16.02.2018 - 16:00

Preview: Hands-On-Praxistest der Panasonic Lumix DC-GX9

Unser erster Eindruck von der spiegellosen Systemkamera mit MFT-Sensor

Mit der Lumix DC-GX9 hat Panasonic eine neue Kamera der im Messsucher-Stil gehaltenen GX-Serie vorgestellt. Anders als man es bei diesem Namen annehmen würde, handelt es sich bei der spiegellosen Systemkamera jedoch nicht um eine überarbeitete Version der Panasonic Lumix DMC-GX8 (Testbericht). Die GX9 sortiert sich zwischen dieser sowie der 2016 vorgestellten Panasonic Lumix DMC-GX80 (Testbericht) ein. Wir konnten uns ein Vorserienmodell der Kamera bereits ansehen.

Als Bildwandler kommt bei der Panasonic Lumix DC-GX9 ein 20,2 Megapixel auflösender CMOS-Sensor mit den klassischen MFT-Abmessungen von 17,3 x 13,0mm zum Einsatz. Dieser besitzt keinen Tiefpassfilter und wird laut Panasonic auch in der Lumix DC-G9 verwendet. Im MFT-Segment dürfte die DSLM somit zu den Modellen mit der besten Bildqualität zählen. Da es sich bei dem uns zur Verfügung gestellten Modell wie bereits erwähnt um eine Vorserien-Kamera handelte, können wir dies nicht abschließend bewerten. Diesbezüglich wird erst unser Testbericht der DSLM für Klarheit sorgen.

Die ISO-Wahl ist bei der GX9 wie üblich zwischen ISO 100 und ISO 25.600 möglich, ISO 100 stellen jedoch eine Erweiterung dar. Der Sensor ist beweglich gelagert, die Bildstabilisierung erfolgt in fünf Achsen. Die Kompensationsleistung liegt bei bis zu vier Blendenstufen, die Spitzenwerte der Panasonic Lumix DC-G9 (Hands-On-Test) werden also nicht erreicht. Anders als bei dieser nutzt Panasonic die bewegliche Lagerung auch nicht zur High-Resolution-Aufnahme. Besonders hoch auflösende Bilder sind somit nicht möglich. Dies finden wir schade.

Beim Bildsensor handelt es sich um einen 20 Megapixel auflösenden MFT-Chip:

Die Fokussierung erfolgt wie von den neueren Panasonic-Kameras gewohnt per Kontrastautofokus mit DFD-Unterstützung. Das Motiv springt bei den meisten Objektiven förmlich in die Schärfe, die Fokussierungszeit dürfte bei rund 0,1 Sekunde liegen. Einen derartigen Wert haben wir zuletzt bei allen MFT-Kameras von Panasonic gemessen. Die Fokussierung erfolgt mit bis zu 49 Messfeldern, die Messfelder lassen sich auf Wunsch auch frei kombinieren. Hier wird also der übliche Standard erreicht.
Beim Verschluss der Lumix DC-GX9 setzt Panasonic auf den elektromagnetisch gesteuerten Verschluss der GX80. Dieser erlaubt im Unterschied zur GX8 zwar nur 1/4.000 Sekunde, arbeitet aber leiser und erzeugt wesentlich weniger Vibrationen. Wer kürzere Belichtungszeiten benötigt, kann sich für den elektronischen Verschluss (bis zu 1/16.000 Sekunde) entscheiden. Mit beiden Verschlussmodi kommt man in der Praxis gut aus. Serienaufnahmen speichert die DSLM mit hohen neun Bildern pro Sekunde in der Spitze.

Der elektronische Sucher lässt sich als besonderes Feature nach oben schwenken:

Ein besonderes Merkmal der GX8 ist auch bei der GX9 zu finden: der bewegliche Sucher. Dieser lässt sich um bis zu 80 Grad nach oben schwenken, das kann die Bildkontrolle in einigen Situationen vereinfachen. Im Alltag ist dieses Feature fraglos angenehm. Das im 0,7-fach vergrößernden Sucher zum Einsatz kommende Panel gibt Details dank 2,76 Millionen Subpixel sehr scharf wieder, bei Schwenks des Auges/der Kamera zeigt sich jedoch der unter anderem von der GX80 bekannte Regenbogeneffekt. Diesen empfinden manche Personen als störend.

Das 3,0 Zoll große Display ist nach oben und unten schwenkbar:

Beim Display hat sich Panasonic an der Lumix DC-GX80 orientiert. Es ist nach oben um etwa 80 Grad und nach unten um circa 45 Grad schwenkbar. Damit kommt man in vielen Situationen gut aus – sofern die Person vor der Kamera nicht auf das LCD blicken möchte. Das geht nämlich nicht. Die Displaydiagonale fällt mit 3,0 Zoll üblich groß aus, die Auflösung von 1,2 Millionen ist etwas höher als im Durchschnitt. Details gibt das LCD scharf wieder, die Einblickwinkel sind groß. Eingaben können per Touch erfolgen. Mit aktiviertem Touchscreen kann es jedoch vorkommen, dass die Nase für ungewollte Eingaben sorgt.

Auf der Rückseite sind zahlreiche Tasten sowie u. a. ein Schalter für den Fokusmodus zu finden:

Das Kameragehäuse der Panasonic Lumix DC-GX9 erinnert vor allem an das der GX80, neben ähnlichen Abmessungen spricht auch der zum Einsatz kommende Kunststoff dafür. Metall wird nicht verwendet, Abdichtungen gibt es ebenso nicht. Die GX8 ist somit deutlich robuster.

In der Hand liegt das kompakte Gehäuse der GX9 durch einen Handgriff auf der Oberseite und eine Daumenablage auf der Rückseite akzeptabel bis gut, der Griff hätte aber gerne noch etwas größer und/oder ergonomischer geformt ausfallen dürfen. Wer mehr Fläche zum Zupacken möchte, verwendet den optional erhältlichen Handgriff DMW-HGR2. Davon wird aber leider das Akku-/Speicherkartenfach verdeckt.

Auf der Oberseite liegen drei Einstellräder, die Bedienelemente erfüllen teilweise zwei Funktionen:

Tasten und Einstellräder sind bei der Systemkamera sehr viele zu finden, es gibt sogar einen Schalter für den Fokusmodus. Diesen kennt man von der GX8, bei der GX80 ist er dagegen nicht zu finden. Des Weiteren wurden bei der Panasonic Lumix DC-GX9 das Programmwählrad und das Wählrad für die Belichtungskompensation zu einem doppelstöckigen Wählrad vereint. Dies spart zwar Platz, kann die Bedienung jedoch erschweren. Einige Tasten sind frei belegbar, durch das unter anderem von der Lumix DC-G9 bekannte "MyMenü" sind wichtige Optionen schneller zu erreichen.

Auf der Seite der Drahtlos-Technologien gibt sich die DSLM mit WLAN und Bluetooth modern, bei den Kabelschnittstellen sieht es dagegen anders aus. Neben Micro-HDMI und Micro-USB gibt es keine weiteren Schnittstellen. Es fehlt somit nicht nur ein Mikrofoneingang, sondern zusätzlich ein Anschluss für eine Kabelfernbedienung. Das dürfte so manchen Fotografen stören. Das Bedienen per App stellt nicht in jedem Fall eine geeignete Lösung dar. Besser: Neben einem integrierten Blitz ist auch ein Blitzschuh vorhanden.

Das MyMenü der Kamera lässt sich individuell zusammenstellen:

Bei den Software-Funktionen und Features bewegt sich die Panasonic Lumix DC-GX9 größtenteils auf dem Niveau der GX80, es gibt allerdings auch Neuerungen: Wie bekannt stehen die 4K-Fotoaufnahme und die Post-Focus-Funktion zur Verfügung, des Weiteren sind die Intervallaufnahme und verschiedene Bracketing-Optionen (Belichtung, Fokus, Blende, ...) vorhanden. Zu den neuen Features zählt die „Auto-Markierungsfunktion“, welche die Auswahl der besten Bilder einer 4K-Serie erlaubt. Bei der Funktion „Sequenzkomposition“ lassen sich mehrere Einzelbilder zu einer Aufnahme  mit den Bewegungsphasen eines Motivs zusammensetzen. Im Test funktionierte das allerdings nur, wenn sich lediglich ein Motiv im Bild bewegte. Ansonsten wurden deutliche Artefakte sichtbar. Eventuell verbessert sich dies bei der finalen Version der Kamera. Zu den Fotoprogrammen gehören die üblichen PSAM-Modi und Automatiken, als Ergänzung zu den bislang angebotenen Bildstilen wurden zwei Monochrom-Stile hinzugefügt. Zudem lässt sich bei allen Monochrom-Stilen ein Körnungseffekt hinzuschalten. Damit sind analoge Schwarz-Weiß-Filme simulierbar.

Schwache Kabelschnittstellen-Ausstattung: Neben Micro-HDMI gibt es nur noch Micro-USB:

Hinsichtlich der Videoaufnahme bleibt die Panasonic Lumix DC-GX9 wesentlich hinter den Flaggschiff-Kameras GH5 und G9 zurück: So speichert die DSLM zwar 4K-Videos, das jedoch mit maximal 30 Vollbildern pro Sekunde. Des Weiteren muss man einen starken Crop in Kauf nehmen, der durch das Auslesen der Bildpunkte im Zentrum zustande kommt. Da die GX9 zudem über keinen Mikrofoneingang verfügt und den Ton nur mit ihrem integrierten Stereomikrofon festhalten kann, ist sie für Videografen nicht wesentlich interessanter als die GX80. Im Gegensatz zu dieser lassen sich immerhin die NTSC-Bildraten wählen. Als Vorteil gegenüber der GX8 ist der auch bei Videoaufnahmen aktive integrierte Bildstabilisator zu nennen. Full-HD-Aufnahmen speichert die GX9 mit bis zu 60 Vollbildern pro Sekunde.

Zur Ausstattung gehört auch ein kleiner Aufklappblitz:

Unser Fazit:
Neben kleineren Schwachstellen, hier sind die fehlenden Kabelschnittstellen und der nicht für alle Benutzer optimale Sucher zu nennen, ist die Panasonic Lumix DC-GX9 ein „rundes“ Produkt. Sie punktet mit vielen Tasten und Einstellrädern, einem sehr flotten Autofokus und einem leisen sowie vibrationsarmen mechanischen Verschluss. Zudem sind sehr viele Funktionen und Features mit an Bord und dank des integrierten Stabilisators lassen sich alle Objektive stabilisieren. Die High-Resolution-Aufnahme vermissen wir jedoch. Bei Videoaufnahmen ist die 4K-Auflösung positiv zu nennen, durch maximal 30 Vollbilder pro Sekunde und den starken Crop gibt es für Videografen aber geeignetere Modelle. In puncto Fotoqualität zählen wir die Kamera nach unseren ersten Eindrücken zu den besten MFT-Modellen.

Das Gesamtpaket der Lumix DC-GX9 ist stimmig, die Produktbezeichnung aber suboptimal gewählt:

Einen "größeren" Kritikpunkt  haben wir am Ende allerdings doch noch: die Produktbezeichnung. Der Name Lumix DC-GX9 ist zumindest verwirrend. Eines ist die GX9 nämlich nicht – das Nachfolgemodell der Panasonic Lumix DC-GX8. Dies weiß Panasonic natürlich auch selbst und bietet die GX9 deutlich günstiger an. Trotzdem können wir die Namenswahl nicht nachvollziehen. Auch wenn wir Produktbezeichnungen nicht allzu viel Bedeutung beimessen wollen, sind wir der Meinung, dass sie die grobe Einstufung einer Kamera erlauben sollten.

Abschließend finden Sie ein paar Beispielaufnahmen, die wir wegen des Vorserien-Status der Kamera in reduzierter Auflösung (3.200 x 2.400 Pixel, mit Adobe Photoshop heruntergerechnet) veröffentlichen:

Zwei Aufnahmen mit dem neuen L.Monochrome-D-Stil:

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