dkamera.de Grundlagenwissen: Belichtungsprogramme

Vollautomatisch, halbautomatisch oder manuell – alle Belichtungsprogramme im Überblick

Die Belichtung ist neben der Fokussierung der wichtigste Parameter bei der Aufnahme eines Bildes. Mit den Belichtungsprogrammen lässt sich bestimmen, welche Belichtungs-Einstellungen die Kamera vornehmen darf oder soll und welche Optionen dem Fotografen überlassen bleiben. Während es in den Anfangszeiten der Fotografie keine "echten" Belichtungsprogramme gab, sind in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer mehr Varianten hinzugekommen. Wir wollen uns in diesem Grundlagenartikel die verschiedenen Fotoprogramme näher anschauen und darauf eingehen, wann der Einsatz welchen Programms Sinn macht.

Die Displayanzeige bei der Wahl der Vollautomatik an einer Canon EOS 70D:

Die Vollautomatik:
Die Vollautomatik, je nach Hersteller auch gerne als „Intelligente Automatik“ oder „Motivautomatik“ bezeichnet, ist bei jeder Digitalkamera vorhanden. Hier hat die Kamera quasi die volle Kontrolle, der Fotograf selbst kann nahezu überhaupt nicht eingreifen. In der Regel lassen sich daher nur wenige Einstellungen verändern. Ob man beispielsweise die Belichtungskorrektur anpassen kann, ist von Kamera zu Kamera unterschiedlich. Auf die wirklich entscheidenden Parameter hat man bei der Vollautomatik somit kaum einen Einfluss, was aber natürlich auch von Vorteil sein kann.

So können selbst unerfahrene Fotografen bei durchschnittlichen Lichtbedingungen mit der Vollautomatik in der Regel akzeptable Bilder aufnehmen, da aktuelle Kameramodelle mit guten Automatikmodi ausgestattet sind. In beleuchtungstechnisch kritischen Situationen ist die Vollautomatik allerdings oftmals chancenlos, hier kann sie das fehlende Wissen des Fotografen nicht mehr adäquat ausgleichen.

Unser Tipp: Nur wenn Sie sich gar nicht auskennen oder ihre Kamera einer ebenso nicht fotoaffinen Person in die Hand drücken, ist die Vollautomatik die richtige Wahl.

Die Displayanzeige bei der Wahl der Programmautomatik an einer Canon EOS 70D:

Die Programmautomatik „P“:
Während bei der Vollautomatik in der Regel nicht oder nur minimal in die Belichtung eingegriffen werden kann, erlaubt die Programmautomatik wesentlich mehr Einstellungen. Im Regelfall lassen sich die Sensorempfindlichkeit, die Belichtungskorrektur und auch einige weitere Parameter verändern. So sind viele Optionen, die bei der Vollautomatik „gesperrt“ sind, dazu kann beispielsweise die Wahl des Fokusfeldes gehören, bei der Programmautomatik vorhanden. Die Einstellungsmöglichkeiten bewegen sich dabei meistens auf dem Niveau der Halbautomatiken. Eingeschränkt ist man daher nur bei der Wahl der Blende und der Belichtungszeit, diese lassen sich im Modus der Programmautomatik nicht verändern. Einige Kameramodelle bieten bei der Programmautomatik die Option des „Programm-Shifts“. Hiermit kann man beispielsweise abblenden, woraufhin sich die Belichtungszeit gleichzeitig äquivalent verkürzt. Die Belichtung bleibt somit identisch.

Unser Tipp: Mit der Programmautomatik sind viele Fotografen gut bedient. Sie nimmt einem die „größte Arbeit“ ab, bei den Einstellungsmöglichkeiten gibt es jedoch kaum Einschränkungen. Wer sich weder künstlerisch wertvolle Bilder wünscht noch Bilder in besonderen Situationen aufnehmen möchte, findet in der Programmautomatik ein gut geeignetes Belichtungsprogramm.

Die Halbautomatiken:
Die Halbautomatiken sind dagegen schon eher zu den anspruchsvolleren Belichtungsprogrammen zu zählen und auch nicht bei allen Kameras zu finden. Vor allem einfache Kompaktkameras besitzen in der Regel keine Halbautomatiken, hier muss man sich mit der Programmautomatik begnügen. Bei den Halbautomatiken lässt sich im Gegensatz zur Programmautomatik nicht nur die Sensorempfindlichkeit beeinflussen, sondern man kann auch einen weiteren Parameter von Hand verändern.

Zu den Halbautomatiken gehören die Programme „S“ und „A“. Diese sind nach ihren jeweiligen Einstellungsparametern S wie Shutter (= Belichtungszeit) und A wie Aperture (= Blende) benannt. Im Gegensatz zur Programmautomatik, die eigentlich bei allen Herstellern mit „P“ abgekürzt wird, finden sich bei einigen Herstellern für die Halbautomatiken „S“ und „A“ auch die Abkürzungen „Tv“ und „Av“. Diese bedeuten allerdings dasselbe, die Programme funktionieren identisch.

Die Displayanzeige bei der Wahl der Zeitvorwahl an einer Canon EOS 70D:

Die Zeitvorwahl „S/Tv“ (oder auch Blendenautomatik):
Bei der Zeitvorwahl lässt sich die Belichtungszeit vorgeben. Damit die Aufnahmen korrekt belichtet werden, wird die Blende von der Kamera automatisch bestimmt. Daher nennt sich dieses Programm alternativ auch Blendenautomatik.

Bei den meisten kompakten Kameramodellen erfolgt die Wahl der Belichtungszeit über ein Steuerkreuz oder Einstellrad auf der Rückseite, bei Spiegelreflex- und Systemkameras gibt es dafür in der Regel ein extra Wählrad.

Hier sehen Sie eine Aufnahme mit kurzer Belichtungszeit:

Hier sehen Sie eine Aufnahme mit langer Belichtungszeit:

Die Zeitvorwahl kommt immer dann zum Einsatz, wenn eine bestimmte Belichtungszeit gewünscht ist. Dies gilt zum Beispiel für die Aufnahme von bewegten Motiven, die mit kurzen Belichtungszeiten „eingefroren“ werden sollen. Bei vielen Kameramodellen lässt sich die Belichtungszeit zwischen einigen Sekunden und etwa 1/2.000 bis 1/4.000 Sekunde einstellen, zudem sind allerdings auch 1/8.000 Sekunde oder sogar 1/16.000 Sekunde anzutreffen.

Anmerkung: Die Belichtungszeit wird oftmals auch Verschlusszeit genannt, da sie den Zeitraum des geöffneten Verschlusses bezeichnet.

Die Displayanzeige bei der Wahl der Blendenvorwahl an einer Canon EOS 70D:

Die Blendenvorwahl „A/Av“ (oder auch Zeitautomatik):
Bei der Blendenvorwahl lässt sich im Gegensatz zur Zeitvorwahl die Blende verändern, die Belichtungszeit wird von der Kamera bestimmt. Da die Belichtungszeit entsprechend der jeweiligen Situation von der Kamera automatisch angepasst wird, nennt sich dieses Programm auch Zeitautomatik. Die Wahl der Blende erfolgt wie bei der Zeitvorwahl über ein Steuerkreuz oder Einstellrad.

Hier sehen Sie eine Aufnahme mit einer großen Blendenöffnung (F2) und kleiner Tiefenschärfe:

Hier sehen Sie eine Aufnahme mit einer kleinen Blendenöffnung (F22) und großer Tiefenschärfe:

Die Blendenvorwahl dürfte bei den meisten Fotografen das am häufigsten verwendete Fotogramm sein, denn damit lassen sich die Aufnahmen in den meisten Fällen am besten gestalten. Dies ist über die gewählte Blendenöffnung und die damit korrelierende Tiefenschärfe möglich. Wer ein Objekt in einem Bild besonders hervorheben möchte, wählt eine große Blendenöffnung (Achtung: Dies entspricht einer kleinen Zahl wie beispielsweise F1,4). Wer das ganze Bild möglichst scharf haben möchte, wählt eine kleine Blendenöffnung (Achtung: Dies entspricht einer großen Zahl wie beispielsweise F22).

Die Displayanzeige bei der Wahl des manuellen Modus an einer Canon EOS 70D:

Der manuelle Modus „M“:
Im manuellen Modus hat man die Kontrolle über alle Aufnahmeparameter, also die Blende, die Belichtungszeit und die Sensorempfindlichkeit. Dadurch ist es möglich, eine Aufnahme genau nach seinen speziellen Wünschen zu gestalten. Soll beispielsweise ein Bild sowohl mit einer großen Schärfentiefe als auch mit einer sehr kurzen Belichtungszeit aufgenommen werden, ist der manuelle Modus die beste Wahl. Wer sich bei der Belichtung im manuellen Modus nicht nur auf sein Bauchgefühl verlassen möchte, kann diese in den meisten Fällen über die Belichtungskorrekturanzeige der Kamera prüfen.

Da der manuelle Modus aber auch in Situationen hilfreich ist, in denen die Belichtungsmessung der Kamera überfordert ist, ist diese Anzeige nicht der Weisheit letzter Schluss. Besonders komfortabel kann mit dem manuellen Modus gearbeitet werden, wenn die Kamera hier die automatische ISO-Wahl unterstützt. Dies ist bei vielen Modellen aber leider nicht der Fall.

Wie für die Halbautomatiken gilt auch für den manuellen Modus: Er ist nicht bei allen Digitalkameras vorhanden.

Die Speicher-Option von Einstellungen als Custom-Programm bei der Lumix DMC-GM1:

Die Custom-Programme „C/U“:
In der Nähe der PSAM-Programme finden sich auf den Programmwählrädern einiger Kameramodelle die sogenannten Custom-Programme. Diese werden je nach Hersteller auch User-Programme oder Individual-Programme genannt. Darüber ist es möglich, spezielle Einstellungen, die vorher gespeichert wurden, besonders schnell abzurufen. Wer beispielsweise gerne mit dem Programm Zeitvorwahl, der Serienbildfunktion und einer speziellen Fokuseinstellung arbeitet, kann diese Einstellungen speichern und über ein Custom-Programme abrufen.

Es handelt sich dabei also eigentlich nicht um ein Belichtungsprogramm an sich, sondern über einen speziellen Modus, der weitere Einstellungen beinhaltet.

Die Auswahl an Szenenprogrammen bei der Panasonic Lumix DMC-GM1:

Die Szenenprogramme „SCN“:
Daneben gibt es noch viele weitere Motivprogramme, die aus modernen Digitalkameras nicht mehr wegzudenken sind. Sie werden entweder direkt über das Programmwählrad erreicht oder verbergen sich dort hinter dem Kürzel „SCN“ (= Scene; auf deutsch Szene). Diese Szenenprogramme sollen in bestimmten Situationen auch bei unerfahrenen Fotografen für besonders gute Bildergebnisse sorgen. So wird beispielsweise im Modus „Nachtaufnahme mit Stativ“ oftmals eine besonders lange Belichtungszeit mit einem niedrigen ISO-Wert gewählt, im „Landschafts-Modus“ wird die Blende geschlossen und bei Porträtaufnahmen wird mit möglichst weit geöffneter Blende fotografiert. Zudem können von den Programmen auch weitere Bildparameter, wie die Sättigung oder die Belichtung, automatisch angepasst werden.

Unser Tipp: Grundsätzlich sollte man die Szenenprogramme nicht verteufeln, denn damit lassen sich durchaus gute Bildergebnisse erzielen. Da ein Szenenprogramm bezüglich der richtigen Einstellungen allerdings auch immer nur „raten“ kann, ist die Aufnahme mit diesen Modi einem erfahrenen Fotografen deutlich unterlegen. Ein Szenenprogramm kann daher eine Hilfe sein, fotografisches Wissen lässt sich damit aber kaum ersetzen.

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