Grundlagenwissen: Objektive

Alle wissenswerten Daten rundum Objektive

Eine Kamera ist ohne Objektiv nicht in der Lage, ein Bild aufzunehmen – zumindest kein wirklich nutzbares. Objektive nehmen in der Fotografie daher eine entscheidende Rolle ein. Das galt zu Zeiten der analogen Fotografie und gilt heute noch genauso. Das Objektiv beeinflusst das Bildergebnis aus diversen Gründen. Die Brennweite und Lichtstärke sind von besonderer Bedeutung, der optische Aufbau hat zudem einen Einfluss auf die Abbildungsleistung. In diesem Grundlagenartikel gehen wir auf alle wichtigen Daten rundum Objektive ein.

Die Brennweite:
Bei der Brennweite eines Objektivs handelt es sich um den Abstand, den Strahlen von der Linse bis zum Brennpunkt zurücklegen. Die Brennweite eines Objektivs bestimmt den Bildwinkel und damit den dargestellten Bildbereich. Je länger die Brennweite ausfällt, desto größer werden Motive auf dem Sensor oder dem Film abgebildet. Da neben der Brennweite auch die Sensor- bzw. Filmgröße für die Abbildung eine entscheidende Rolle spielt, werden Brennweiten heutzutage üblicherweise auf das Kleinbildformat umgerechnet. Diese Angabe erlaubt es Fotografen, unterschiedliche Objektive und Kameras mit abweichenden Sensorgrößen miteinander zu vergleichen.

Weitwinkel (24mm), Normal (50mm), Tele (100mm) und Supertelebrennweite (500mm) im Vergleich:

Die sogenannte kleinbildäquivalente Brennweite berechnet sich aus der realen Brennweite des Objektivs und dem Cropfaktor des Sensors. Letzterer ist von der Sensorgröße abhängig und wird ebenfalls im Verhältnis zu einem Kleinbildsensor/Vollformatsensor angegeben. Der Cropfaktor eines Kleinbildsensors ist daher eins. Sensoren, die größere Abmessungen als Kleinbildsensoren besitzen, verfügen über einen Cropfaktor kleiner eins, kleinere Sensoren über einen Cropfaktor größer eins.

Sensorgröße

Cropfaktor

Mittelformat (43,8 x 32,9mm)

0,8

Kleinbild/Vollformat (36 x 24mm)

1

APS-H (27,9 x 18,6mm)

1,3

APS-C (23,5 x 15,6mm)

1,5

APS-C (22,3 x 14,9mm)

1,6

Micro Four Thirds (17,3 x 13,0mm)

2

1,0 Zoll (13,2 x 8,8mm)

2,7

1/1,7 Zoll (7,6 x 5,7mm)

4,5

1/2,3 Zoll (6,2 x 4,6mm)

5,6

Die kleinbildäquivalente Brennweite berechnet sich daher wie folgt:
Brennweite mal Cropfaktor

Beispiele:
FujiFilm GFX 100 mit Mittelformatsensor und Fujinon GF 63mm F2,8 R RW: 0,8 x 63mm = 50mm KB
FujiFilm X-T5 mit APS-C-Sensor und Fujinon XF 35mm F2: 1,5 x 35mm = 53mm KB
Panasonic Lumix DC-GH6 und Lumix G 25mm F1,7: 2 x 25mm = 50mm KB

Die kleinbildäquivalente Brennweite ist vom Objektiv und der Sensorgröße abhängig:

Abhängig von der kleinbildäquivalenten Brennweite kann man ein Objektiv einem bestimmten Typ zuordnen. Die Objektivtypen lassen sich zwar nicht immer ganz genau voneinander "abtrennen", dies ist allerdings auch nicht unbedingt notwendig. Die Bezeichnung einer Optik ändert an den Ergebnissen schließlich nichts.

Brennweite (circa)

Objektivtyp

24mm oder weniger

Utraweitwinkelobjektiv/Superweitwinkelobjektiv

24 bis 40mm

Weitwinkelobjektiv

40mm bis 60mm

Normalobjektiv

61 bis 100mm

Leichtes Teleobjektiv/Porträtobjektiv

100mm bis 300mm

Teleobjektiv

300mm und mehr

Superteleobjektiv

Festbrennweite oder Zoom
Neben Objektiven mit einer festen und unveränderlichen Brennweite gibt es auch Objektive, deren Brennweite sich verändern lässt. Heutzutage sind diese keine Besonderheit mehr, erwerben lassen sich Zoomobjektive für Fotokameras allerdings erst seit den 1960er Jahren. Zoomobjektive stellen wegen der veränderlichen Brennweite hohe Ansprüche an die Konstruktion, die heutzutage üblicherweise sehr gute Abbildungsleistung war bei den früheren Zoomobjektiven noch nicht gegeben. Zoomobjektive lassen sich wegen der "doppelten" Brennweitenangabe sofort erkennen, neben der Start- wird auch die Endbrennweite genannt. Als Beispielmodell sei hier das Canon RF 24-105mm F4L IS USM genannt. Dieses verfügt über eine kürzeste Brennweite von 24mm und eine längste Brennweite von 105mm. Das Zoom deckt damit Brennweiten vom Weitwinkel- bis zum (leichten) Telebereich ab. Ein Objektiv mit 100 bis 400mm Brennweite hat dementsprechend Tele- bis Supertelebrennweiten zu bieten, bei einem 16 bis 35mm-Objektiv sind es Ultraweitwinkel- bis Weitwinkelbrennweiten.

Der Zoomfaktor
Der Zoomfaktor eines Objektivs sagt aus, wie stark die Anfangs- und Endbrennweite auseinander liegen. Bei einem 24-105mm-Objektiv lässt sich ein Zoomfaktor von etwa 4,4 berechnen (105mm : 24mm), bei einem 16-35mm-Objektiv ist es ein Zoomfaktor von 2,2. Im Laufe der Zeit konnten die Hersteller Objektive mit immer höheren Zoomfaktoren entwickeln. Während in der letzten Hälfte des 20. Jahrhunderts 2-fach, 3-fach oder 4-fach-Zooms gängig waren und bis auf wenige Ausnahmen nicht wesentlich überboten wurden, sind heutzutage auch 10-fach-Zooms vollkommen normal. Den aktuellen Rekord für eine Kamera mit fest verbautem Objektiv hält die Nikon Coolpix P1000 mit einem 125-fach-Zoom (24 bis 3.0000mm KB-Brennweite), bei den Wechselobjektiven ist es das Tamron 18-400mm F3,5-6,3 Di II VC HLD. Das für APS-C-Kameras konstruierte 22,2-fach-Zoom deckt KB-Brennweiten von etwa 27 bis 600mm ab.

Das Tamron 18-400mm F3,5-6,3 Di II VC HLD hält aktuell den Zoom-Rekord bei Wechselobjektiven:

Zoomobjektive lassen sich wegen der variablen Brennweite deutlich flexibler als Festbrennweiten einsetzen, unter anderem ist dadurch der Verzicht auf einen Objektivwechsel möglich. Als Nachteil sind Zoomobjektive lichtschwächer als Festbrennweiten und besitzen in aller Regel keine ganz so gute Abbildungsleistung. Es gilt daher abzuwägen, ob ein Zoomobjektiv oder eine Festbrennweite besser geeignet ist.

Die Lichtstärke:
Die Lichtstärke eines Objektivs beschreibt das Verhältnis der Größe der Eintrittspupille zur Brennweite. Ein Objektiv mit einer 50mm großen Eintrittspupille und 50mm Brennweite besitzt ein Öffnungsverhältnis von eins. Dieser Wert wird als Blende bezeichnet. Die Schreibweise der angegebenen Blende kann sich deutlich unterscheiden (F1, F1,0, F1.0, f1, f/1), technisch weichen diese Angaben jedoch nicht voneinander ab. Ist die Eintrittspupille größer als die Brennweite, ergibt sich ein Wert kleiner als eins. Ist sie kleiner, ergibt sich ein Wert größer als eins.

Der Blendenring eines Fujinon XF 18mm F1,4 R LM WR mit Blendenwerten von F1,4 bis F16:

Daraus folgt die für die Neueinsteiger in die Fotografie verwirrende Tatsache, dass Objektive mit einer großen Blendenöffnung eine kleine Blendenzahl besitzen. Objektiven mit einer kleinen Blendenöffnung verfügen dagegen über eine große Blendenzahl. Die sogenannte Blendenreihe aller Blendenwerte beginnt bei F0,5 (theoretische maximale Öffnung), pro Blendenstufe halbiert sich die einfallende Lichtmenge. Da sich diese Halbierung auf die kreisförmige Öffnung bezieht, liegt der Unterschied zwischen zwei Blendenstufen bei einem Faktor von Wurzel zwei (= in etwa 1,4)

Die Blendenreihe von F0,5 bis F90:

F0,5

F0,7

F1

F1,4

F2

F2,8

F4

F5,6

F8

F11

F16

F22

F32

F45

F64

F90

Blendenwerte können nicht nur in ganzen Blendenstufen angegeben werden, üblich ist auch die Angabe in halben Stufen oder Drittelstufen. Bei manchen Objektiven ist es zudem möglich, die Blende ohne ein festes Raster zu verändern. Diese Objektive richten sich vor allem an Videografen, die Helligkeitssprünge zwischen bei Blendenstufen vermeiden möchten.

Wegen der deutlich größeren Linsen von lichtstärkeren Objektiven hat die Lichtstärke neben der Brennweite einen entscheidenden Einfluss auf die Abmessungen und das Gewicht. Das Canon RF 85mm F2 Macro IS STM ist beispielsweise 7,8 x 9,1cm groß und bringt 500g auf die Waage, das Canon RF 85mm F1,2L USM DS misst 10,3 x 11,7cm und wiegt 1.195g.

Das Canon RF 85mm F2 Macro IS STM im Vergleich zum RF 85mm F1,2L USM DS:

F-Stop vs. T-Stop
Während das Öffnungsverhältnis eines Objektivs als F-Stop bezeichnet wird, kann man bei manchen Objektiven einen T-Stop-Wert finden. T-Stop steht für Transmission-Stop und gibt die effektive Lichtstärke eines Objektivs an. Mit effektiv meinen wird die Lichtmenge, die ein Objektiv auf den Sensor „durchlässt“. Das Öffnungsverhältnis eines Objektivs informiert darüber nur bedingt. Vereinfacht gesagt gilt: Bedingt durch Reflexion oder Absorption gelangen nicht alle Lichtstrahlen zum Sensor, je nach Objektiv kommt mal eine größere und mal eine kleinere Lichtmenge an. Der T-Stop-Wert fällt aus diesem Grund immer kleiner als der F-Stop-Wert aus, bei modernen Objektiven kann er jedoch sehr nah am F-Stop-Wert liegen.

Links das Sigma 85mm F1,4 DG HSM Art und rechts dazu im Vergleich die Cine-Version 85mm T1,5:

Ein Beispiel: Objektive mit einer Blendenöffnung von F1,4 verfügen oftmals über T-Stop-Werte von T1,5 oder T1,6, der Lichtverlust bewegt sich daher bei einer Drittelblende oder darunter. Von Relevanz sind diese sehr geringen Unterschiede in der Regel nur bei Filmaufnahmen, hier benötigen Videografen sehr genaue „Belichtungsdaten“. Objektive mit T-Stop-Angabe sind daher fast ausnahmslos für Videoaufnahmen gedacht. Natürlich lässt sich mit diesen auch fotografieren, verschiedene Optimierungen ( z.B. ein Follow Focus) machen sie für Videoaufnahmen aber besonders gut geeignet.

Der optische Aufbau:
Objektive bestehen aus mehreren Linsen, die Licht auf den Sensor oder den Film „lenken“. Der optische Aufbau eines modernen Objektivs umfasst normalerweise eine Reihe von Sammellinsen und Zerstreuungslinsen, diese erzeugen aneinandergereiht das Bild. Bei der Abbildung kommt es allerdings zu verschiedenen Problemen. Da die unterschiedlichen Wellenlängen des Lichts durch die Linsen unterschiedlich stark gebrochen werden, können an Kanten unter anderem Farbsäume zum Vorschein kommen.

Moderne Objektive bestehen in der Regel aus zahlreichen Linsen:

Beheben oder minimieren lassen sich derartige Probleme durch die Kombination unterschiedlicher Glassorten. Diese besitzen unterschiedlichen Brechungsindexe, besondere Linsen werden als ED-, UD- oder Linsen mit anomaler (Teil-)Dispersion bezeichnet. Eine noch bessere Abbildungsleistung lässt sich mit Super-ED- oder Fluorit-Linsen erreichen. Bei manchen Objektiven kommen zudem die sogenannten Phasen-Fresnel-Linsen zum Einsatz. Diese besitzen eingravierte konzentrische Kreise, jeder Kreis fokussiert ein anderes Lichtspektrum. Dadurch lassen sich kompaktere und leichtere Objekte konstruieren.

Links der Aufbau des AF-S Nikkor 500mm F5,6E PF ED VR, rechts des Nikkor Z 58mm F0,95 S Noct:

Weniger Reflexionen und Flares dank spezieller Vergütungen
Bei Objektiven kommt es nicht nur auf eine möglichst hohe Bildschärfe oder möglichst wenige chromatische Aberrationen an, auch Reflexionen oder Streulicht sollten die Qualität nicht negativ beeinflussen. Dafür sind die Linsenoberflächen mit speziellen Mehrschicht-Vergütungen versehen. Diese tragen Namen wie Nanokristall (Nikon), Super Spectra (Canon) oder AR-Nano (Sony).

Die Linsen moderner Objektive sind Mehrschichtvergütungen versehen:

Leichtere Reinigung durch die Fluorvergütung
Auf der Front- und/oder der Rücklinse bringen manche Hersteller zudem eine Fluorvergütung auf. Diese lässt weniger Schmutz anhaften, Wasser leichter abperlen oder gestaltet die Reinigung einfacher. Die Bildqualität wird durch die Fluorvergütung dagegen nicht beeinflusst.

EIne Fluorbeschichtung lässt unter anderem Wasser abperlen:

Das Bajonett:
Das Bajonett stellt die Schnittstelle zwischen einer Systemkamera und dem Objektiv dar. Vor den heutzutage üblichen Bajonetten kamen einfache Verbindungskonstruktionen zum Einsatz, danach wurden Schraubgewinde verwendet.

Das Bajonett dient allerdings nicht nur zur mechanischen Verbindung zwischen Kamera und Objektiv, hier werden bei modernen Modellen auch Daten übertragen. Diese erlauben die Kommunikation zwischen der Kamera und dem Objektiv. Des Weiteren erhalten Objektive mit Autofokusmotor oder Bildstabilisator darüber den benötigten Strom.

Bei Objektiven mit Automatiken werden Strom und Steuerbefehle über Kontaktstellen übertragen:

Bekannte Bajonette von Spiegelreflexkameras:
Canon EF
Four Thirds
Nikon F
Pentax K
Sony A

Bekannte Bajonette von spiegellosen Systemkameras:
Canon EF-M
Canon RF
FujiFilm X
Micro Four Thirds
Nikon Z
Sony E

Naheinstellgrenze und Abbildungsmaßstab:
Die Naheinstellgrenze eines Objektivs gibt an, in welcher Aufnahme-Entfernung sich Motive minimal aufnehmen lassen. Diese Entfernung wird bei Systemkameras mit wechselbaren Objektiven üblicherweise für den Abstand vom Sensor zum Motiv angegeben, die Entfernung vom Motiv zur Frontlinse wird dagegen als Arbeitsabstand bezeichnet. Bei Objektiven mit variabler Brennweite kann sich die Naheinstellgrenze abhängig von der Brennweite sehr deutlich unterscheiden. In der Regel gilt: Je näher sich an ein Motiv herangehen lässt, desto mehr Möglichkeiten bieten sich bei der Aufnahme. Die Vorteile durch sehr kurze Naheinstellgrenzen halten sich in der Praxis aber oftmals in Grenzen. Bei nur wenigen Zentimeter Abstand vom Motiv kommt es oftmals zu Abschattungen, eine spezielle Ausleuchtung des Motivs wird nötig.

Der Abbildungsmaßstab eines Objektivs gibt an, wie groß ein Motiv im Verhältnis zum Sensor abgebildet wird. Bei einem Abbildungsmaßstab von 1:1 wird das Motiv auf dem Sensor so groß wie in der Realität abgebildet. Bei einer Kamera mit Vollformatsensor (36 x 24mm) besitzt ein Objektiv somit einen Abbildungsmaßstab von 1:1, wenn 36 x 24mm große Motive bildfüllend abgebildet werden. Lässt sich das Motiv nur mit Abmessungen von 18 x 12mm wiedergeben, liegt der Abbildungsmaßstab bei 1:2.

Je näher man mit einem Objektiv an das Motiv herangehen kann, desto größer fällt auch der maximale Abbildungsmaßstab aus. Da die Brennweite dabei allerdings ein relevanter Faktor ist, lässt sich von der Naheinstellgrenze alleine nicht auf den maximalen Abbildungsmaßstab schließen. Ein Beispiel: Das Canon RF 35mm F1,8 IS Macro STM besitzt eine Naheinstellgrenze von 17cm und einen größten Abbildungsmaßstab von 1:2. Auf letzteren Wert kommt auch das Canon F 85mm F2 IS Macro STM. Dieses erreicht den genannten Abbildungsmaßstab allerdings bei 35cm.

Mit speziellen Objektiven lassen sich extreme Vergrößerungen erzielen:

Den größten Abbildungsmaßstab erreichen sogenannte Lupenobjektive, mit diesen können Motive bis zu etwa fünffach vergrößert abgebildet werden (max. Abbildungsmaßstab 5:1). Klassische Makroobjektiven erreichen Abbildungsmaßstäbe von 2:1, 1:1 oder 1:2, die meisten anderen Objektiven in etwa zwischen 1:3 und 1:10. Normalerweise bezieht sich die Angabe des maximalen Abbildungsmaßstabes immer auf das Kleinbildformat, bei Kameras mit kleineren Sensoren lassen sich daher effektiv größere Abbildungsmaßstäbe erzielen. Kommt ein Objektiv mit einem Abbildungsmaßstab von 1:1 an einer Micro Four Thirds-Kameras mit Cropfaktor 2 zum Einsatz, ergibt sich ein kleinbildäquivalenter Abbildungsmaßstab von 2:1.

Das Filtergewinde:
Das Filtergewinde eines Objektivs erlaubt das Einschrauben von Rundfiltern. Es handelt sich dabei um ein Innengewinde, heutzutage ist eine Steigung von 0,75mm üblich. Daher wird bei Filtern üblicherweise auf diese zusätzliche Angabe verzichtet und nur der Gewinde-Durchmesser angegeben. Die Größe des Filtergewindes ist maßgeblich von der Größe der Frontlinse abhängig, lichtstarke Objektive besitzen daher beispielsweise deutlich größere Filtergewinde als lichtschwächere Modelle.

Filtergewinde erlauben den einfachen Einsatz von Rundfiltern:

Klassische Durchmesser von Filtergewinden:
37mm, 40,5mm, 43mm, 49mm, 52mm, 55mm, 58mm, 62mm, 67mm, 72mm, 82mm, 77mm, 82mm, 95mm, 105mm, 112mm

Rückseitig angebrachte Filterhalter ermöglichen die Montage von Folienfiltern:

Die allermeisten Objektive sind mit einem Filtergewinde zur Montage von Filtern ausgerüstet, bei manchen Modellen – vor allem lichtstarke Ultraweitwinkel und Superteleobjektive – wird wegen der zu stark gebogenen oder zu großen Frontlinse darauf allerdings verzichtet. In diesem Fall verfügen die Objektive normalerweise über alternative Einsatzmöglichkeiten von Filtern. Bei Ultraweitwinkelobjektiven ist oftmals ein kleiner Filterhalter am Bajonett zu finden, Superteleobjektive sind mit einer Schublade für Einschubfilter ausgestattet. Für Ultraweitwinkelobjektive lassen sich zudem in der Regel spezielle Filterhalter erwerben, die den Einsatz von Rechteckfiltern ermöglichen.

Bei lichtstarken Superteleobjektiven werden oftmals Einschubfilter verwendet:

Autofokus und manueller Fokus:
Eine vergleichsweise neue Technologien, die bei Objektiven erst seit ein paar Jahrzehnten zu finden ist, ist der Autofokus. Mehr als 100 Jahre mussten Fotografen von Hand scharfstellen, weit verbreitet sind Objektive mit Autofokus erst seit den 1990er-Jahren. Vorher gab es vereinzelt Ansätze, Kameras und Objektive mit Autofokus herzustellen, den Massenmarkt erreichte die Technik jedoch nicht. Die großen Objektivhersteller verbauen AF-Motoren in nahezu allen aktuellen Objektiven, Modelle von Drittherstellern besitzen dagegen oftmals keine. Das liegt an der aufwendigen Entwicklung/Integration eines Fokusmotors bzw. der Ansteuerung durch die Kamera.

Objektive mit Autofokusunterstützung können zum einen über einen eigenen AF-Motor verfügen, zum anderen kann er in der Kamera integriert sein. In letzterem Fall werden die Linsen normalerweise mittels eines Stangenantriebs über den Motor der Kamera bewegt. Dieses Verfahren ist heutzutage allerdings nur noch selten anzutreffen, lediglich Pentax nutzt diesen Antrieb auch bei neueren Objektiven teilweise noch.

Die linearen Motoren eines Sony FE 50mm F1,2:

Bei den meisten modernen Objektiven kommen Schritt-, Linear oder Ultraschallmotoren zum Einsatz. Die früher weit verberbreiten Gleichstrommotoren werden dagegen kaum mehr verwendet. Das liegt an deren lautem Betriebsgeräusch. Des Weiteren sind Gleichstrommotoren vergleichsweise langsam und erlauben keine besonders gleichmäßigen Schärfeverlagerungen. Das macht sie für Videoaufnahmen wenig tauglich. Schritt- und Linearmotoren arbeiten dagegen schnell, leise und ermöglichen auch gleichmäßige Fokusveränderungen. Ein weiterer Vorteil von modernen Fokusmotoren, wie beispielsweise Schrittmotoren, ist die Möglichkeit, jederzeit in die Fokussierung eingreifen zu können. Bei Gleichstrommotoren ist das nur möglich, wenn vorher zum MF-Betrieb gewechselt wurde. Ansonsten können bleibende Schäden auftreten.

Welchen Fokusmotor in einem Objektiv verbaut ist, lässt sich teilweise – also nicht immer – an einem bestimmten Kürzel im Namen erkennen. Nachfolgend finden Sie die bekanntesten Autofokusmotoren:

Canon: STM (Schrittmotor), USM (Ultraschallmotor)
FujiFilm: LM (Linearmotor)
Nikon: AF-P (Schrittmotor), SWM (Ultraschallmotor)
Olympus: SWD
Pentax: DC (Gleichstrommotor), SDM (Ultraschallmotor)
Sigma: HSM (Ultraschallmotor)
Sony: SSM (Ultraschallmotor)
Tamron: RXD (Schrittmotor), VXD (Linearmotor), USD (Ultraschallmotor), PZD (Piezo Ultraschallmotor)

Der Bildstabilisator:
Die Bildstabilisierung kann bei modernen Kamerasystemen über das Objektiv, die Kamera oder beide erfolgen. Ist im Objektiv eine Bildstabilisierungseinheit verbaut, gleich diese Verwacklungen mittels Bewegungen einer Linse aus. Die Linse schwebt dazu in einem Magnetfeld. Sobald die Gyrosensoren des Objektivs Verwacklungen erkennen, werden die Informationen an einen Mikroprozessor weitergeleitet und dort die notwendige Korrektur berechnet. Die Linse wird daraufhin durch Antriebsmotoren passend verschoben. Da dieser Vorgang 1.000 Mal pro Sekunde oder sogar noch häufiger erfolgen kann, lassen sich selbst kleinste Verwacklungen ausgleichen.

Die Bildstabilisatoreinheit besteht aus einer Reihe von Komponenten:

Moderne Bildstabilisierungssysteme gleichen Verwacklungen etwa fünf Blendenstufen aus, in Kombination mit dem Body-IS einer Kamera lassen sich im Optimalfall sogar bis zu acht Blendenstufen erreichen. Während Ultraweitwinkel- oder Standardzooms oftmals über keine speziellen Bildstabilisator-Modi verfügen, sind Teleobjektiven teilweise mit bis zu drei Modi ausgestattet. Diese erlauben unter anderem das Aufnehmen von Mitziehern.

Beim Tamron 150-600mm F5-6,3 Di VC USD G2 lässt sich zwischen mehreren VC-Modi wählen.

Anhand des Namens lässt sich in den allermeisten Fällen erkennen, ob das Objektiv über einen Bildstabilisator verfügt. Dazu muss im Namen nach dem signalisierenden Namenskürzel gesucht werden.

Namen der Bildstabilisierungssysteme der Hersteller:
Canon: Image Stabilizer (IS)
Nikon: Vibration Reduction (VR)
Olympus: Image Stabilization (IS)
Panasonic: Optical Image Stabilization (OIS)
Pentax: Shake Reduction (SR)
Sigma: Optical Stabilizer (OS)
Sony: (Optical) Steady Shot (OSS)
Tamron: Vibration Compensation (VC)

Objektivnamen entschlüsselt
Produktnamen bestehen bei Objektiven aus einer Reihe von Buchstaben oder Zahlen. Diese machen es Anfängern schwer, auf einem Blick mehr über die Objektive zu erfahren. Anhand der folgenden Beispiele erläutern wir, was die Abkürzungen zu bedeuten haben.

Canon:
Canon RF 24-70mm F2,8L IS USM
RF: RF-Bajonett
24-70mm: 24 bis 70mm Brennweite
F2,8: Lichtstärke F2,8
L: Objektiv der L-Serie
IS: „Image Stabilizer“: Optischer Bildstabilisator
USM: „Ultrasonic Motor“: Ultraschallmotor

Olympus:
Olympus M.Zuiko Digital ED 40-150mm F2.8 Pro
M.Zuiko Digital: Namensbezeichnung der DSLM-Objektive von Olympus
ED: ED-Linsen im optischen Aufbau
40-150mm: 40 bis 150mm Brennweite
F2.8: Lichtstärke F2,8
Pro: Modell der Pro-Serie

Nikon:
AF-S Nikkor 24-70mm F2.8E ED VR
AF-S: Objektiv mit F-Bajonett und SWM-Autofokusmotor im Objektiv
Nikkor: Namensbezeichnung der Objektive von Nikon
24-70mm: 24 bis 70mm Brennweite
F2.8: Lichtstärke F2,8
E: Elektromagnetische Blendensteuerung
ED: ED-Linsen im optischen Aufbau
VR: „Vibration Reduction“: Optischer Bildstabilisator

Nikkor Z 70-200mm F2.8 VR    
Nikkor: Namensbezeichnung der Objektive von Nikon
Z: Z-Bajonett
70-200mm: 70 bis 200mm Brennweite
F2.8: Lichtstärke F2,8
VR: „Vibration Reduction“: Optischer Bildstabilisator

Panasonic:
Panasonic Leica DG Vario-Elmarit 12-60mm F2.8-4 Asph. O.I.S.
Leica DG: Modell mit Leica-Label
Vario-Elmarit: Zoomobjektiv
12-60mm: 12 bis 60mm Brennweite
F2.8-4: Lichtstärke F2,8 bis F4
Asph.: asphärische Linsen im optischen Aufbau
O.I.S.: „Optical Image Stabilization“: Optischer Bildstabilisator

Pentax:
HD Pentax-D FA 24-70mm F2,8 ED SDM WR
HD: Objektiv mit HD-Vergütung „High Definition“
Pentax-D FA: Objektiv für DSLRs, das den Bildkreis eines Vollformatsensors ausleuchtet
24-70mm: 24 bis 70mm Brennweite
F2,8: Lichtstärke F2,8
ED: ED-Linsen im optischen Aufbau
SDM: „Supersonic Direct-drive Motor“: Ultraschallmotor
WR: „water-resistant“: abgedichtetes Objektiv

Sigma:
Sigma 100-400mm F5-6.3 DG DN OS Contemporary
100-400mm: 100 bis 400mm Brennweite
F5-6.3: Lichtstärke F5 bis F6,3
DG: Objektiv für Vollformatkameras
DN: Objektiv für spiegellose Systemkameras
OS: „Optical Stabilizer“ Optischer Bildstabilisator   
Contemporary: Modell der Contemporary-Serie

Sony:
Sony FE 200-600mm F5.6-6.3 G OSS
FE: Objektiv mit E-Bajonett für Vollformatkameras
200-600mm: 200 bis 600mm Brennweite
F5.6-6.3: Lichtstärke F5,6 bis F6,3
G: Modell der G-Serie
OSS: „Optical SteadyShot“: Optischer Bildstabilisator

Tamron:
Tamron SP 70-200mm F2.8 Di VC USD G2
SP: Modell der „Super Performance“-Serie
70-200mm: 70 bis 200mm Brennweite
F2.8: Lichtstärke F2,8
Di: Modell für Spiegelreflexkameras
VC: „Vibration Compensation“: Optischer Bildstabilisator   
USD: „Ultra Sonic Silent Drive“: Ultraschallmotor
G2: Objektiv der zweiten Generation

Autor: dkamera.de Redaktion
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