Vergleichstest Teil 2: Einsteiger-Systemkameras

Nikon 1 J1 gegen Panasonic Lumix DMC-GF3

Die spiegellosen Systemkameras haben sich inzwischen im Bereich zwischen den digitalen Kompaktkameras und den digitalen Spiegelreflexkameras etabliert. Nikon ist als bisher letzter Hersteller in dieses Segment eingestiegen und präsentiert mit der Nikon 1 J1 (Testbericht) ein besonders an Einsteigern orientiertes Modell. Panasonic, als ältester Hersteller in diesem Bereich, setzt die Panasonic Lumix DMC-GF3 (Testbericht) dagegen. Wir haben die beiden Modelle verglichen.

Im ersten Teil dieses dreiteiligen Vergleichstests haben wir die Gehäuse der Nikon 1 J1 und der Panasonic Lumix DMC-GF3 (Testbericht) näher betrachtet und das Bedienkonzept vorgestellt. In diesem zweiten Teil werden wir die Geschwindigkeitswerte sowie die Abbildungsleistung des mitgelieferten Objektivs genauer betrachten und auf die Videoleistung eingehen. Im dritten Teil schließlich geht es um die Bildqualität, das Gesamtsystem sowie unser Fazit zu den beiden Modellen.

Sowohl die Nikon 1 J1 als auch die Panasonic Lumix DMC-GF3 sind nach dem Einschalten schnell betriebsbereit. Zwar muss bei der Nikon 1 J1 das Standardobjektiv noch manuell entriegelt werden, dafür wird damit auch gleich die Digitalkamera selbst eingeschaltet, so dass kaum Zeitverlust entsteht. Im Labor haben wir knapp eine Sekunde bis zur ersten Auslösung bei der Panasonic Lumix DMC-GF3 (genau 0,94 Sekunden) und knapp anderthalb Sekunden bei der Nikon 1 J1 (genau 1,46 Sekunden) gemessen. Im direkten Vergleich wird der Unterschied deutlich, in der Einzelbetrachtung sind beide Modelle aber schnell genug für Schnappschüsse. Im normalen Serienbildmodus erreicht die Panasonic Lumix DMC-GF3 bei der JPEG-Aufzeichnung 4,2 Bilder pro Sekunde für 22 Aufnahmen und bei gleichzeitiger JPEG- und RAW-Aufzeichnung 5,4 Bilder pro Sekunde für vier Aufnahmen. Anschließend geht es mit 0,8 bzw. 0,5 Bildern pro Sekunde bis zum Speicherkartenlimit weiter. Die Nikon 1 J1 (Testbericht) hingegen bietet 4,6 Bilder pro Sekunde für 28 Aufnahmen im reinen JPEG-Modus. Die gleiche Geschwindigkeit kann für 19 Bilder in Folge bei gleichzeitiger JPEG- und RAW-Speicherung erreicht werden. Anschließend geht es jeweils mit 0,6 bzw. 0,3 Bildern pro Sekunde bis zum Speicherkartenlimit. Als Besonderheit bietet die Nikon 1 J1 daneben aber noch einen High-Speed-Aufnahmemodus mit 10, 30 oder sogar 60 Bildern pro Sekunde bei JPEG- und RAW-Aufnahmen für jeweils 12 Bilder in Folge. Mit dieser Höchstleistung kann die Panasonic Lumix DMC-GF3 dann nicht mehr mithalten.

Ermöglicht wird diese Geschwindigkeit durch den rein elektronischen Verschluss der Nikon 1 J1, der gleichzeitig auch eine kürzeste Belichtungszeit von 1/16.000stel Sekunde bietet und ein fast lautloses Auslösen erlaubt. Die Panasonic Lumix DMC-GF3 (Testbericht) hingegen erreicht mit ihrem mechanischen Verschluss 1/4.000stel Sekunde als kürzeste Belichtungszeit und ist zudem beim Auslösen gut hörbar. Lautlos ist hingegen bei beiden Modellen die Fokussierung mit den Kitobjektiven, die im weiteren Verlauf des Artikels vorgestellt werden.

Zunächst soll noch die Autofokusgeschwindigkeit betrachtet werden. Beim verwendeten System gehen beide Hersteller unterschiedliche Wege. Panasonic liest den Sensor der Panasonic Lumix DMC-GF3 mit einer besonders hohen Geschwindigkeit aus und bietet so eine schnelle Kontrastfokussierung. Nikon hingegen setzt auf eine niedrigere Auslesegeschwindigkeit, dafür aber auf die unterstützende Wirkung eines Phasenautofokus auf der Sensoroberfläche, der ähnlich dem Autofokus einer digitalen Spiegelreflexkamera funktioniert und bei der kontinuierlichen Fokussierung bessere Werte abliefern soll.

In der Praxis zeigt sich, dass dies durchaus nicht nur ein leeres Werbeversprechen ist. Im Einzelautofokus zeigen beide Systemkameras mit dem jeweiligen Kitobjektiv eine ähnlich schnelle Fokussierung, die sich bei guten Lichtverhältnissen auf einem sehr hohen Niveau befindet und auch die Konkurrenz zu so mancher digitalen Spiegelreflexkamera nicht scheuen braucht. Bei weniger Licht lässt die Geschwindigkeit nach, trotzdem bleibt die Fokusgenauigkeit hoch. Hier ist ein leichter Vorteil für die Panasonic-Kamera zu erkennen, der allerdings nur im direkten Vergleich wirklich spürbar ist.

Bei der kontinuierlichen Fokussierung und guten Lichtverhältnissen zeigt die kombinierte Fokusmessung der Nikon 1 J1 (Testbericht) ihre Leistungsfähigkeit und platziert sich im Bereich der Einsteiger-DSLR-Modelle. Die Panasonic Lumix DMC-GF3 hingegen kann dort nicht mithalten und liefert eine schwächere Leistung ab. Der Vorteil der Nikon-Kamera reduziert sich aber bei wenig Licht deutlich, die Geschwindigkeit gleicht sich dabei dem Niveau der Panasonic-Kamera an und wird von dieser sogar leicht übertroffen. Der direkte Vergleichstest zeigt, dass die Phasenautofokusunterstützung tatsächlich einen spürbaren Vorteil bringt, allerdings die Lichtverhältnisse dafür auch stimmen müssen. Die Gesamtleistung beider Modelle ist im Vergleich zum großen Feld der spiegellosen Systemkameras als gut zu bewerten.

Die Nikon 1 J1 wird mit dem Nikon 1 Nikkor VR 10-30mm 1:3,5-5,6 im Set angeboten. Durch den Formatfaktor von 2,7 deckt dieses Objektiv einen kleinbildäquivalenten Brennweitenbereich von 27 bis 81mm ab und besitzt dabei eine maximale Blendenöffnung von F3,5 in der Weitwinkel- und F5,6 in der Telestellung. Die Panasonic Lumix DMC-GF3 (Testbericht) hingegen wird mit dem Panasonic Lumix G 3,5-5,6/14-42mm im Set angeboten, dass durch einen Formatfaktor von 2,0 einen kleinbildäquivalenten Brennweitenbereich von 28 bis 84mm bei einer maximalen Lichtstärke von ebenfalls F3,5 in der Weitwinkel- und F5,6 in der Telestellung abdeckt.

Bei der Verzeichnung zeigt das Panasonic-Zoom deutlich bessere Werte, die auch durch die interne Verzeichnungskorrektur entstehen, die Teil der Objektivrechnung ist. Das Nikon-Zoom hingegen zeigt recht auffällige Verzerrungen, die gerade bei Architekturmotiven deutlich sichtbar werden. Dafür liefert das Nikon-Zoom über einen weiten Bildbereich bei offener Blende eine höhere Auflösung als das Panasonic-Zoom. An den Ecken brechen beide Objektive allerdings sichtbar ein, sofern nur die offene Blende betrachtet wird.

Die folgenden Testaufnahmen demonstrieren das Leistungsvermögen der beiden Objektive. Auf der linken Seite werden die Aufnahmen der Nikon 1 J1 mit dem Nikon 1 Nikkor VR 10-30mm 1:3,5-5,6 gezeigt, auf der rechten Seite die Aufnahmen der Panasonic Lumix DMC-GF3 mit dem Panasonic Lumix G 3,5-5,6/14-42mm. Die Aufnahmen erfolgten vom stabilen Stativ mit Selbstauslöser, um Verwacklungen bis zum maximal möglichen auszuschließen. Der optische Bildstabilisator war bei beiden Modellen aufgrund der Verwendung des Stativs abgeschaltet, die Empfindlichkeit wurde auf die niedrigste Stufe von ISO 100 bei der Nikon und ISO 160 bei der Panasonic gestellt.

Die erste Bildpaarreihe zeigt die Weitwinkelstellung der beiden Objektive. Die Blendeöffnung liegt bei F3,5, F4, F5,6, F8, F11 und F16 von oben nach unten. Der Fokus liegt auf der Baumgruppe am Horizont.






Bei näherer Betrachtung wird deutlich, dass die Nikon 1 J1 ihr Abbildungsmaximum im Zentrum beugungsbedingt bereits bei Blende F4 bis F5,6 erreicht und danach sichtbar nachlässt. Die Ecken werden hingegen kontinuierlich besser, erreichen aber zu keinem Zeitpunkt ein gutes Niveau. Die Panasonic Lumix DMC-GF3 (Testbericht) hingegen zeigt ebenfalls im Zentrum bei offener Blende bereits gute Werte, die bis etwa Blende acht bis elf nicht weiter ansteigen, aber auch nicht sichtbar abfallen. Die Ecken sind bei offener Blende unscharf, steigen aber bis Blende acht sichtbar an und liefern dann eine akzeptable Schärfeleistung.

Die zweite Bildpaarreihe zeigt die Telestellung der beiden Objektive. Die Blendenöffnung liegt bei F5,6, F8, F11 und F16 von oben nach unten. Der Fokus liegt wieder auf der Baumgruppe.

Auch bei dieser Serie wird der Einfluss der Beugung bei der Nikon 1 J1 deutlich. Bei offener Blende erreicht das Objektiv im Zentrum bereits seine Maximalleistung, die auch bei Blende F8 noch gehalten werden kann, anschließend aber sichtbar abfällt. Die Ränder sind besser als in der Weitwinkelstellung, bei offener Blende aber trotzdem recht weich. Bereits Blende F8 reicht für eine deutlich bessere Leistung aus, danach fällt auch hier die Detailauflösung wieder ab.

Bei der Panasonic Lumix DMC-GF3 liegt das Abbildungsmaximum sowohl im Zentrum bei Blende F8, in den Rändern hingegen bei F11. Danach wird wiederum der Einfluss der Beugung auf die Detailauflösung sichtbar. Die Ecken erlauben in beiden Fällen aufgrund der Schärfentiefe keine eindeutige Beurteilung.

Beide Objektive liegen leistungsmäßig auf einem ähnlichen Niveau, aber mit anderer Ausprägung. Deutlich wird vor allem die sensorgrößenbedingte Begrenzung der Nikon 1 J1, die bereits bei offener Blende der Kitobjektive zumindest im oberen Brennweitenbereich sichtbare Spuren hinterlässt.

Im Videomodus liegen beide Modelle auf einem ähnlichen Niveau. Die Nikon 1 J1 bietet einen Full-HD-Videomodus mit 1.920 x 1.080 Pixeln und 60 Halbbildern pro Sekunde im MOV-Format mit H.264-Kodierung und AAC-Ton. Die Panasonic Lumix DMC-GF3 (Testbericht) ebenfalls einen Full-HD-Videomodus mit 50 Halbbildern pro Sekunde im AVCHD-Format. Bei beiden steht die optische Zoomverstellung genauso wie die automatische Fokussierung zur Verfügung, und auch in diesem Punkt zeigen beide ein sehr ähnliches Verhalten.

Nachdem wir in diesem zweiten Teil auf die Geschwindigkeits- und Objektivleistungen eingegangen sind, folgt im dritten Teil eine Bewertung der Bildqualität, ein Blick auf das komplette System und ein abschließendes Fazit. (sas)

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