20.03.2019 - 09:00

Sony Alpha 7 III und Canon EOS R im Duell (Teil 2)

Teil 2 von 3: Spiegellose Systemkameras mit Vollformatsensoren


Links sehen Sie die Sony Alpha 7 III, rechts die Canon EOS R.

Nachdem wir im ersten Teil unseres Vergleichstests der Sony Alpha 7 III und der Canon EOS R die Abmessungen, die Bedienung und die Bildqualität unter die Lupe genommen haben, vergleichen wir nun die Bildkontrolle, die Arbeitsgeschwindigkeit und die Autofokussysteme.

Objektivangebot:
Das Objektivangebot spielt bei Systemkameras eine große Rolle. Der Vorteil des wechselbaren Objektivs lässt sich schließlich nur bei einem großen Objektivportfolio ausnutzen. Zu Beginn eines neuen Kamerasystems stellt die Anzahl der verfügbaren Objektive traditionell ein größeres Problem dar. Das gilt gleichermaßen für alle Hersteller. Diese gehen das Problem mit Adaptern an, mit denen sich Objektive mit anderen Bajonetten verwenden lassen.

Der Einsatz von Adaptern ist allerdings immer mit gewissen Nachteilen verbunden – größere Abmessungen als nötig sind nur einer davon. Sony hat sein Objektivangebot zuletzt stark ausgebaut, seit 2013 wurden mehr als 20 Vollformat-taugliche Objektive mit E-Bajonett auf den Markt gebracht. Bis auf Modelle mit besonders langer Brennweite und sehr preisgünstigen Objektiven fehlt beim E-Bajonett mittlerweile kaum mehr etwas. Zeiss, Samyang und Sigma ergänzen das Portfolio und füllen Lücken.

Für die Sony Alpha 7 III können deutlich mehr native Objektive erworben werden:

Links sehen Sie die Sony Alpha 7 III, rechts die Canon EOS R.

Bei Canon und dem neuen RF-Bajonett sieht das ganz anders aus. Aktuell sind lediglich drei RF-Objektive erwerbbar. Per RF-auf-EF-Adapter sind immerhin praktisch alle aktuelleren Objektive für Spiegelreflexkameras nutzbar. Wie bereits erwähnt, gibt es jedoch einige Gründe, die für den Einsatz von nativen Objektiven sprechen. Daher bewerten wir beim Punkt „Objektivangebot“ allein native Modelle. Das sorgt für einen klaren Punktsieg der Sony Alpha 7 III.

Unser Sieger beim Objektivangebot: Die Sony Alpha 7 III.

Bildkontrolle:
Die Bildkontrolle erfolgt im gehobenen DSLM-Segment seit jeher mit einem Display und einem elektronischen Sucher. Anders als bei Spiegelreflexkameras zeigen beide das identische Bild an, die Sucher lassen sich also auch bei Videoaufnahmen nutzen. In puncto technischer Daten unterscheiden sich beide Kameramodelle bei dem Sucher und dem Display deutlich. So verbaut Canon ein OLED-Modell mit einer der aktuell höchsten Auflösungen – 3,69 Millionen Subpixel sind es bei der EOS R. Der Sucher löst Details daher sehr gut auf, Pixel sind praktisch nicht zu erkennen. Sony setzt dagegen auf ein OLED-Panel mit 2,36 Millionen Subpixeln. Die geringere Auflösung macht sich mit einem durchaus sichtbaren Pixelraster bemerkbar, störend fällt es aber nicht auf. Im direkten Vergleich wirkt das Sucherbild der EOS R trotzdem wesentlich schärfer. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Sucher der 7 III zur Bildkontrolle nicht geeignet wäre. Das ist er ohne Frage. Ein in jeder Hinsicht knackscharfes Bild darf man aber nicht erwarten. Die Vergrößerungen der Sucher fallen dagegen sehr ähnlich aus. Einen Wert von 0,76 nennt Canon für die EOS R, Sony gibt eine 0,78-fache Vergrößerung an. Der Sucher der EOS R lässt sich allerdings einen Tick besser einsehen. Brillenträger haben es etwas leichter, die Ecken zu erblicken.

Die Touchsteuerung hat Canon bei der EOS R deutlich besser integriert:

Canon EOS R.

Beim Vergleich der Displays ist zunächst die abweichende Aufhängung zu nennen. Bei der EOS R können Nutzer das Display sowohl drehen als auch schwenken, Selbstporträts sind daher kein Problem. Das LCD der Alpha 7 III lässt sich dagegen nur nach oben und unten schwenken. Die meisten Fotografen dürfte das kaum stören, Videografen oder Selfie-Freunde wird die Lösung der EOS R dagegen zweifellos besser gefallen. Einen weiteren Punkt sichert sich die EOS R mit dem zum Einsatz kommenden LCD-Panel. Es besitzt nicht nur eine größere Diagonale als bei der 7 III (3,2 Zoll vs. 3,0 Zoll), die Auflösung ist zudem mehr als doppelt so hoch (2,1 Millionen vs. 0,9 Millionen Subpixel). Wie schon beim Sucher gilt daher: Details gibt das Panel der EOS R schärfer wieder. Mit 921.600 Subpixeln liefert das LCD der 7 III in den meisten Situationen mehr als ausreichend scharfe Ergebnisse, die niedrigere Auflösung kann das Bestimmen des Schärfepunktes aber natürlich etwas schwieriger gestalten. Daher bietet es sich an, bei der DSLM von Sony etwas häufiger zur Vergrößerung zu greifen. Den Größenunterschied (3,2 Zoll vs. 3,0 Zoll) finden wir dagegen kaum relevant.

Unser Sieger bei der Bildkontrolle: Die Canon EOS R.

Die Kameragehäuse bestehen aus einer Magnesiumlegierung:

Links sehen Sie die Sony Alpha 7 III, rechts die Canon EOS R.

Geschwindigkeit:
Die Arbeitsgeschwindigkeit einer Kamera sollte – zumindest wenn man sich für ein höherwertiges Modell entscheidet – nicht allzu langsam ausfallen. Darunter leiden der Bedienkomfort und der „Aufnahme-Erfolg“. Wer eine Kamera erwerben möchte, die sich für die Fotografie aller Motive eignet, sollte unter anderem auf eine hohe Serienbildrate achten. Dadurch lässt sich die Wahrscheinlichkeit, das beste Foto zu erhalten, deutlich steigern. Die Sony Alpha 7 III erreicht in unserem Serienbildtest eine Bildrate von sehr guten zehn Fotos pro Sekunde. Dabei müssen Fotografen weder auf die kontinuierliche Fokussierung noch die stetig arbeitende Belichtungsmessung verzichten.

Wer auf beide Automatiken nicht verzichten will, sie sind für scharfe und richtig belichtete Bilder schließlich oftmals wichtig, kann mit der Canon EOS R maximal 5,2 Bilder pro Sekunde festhalten. Die Alpha 7 III schießt somit fast doppelt so viele Bilder pro Sekunde. Dieser Unterschied ist enorm. Ohne nachführenden Autofokus arbeitet die EOS R mit 8 Bildern pro Sekunde ein gutes Stück schneller, erreicht das Ergebnis der 7 III aber trotzdem nicht. Hier hat Canon fraglos Potenzial liegen lassen.

Das Hauptmenü der Sony Alpha 7 III ...

Sony Alpha 7 III.

... und der Canon EOS R im Vergleich:

Canon EOS R.

Bei der Länge der Aufnahmeserie, die mit höchster Geschwindigkeit erreicht wird, sind die Unterschiede wesentlich geringer. 182 JPEG-Bilder schafft die Alpha 7 III, 131 die EOS R. Bei RAW-Fotos (komprimiert) ergibt sich mit 129 Fotos zu 130 Fotos ein Patt. Wenn man sich für unkomprimierte RAW-Dateien entscheidet, zieht dagegen die Kamera von Canon vorbei (59 vs. 41) und arbeitet länger, ohne langsamer zu werden. In der Praxis sind komprimierte RAW-Dateien in der Regel ohne Einschränkungen nutzbar, weshalb wir diese in den meisten Fällen verwenden würden.

Die Fokussierungszeiten der Autofokussysteme bewegen sich mit 0,19 Sekunden (EOS R) und 0,20 Sekunden (Alpha 7 III) auf dem gleichen sehr guten Niveau. Den Punkt für die schnellere Einsatzbereitschaft sichert sich dagegen die EOS R mit 1,58 Sekunden. Die Alpha 7 III benötigt mit 2,34 Sekunden etwas länger. Das gleiche Bild ergibt sich für die erste Bildaufnahme nach dem Einschalten. Auch hier ist die EOS R mit 1,29 Sekunden gegenüber 1,91 Sekunden die schnellere Kamera.

Unser Sieger bei der Geschwindigkeit: Die Sony Alpha 7 III.

Die Autofokus-Abdeckung der DSLM von Sony:

Sony Alpha 7 III.

Autofokus:
Die automatische Fokussierung erfolgt bei spiegellosen Systemkameras ohne dedizierten AF-Sensor. Sony greift auf einen Hybrid-AF zurück, der sowohl die Phasendetektion als auch die Kontrastmessung verwendet. 693 nahezu auf dem kompletten Sensor verteilte AF-Sensoren erlauben die Phasendetektion, 425 etwas mehr im Zentrum konzentrierte Felder die Kontrastmessung. Die EOS R nutzt den bereits von vielen anderen Canon-Kameras bekannten Dual-Pixel-CMOS-AF. Die einzelnen Bildpunkte wurden hierfür jeweils in zwei Photodioden unterteilt. Das erlaubt die Phasendetektion auf 88 Prozent der Sensorfläche in der Breite und 100 Prozent in der Höhe (5.655 AF-Punkte). Beide AF-Systeme ermöglichen eine schnelle Fokussierung von statischen wie bewegten Motiven. Zumindest wenn sich letztere nicht zu schnell bewegen. Hier kommt die EOS R deutlich schneller als die Sony Alpha 7 III ins Straucheln und verliert das Motiv häufiger aus dem Fokus. Wer eine Kamera für Sport- und Actionaufnahmen sucht, sollte daher zum Modell von Sony greifen.

Die Autofokus-Abdeckung der DSLM von Canon:

Canon EOS R.

Als Autofokusmodi hat die Alpha 7 III neben einem Einzelbild-AF und einem kontinuierlichem AF noch den DMF (Direkt-manueller Fokus) zu bieten. Dieser erlaubt das Vorfokussieren und anschließend das manuelle Nachkorrigieren. Besitzer der EOS R können zwischen dem Einzelbild-AF und dem kontinuierlichen AF (= Servo-AF) wählen. Die AF-Messfeldmodi umfassen jeweils eine Reihe von kleinen und großen Messfeldern. Zudem bestimmen die Kameras das Messfeld auf Wunsch automatisch.

Unser Sieger beim Autofokus: Die Sony Alpha 7 III.

Im dritten Teil unseres Vergleichstests der Sony Alpha 7 III und der Canon EOS R kümmern wir uns unter anderem um die Videoaufnahme und die Erweiterbarkeit. Außerdem ziehen wir ein Fazit.

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