Blitzlicht

Ein Gastbeitrag von Adrian Ahlhaus

Gastbeitrag
Ein Gastbeitrag von Adrian Ahlhaus

Keine Digicam kommt ohne Blitzlicht daher. Bei einigen Modellen schaltet sich der Blitz automatisch ein, bei anderen kann er von Hand hinzu geschaltet werden. Aber immer zeigt die Digicam an, dass zu wenig Licht vorhanden sei – so meint man. Doch genau das zeigt eine Digicam nicht an. Es mag durchaus genügend Licht vorhanden sein für ein Foto ohne ein zusätzliches Licht, doch reicht es nicht für die Mehrheit der üblichen Motive. Es ist eine statistische Sache, die sich die Hersteller ausgedacht haben, um im „normalen“ Einsatz und bei den üblichen Motiven gute Bilder zu erhalten.

Der „normale“ Einsatz heißt: die Kamera wird mit ausgestreckten Händen gehalten, mit dem Blick auf den Monitor. Dabei wird reichlich gewackelt. Würde eine Kamera an einem Türrahmen gepresst, auf eine Mauer gedrückt oder auf einem Stativ befestigt, dann brauchte es keine Bildstabilisierung. Ist die Kamera stabil abgestützt, dann muss sogar jede im Objektiv wirkende mechanische Bildstabilisierung ausgeschaltet werden, ebenso wie ein CCD-Shift. Es bedeutet, das eine fixierte Kamera keine verwackelten Bilder erzeugt, selbst bei längeren Belichtungszeiten. Allerdings gilt das nur, wenn keine sich bewegenden Motive da sind, zum Beispiel Menschen. In der Praxis brauchen wir kurze Belichtungszeiten, um Bewegungen „einzufrieren“. Dafür reicht das Licht gerade in Innenräumen selten aus. Aber auch draußen, manches Mal sogar bei hellem Tageslicht sind die Lichtverhältnisse an den Motiven so düster, dass erst ein Blitz als zusätzliche Lichtquelle die kurzen Belichtungszeiten ermöglicht. Es gibt also zwei grundsätzliche Lichtbedingungen. Das Blitzlicht, dass als „Hauptlicht“ den wichtigsten Anteil an einer Beleuchtung hat und es gibt den „Aufhellblitz“, zum Beispiel bei Tageslicht.

Bleiben wir erst einmal beim Einsatz des Blitzlichts, das eine Szene beleuchtet, wie dies bei vielen Innenräumen nötig ist. Jedes Blitzlicht verteilt sich in Raum. Je weiter weg ein Motiv ist, desto weniger Blitzlicht beleuchtet die Szene. Dadurch erklärt sich warum bei größeren Räumen in der Tiefe alles dunkel wird. Um mehr als 3 bis 4 Meter Entfernung weit zu reichen ist ein eingebautes Blitzlicht meist zu schwach. Anders als bei den zusätzlich aussteckbaren. Moderne Blitzgeräte können bei eingebauten Blitzen den Winkel der Lichtabstrahlung nicht verändern. Das Licht strahlt mehr in die Breite und lässt sich nicht auf einen engeren Telebereich bündeln, um weiter in die Raumtiefe zu reichern. Ein anderes technisches Problem ist, dass die Lichtleistung zwar verringert werden kann, wenn die Automatik einer Kamera das zurück kommende Licht misst, um eine Überbelichtung zu vermeiden, dies dann allerdings nur für einen bestimmten Aufnahmeabstand gilt. Ist das wichtigste Motiv, zum Beispiel eine Person, genau in dieser Entfernung, wird die richtige Lichtmenge abgegeben. Was näher ist wird überbelichtet -zu hell-, alles was weiter entfernt ist erhält zu wenig Licht -wird dunkel- und all jenes das außerhalb der Reichweite eines Blitzes liegt wird einfach schwarz, also nicht mehr beleuchtet. Bei Aufnahmen mit Kamerablitz sollten alle wichtigen Motive möglichst in gleicher Entfernung zur Kamera sein. So erhalten alle die gleiche Lichtmenge und werden vergleichbar belichtet. Man fotografiert mit Blitzlicht also nicht in die Tiefe, vorne Menschen und dahinter andere, sondern sucht nach einer Perspektive, die alle Personen in einer Ebene aufstellt.

In Innenräumen, beispielsweise bei einer größeren Party, kommt man nicht immer darum herum auch mal den ganzen Raum zu fotografieren. Dann hilft ein zweites Blitzgerät. Es beleuchtet den Raum als „Hilfslicht“. Ein älteres Blitzgerät ist dabei sehr nützlich. Für 20 Euro kann man überall gebrauchte Geräte kaufen. Man achte lediglich darauf eines für den Batteriebetrieb anzuschaffen, denn fest verbaute Akkus sind üblicherweise längst defekt. Zusätzlich beschafft man sich im Fotohandel einen optischen Auslöser, um 15 Euro, und schon lässt sich selbst in größeren Räumen ein besseres Licht zum Fotografieren erzeugen. Irgendwo außerhalb der direkten Kameraperspektive wird das zusätzliche Blitzgerät abgelegt und gegen die Decke gerichtet, ohne automatischen Betrieb, in manueller Funktion. Das heißt, es wird immer die gleiche Lichtmenge abgegeben. Nun kann man mit der Digicam herumlaufen und blitzen. Der optische Auslöser löst das Blitzgerät aus. Der gesamte Innenraum erhält nun ein deutlich weicheres Licht und verringert die hässlichen Unterschiede der Belichtung zwischen Nah und Fern. Solch ein kombiniertes Blitzlicht verringert auch die hässlichen Schlagschatten. Man sollte den Einsatz erstmal zu Hause ausprobieren, um den Effekt zu verstehen. Bei dunklen Decken nehmen sie die größte Wandfläche als Aufhellfläche. Dies ist zwar eine Einschränkung der Möglichkeiten, aber besser als ohne Hilfslicht zu blitzen.

Bei Tageslicht dient ein Blitz fast immer zum Aufhellen. Es vermindert die Lichtkontraste. Besonders wenn ein in der Bildmitte befindliches Motiv viel zu dunkel ist, alles drumherum in sehr hellem Licht erstrahlt, schaltet sich bei vielen Digicams das Blitzlicht hinzu. Diese typische Situation ist bei Gegenlichtaufnahmen gegeben. Die Sonne ist zwar nicht mit im Bild, kommt jedoch bereits aus der Richtung des Motivs, beleuchtet dies von hinten. Es sind dabei gleich zwei Dinge, die ein Blitz nun verbessert: zuerst wird das Motiv im Schatten aufgehellt, der Kontrast zwischen überhellem Hintergrund und Motiv verringert, und zugleich erhellt ein im Schatten des Tageslichts befindliches Motiv nun ein Blitzlicht, das „sauber“ ist. Denn alle Objekte, die in einem Schattenbereich liegen werden nicht direkt beleuchtet, sondern durch schwächeres, reflektierendes Licht aus der Umgebung angestrahlt. Das kann eine grau-braune Hauswand sein oder das Grün einer Wiese oder der beige Sand eines Strandes. Diese Mischfarben verfärben jedes im Schatten liegende Motiv. Ein Blitz erzeugt Tageslicht. Und dies beleuchtet als wichtigste Lichtquelle nun die im Schatten liegende Motive. Auf Fotos werden somit die Farben natürlicher wiedergegeben. Auch bei Aufnahmen im Tageslicht muss man manches Mal erst ausprobieren, welche Einstellungen die beste Beleuchtung bieten.

In den Menüs versteckt sich bei fast allen Digicams die Möglichkeit die Menge des Blitzlichtes manuell zu steuern. Man kann einen eingebauten Blitz üblicherweise in mehreren Leistungsstufen verringern oder erhöhen. So gelingt es selbst bei schwierigen Lichtverhältnissen ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen Tageslicht und Aufhellblitz zu finden.

Gastbeiträge enthalten die Meinung des jeweiligen Autors und spiegeln nicht die Meinung von dkamera.de wieder.

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