Preview: Hands-On-Praxistest der Olympus OM-D E-M1 Mark II

Unser Praxistest des neuen spiegellosen Spitzenmodells von Olympus

Zur Photokina 2016 hat Olympus sein neues Micro-Four-Thirds-Flaggschiff OM-D E-M1 Mark II angekündigt, damals ließen sich aber nur Vorserienmodelle ohne finalen Status begutachten. Zeitgleich mit der Veröffentlichung des Preises (1.999 Euro UVP) konnten wir jetzt ein finales Modell der Kamera unter die Lupe nehmen. Neben diesem Hands-On-Praxistest stellen wir Ihnen Beispielaufnahmen in voller Auflösung zum Download bereit.

Seit Olympus im Jahr 2013 mit der OM-D E-M1 sein erstes Spitzenmodell ohne Spiegel präsentiert hat, sind mittlerweile rund drei Jahre vergangen. In dieser Zeit gab es verschiedene technische Neuerungen, die Zeit für ein Nachfolgemodell war daher reif.

Der Bildsensor mit einer Größe von 17,3 x 13,0mm löst 20,2 Megapixel auf:

Neu ist bei der Olympus OM-D E-M1 Mark II beispielsweise der Bildwandler. Hier setzt Olympus auf einen LiveMOS-Sensor der neuesten Generation mit einer Auflösung von 20,2 Megapixel (5.184 x 3.888 Pixel). Der 17,3 x 13,0mm große Chip gehört somit zu den MFT-Modellen mit der höchsten Auflösung. Die Detailwiedergabe ist nach unseren ersten Eindrücken für eine Kamera der MFT-Klasse führend, wirklich groß ist der Unterschied zu Kameras mit 16 Megapixel allerdings trotzdem nicht.

Bezüglich der Bildqualität bei höheren Sensorempfindlichkeiten meinen wir leichte Vorteile zu sehen, auch diese sind aber nicht groß. ISO 3.200 stellen daher nach wie vor eine Grenze dar, die man optimalerweise nicht überschreitet. Sobald wir ein Testgerät der Kamera in unserem Labor unter die Lupe nehmen konnten, werden wir den Qualitätsvorsprung abschließend bewerten können.

In einem Punkt, nämlich bei der Arbeitsgeschwindigkeit, versprach Olympus bei der Vorstellung der Kamera besonders große Fortschritte. Neben der Serienaufnahmefunktion wurde auch der Autofokus optimiert. Mit Ersterer sind nun bis zu 18 Vollbilder pro Sekunde möglich, sofern die Fokussierung und die Belichtungsmessung kontinuierlich erfolgen sollen. Dabei lassen sich die Bilder sowohl mit voller Auflösung als auch im RAW-Format abspeichern.

Wem 18 Bilder pro Sekunde nicht genügen, der kann die Bildrate auf bis zu 60 Aufnahmen pro Sekunde erhöhen. Auch hier gibt es hinsichtlich der Auflösung und des Bildformats keine Einschränkungen, bei der Fokussierung (erfolgt vor dem ersten Bild der Serie) und der Belichtung (Belichtungsmessung vor der ersten Aufnahme der Serie) allerdings schon. In der Praxis wird man sich daher in der Regel für die Aufnahme mit 18 Bildern pro Sekunde entscheiden. Auch damit kann man aber nahezu jedes Motiv optimal ablichten.

Mit dem Pro Capture-Modus lassen sich bestimmte Momente wesentlich einfacher einfangen:

60 Bilder pro Sekunde sorgen für eine enorme Datenmenge, weshalb Olympus der OM-D E-M1 Mark II unter anderem die Pro Capture-Funktion spendiert hat. Hier arbeitet die Kamera bereits ab dem halben Drücken des Auslösers und füllt ihren Pufferspeicher. Sobald der Auslöser komplett durchgedrückt wird, wurden in unserem Test der Funktion 47 Bilder abgelegt, wobei 14 davon laut Olympus vor dem Drücken des Auslösers stammen. Dadurch lässt sich in der „Vergangenheit“ fotografieren. Eine ähnliche Funktion bietet Panasonic bei seinen Modellen mit 4K-Fotoaufnahme an, hier ist die Bildgröße aber auf acht Megapixel beschränkt und es sind keine RAW-Aufnahmen möglich. Bei der OM-D E-M1 Mark II müssen diese Nachteile nicht in Kauf genommen werden, weshalb wir den Praxisnutzen höher ansehen würden. Mit der Pro Capture-Funktion lassen sich einige Arbeiten deutlich vereinfachen, der Einsatz einer Lichtschranke wäre beispielsweise deutlich seltener notwendig.

Die spiegellose Systemkamera besitzt ein neues Autofokussystem:

Kommen wir zum Autofokus: Dieser verwendet zum Scharfstellen sowohl die Kontrastmessung als auch die Phasendetektion. Letztere nutzt 121 Kreuzsensoren, die auf 75 Prozent der Fläche des Bildsensors in der Vertikalen sowie 80 Prozent in der Horizontalen liegen. In unserem Praxistest stellte die Olympus OM-D E-M1 Mark II extrem schnell scharf, auch große Wechsel der Motivdistanz werden quasi ohne Verzögerung vorgenommen. Dafür müssen die Lichtbedingungen keineswegs optimal ausfallen, selbst bei Schummerlicht gibt sich die Systemkamera keine Blöße.

Dies ist ohne Frage beachtlich. Einzig der Kontrast des Motivs sollte nicht zu gering ausfallen, bei kontrastarmen Bildbereichen ist doch ab und zu ein Pumpen wahrzunehmen. Die Motivverfolgung funktionierte im Test gut, allerdings muss man sehr genau drauf achten, das Motiv optimal zu verfolgen. Sobald der Fokus einmal verloren war, ließ er sich kaum mehr wiederfinden.

Die rechte Oberseite der Olympus OM-D E-M1 Mark II mit dem Programmwählrad:

Auf der linken Oberseite befindet sich unter anderem der Ein-/Ausschalter:

Fortschritte gegenüber dem Vorgängermodell konnten wir auch beim Bildstabilisator erkennen. Dieser arbeitet wie bekannt über den beweglichen Sensor. Wer ein Objektiv von Olympus mit eigenem Stabilisator einsetzt, kann außerdem auf die Sync-IS-Funktion zurückgreifen. Hier arbeiten beide Stabilisatoren zusammen und ermöglichen laut Olympus um bis zu 6,5 Blendenstufen längere Belichtungszeiten. Dies entspricht dem aktuell höchsten Wert, den ein Hersteller angibt. In der Praxis „nagelt“ der Sync IS das Motiv regelrecht fest, besonders bei Videos wird die leistungsfähige Stabilisierung schnell sichtbar. Selbst bei dem Filmen aus der Hand und dem gleichzeitigen Gehen sind nur leichte Bewegungen zu erkennen. Dies ist zweifellos beeindruckend. Bei Fotos konnten wir um bis zu fünf Blendenstufen längere Belichtungszeiten realisieren.

An der linken Seitenfläche der OM-D E-M1 Mark II sind vier Schnittstellen zu finden:

Am Kameragehäuse gibt es im Vergleich zum Vorgängermodell verschiedene Veränderungen. Die Olympus OM-D E-M1 Mark II fällt mit Abmessungen von 13,4 x 9,1 x 6,9cm einen Tick größer als die OM-D E-M1 aus, der Handgriff wurde zwecks eines noch besseren Handlings optimiert. In der Hand liegt die Olympus OM-D E-M1 Mark II unserer Meinung nach besser als das Vorgängermodell, dafür ist unter anderem auch die neu positionierte rechte Öse für den Kameragurt verantwortlich. Diese befindet sich nun auf der Oberseite und nicht mehr an der Seitenfläche. Hier stört sie beim Zupacken nicht. Der Griff lässt auch größere Hände sicher zugreifen, der Einsatz des Batteriegriffs kann aber trotzdem nicht schaden. Zwingend muss er unserer Ansicht nach aber nicht verwendet werden. Die kompakten Abmessungen der Kamera müssen in der Praxis für ein gutes Handling also nicht „künstlich“ vergrößert werden.

Das teilweise veränderte Menüdesign:

Das Tastenlayout hat Olympus bei der OM-D E-M1 Mark II nur wenig verändert, Besitzer der E-M1 wird dies freuen. Grundsätzlich kann man Eingaben über die zahlreichen Tasten, Schalter und Wählräder schnell vornehmen. Im Menü, das teilweise neu designt wurde, muss man nach der benötigten Option jedoch noch immer länger suchen.

Am Material des Kameragehäuses hat Olympus nichts geändert, auch die Olympus OM-D E-M1 Mark II wird aus dem robusten Magnesium gefertigt. Die Verarbeitung ist daher über alle Zweifel erhaben, die Kamera wirkt extrem solide. Abdichtungen schützen alle wichtigen Stellen vor dem Eindringen von Staub und Spritzwasser, Olympus gibt zudem eine Frostsicherheit von bis zu minus zehn Grad Celsius an. In puncto Widerstandsfähigkeit kann die Olympus OM-D E-M1 Mark II daher zu den besten Modellen gezählt werden.

Das Display lässt sich bei der OM-D E-M1 Mark II zur Bildkontrolle ausklappen:

Optimiert hat Olympus bei der OM-D E-M1 Mark II den Sucher und das Display. Der elektronische Sucher besitzt mit 2,36 Millionen Subpixel zwar die bereits bekannte Auflösung, bis zu 120 Bilder pro Sekunde machen die Anzeige aber nochmals flüssiger. Hiervon profitiert man vor allem bei bewegten Motiven, die sich besser verfolgen lassen. Das Display kann man jetzt drehen und schwenken, dies macht die Bildkontrolle in manchen Situationen einfacher oder überhaupt erst möglich.

Videos werden auch in 4K-Auflösung gespeichert:

Bei der OM-D E-M5 Mark II hat Olympus das Thema Video erstmals stärker priorisiert, bei der Olympus OM-D E-M1 Mark II ist es nun ein besonders wichtiger Punkt. Dies lässt sich gleich an mehreren Merkmalen der Kamera erkennen. Zum einen werden Videos mit bis zu 4K-Auflösung gespeichert. Es lassen sich somit Aufnahmen mit einer Auflösung von 3.840 x 2.160 Pixel und einer Bildrate von bis zu 30 Vollbildern pro Sekunde aufzeichnen.

Hier liegt die Bitrate bei rund 100Mbit/s, wobei die IPB-Kompression verwendet wird. Wer sich für die Kinobildrate von 24 Vollbildern pro Sekunde entscheidet, kann Videos außerdem mit einer Bitrate von 237Mbit/s speichern. Die Bildqualität der Aufnahmen ist grundsätzlich sehr gut, viele Einstellungsmöglichkeiten und ein Mikrofoneingang sowie ein Kopfhörerausgang runden das Gesamtpaket ab.

Generell punktet die spiegellose Systemkamera mit einem riesigen Ausstattungspaket. Unter anderem lassen sich HDR-Fotos aufnehmen, Zeitraffer festhalten oder mit der "High-Resolution-Shot-Funktion" besonders hoch aufgelöste Bilder speichern.

An der rechten Seite befinden sich die beiden Speicherkartenschächte:

Dass es Olympus ernst meint, mit der OM-D E-M1 Mark II eine Kamera der Profiklasse vorzustellen, zeigen letztendlich auch die beiden Speicherkartenslots. Die beiden Steckplätze für SD-Karten erlauben ein kamerainternes Backup, natürlich sind aber auch andere Speichereinstellungen möglich. Etwas schade ist die Tatsache, dass nur der erste Slot die UHS-II-Spezifikationen unterstützt und der zweite Slot nur per UHS I angebunden ist. Dies bremst den ersten Slot unnötig aus, wenn Bilder auf beide Speicherkarten geschrieben werden. Bei Aufnahmen mit hohen Bildraten und längeren Serien ergeben sich dadurch recht lange Wartezeiten.

Das Kameragehäuse aus Magnesium ist abgedichtet:

Unser Fazit:
Die Olympus OM-D E-M1 Mark II ist eine richtig schnelle spiegellose Systemkamera, die nahezu alles zu bieten hat, was man von einer Digitalkamera im Jahr 2016 erwartet. Besonders bei der Arbeitsgeschwindigkeit hinterlässt das neue Spitzenmodell bleibende Eindrücke. Der Autofokus arbeitet rasant, die Serienbildrate ist mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde extrem hoch. Das robuste sowie abgedichtete Kameragehäuse mit zwei Speicherkartenslots ist ebenso besonders lobenswert, die zweite Speicherkarte hätte zwecks einer höheren Datenrate aber optimalerweise (wie die erste Karte) per UHS-II angebunden werden sollen. Der optische Bildstabilisator arbeitet sehr effizient, in Kombination mit einem IS-Objektiv von Olympus leistet der Sync IS Erstaunliches. Die Detailwiedergabe und Bildqualität sind für eine Kamera der MFT-Klasse sehr gut, größere Fortschritte gegenüber dem Vorgängermodell oder anderen Kameras mit gleicher Sensorgröße sollte man allerdings nicht erwarten.

Links zum Artikel:

   
*Diese Links führen zu Amazon- oder anderen Online- Angeboten, keine Verfügbarkeitsgarantie, keine Garantie auf günstigsten Preis, Preise können variieren, Preise inkl. MwSt. / evtl. zzgl. Versandkosten, alle Angaben ohne Gewähr.
  • Keine HTML-Tags erlaubt
  • Zeilen und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • URLs und Email-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
  • Kommentare werden erst nach Moderation freigeschaltet, wenn die Regeln befolgt wurden. Dies kann etwas Zeit in Anspruch nehmen. Wir bitten um Ihr Verständnis.
  • Felder mit rotem Stern müssen korrekt ausgefüllt werden.
  • Bitte füllen Sie das CAPTCHA aus, dieses dient als Spam-Schutz. Lösen Sie einfach die im Bild angegebene mathematische Gleichung.
  • Mit dem Absenden dieses Formulars erklären Sie sich ausdrücklich damit einverstanden, dass die von Ihnen erhobenen und eingesendeten Daten für die Bearbeitung Ihrer Anfrage elektronisch erhoben und gespeichert werden. Diese Einwilligung kann jederzeit mit einer Nachricht an uns widerrufen werden. Weitere Informationen entnehmen Sie unserer Datenschutzerklärung.
captcha

x