Testbericht des Nikkor Z 58mm F0,95 S Noct

Höchstlichtstarke Festbrennweite für Nikon Z-Kameras mit manuellem Fokus

Das Nikon Z-Bajonett wurde unter anderem mit dem Ziel entwickelt, besonders lichtstarke Objektive konstruieren zu können. Daher besitzt es einen besonders großen Innendurchmesser, das kurze Auflagemaß kommt den Objektivkonstrukteuren ebenso entgegen. Etwas mehr als ein Jahr nach der Vorstellung des Z-Bajonetts wurde mit dem Nikkor Z 58mm F0,95 S Noct dann ein Objektiv präsentiert, dass dieses Vorteile auch ausnutzen kann. Im folgenden Test schauen wir uns die hochlichtstarke Festbrennweite genauer an.

Technische Daten, Verarbeitung und Handhabung:
Das Nikkor Z 58mm F0,95 S Noct gehört zu den prestigeträchtigsten Objektiven für spiegellose Systemkameras. Der Namenszusatz „Noct“ soll an das Noct-Nikkor 58mm F1,2 erinnern, das zu analogen Zeiten mit F-Bajonett angeboten wurde. Beim neuen Nikkor Z 58mm F0,95 S Noct geht Nikon daher fast keine Kompromisse ein. Das aus Metall gefertigte Gehäuse fällt besonders hochwertig aus, ist abgedichtet und lässt keinen Zweifel an der Sonderstellung der Festbrennweite aufkommen.

Das gesamte Gehäuse des sehr großen und schweren Objektivs besteht aus Metall:

Schon allein das Gewicht des Objektivs spricht für sich, satte 2.000g bringt es auf die Waage. Zum Vergleich: Das Nikkor Z 50mm F1,2 S wiegt nur knapp die Hälfte (1.090g), das Nikkor Z 50mm F1,8 S weniger als ein Viertel (415g). Das hohe Gewicht des Nikkor Z 58mm F0,95 S Noct hat natürlich seine Gründe. Die Festbrennweite besitzt nicht nur besonders groß Linsen, sondern auch noch besonders viele.

Das Nikkor Z 58mm F0,95 S Noct im Vergleich zum Nikkor Z 50mm F1,2 S:

Insgesamt sind es 17 Stück, aufgeteilt in zehn Gruppen. Damit die Bildqualität trotz der riesigen Blendenöffnung ansprechend ausfällt, kommen vier ED- und drei asphärische Linsen zum Einsatz. Bei den Oberflächen setzt Nikon auf die bekannten Nanokristall- und ARNEO-Vergütungen.

Der optische Aufbau der Festbrennweite:

Die Lichtstärke des Nikkor Z 58mm F0,95 S Noct ist natürlich der Verkaufsgrund Nummer Eins. Mit F0,95 ist das Objektiv noch einen Tick lichtstärker als F1. Seit jeher haben Objektive mit einer Öffnung kleiner als Eins für viele Fotografen etwas magisches an sich. In der Theorie bedeutet dieser Wert allerdings „nur“, dass der Durchmesser der Eintrittspupille größer als die Brennweite ausfällt. Gegenüber eines Objektivs mit einer Blende von F1 ist der Vorteil eines F0,95-Objektivs nahezu belanglos, selbst im Vergleich zu einer durchaus häufiger anzutreffenden F1,2-Optik liegt der Vorteil nur bei knapp 2/3 Blendenstufen. In der Praxis spielt der Unterschied also keine enorme Rolle, in der Theorie sieht es anders aus. Je größer die Öffnung eines Objektivs ausfällt, desto mehr Probleme ergeben sich. Der Schritt von F1,4 zu F1 macht die Objektivkonstruktion wesentlich komplexer als von beispielsweise F2,8 zu F2. Nur wenige Hersteller wagen sich daher an Blendenöffnungen größer F1 heran. In der Regel handelt es sich dabei um chinesische Hersteller. Deren Objektive besitzen keinen Autofokus, sorgen bei Offenblende sehr weiche Bilder oder die Darstellung zeigt deutliche chromatische Aberrationen.

Die großen Hersteller wie Nikon oder Canon können hochlichtstarke Objektive natürlich ebenso konstruieren, riesige Modelle mit guter Bildqualität und aktueller Technik würde jedoch kaum jemand kaufen. Beim Nikkor Z 58mm F0,95 S Noct ist Nikon dementsprechend einen Kompromiss eingegangen und hat auf einen Autofokusmotor verzichtet. Ansonsten würde die Festbrennweite noch einmal schwerer als 2.000g und größer als 10,2 x 15,3cm ausfallen.

Mit der Stativschelle und dem Stativfuß ist die Montage auf einem Stativ einfach:

Schon dieses Gewicht macht das Nikkor Z 58mm F0,95 S Noct nicht gerade zu einem optimal für alltägliche Aufnahmen geeigneten Modell. Ohne Stativ macht längeres Arbeiten nicht wirklich Spaß. Das liegt auch an der bei Offenblende extrem kleinen Schärfentiefe. Glücklicherweise hat Nikon an eine Stativschelle mit Fuß gedacht, das macht die Montage einfach.

Zu den Bedienelementen gehören unter anderem ein riesiger Fokusring und eine Fn-Taste:

Das OLED-Display zeigt mehrere Parameter (wie hier die gewählte Blende) an:

Bedienelemente finden sich beim Nikkor Z 58mm F0,95 S Noct einige. Dazu gehören ein Fokusring, ein zusätzlicher Einstellring, eine L-Fn-Taste und eine Displaytaste. Den Einstellring und die L-Fn-Taste belegen Nutzer im Kameramenü nach ihren Wünschen, ersterer lässt sich unter anderem zur Wahl der Blende verwenden. Da sich der Ring in der Nähe des Bajonetts befindet und sich dort wegen des großen Objektivgehäuses nicht optimal erreichen lässt, würden wir die Blendenwahl als Beispiel aber eher über die Einstellräder der Kamera anpassen. Die Displaytaste aktiviert das OLED-Display des Nikkor Z 58mm F0,95 S Noct. Ein derartiges Modell ist auch bei anderen Objektiven von Nikon zu finden. Es informiert über die Blende oder die Fokuseinstellung.

Manueller Fokus:
Fokussieren müssen Foto- und Videografen beim Nikkor Z 58mm F0,95 S Noct stets manuell. Über den sehr breiten Fokusring mit sehr langem Fokusweg ist dies kein Problem, in der Praxis bei größeren Blendenöffnungen aber doch eine recht langwierige Angelegenheit. Durch die kleine Schärfentiefe lässt sich der Fokuspunkt über das Display oder den Sucher nur schwer bestimmen, die Displaylupe wird beim Einsatz der Festbrennweite zu einem ständigen Begleiter. Bei einem Meter Motivabstand ergibt sich bei Offenblende eine Schärfentiefe von nur 2cm, bei zwei Metern sind es gerade einmal 7cm. Bei kleineren Blenden wird die Aufgabe des Scharfstellens einfacher, den Vorteil der großen Öffnungen will man bei Nikkor Z 58mm F0,95 S Noct aber natürlich oftmals auch ausspielen. Wir raten ganz klar zum Verwenden eines Stativs, selbst kleinste Bewegungen des Fotografen können nämlich für unscharfe Bildergebnisse sorgen.

Der Tubus fährt beim Fokussieren an der Naheinstellgrenze recht weit aus dem Gehäuse heraus:

Bildqualität:
Höchstlichtstarke Objektive wie das Nikkor Z 58mm F0,95 S Noct stellen Objektiv-Konstrukteure vor große Herausforderungen. Scharfe Bildergebnisse und Aufnahmen ohne chromatische Aberrationen setzen zahlreiche Spezialgläser und einen ausgeklügelten optischen Aufbau voraus. Erstere sind wie bereits erwähnt einige mit an Bord. Für unseren Test greifen wir auf die Nikon Z 7II mit einem 45,4 Megapixel auflösenden Sensor zurück. Dieser stellt hohe Ansprüche an Objektive. Wir waren auf die Ergebnisse daher besonders gespannt.

Die Abbildungsleistung fällt für einen Blendenwert von F0,95 sehr ansprechend aus. Natürlich ist die Bildschärfe bei F0,95 am Rand noch nicht perfekt und auch chromatische Aberrationen sowie eine stärkere Vignettierung sind zu sehen. Dies verwundert angesichts der großen Öffnung aber nicht. Im Zentrum werden Details selbst bei F0,95 sehr gut wiedergegeben, im Vergleich zu anderen Objektiven mit gleicher Blende schneidet das Nikkor Z 58mm F0,95 S signifikant besser ab. Schon bei F1,4 legt die Randschärfe deutlich zu, bei F2 ist sie sehr gut und ab F2,8 nahezu perfekt. Weiteres Abblenden ändert nur noch wenig. Die bei Offenblende noch vorhandenen CAs und die Vignettierung nehmen ab F1,4 stark ab, letztere fällt ab F2,8 kaum mehr auf. Wer den besonderen Look der kleinen Schärfentiefe benötigt, kann auch mit F0,95 oftmals gut arbeiten. Ab F1,4 fällt die Qualität allgemein sehr ansprechend aus, weiteres Abblenden ist praktisch kaum mehr notwendig.

Unser Fazit:
Das Nikkor Z 58mm F0,95 S Noct ist in jeder Hinsicht ein ungewöhnliches Objektiv. Es besitzt eine extrem hohe Lichtstärke, bringt keinen Autofokus mit und fällt im Vergleich zu anderen Objektiven mit Normalbrennweite sowohl sehr groß als auch sehr schwer aus. Zweifellos ist die Festbrennweite damit nicht für tagtägliche Einsätze geeignet. Es sein denn, man benötigt stets eine extrem hohe Lichtstärke und stört sich an den genannten Nachteilen nicht. Ein Stativ ist beim Verwenden des Nikkor Z 58mm F0,95 S Noct stets von Vorteil, eigentlich kommt man daran sogar kaum vorbei. Selbst geringste Bewegungen des Fotografen machen wegen der kleinen Schärfentiefe (beim Einsatz der Offenblende) das Nachfokussieren nötig, mangels Autofokus ist das wenig komfortabel.

Das Nikkor Z 58mm F0,95 S Noct  ist ein erstklassiges Objektiv, aber nicht für jeden geeignet:

Die Abbildungsleistung weiß mit wenigen Abstrichen sehr zu gefallen. Bei Offenblende sind die Bildränder noch etwas unscharf und chromatische Aberrationen lassen sich erkennen, in der Mitte ist die Bildschärfe aber schon sehr gut. Bei F1,4 sind die CAs deutlich reduziert, die Ränder sichtbar schärfer. Ab F2 lässt sich ohne Einschränkungen arbeiten, wobei wir den Einsatz bereits ab F1,4 zweifellos empfehlen können. Wer mit den genannten Nachteilen leben kann, kann auch bei F0,95 sehr ansprechende Bilder aufnehmen. Die extrem kleine Schärfentiefe ermöglicht einzigartige Bildlooks und macht das Nikkor Z 58mm F0,95 S Noct zu einem Traum für viele Fotografen. Das wird es angesichts eines Preises von 8.999 Euro (UVP) für die allermeisten aber auch bleiben.

Unsere Auszeichnung:

Autor: dkamera.de Redaktion
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