16.09.2019 - 13:00

Kameraduell: Kompaktkamera vs High-End-Smartphone (Teil 2)

Teil 2 von 3: Die Bildqualität bei Fotos und Videos und der Autofokus

Im ersten Teil unseres Vergleichs der Sony Cyber-shot DSC-RX100 IV und des Huawei P30 Pro standen die technischen Daten auf dem Prüfstand. In diesem zweiten Teil gehen wir auf die Bildqualität bei Fotos und Videos ein. Zudem vergleichen wir die Autofokussysteme.

Bildqualität:
Bei guten Lichtverhältnissen haben Smartphones der Oberklasse kein Problem, detailreiche Fotos zu speichern. Für viele Nutzer reicht die Bildqualität mittlerweile aus, eine Kompaktkamera wird daher unnötig. Der klassische Smartphone-Fotograf hat an die Bildqualität allerdings nicht die höchsten Ansprüche. Besitzer einer Premium-Kompaktkamera wie der RX100 IV lassen sich damit nicht abspeisen. Trotz kompakter Kamera wünschen sie sich eine sehr gute Detailwiedergabe.

Im direkten Vergleich der RX100 IV und des P30 Pro zeigt sich, dass Huawei bei seinem Flaggschiff sehr gute Arbeit geleistet hat. Die Detailwiedergabe bewegt sich dank des großen und hochauflösenden Sensors auf dem Niveau der RX100 IV. Das ist angesichts der doppelten so hohen Auflösung zwar nicht unbedingt überraschend, der Sensor besitzt aber eben auch fast nur ein Drittel der Fläche. Für ein nur wenige Millimeter dickes Smartphone lässt sich das Ergebnis als sehr respektabel bezeichnen.

Bildqualität bei Tag (ISO 100 bzw. ISO 50):

Bei Nacht greifen wir auf den 10 Megapixel-Modus des P30 Pro zurück. Damit lassen sich bei schlechten Lichtverhältnissen die besseren Fotos speichern, das Bildrauschen fällt nämlich weit geringer aus. Wegen der niedrigeren Auflösung nimmt aber natürlich auch die Detailwiedergabe ab. Trotzdem stellt der 10 Megapixel-Modus aus unserer Sicht einen besseren Kompromiss dar.

Bei ISO 3.200, diese Sensorempfindlichkeit ist für Kompaktkameras schon ein hoher Wert, sehen wir beide Testkandidaten wieder auf einem Niveau mit leichten Vorteilen für die RX100 IV. Das spricht für eine exzellente Detailaufbereitung und Rauschreduzierung des P30 Pro. Details geben beide Kameras fast gleich gut wieder, die Fotos des P30 Pro zeigen hier und da ein leicht fleckiges Rauschen. Bei weniger stark vergrößerten Fotos stört das jedoch kaum. Für ein Smartphone muss man die Bildqualität sehr loben.

Bildqualität bei Nacht (ISO 3.200):

Es ist jedoch nicht alles Gold was glänzt. Oder besser gesagt: Die Hauptkamera liefert erstklassige Fotos, die Ultraweitwinkel- und die Telekamera können bei weitem nicht mithalten. Ihre Sensoren sind einfach zu klein. Abseits der 27mm-Brennweite muss sich das P30 Pro der RX100 IV daher deutlich geschlagen geben. Wer seine Fotos nur mit 27mm aufnehmen möchte, erhält mit dem P30 Pro jedoch eine tolle „Digitalkamera“.

Weitere Abstriche sind abseits der echten Brennweiten notwendig, wenn der Nutzer also zum digitalen Zoom greift. Das lässt die Detailwiedergabe schnell sinken. Für die bestmöglichen Aufnahmen sollte man den Griff zum Digitalzoom unbedingt vermeiden. Wer seine Bilder nur online verschickt oder allenfalls mit 10 x 15cm Größe ausdrucken möchte, kann dagegen durchaus ein wenig zoomen.

Am Ende unserer Bildqualitätstests wollen wir noch auf die Aufnahme bei sehr wenig Licht eingehen. Dafür sind sehr hohe Sensorempfindlichkeiten oder lange Belichtungszeiten notwendig. Das P30 Pro bietet für derartige Situationen den speziellen Nachtmodus. Dabei handelt es sich um eine Langzeitbelichtung, die im Unterschied zu Digitalkameras sogar für mehrere Sekunden aus der Hand realisierbar ist. Bei der RX100 IV verwackeln Fotos ab rund 1/10 Sekunde, Belichtungszeiten von mehreren Sekunden sind undenkbar. Dafür kann man bei der Kamera von Sony zu einer höheren Sensorempfindlichkeit greifen und zusätzlich die Multiframe-Rauschreduzierung aktivieren. Diese rechnet mehrere Fotos zusammen und reduziert dadurch das Bildrauschen.

Aufnahme bei sehr schlechten Lichtverhältnissen mit der Sony Cyber-shot DSC-RX100 IV:

Aufnahme bei sehr schlechten Lichtverhältnissen mit dem Huawei P30 Pro:

In der Praxis zeigt sich: Huaweis Lösung ist die bessere. Die Aufnahmen des P30 Pro zeigen mehr Details und sind auch noch heller. Egal wie der chinesische Hersteller das macht, die Bilder sind schlicht und ergreifend beeindruckend!

Vorteile per Software:
Selbstverständlich nutzt auch die RX100 IV von Sony Software, um die Aufnahmen zu verbessern, bei Smartphones greifen Algorithmen aber nochmals drastisch mehr ein. Was die Hersteller genau machen, bleibt ihr Geheimnis. Beim P30 Pro hilft Huawei zweifellos stark nach, zumindest wenn die Master AI aktiv ist und im Automatikmodus (=„Foto“) gearbeitet wird. Die Aufnahmen im Pro-Modus wirken deutlich natürlicher, können in puncto Detailwiedergabe und Dynamikumfang aber nicht immer mithalten. Ob man sich nun stark bearbeitete Fotos wünscht, die teilweise einen extremen HDR-Look zeigen, oder natürliche Aufnahmen, muss jeder selbst entscheiden.

Autofokus:
In der Praxis ist nicht allein die Bildqualität einer Kamera wichtig, ohne schnellen Autofokus lassen sich viele Motive nicht oder nur mit größerem Aufwand festhalten. Bei der RX100 IV nutzt Sony die Kontrastmessung, bei den Nachfolgekameras auch die Phasendetektion. Huawei kombiniert die Kontrastmessung, die Phasendetektion und einen Laser-AF. Bei statischen Motiven stellen beide Testkandidaten sehr schnell scharf, das P30 Pro sogar noch etwas schneller. Bei bewegten Motiven sehen wir beide Modelle auf einem Niveau, bei längeren Brennweiten (wenn die Telekameras der P30 Pro verwendet wird), liegt dagegen die RX100 IV vorne. Beiden AF-Systemen lässt sich insgesamt betrachtet eine sehr gute Arbeit bescheinigen.

Die Videofunktion:
An der Integration einer ordentlichen Videofunktion kommen die Hersteller heutzutage nicht vorbei, neben Fotos wollen viele Nutzer auch Videos aufnehmen. Daran orientieren sich Sony und Huawei und bieten jede Menge Videofeatures an. In 4K-Auflösung (3.840 x 2.160 Pixel) lassen sich jeweils bis zu 30 Vollbildern pro Sekunde speichern. Während die RX100 IV zudem 24 und 25 Vollbilder pro Sekunde anbietet, sind beim P30 Pro keine anderen Bildraten möglich. In Full-HD kann man immerhin zwischen 30 und 60 Vollbildern pro Sekunde wählen, Besitzer der RX100 IV haben wieder alle gängigen Bildrate zur Wahl.

Ein Teil der angebotenen Auflösungen beim Huawei P30 Pro:

Des Weiteren sind beide Geräte in der Lage Zeitlupenvideos zu speichern. Die RX100 IV kann das in Full-HD mit 120, 240/250, 480/500 und 960/1.000 Vollbildern pro Sekunde. Beim Huawei P30 Pro lassen sich in Full-HD 120 Vollbilder pro Sekunde wählen, in HD sind es 480 oder 960 Vollbilder pro Sekunde. Dabei gilt: die höchsten Bildraten erreichen beide Testkandidaten lediglich in einem speziellen Modus. Bei der RX100 IV nennt sich dieser HFR, beim P30 Pro „Zeitlupe 32x“. Die Videoaufnahmen sind bei der RX100 IV auf zwei bzw. vier Sekunden (je nach Qualität) beschränkt, beim Huawei P30 Pro auf den Bruchteil einer Sekunde.

Ein Teil der 4K-Bildraten und Bitraten der RX100 IV von Sony:

Die Bildqualität lässt bei der höchsten Bildrate jeweils deutlich zu wünschen übrig, es lassen sich allerdings auch extreme Zeitlupeneffekte erzielen. Leider sind zudem deutliche "Ausschnitt-Limitierungen" in Kauf zu nehmen. Das gilt vor allem für die RX100 IV.

Bildqualität der Videos (3.840 x 2.160 Pixel mit 30 Vollbildern pro Sekunde):

Für die beste Videoqualität würden wir in jedem Fall zu 4K-Aufnahmen greifen, in Full-HD werden sichtbar weniger Details aufgelöst. Die Videoqualität der Sony Cyber-shot DSC-RX100 IV sehen wir bei jeder Auflösung oberhalb der Qualität des P30 Pro, grundsätzlich wissen aber auch die Aufnahmen des Smartphones zu gefallen. Das gilt vor allem für die Videos der Hauptkamera, bei höheren Empfindlichkeiten nimmt die Bildqualität der anderen beiden Kameras schnell stark ab.

Neben der Bildqualität punktet die RX100 IV mit wesentlich mehr Video-Optionen, unter anderem lassen sich der Bildstil beeinflussen oder die Belichtungsparameter bestimmen. Das geht beim P30 Pro nur rudimentär. Vorne liegt die RX100 IV zudem bei der Tonqualität, das P30 Pro stabilisiert dafür besser.

Im dritten Teil unseres Vergleichs gehen wir auf die Bedienung ein und ziehen ein Fazit.