Modell mit einer Auflösung von 48 Megapixel. Da die Pixel des Sensors mit 0,8µm sehr klein ausfallen, werden vier Pixel standardmäßig zu einem großen Bildpunkt zusammengelegt. Die Auflösung der Fotos sinkt dadurch auf zwölf Megapixel, ein Bildpunkt ist nun aber viermal so groß. Möglich wird dies durch die Quad-Bayer-Matrix des Sensors, dieses Verfahren ist bei aktuellen Smartphone-Kameras üblich. Die Fokussierung wird mittels eines Phasendetektions-AFs vorgenommen, andere Fokussiermethoden werden laut offizieller Angabe nicht verwendet.

Sensoren im Größenvergleich:

Die zweite Kamera des Huawei P40 Lite ist für Ultraweitwinkelaufnahmen gedacht. Dementsprechend handelt es sich um eine Kamera mit besonders großem Bildwinkel. Die Lichtstärke des Objektivs liegt bei F2,4, die Brennweite wird in den Exif-Daten mit 17mm KB-äquivalent angegeben. Der Sensor speichert Fotos mit acht Megapixel, die Größe sollte sich um etwa 1/3,6 Zoll bewegen. Genauere Daten liegen uns hier nicht vor.

Brennweitenvergleich (Ultraweitwinkel, Weitwinkel und Tele):

Die dritte Kamera des Huawei P40 Lite ist nur für einen Zweck gedacht: Makroaufnahmen. Hier kommt ein zwei Megapixel auflösender Sensor (vermutlich 1/5-Zoll-Klasse) zum Einsatz, das Objektiv mit 27mm KB-Brennweite besitzt eine Blende von F2,4. Die vierte Rückseitenkamera des Smartphones lässt sich über die App nicht ansteuern, hierbei handelt es sich „nur“ um eine Tiefenkamera. Diese liefert dem Smartphone zusätzliche Informationen, herkömmliche Bilder speichert sie keine. Die Daten können jedoch in die Aufnahmen mit einfließen, bei der Generierung des künstlichen Bokehs sollten sie auf jeden Fall verwendet werden.

Schauen wir uns zunächst die Aufnahmen der Hauptkamera an. Der IMX 586-Sensor besitzt mit Abmessungen von 1/2-Zoll eine ordentliche Größe, im Vergleich zu den Flaggschiff-Chips (1/1,28 Zoll oder 1/1,7-Zoll) fällt er aber trotzdem kleiner aus. Dass die größten Bildwandler nur bei den teuersten Smartphones und nicht bei den Modellen der Mittelklasse verbaut werden, ist allerdings verständlich. Bei Tag liefert die Hauptkamera scharfe und rauscharme Ergebnisse.

Die standardmäßige Auflösung von 12 Megapixel reicht für die meisten Aufgaben völlig aus. Wer sich Fotos mit mehr Details wünscht, kann zum speziellen „Hohe Auflösung“-Modus wechseln. Hier werden Bilder mit den bereits angesprochenen 48 Megapixel ausgegeben. Das sorgt für eine sichtbare bessere Detailwiedergabe, besonders beim Einsatz der 48-MP-AI-Einstellung. Hier scheint das Smartphone mehrere Fotos miteinander zu kombinieren, das genaue Vorgehen ist uns jedoch unbekannt. Die Aufnahmen müssen sich auch vor teuren Smartphones nicht verstecken, selbst das Ausdrucken in DIN-A4-Größe sollte kein Problem darstellen.

Bei weniger optimalen Lichtverhältnissen sollte man auf jeden Fall die 12-Megapixel-Option wählen, diese sorgt für bessere Bildergebnisse. Die Fotos geben auch bei höheren ISO-Stufen noch recht viele Details wieder, für ein Smartphone der Mittelklasse sind die Bilder definitiv gut. Wer bei richtig schlechten Lichtverhältnissen fotografieren möchte, kann dies mit dem Nachtmodus. Dieser arbeitet zwar nicht so gut wie bei anderen Smartphones, die Ergebnisse sind jedoch „ok“.

Für die nicht ganz so perfekte Leistung wie bei anderen Smartphones könnte die fehlende optische Bildstabilisierung verantwortlich sein, bei wenig Licht arbeitet dieses deutlich effektiver als eine elektronische Stabilisierung. Am Autofokus können wir dagegen keine Kritik üben, dieser stellt schnell scharf.

Mit dem Nachtmodus lässt sich aus der Hand mehrere Sekunden lang belichten:

Die anderen Kameras des Huawei P40 Lite fallen deutlich von der Hauptkamera ab. Hieran wurde klar gespart. Mit den acht Megapixeln der Ultraweitwinkelkamera lassen sich zwar für die typischen Verwendungszwecke (Social Media) ausreichend detaillierte Fotos aufnehmen, abseits davon fallen die Fotos aber doch etwas detailarm aus. Hineinzoomen lässt sich praktisch nicht, recht schnell werden Pixelstrukturen und ein leichtes „Grieseln“ sichtbar. Das gilt selbst für Aufnahmen bei guten Lichtverhältnissen. Bei schlechten Lichtverhältnissen setzt schnell eine deutliche Weichzeichnung ein, Details werden nicht mehr besonders gut wiedergegeben. Allerdings sei auch gesagt: Bei günstigeren Smartphones ist das üblich. Verzichten müssen Smartphone-Besitzer bei der UWW-Kamera auch auf einen Autofokus, tragisch ist das jedoch nicht.

Im Super-Makro-Modus muss man sich optimalerweise 4cm vom Motiv entfernt befinden:

Die Makrokamera des Huawei P40 Lite kommt bei mehreren Smartphones zum Einsatz, unter anderem ist sie auch bei dem schon von uns getesteten Huawei Nova 5T verbaut. Grundsätzlich ist die Integration einer dedizierten Makrokamera sicherlich eine gute Idee, mit einem sehr kleinen (circa 1/5 Zoll) und gering aufgelösten Sensor (2 Megapixel) kommen Fotografen jedoch nicht weit. Selbst bei optimalen Lichtverhältnissen wirken die Fotos nicht gerade detailreich, Rauschen lässt sich erkennen. Da die optimale Aufnahme-Entfernung fest bei 4cm liegt, ist man bei der Wahl des Bildausschnitts zudem stark eingeschränkt. Bei Nacht stufen wir die Kamera praktisch als unbrauchbar ein, die Qualität fällt schon bei nicht ganz optimalen Lichtverhältnissen auf ein wenig ansprechendes Niveau ab. Details werden kam mehr wiedergegeben.

Drei der vier Kameras lassen sich vom Fotografen ansteuern:

Eine Telekamera findet sich in der gerade genannten Liste an Kameras nicht, in der App lässt sich jedoch eine „Telekamera“ auswählen. Oder besser gesagt: Es wird eine zweifache Zoom-Option angeboten. Das könnte den ein oder anderen Fotografen verwirren. Bei diesem Zoom handelt es sich effektiv um eine Ausschnittsvergrößerung, für die alle Pixel des Sensors verwendet werden. Dadurch ist es Huawei möglich, Bilder trotz 2-fachem-Zoom ohne Interpolation mit 4.000 x 3.000 Pixel (also zwölf Megapixel) auszugeben. Die Aufnahmen sind für kleinere Ausgabegrößen gut geeignet, weiter als zweifach hineinzoomen sollten Fotografen aber besser nicht. Dann nimmt die Qualität schnell stark ab. Gut zu wissen: Alle in diesem Test mit "Tele" bezeichneten Bilder entsprechen der 2-fach-Zoom-Option.

Die Bildbearbeitung nach der Aufnahme erfolgt beim Huawei P40 Lite – wie bei allen Smartphones – recht deutlich. Die Sättigung, der Kontrast und die Schärfe bewegen sich auf einem hohem, aber nicht zu hohen Niveau. Die Aufnahmen finden wir daher stimmig. Die Belichtung ist ebenso gelungen, einen zu starken HDR-Effekt gibt es nur selten. Schade, dass nicht vorhanden, aber in der Einsteiger- bis Mittelklasse kein Kritikpunkt ist die fehlende RAW-Aufnahme.

Videoaufnahmen sind natürlich auch mit dem Huawei P40 Lite möglich, eine höhere Auflösung als Full-HD unterstützt das Smartphone allerdings nicht. Hier sind zudem maximal 30 Vollbilder pro Sekunde wählbar. Dieses Angebot muss doch schon als dürftig bezeichnet werden. 4K-Aufnahmen sind in dieser Smartphone-Klasse kein Muss, 60 Vollbilder pro Sekunde darf man in Full-HD jedoch erwarten. Videografen spricht das P40 Lite dadurch also nicht gerade an. Die Bildqualität der Aufnahmen ist angesichts der Mittelklasse-Ausrichtung des Smartphones "ok", andere Geräte liefern aber zweifellos detailreiche Videos.

Der Videomodus des Huawei P40 Lite:

Nichts zu kritisieren haben wir am Autofokus, er arbeitet schnell und treffsicher. Bei der Stabilisierung muss man dagegen Abstriche machen, die Videos zeigen stetig ein leichtes Zittern. Wer die UWW-Kamera nutze sollte bei Videos zudem mit deutlichen Verzerrungen leben können, diese erreichen am Rand ein „beachtliches“ und zweifellos kritisches Niveau.

Brennweitenvergleich (Utraweitwinkel, Hauptkamera, Tele):

Links eine Aufnahme mit künstlichen Bokeh, rechts ohne:

Links eine Aufnahme mit 48 Megapixel, rechts mit 12 Megapixel:

Links eine Aufnahme mit LED-Licht:

Zwei Aufnahmen mit der Hauptkamera (links Nachtmodus, rechts Fotomodus):

Zwei Videos in Full-HD (1080p30):  Links mit der Ultraweitwinkel- und rechts mit der Hauptkamera:

Links eine Aufnahme mit der "Tele"-Kamera in Full HD, rechts eine Zeitlupenaufnahme (HD):

Im dritten Teil unseres Testberichts des Huawei P40 Lite gehen wir auf die Kamera-App sowie die allgemeine Leistung ein.

Autor: dkamera.de Redaktion