Testbericht des Sony FE 35mm F1,4 GM

Lichtstarke Festbrennweite für die spiegellosen Vollformatkameras von Sony

Technische Daten, Verarbeitung und Handhabung:
Das Sony FE 35mm F1,4 GM ist als Modell der G Master-Serie ganz „oben“ im Portfolio angesiedelt. Eine 35mm-Brennweite mit F1,4-Öffnung bietet Sony bereits in „Kooperation“ mit Zeiss an, das Sony Zeiss Distagon T* FE 35mm F1,4 ZA ist seit dem Frühjahr 2015 erhältlich. Beim Gehäuse der neuen Festbrennweite setzt Sony vor allem auf Kunststoff, dieser fällt allerdings sehr hochwertig aus. Alles andere wäre für ein Premium-Objektiv auch nicht angemessen. Der vordere Objektivteil besteht exklusive des Filtergewindes aus Metall, beim Fokusring wird eine Gummierung verwendet. Er ist daher sehr griffig. Beim Blendenring kommt wieder Metall zum Einsatz.

Das Sony FE 35mm F1,4 GM besitzt ein solides verarbeitetes Gehäuse aus Metall sowie Kunststoff:

Bedienelemente bietet das Objektiv einige, dazu gehören u. a. ein Fokus- und ein Blendenring:

Die Blende lässt sich von F1,4 bis F16 mit oder ohne Stufen anpassen, die Wahl zwischen diesen Optionen erfolgt mittels eines Schalters. Vor allem Videografen sollten letztere Option schätzen, hier entstehen beim Verändern der Blende auch keine Geräusche. Die zusätzliche A-Position, die im Vergleich zu den Blendenwerten deutlicher einrastet, aktiviert die Blendenwahl über die Kamera. Als weitere Bedienelemente hat Sony eine Fokus-Halten-Taste und einen AF/MF-Schalter verbaut. Viel mehr kann man von einer Festbrennweite nicht erwarten.

Die Blende lässt sich beim FE 35mm F1,4 GM mit oder ohne Stufen verändern:

Sehr gut gefallen uns auch die kompakten Abmessungen des Sony FE 35mm F1,4 GM, das Objektiv ist trotz großer Blendenöffnung nur 7,6 x 9,6cm groß. Auf die Waage bringt die Optik vergleichsweise geringe 524g, trotz der großen Öffnung fällt sie daher nicht zur Last. Die von uns zum Test verwendete Sony Alpha 7R IV liegt mit der Festbrennweite optimal in der Hand. Beim Einsatz an einer APS-C-Kamera entspricht der Bildwinkel einem 53mm-Objektiv.

Die Festbrennweite im Größenvergleich mit dem Sony FE 35mm F1,8:

Das Gehäuse bezeichnet Sony als staub- und spritzwasserabweisendes Design, eine vollständige Resistenz gegen Staub und Spritzwasser wird jedoch nicht gewährleistet. Die Fluorbeschichtung des Frontelements minimiert Verunreinigungen und lässt Wasser besser abperlen. Wer Filter verwenden möchte, kann diese in einem 67mm großen Gewinde einschrauben.

Für Filter steht ein 67mm messendes Gewinde zur Verfügung:

Ein besonderes Augenmerk liegt bei den G Master-Objektiven auf der Bildqualität. "Das erstklassige optische Design und die hochentwickelte Fertigungstechnologie ermöglichen atemberaubende Kontraste, eine außergewöhnliche Auflösung und großartige Bokeh-Effekte". Dies verspricht zumindest die Pressemitteilung. Um das erfüllen zu können, setzt Sony auf einen optischen Aufbau mit 14 Linsen in zehn Gruppen. Dieser umfasst unter anderem zwei Extreme Aspherical-Elemente und eine ED-Linse. Beide Linsentypen sorgen für eine hohe Bildschärfe, wenige Abbildungsfehler und ein weiches Bokeh. Letzteres soll bei Öffnungen abseits von F1,4 zudem durch eine Blendenkonstruktion mit elf Lamellen positiv beeinflusst werden. Für möglichst wenig Reflexionen, Geisterbilder oder andere störende Artefakte sorgt die AR-Nanobeschichtung II.

Am Metall-Bajonett befindet sich eine Gummilippe:

Autofokus/manueller Fokus:
Das Scharfstellen übernehmen beim Sony FE 35mm F1,4 GM zwei XD-Linearmotoren (eXtreme Dynamic). Diese können die Linsen schnell verschieben und arbeiten dabei trotzdem präzise. Durch speziell für die XD-Linearmotoren entwickelte Steueralgorithmen werden laut Sony die Reaktionsfähigkeit und die Präzision verbessert sowie gleichzeitig die Vibrationen und Geräusche auf ein Minimum reduziert. Sony hat hier nicht zu viel versprochen, das FE 35mm F1,4 GM arbeitet praktisch geräuschlos und für eine lichtstarke Optik auch sehr schnell. Unsere Labormessung brachte ein Ergebnis von nur 0,23 Sekunden zutage, auch bewegte Motive lassen sich mit der Festbrennweite sehr gut einfangen. Wer manuell arbeiten möchte, kann dank des Fokusrings mit linearer Fokusreaktion komfortabel scharfstellen. Durch das Drehen des Fokusrings werden wie bei DSLM-Objektiven üblich allerdings nicht die Linsen direkt verändert, damit „steuert“ man nur den Motor („Focus by Wire“). Die Naheinstellgrenze des FE 35mm F1,4 GM erfreulich kurz aus, ab dem Sensor gerechnet muss man sich beim AF-Betrieb nur 27cm entfernt befinden. Im MF-Modus sind es sogar nur 25cm. Daraus resultiert ein sehr ordentlicher maximaler Abbildungsmaßstab von 1:4,3 bzw. von 1:3,8. Selbst bei Nahaufnahmen leistet das Objektiv also ansprechende Dienste.

Bildqualität:
Grundsätzlich gehört die Abbildungsleistung eines Objektivs immer zu den wichtigsten Kriterien, bei einem Modell der G Master-Serie steht diese aber natürlich noch einmal mehr im Fokus. Für den Bildqualitätstest haben wir die Sony Alpha 7R IV mit dem besonders hochauflösenden 60 Megapixel-Sensor genutzt. Dieser stellt an das Objektiv hohe Ansprüche, Bildwandler mit kleineren Auflösungen deutlich geringere. Wer das Objektiv an einer Kamera mit niedrigerer Auflösung einsetzt, kann daher bessere Ergebnisse erwarten.

Noch viel bessere Ergebnisse allerdings nicht, das Sony FE 35mm F1.4 GM schneidet nämlich bereits an der Alpha 7R IV exzellent ab. In der Bildmitte löst die Festbrennweite bei F1,4 sehr viele Details auf, abblenden muss man zweifellos nicht. Durch den Einsatz einer kleineren Blende lassen sich allerdings noch ein paar Details mehr hervorzaubern. Ab F2 ist die Schärfe herausragend, bei F2,8 bis F4 sehen wir das Schärfe-Maximum. Natürlich kann man die Blende auch noch weiter schließen, die Beugung setzt dann jedoch ein. Bis F8 ergeben sich keine Probleme, bei F11 ist die Detailwiedergabe schon etwas schwächer und bei F16 wirken die Bilder recht weich. Wir sprechen hier allerdings immer über stark vergrößerte Ausschnitte (100 Prozent), bei kleineren Ausgabegrößen fallen die Schwächen natürlich deutlich weniger oder praktisch gar nicht auf.

Am Bildrand schneidet das Objektiv kaum schlechter als im Zentrum ab. Natürlich muss man bei F1,4 ein paar Abstriche machen, angesichts der großen Öffnung und dem Einsatz an einer Vollformatkamera können sich die Ränder aber zweifellos sehen lassen. Schon um eine Stufe abgeblendet, also bei F2, legen die Ränder deutlich zu und sind nun sehr gut bis exzellent. Ab F2,8 stufen wir sie als herausragend ein. Das ist eine fast tadellose Leistung.

Links eine Aufnahme mit F1,4, rechts mit F2,8: Die Vignettierung nimmt deutlich ab:

Die Vignettierung lässt sich bei Offenblende durchaus erkennen, sie ist allerdings per Bildbearbeitung einfach zu korrigieren. Abblenden hilft ebenso weiter. Bei F2 sind die Ränder nur noch leicht dunkler als das Zentrum, ab F2,8 ist der Unterschied vernachlässigbar.

Das Objektiv verzeichnet leicht kissenförmig:

Die Verzeichnung hat Sony nicht völlig auskorrigiert, sie fällt leicht kissenförmig aus. Bei den meisten Motiven sollte sie trotzdem nicht auffallen. Erkennen lassen sich auch chromatische Aberrationen. Diese sind bei F1,4 sowohl im Zentrum als auch am Rand anzutreffen. Problematisch ist das Niveau nicht, bei F2 sind sie weitestgehend verschwunden. In Camera RAW konnten wir sie zudem problemlos entfernen. Flares oder andere Reflexionen haben wir im Test kaum zu Gesicht bekommen, der Einsatz der neuesten Vergütungen ließ allerdings auch nicht anderes erwarten.

Beispielaufnahmen direkt aus der Kamera:

Unser Fazit:
Von einem Objektiv der G Master-Serie darf man wegen der Einstufung als Premium-Objektiv – aber auch wegen des hohen Preises – einiges erwarten. Für das FE 35mm F1,4 GM lässt sich sagen: Sony hat geliefert. Bildqualität, Autofokus und Ausstattung – in allen drei Bewertungspunkten schneidet die Festbrennweite top ab. Die Schärfe muss man bei F1,4 als mindestens sehr gut bezeichnen, spätestens bei F2 ist sie herausragend. Die Ränder halten wie üblich nicht ganz mit, sind bei F1,4 aber immer noch sehr gut und ab F2 exzellent. Die Vignettierung fällt bei F1,4 schon etwas stärker auf, chromatische Aberrationen gibt es ebenfalls. Beide „Probleme“ lassen sich jedoch per Software optimal korrigieren und bei F2 kann man sie nicht mehr oder nur noch geringfügig sehen. Die Verzeichnung ist leicht kissenförmig und stört bei den meisten Motiven nicht, Flares gibt es praktisch keine.

Das Sony FE 35mm F1,4 GM überzeugt auf ganzer Linie:

Der Autofokus lässt mit seiner hohen Geschwindigkeit und dem leisen Arbeitsgeräusch keine Wünsche offen, für die Ausstattung gilt das mit dem abgedichteten Gehäuse und den vielen Bedienelementen (u. a. Blendenring, Click-Schalter, AF-Taste) ebenfalls. Dank einer recht kurzen Naheinstellgrenze lassen sich auch kleinere Motive gut wiedergeben. Wer auf der Suche nach dem besten 35mm-Objektiv mit FE-Bajonett ist, muss nicht lange überlegen und kann zum Sony FE 35mm F1,4 GM greifen.

Unsere Auszeichnungen:

Autor: dkamera.de Redaktion
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Der Preis ist nicht ganz …

Der Preis ist nicht ganz ohne, aber es scheint sich ja zu lohnen. Schön ist auch, dass es kleiner ist als das Zeiss.

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