Ein weiteres Buch zur Fotografie von Tom Ang

Ein Gastbeitrag von Adrian Ahlhaus

Gastbeitrag
Ein Gastbeitrag von Adrian Ahlhaus

Vor einiger Zeit stellte ich ein Buch von Tom Ang vor und konnte es als sehr guten Einstieg in die Fotografie empfehlen. Der Titel hieß schlicht „Fotografie“. Das Buch bot und bietet zu allen Themen ebenso knappe wie fundierte Texte, von der geschichtlichen Entwicklung über die Nutzung von Filmen bis zum eigentlichen Schwerpunkt der digitalen Fotografie. Ich nannte es ein „Kompendium“. Das meint, alle Themen der Fotografie sind angesprochen. Noch dazu in einem Handbuch. Wer sich im Buchhandel umsieht oder nachfragt, findet weitere Fotobücher von ihm. Und man ist - weil es nicht unüblich ist - versucht zu denken, dass es sich dabei um das Gleiche handelt, nur anders verpackt. Bei unserem Autor ist das nicht so. Schon vor einigen Jahren, in 2002, gab es von ihm den Titel „Digitale Fotografie“. Dieser Titel ist nun im gleichen, handlichen Format und im gleichartigen, robusten, flexiblen Einband in 15x21x5cm beim Verlag „DK“ (Dorling und Kindersley) neu aufgelegt worden.

Jedoch: Wenn die „Fotografie“ bereits alles in gut aufbereiteten Texten und Bildern enthält, warum dann einen weiteren Titel in gleicher Aufmachung? Braucht man diesen Titel zusätzlich? Meine Antwort: Nein, aber auch vielleicht. Und das möchte ich hier mit einem gemeinsamen Blick in die Neuauflage begründen.

Die Herangehensweise an die Fotografie ist in der „Digitalen Fotografie“ ganz anders. Hierin geht der Autor Tom Ang von quasi „null“ Vorkenntnissen aus. Also keinerlei Erfahrung mit Film, mit chemischen Dunkelkammern oder einem Interesse an der geschichtlichen Entwicklung sowie den großen Namen mit kurzen Biographien.

„Digitale Fotografie“ begegnet Ihnen, als würde einem zum ersten Mal im Leben eine digitale Kamera in die Hand gedrückt, und fragt sich, was man damit sinnvoll anfangen kann. Das eventuell und bereits mal irgendwann mit einer Kamera für Film fotografiert wurde, ist auf den ersten beiden Seiten der Einstieg ins Thema. Es ist so eine Art: Holen wir auch die ältere Leserschaft ins Thema. Also erfahren wir auf den nächsten beiden Seiten erst etwas zu digitalen Kameras. Nichts wirklich technisches, sondern wie das so ist mit einem Sucher und einer Kamera, die selbst ohne Tageslicht scharf stellen kann. Und auch, dass mit Scannern digitale Bilder entstehen können. Das ist schon mal ein ganz anderer Einstieg als üblich. Es erinnert an meine eigenen Einsteigerseminare. Nichts voraussetzen und wenn, dann wird das Wissen fast immer von Marketing-Sprüchen vernebelt: keine Information, ohne diese sogleich mit bestimmten Markennamen zu verbinden. Beispiel: "Der Autofokus funktioniert an dieser oder jener Kameramarke so und so...". Es ist erfrischend wie Tom Ang alle Werbe-“Botschaften“ hinter sich lässt, uns Leser von diesem Unsinn fernhält.

Wer bestimmtes Zubehör nicht hat blättert einfach weiter. Zum Beispiel ist ein Scanner nicht für alle interessant oder nicht jeder möchte wissen, was ein Grafik-Tablett ist. Schon im anderen Buch war die Kürze der Themen und die vielen hervorragenden Bildbeispiele sehr einladend. Überall mochte ich sofort hinblättern. So geht es mir auch bei diesem Buch. Doch man sollte die zwei Seiten zu „Arbeitsraum“ nicht überblättern. Nach wenigen Seiten geht es in die Vollen, mitten hinein in die Fotografie. Bei Tom Ang beginnt das Foto mit dem Blick auf den Bildausschnitt, der als „Bildgestaltung“ an gut gewählten Beispielen zeigt, wie ein gestaltetes Foto aufgebaut sein kann, oder mit seinen Worten formuliert: „Eine fotografische Komposition kann man dann als gelungen bezeichnen, wenn sich durch die Anordnung der Bildelemente die Absicht des Fotografen vermittelt.“ Das möchte und kann ich nur unterstreichen und mag darüber hinweg sehen, das mal wieder - wie üblich in der Fotografie - nur die männliche Form in der Schreibe vorkommt. Doch weiter im Buch. An vielen Beispielen wird erkennbar, wie die Impulse ein Foto zu machen, direkt zur Gestaltung führen.

Immer wieder tauchen im Buch, die als „Soforthilfe“ zusammen gefassten Beispiele auf, die uns als Problemfälle in der Fotografie begegnen. Wieso sind die Wände nicht gerade abgebildet? Was ist Verzeichnung oder wie vermeidet ein Fotograf oder eine Fotografin die stürzenden Linien bei Aufnahmen von Häusern? Mit vielen Beispielen werden die unterschiedlichsten Motive, von Nahaufnahmen bis zu beabsichtigten Kamerabewegungen, bebildert und mit knappen Texten begleitet.

Scanner und Computer mag für viele nicht so interessant sein. Doch hier erfahren wir etwas über Auflösung, Bildformate und Farbmanagement wie im Vorbeigehen, ohne langatmiges dozieren. Ein paar anschauliche Bilder und schon ist alles Wissenswerte zusammen gefasst. Man sollte die Begriffe mal gehört oder gelesen haben und sich darunter etwas vorstellen können. Das hilft, wenn die Fotografie irgendwann doch mehr wird als „nur“ Urlaub, Freunde und Parties im Bild festhalten zu wollen. Die wenigen Seiten kann man andererseits auch überblättern. Nachlesen lassen sich die Stichworte allemal.

Die Bildbearbeitung ist das nächste große Thema. Denn im digitalen Zeitalter sind sehr schnell die ersten Bilder auf einem Bildschirm. Es stellt sich die Frage: Ist das nun gut so oder kann man aus den Fotos mehr heraus holen, als auf den ersten Blick sichtbar ist? Wie man Korrekturen sinnvoll einsetzt - weniger ist nicht selten mehr - ist das Grundkonzept von Tom Ang. Dass schwarz-weiße Fotos reizvoll sein können, werden wohl alle schon entdeckt haben. Dagegen, wie die schwarz-weißen Fotos bearbeitet werden ist ein schon weniger bekannter Weg. Speziell die im Buch als „Duplex“ benannte Technik des Ausdruckens von „Duoton“ überzeugt mit ungewöhnlichen Bildern, die sofort als echte künstlerische Arbeiten verstanden werden. Wie das geht, erfährt man praxisnah und unkompliziert, obwohl es dann noch einige Übung am heimischen Drucker braucht. Allein schon deshalb, weil sich in der Praxis die Druckertinten nicht so unkompliziert verhalten, wie dies im Buch den Anschein hat. Der Unterschied von der Theorie zur Praxis mindert allerdings keineswegs die Texte und Bildbeispiele von Tom Ang. Jedes Buch ist immer und kann nichts anderes sein als eine Abstraktion der Wirklichkeit. Ohne Üben geht es auch in der Fotografie nicht.

Sehen wir weiter ins Buch. Dort geht es in die Details. Dabei verfangen sich andere Autoren in überkomplizierten Anweisungen und Beschreibungen. Bei Tom Ang behalten wir die Übersicht. Gradationskurven, Tonwerte, Filterfunktionen und Masken heißen die Themen. Wer es genau wissen will, kann mithilfe der Bildbeispiele und knappen Texte seine Fertigkeiten bei der Bildbearbeitung grundlagennah vertiefen. Es wird nicht auf bestimmte Software, Marken und Produkte abgehoben. Das ist auch richtig so, denn vielfach sind die Nennungen von Markennamen nicht nur höchst überflüssig zum Verständnis. Sie sind versteckte Werbung der Hersteller, die als ein nettes Zubrot den Autoren und Verlagen dient. Es ist leider nicht mehr selbstverständlich, dass wir als Leser keine Werbung in den Texten und Bildern entdecken. Für eine werbefreie Publikation muss man heutzutage dem Verlag und dem Autor schon dankbar zu sein.

Bilder kopieren, Panoramafotografie, Rechtsfragen und Tipps zum Kauf von Geräten über das Internet, als Gebrauchtware und Leihgeräte, oder für spezielle Anwendungen schließen das Buch. Im Unterschied zu Tom Ang „Fotografie“ (ISBN 10: 3-8310-0952-X und auch ISBN-13: 978-3-8310-0952-7) bietet die Neuauflage von „Digitale Fotografie“ eine andere Herangehensweise. Der Autor findet mit seinen geradlinigen, einfachen Texten und den anschaulichen wie verständlichen Bildbeispielen von den fotografischen Aufgaben und Problem über die gestalterischen Lösungen zu den technischen Grundlagen und zu speziellen Anwendungen.

Meine Empfehlung: Tom Ang „Digitale Fotografie für Einsteiger“ aus dem Hause „DK“ (Dorling und Kindersley) ist ein direkter Weg für all jene die mit der digitalen Kamera in der Hand zu schöner gestalteten Fotos finden möchten.

Tom Ang „Digitale Fotografie für Einsteiger“, Verlag „DK“ (Dorling und Kindersley), ISBN 978-3-8310-1085-1, www.dk.com , Preis 14,95 Euro (D).

Gastbeiträge enthalten die Meinung des jeweiligen Autors und spiegeln nicht die Meinung von dkamera.de wieder.

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