Testbericht des Sony FE 70-200mm F4 G OSS II

Telezoom für Vollformat- und APS-C-Kameras mit Makro-Option

Mit dem neuen Sony FE 70-200mm F4 G OSS II löst Sony das seit 2014 erhältliche Sony FE 70-200mm F4 G OSS ab. Neben einem kompakteren Gehäuse und einer höheren Bildqualität soll das neue Telezoom laut Sony auch mit einem schnelleren Autofokus sowie besseren Makrofähigkeiten überzeugen können. Wir haben das Sony FE 70-200mm F4 G OSS II bereits unter die Lupe nehmen können.

Technische Daten, Verarbeitung und Handhabung:
Das FE 70-200mm F4 G OSS II ist Sonys neues Telezoom für Fotografen mit dem Wunsch nach einem kompakten Objektiv und trotzdem einer recht guten Lichtstärke. Diese liegt bei F4 – egal, welche Brennweite eingestellt ist. Das reicht für Aufnahmen bei Tag sehr oft aus, bei schlechteren Lichtverhältnissen muss die Sensorempfindlichkeit – sofern kurze Verschlusszeiten notwendig sind – aber eventuell etwas höher eingestellt werden. Mit 70 bis 200mm Brennweite eignet sich das Sony FE 70-200mm F4 G OSS II für sehr viele Aufnahmesituationen, nur für weit entfernte Motive ist die Brennweite zu kurz. Konstruiert wurde das Telezoom für Vollformatkameras, beim Einsatz an APS-C-Kameras fällt die Brennweite mit umgerechnet 105 bis 300mm etwas länger aus.

Größenvergleich mit dem FE 70-200mm F4 G OSS bei 70mm:

Größenvergleich mit dem FE 70-200mm F4 G OSS bei 200mm:

Anders als beim FE 70-200mm F4 G OSS hat sich Sony beim FE 70-200mm F4 G OSS II für eine klassische Zoomkonstruktion mit ausfahrendem Tubus entschieden. Dies bedeutet, dass die Größe des Objektivs von der gewählten Brennweite abhängig ist. Beim Sony FE 70-200mm F4 G OSS mit einer Innenzoomkonstruktion ist das nicht der Fall. Eine Innenzoomkonstruktion sorgt im Regelfall für einen sehr hohen Komfort und eine stets gleichmäßige Drehung des Zoomrings, die Gehäuse-Abmessungen müssen dadurch aber natürlich recht groß ausfallen. Daher sollte es niemanden verwundern, dass das Sony FE 70-200mm F4 G OSS II mit Abmessungen von 14,9 x 8,2cm ein gutes Stück kürzer als das Sony FE 70-200mm F4 G OSS mit 17,5 x 8,0cm ist. Dieser Wert gilt allerdings nur für die 70mm-Stellung. Am Teleende, also bei 200mm, ist die zweite Version dann ein gutes Stück länger. In der Praxis sollte dies aber kaum jemanden stören, für den Transport sind nur die kleinsten Abmessungen relevant.

Das Gehäuse besteht aus Polycarbonat sowie teilweise Metall:

Die Stativschelle lässt sich drehen und abnehmen:

Der Fuß ist nicht Arca-Swiss-kompatibel:

Der Zoomring lässt sich (wie der Fokusring) des Sony FE 70-200mm F4 G OSS II trotz ausfahrendem Tubus gleichmäßig drehen, die verwendete Gummierung macht beide Ringe sehr griffig. Auf die Waage bringt das neue Modell 794g, das Sony FE 70-200mm F4 G OSS wiegt mit 840g einen Tick mehr. Als Gehäusematerial kommt beim Sony FE 70-200mm F4 G OSS II eine Mischung aus Polycarbonat und Metall zum Einsatz, wobei ersteres überwiegt. Aus Metall bestehen unter anderem das Bajonett und die Stativschelle mit dem Fuß. Leider verzichtet Sony bei letzterem auf die Kompatibilität zum Arca-Swiss-Standard. Beim Filtergewinde mit einem Durchmesser von 72mm kommt Kunststoff zum Einsatz.

Am Bajonett hindert eine Dichtung Staub und Feuchtigkeit am Eindringen in das Gehäuse:

Die Abdichtungen des Telezooms schützen vor Staub und Feuchtigkeit, eine Dichtung findet sich auch am Bajonett. Damit die Frontlinse einfach zu reinigen ist, hat Sony eine Fluor-Vergütung aufgetragen.
Sehr zahlreich vorhanden sind beim Sony FE 70-200mm F4 G OSS II Bedienelemente. Dazu gehören drei L-Fn-Tasten und fünf Funktionsschalter.

Schalter und Tasten hat das Objektiv einige zu bieten:

Neben einem klassischen AF/MF-Schalter hat Sony einen Schalter für den DMF-Modus (Full Time „On“ oder „Off“), einen für den Fokuslimiter („Full“, „unendlich bis 3m“, „Macro“) und zwei für den Bildstabilisator („On“ oder „Off“ sowie Modus „1“, „2“ oder „3“) verbaut. Arretieren kann man beim Sony FE 70-200mm F4 G OSS II per Switch darüber hinaus den Tubus in der 70mm-Stellung. Dies verhindert das ungewollte Herausfahren. Im Test kam dies zwar selbst ohne Arretierung nie vor, mit der Zeit könnte der Tubus jedoch leichter selbstständig ausfahren, wenn das Objektiv mit der Frontlinse voran nach unten gehalten wird.

Der Tubus lässt sich per Schalter arretieren:

Das optische Design umfasst 19 Linsen in 13 Gruppen, sechs Linsen weisen besondere Eigenschaften auf. Zusätzlich zu drei Linsen mit ED-Glas und einer Linse mit Super-ED-Glas wurden eine asphärische und eine advanced asphärische Linse integriert.

Autofokus/manueller Fokus:
Das Fokussystem des Sony FE 70-200mm F4 G OSS II arbeitet wie bei allen neueren Sony-Objektiven der Oberklasse mit Linearmotoren. Beim Telezoom kommen gleich vier Stück zum Einsatz. Diese sollen nicht nur sehr schnell, sondern auch sehr leise arbeiten. Zudem setzt Sony auf eine Floating-Focus-Konstruktion, die das gleichzeitige Bewegen von zwei Fokusgruppen ermöglicht. So viel zur Theorie: In der Praxis kann uns das Fokussystem auf ganzer Linie überzeugen. Es arbeitet praktisch geräuschlos und unabhängig von der Fokuseinstellung sowie Brennweite sehr schnell. Im Labortest wurden bei 70mm Brennweite nur 0,2 Sekunden zum Scharfstellen benötigt und bei 200mm Brennweite nur 0,3 Sekunden.

Das Tracking lässt sich auch während des Zoomvorgangs nutzen:

Zu den weiteren AF-Features gehören das auch bei Brennweitenveränderungen mögliche AF-Tracking und die Unterstützung der höchsten Bildraten (bis zu 30 Bilder pro Sekunde an der Alpha 1). Das Vorgängermodell Sony FE 70-200mm F4 G OSS erlaubt ersteres nicht und begrenzt die Bildrate laut Sony zudem auf 15 Bilder pro Sekunde. Doch das Sony FE 70-200mm F4 G OSS II weiß nicht nur mit einem schnellen und leisen Autofokus zu punkten, es bringt auch echte Makro-Fähigkeiten mit. Unabhängig von der Brennweite bietet es einen absolut makrotauglichen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:2. Kleine Motive lassen sich damit sehr ordentlich abbilden. Nutzt man den 2-fach-Telekonverter von Sony, zu dem das Objektiv wie zum 1,4-fach-Modell kompatibel ist, erreicht man einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:1. Die Naheinstellgrenze der Optik liegt bei 26cm bis 42cm. An das Motiv muss man daher nicht allzu nah herangehen, um es groß aufnehmen zu können.

Bildqualität:
Das rundum überarbeitete Sony FE 70-200mm F4 G OSS II möchte wie bereits erwähnt nicht nur mit einem kompakteren Gehäuse und einem schnelleren Autofokus überzeugen, sondern auch mit einer besonders guten Bildqualität. Für unseren Test haben wir die Sony Alpha 7R IV mit 60 Megapixel genutzt, ein höher auflösendes Modell gibt es von Sony aktuell nicht.

Die Abbildungsleistung ist im Zentrum über jeden Zweifel erhaben, ab F4 werden Details sehr gut bis exzellent wiedergegeben. Das gilt für alle Brennweiten von 70 bis 200mm. Außerhalb des Zentrums sieht es nicht viel anders aus. Auch hier gibt das Telezoom ab der Offenblende von F4 sehr viele Details wieder. Abblenden ist zweifellos nicht notwendig, kann die Abbildungsleistung aber noch etwas erhöhen. Die Bildränder halten bei F4 nicht ganz mit, leicht abgeblendet (bei F5,6) stufen wir sie jedoch ebenfalls als sehr gut ein.

Die Vignettierung des Telezooms fällt bei den meisten Brennweiten nicht auf, die Verzeichnung ist ebenfalls vernachlässigbar. Hier dürfte Sony aber auch auf eine leichte digitale Korrektur zurückgreifen. Chromatische Aberrationen sind uns im Test praktisch nicht aufgefallen, das Bokeh ist vor allem bei kürzeren Brennweiten sehr weich.

Unbearbeitete Beispielaufnahmen in voller Auflösung:

Unser Fazit:
Mit dem FE 70-200mm F4 G OSS II bietet Sony ein neues Telezoom an, das uns im Test nicht nur mit einer sehr guten optischen Leistung, sondern auch einem richtig schnellen Autofokus und noch einigen weiteren Features überzeugen konnte. Dazu zählt unter anderem der sehr ansprechende maximale Abbildungsmaßstab von 1:2. Dieser erlaubt die Aufnahme etwas kleinerer Motive ohne den Einsatz eines extra Makro-Objektivs. Zusammen mit dem 2-fach-Telekonverter von Sony erhält man sogar einen Abbildungsmaßstab von 1:1. Die lange Brennweite ist bei Makro-Aufnahmen oftmals von Vorteil, der bei jeder Brennweite gleichbleibende Abbildungsmaßstab ebenfalls.

Beim Gehäuse hat sich Sony abweichend vom Vorgängermodell für einen ausfahrenden Tubus entschieden. Auf der einen Seite konnte dadurch ein kompakteres Gehäuse realisiert werden, auf der anderen Seite gingen die Vorteile einer Innenfokussierung (u. a. gleichbleibende Abmessungen) verloren. In der Praxis muss jeder selbst entscheiden, was für ihn wichtiger ist. Das Gehäuse des Sony FE 70-200mm F4 G OSS II ist mit Abmessungen von 14,9 x 8,2cm etwas kleiner als beim Vorgängermodell, die Gewichtsersparnis von 46g ist aus unserer Sicht vernachlässigbar. Auch wenn beim Gehäuse vor allem Kunststoff verwendet wird, fällt dieses hochwertig aus. Natürlich gibt es Abdichtungen und eine Frontlinse mit Fluor-Beschichtung. Bedienelemente stehen diverse zur Verfügung, dazu gehören unter anderem ein Fokuslimiter und Schalter für den Autofokus sowie den Bildstabilisator.

Das Sony FE 70-200mm F4 G OSS II konnte uns auf ganzer Linie überzeugen:

Die Bildqualität ist in der Bildmitte sowie außerhalb des Zentrums ab F4 über jeden Zweifel erhaben, an den Bildrändern leicht abgeblendet sehr gut. Der Autofokus arbeitet dank vier Linearmotoren richtig schnell, auch bewegte Motive lassen sich problemlos verfolgen. Zum Lieferumfang gehört eine dreh- sowie abnehmbare Stativschelle, leider ist sie zum Arca-Swiss-Standard nicht kompatibel. Dabei handelt es sich allerdings um unseren einzigen echten Kritikpunkt am Sony FE 70-200mm F4 G OSS II.

Unsere Auszeichnungen:

Autor: dkamera.de Redaktion
*Diese Links führen zu Amazon- oder anderen Online- Angeboten, keine Verfügbarkeitsgarantie, keine Garantie auf günstigsten Preis, Preise können variieren, Preise inkl. MwSt. / evtl. zzgl. Versandkosten, alle Angaben ohne Gewähr.
  • Keine HTML-Tags erlaubt
  • Zeilen und Absätze werden automatisch erzeugt.
  • URLs und Email-Adressen werden automatisch in Links umgewandelt.
  • Kommentare werden erst nach Moderation freigeschaltet, wenn die Regeln befolgt wurden. Dies kann etwas Zeit in Anspruch nehmen. Wir bitten um Ihr Verständnis.
  • Felder mit rotem Stern müssen korrekt ausgefüllt werden.
  • Bitte füllen Sie das CAPTCHA aus, dieses dient als Spam-Schutz. Lösen Sie einfach die im Bild angegebene mathematische Gleichung.
  • Mit dem Absenden dieses Formulars erklären Sie sich ausdrücklich damit einverstanden, dass die von Ihnen erhobenen und eingesendeten Daten für die Bearbeitung Ihrer Anfrage elektronisch erhoben und gespeichert werden. Diese Einwilligung kann jederzeit mit einer Nachricht an uns widerrufen werden. Weitere Informationen entnehmen Sie unserer Datenschutzerklärung.
captcha

x