Teil 1 von 3: Spiegellose Systemkameras mit Vollformatsensoren von Canon
Nach der im Sommer vorgestellten EOS R hat Canon im Frühjahr 2019 mit der EOS RP sein zweites spiegelloses Modell mit einem Sensor in Kleinbildgröße präsentiert. Während die EOS R im spiegellosen Vollformat-Segment zur Mittelklasse zu zählen ist, gehört die EOS RP zur Einsteigerklasse. Wir haben uns beide Modelle näher angesehen und stellen diese in folgendem Vergleichstest gegenüber.
Zu unseren beiden Einzeltestberichten gelangen Sie über folgende Links:
Testbericht der Canon EOS R
Testbericht der Canon EOS RP
Abmessungen/Verarbeitung/Bedienung:
Vergleicht man die Canon EOS R und die EOS RP fällt sofort auf, die EOS RP ist deutlich kompakter. Das gilt vor allem für die Höhe und Tiefe, in der Breite unterscheiden sich beide Kameramodelle am wenigsten. Während die EOS R 13,6 x 9,8 x 8,4cm misst, ist die EOS RP nur 13,3 x 8,5 x 7,0cm groß.
Für längere Touren wichtig: Während die EOS R in etwa so viel wie eine Spiegelreflexkamera mit APS-C-Sensor auf die Waage bringt, nämlich 650g, wiegt die EOS RP lediglich 478g. Viel leichter geht es nicht für eine Kamera mit Vollformatsensor. Zum Vergleich: Die Canon EOS 6D Mark II wiegt 763g, die EOS 5D Mark IV sogar 895g.
Wer eine kleine und leichte Kamera sucht, kann von der spiegellosen Bauweise der EOS R und (besonders der) EOS RP stark profitieren. In der Hand liegen beide DSLMs dank gut geformter Griffe angenehm, die EOS R bei großen Objektiven noch etwas besser. Die EOS RP lässt sich jedoch um den Erweiterungsgriff EG-E1 ergänzen und schneidet dann nicht schlechter ab.
Das höhere Gewicht der EOS R resultiert auch aus deren besserer Verarbeitung. Die EOS RP besitzt zwar ein Metallchassis, als äußeres Material kommt aber nur Kunststoff (mit einem Teil Glasfasern) zum Einsatz. Die EOS R wird dagegen aus einer besonders stabilen Magnesiumlegierung gefertigt. Das macht sie robuster. Abdichtungen sind bei beiden DSLMs vorhanden, die EOS R ist nach Aussagen von Canon jedoch noch etwas besser abgedichtet. Im normalen Fotoeinsatz sollte das aber fast keinen Unterschied machen. Beide lassen sich in staubigen Umgebungen oder bei leichtem Regen einsetzen.
Was die Ausstattung an Bedienelementen anbelangt, werden deutliche Unterschiede sichtbar. Die Canon EOS RP ist mit klassischen Bedienelementen ausgestattet, bei der EOS R finden sich neue Lösungen. Dazu zählen das mit einem Einstellrad kombinierte Programmwählrad und die Multifunktions-Touchbar auf der Rückseite.
Die Programmwahl erfolgt bei der EOS R mit einem Druck auf die Mode-Taste, danach bestimmt man über das Wählrad den Aufnahmemodus. Diese Variante dürfte für die meisten Fotografen am Anfang sehr ungewohnt sein, daran kann man sich jedoch gewöhnen. Den auf der Oberseite frei gewordenen Platz konnte Canon zur Integration eines monochromen Kontroll-LCDs nutzen. Es zeigt alle wichtigen Aufnahmeinformationen an und ist bei der EOS RP nicht zu finden.
Apropos nicht zu finden: Das gilt bei der EOS RP auch für die Touchbar der EOS R. Dabei handelt es sich um ein Bedienelement, das in dieser Art und Weise noch bei keiner anderen Kamera verbaut wurde. Die Touchbar kann, da sie sich relativ frei mit Funktionen belegen lässt, verschiedene Aufgaben übernehmen. Unter anderem erlaubt sie Wahl der Sensorempfindlichkeit oder des AF-Feldmodus. Nicht angeboten wird dagegen die Wahl bzw. das Verändern des Fokusmessfeldes. Es handelt sich somit nicht um einen Joystickersatz. Das Verschieben des Messfeldes ist somit erst nach einem Tastendruck oder per Tippen auf das Display möglich. Letztere Lösung funktioniert zwar schnell – und auch beim Blick durch den Sucher –, einen echten AF-Joystick ziehen wir jedoch vor.
Gut gefällt uns bei beiden Kameramodellen die freie Konfiguration vieler Tasten. Bei der EOS R lassen sich insgesamt zwölf Tasten frei belegen, bei der EOS RP sind es 11. In der Praxis ist die Anzahl allerdings etwas geringer. Den Videoauslöser sollte man schließlich – sofern Videos zumindest ab und zu auf dem Plan stehen – nicht mit einer anderen Funktion belegen.
Die Kameramenüs der EOS R und EOS RP sind sehr ähnlich aufgebaut, das Design unterscheidet sich ebensowenig. Neben den Hauptmenüs gibt es jeweils ein zusätzliches Quickmenü für die wichtigsten Aufnahme-Einstellungen, das „My Menu“ stellt der User nach seinen Wünschen zusammen.
Unsere Wertung bei den Abmessungen, der Verarbeitung und der Bedienung: Unentschieden.
Bildqualität:
Die in beiden spiegellosen Systemkameras zum Einsatz kommenden Sensoren gehören mit Abmessungen von knapp 36 x 24mm zur Vollformatklasse. Während das Modell der EOS R Fotos mit 30,3 Megapixel speichert, lösen die Aufnahmen der EOS RP „nur“ 26 Megapixel auf.
In puncto Sensorempfindlichkeit gibt es lediglich einen sehr kleinen Unterschied zu vermelden: Die EOS RP besitzt einen Sensorempfindlichkeitsbereich von ISO 100 bis ISO 32.000, die EOS RP von ISO 100 bis ISO 40.000. Kommen Erweiterungen zum Einsatz, sind jeweils ISO 50 bis ISO 102.400 wählbar. Wieder genau gleich: Die Sensoren werden frontseitig belichtet und wurden von Canon mit einem Tiefpassfilter ausgestattet.
Die Bildqualität anhand dreier Ausschnitte im Detail:
Die Bildqualität beider Kameras bewegt sich auf einem ähnlichen Niveau, bei genauem Hinsehen schneidet die EOS R aber etwas besser ab. Bei Tag und dem Einsatz von niedrigen Sensorempfindlichkeiten geben ihre Fotos etwas mehr Details wieder. Bei Nacht und hohen Sensorempfindlichkeiten sind die Aufnahmen ein wenig detailreicher und zeigen weniger Rauschen.
Unser Sieger bei der Bildqualität: Die Canon EOS R.
Die Bildqualität anhand dreier Ausschnitte im Detail:
Im zweiten Teil unseres Vergleichstests der Canon EOS R und EOS RP gehen wir unter anderem auf die Bildkontrolle und die Arbeitsgeschwindigkeit ein.
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