Fokus-Bracketing und Focus-Stacking mit Olympus-Kameras

Beide Fokus-Features bei der OM-D E-M1 Mark III unter die Lupe genommen

Die Olympus-Kameras gehören zu den Modellen mit der längsten Featureliste. Diese betreffen nicht nur die Belichtung (Live Composite, Belichtungsreihe oder Intervallaufnahme), auch beim Thema Fokus hat sie mehr als üblich zu bieten. Zum einen erlaubt sie Fokusreihenaufnahmen (auch Fokus-Bracketing genannt), zum anderen das Focus-Stacking. Dies geht teilweise intern und automatisch, weitere Programme oder spezielles Zubehör werden nicht benötigt. Wir haben uns beide Features bei der OM-D E-M1 Mark III genauer angesehen.

Wozu werden das Fokus-Bracketing und/oder Focus-Stacking überhaupt benötigt?
Bei jeder Aufnahme werden nur Motive scharf abgebildet, die sie sich im Fokus befinden. Abhängig von der Aufnahme-Entfernung, der Brennweite, der Sensorgröße und der Blende fällt der als scharf wahrgenommene Bereich (= Schärfentiefe) größer oder kleiner aus. Jener Bereich ist für die Aussage eines Bildes besonders wichtig, nicht umsonst heißt es „im Fokus stehen“. Das Interesse des Auges fällt natürlich zuerst auf den schärfsten Bereich einer Aufnahme, bzw. wird dorthin gelenkt. Während bei Porträts in der Regel eine recht kleine Schärfentiefe erwünscht ist, sieht es bei Landschaftsaufnahmen anders aus. Auch bei Makro- und Nahaufnahmen wollen Fotografen meistens einen etwas größeren Bereich scharf abbilden. Die kurze Distanz zum Motiv macht dies allerdings oftmals schwer, die Schärfentiefe fällt hier nämlich sehr klein aus und bewegt sich im Zentimeter- oder sogar nur Millimeterbereich.

Vier Einzelbilder mit unterschiedlichen Fokusbereichen:

Als erste Hilfe bietet sich das Schließen der Blende an, dadurch lässt sich die Schärfentiefe sehr einfach vergrößern. In der Praxis sind die Möglichkeiten beim Schließen der Blende allerdings endlich. Zum einen, weil sich die Blende natürlich nicht unendlich weit schließen lässt, zum anderen, weil kleine Blendenwerte die Detailwiedergabe wegen der auftretenden Beugung deutlich reduzieren. Dieses Problem lässt sich mittels Focus Stacking lösen.

Das final berechnete ("gestackte") Bild:

Die Optionen der Kamera:
Die Olympus OM-D E-M1 Mark III unterstützt sowohl Fokusreihenaufnahmen als auch das Fokus-Stacking. Beim Focus-Stacking-Verfahren werden mehrere Bilder mit kleinem Schärfebereich zu einer Aufnahme mit großer Schärfentiefe zusammengerechnet. Dafür sind allerdings die sogenannten Fokusreihenaufnahmen notwendig. Dabei handelt es sich um Fotos, bei denen jeweils ein anderer Bereich scharf aufgenommen wird. Den Prozess des Zusammenrechnens kann die Olympus OM-D E-M1 Mark III selbst übernehmen, alternativ lässt sich dieser per Software von Drittanbietern durchführen. Hier kann der User selbst eingreifen und das Ergebnis beeinflussen.

Die Fokusfeatures sind im zweiten Aufnahmemenü unter "Belichtungsreihe" zu finden:

Hier muss man zunächst "An" wählen:

Danach ist die Option "Focus BKT" die richtige Einstellung:

Alle Optionen rund um das Fokus Stacking und Fokusreihenaufnahmen sind bei der DSLM im zweiten Aufnahmemenü unter „Belichtungsreihe“ zu finden. Hier entscheiden sich Fotografen zunächst für „An“ und dann für „Fokus BKT“. Nach der erneuten Bestätigung kann man sich für das Focus Stacking oder Fokusreihenaufnahmen entscheiden.

Das Focus Stacking muss zusätzlich aktiviert werden:

Hier kann man unter anderem die Anzahl der Aufnahmen einstellen:

Bei Reihenaufnahmen lässt sich zwischen drei bis 999 Aufnahmen wählen, der Fokusunterschied kann zwischen eins und zehn liegen. Welche Werte für ein bestimmtes Motiv optimal sind, lässt sich nur durch Ausprobieren herausfinden. Je kleiner die Schärfentiefe ausfällt, desto kleiner sollte der Wert beim Fokusunterschied sein und gleichzeitig sollte eine höhere Zahl an Aufnahmen verwendet werden. Im Zweifelsfall gilt: kleinere Werte beim Fokusunterschied und eine höhere Zahl an Aufnahmen sind besser. Als weitere Option steht die Blitzladezeit zur Wahl. Diese verzögert die nächste Aufnahme, damit der Blitz wieder aufgeladen ist und feuern kann. Wer keinen Blitz verwendet, lässt die Zahl natürlich auf null stehen. Beim Einsatz eines Blitzes von Olympus wird die Option laut Kamera nicht benötigt.

Sofern alle Einstellungen getroffen sind, fokussiert man die am nächsten gelegene Stelle des zu fotografierenden Objektes an und hält den Auslöser gedrückt. Die Kamera erstellt bei aktiviertem Focus-Stacking automatisch eine Fokusrreihe und errechnet daraus in etwa 15 Sekunden das gestackte Bild.  Alle Ursprungsbilder werden genauso wie die gestackte Aufnahme auf der Speicherkarte abgelegt. Letztere liegt natürlich nur als JPEG vor, weitere Bearbeitungsschritte sind daher nur begrenzt möglich. Für die schnelle Vorschau oder ein nicht allzu komplexes Motiv ist das Fokus-Stacking zweifellos ausreichend. Gut zu wissen: Das fertige Bild ist leicht zugeschnitten, der Ausschnitt lässt sich schon vor der Aufnahme durch den eingeblendeten grauen Rahmen erkennen.

Bei der Fokusreihenaufnahme sind bis zu 999 Bilder wählbar:

Der Fokusunterschied bestimmt die Fokusänderung zwischen den Bildern:

Wer in den Prozess des Zusammenrechnens eingreifen möchte, muss zu einer Software greifen. Hier sind als Beispiele Adobe Photoshop oder der Platzhirsch Helicon Focus zu nennen. Beide verarbeiten die Aufnahmen aller Kameras, dafür werden nur die Fokusreihenaufnahmen benötigt. Diese lassen sich prinzipiell mit allen Kameras mit manueller Fokusfunktion erstellen, die Schärfeverlagerung von Hand ist – abhängig vom Motiv – allerdings ein durchaus aufwändiger Prozess. Hier kommt die automatisierte Reihenaufnahmen der Olympus OM-D E-M1 Mark III ins Spiel. Diese übernimmt die händischen Fokusveränderungen und arbeitet extrem schnell. 30 Bilder nimmt die DSLM in weniger als fünf Sekunden auf, händisch würde das mindestens zwei Minuten oder sogar länger dauern. Möglich sind drei bis 999 Aufnahmen, die Optionen zum Fokusunterschied bleiben identisch (eins bis zehn). Die Aufnahmen werden auf der Speicherkarte abgelegt und lassen sich in das Programm seiner Wahl importieren.

Fokusreihenaufnahmen und das Focus Stacking sind mit einigen neueren Kameramodellen von Olympus möglich, teilweise wurden die Funktionen erst per Firmware nachgerüstet. Die von uns genannten Optionen finden sich in vollen Umfang jedoch nur bei höherklassigen Kameras. Die Olympus PEN E-PL10 unterstützt beispielsweise nur Fokusreihenaufnahmen, zudem kann man keine exakte Bilderzahl vorgeben. Von Bedeutung ist beim Stacking zudem das verwendete Objektiv.

Laut Olympus wird dafür eines der folgenden Modelle benötigt:
Olympus M.Zuiko Digital ED 8mm F1,8 Fisheye Pro
Olympus M.Zuiko Digital ED 30mm F3,5 Macro
Olympus M.Zuiko Digital ED 60mm F2,8 Macro
Olympus M.Zuiko Digital ED 300mm F4 IS Pro
Olympus M.Zuiko Digital ED 7-14mm F2,8 Pro
Olympus M.Zuiko Digital ED 12-40mm F2,8 Pro
Olympus M.Zuiko Digital ED 12-45mm F4 Pro
Olympus M.Zuiko Digital ED 12-100mm F4 IS Pro
Olympus M.Zuiko Digital ED 40-150mm F2,8 Pro

Grundsätzlich gilt es bei den Aufnahmen zu bedenken, dass dafür nur der elektronische Verschluss zur Verfügung steht. Bei Kunstlichteinsatz kann es daher abhängig von der Lichtquelle und der Verschlusszeit zu Artefakten kommen. Des Weiteren dürfen sich weder das Motiv noch die Kamera bewegen, ein Stativ sollte daher unbedingt verwendet werden.

Beispielaufnahmen:

Links Aufnahmen mit Focus-Stacking, rechts eine herkömmliche Aufnahme:

Unser Fazit:
In unserem Praxistest mit der Olympus OM-D E-M1 Mark III hat sich gezeigt, dass die DSLM bei Fokusreihenaufnahmen und dem Focus-Stacking einen sehr guten Job macht. Sie arbeitet sehr flott und bietet einige Optionen. Beim Focus-Stacking hätten wir uns zwar noch ein paar mehr Bilder pro Serie gewünscht, die interne Berechnung würde dann aber vermutlich Probleme bekommen. Wer richtig viele Fotos benötigt, kann ja zur Fokusreihenaufnahme greifen und das Ergebnis selbst per Drittanbietersoftware berechnen. Die Qualität der intern per Focus-Stacking berechneten Aufnahmen ist gut, bei genauem Hinsehen sind allerdings kleine Fehler zu erkennen. Wer schnell ein Ergebnis benötigt oder seine Bilder nicht unter der Lupe betrachtet, wird damit jedoch leben können.

Einen großen Pluspunkt vergeben wir für die Schnelligkeit der von uns zum Test verwendeten Olympus OM-D E-M1 Mark III. Das Focus-Stacking nimmt wirklich nicht viel Zeit in Anspruch, die Fokusreihenaufnahmen laufen extrem schnell ab. Dramatisch schneller, als es sich händisch jemals realisieren ließe. Etwas schade finden wir die Begrenzung auf bestimmte Objektive, eines davon sollte aber fast jeder ambitionierte MFT-Fotograf sein Eigen nennen können.  Unter dem Strich bleibt festzuhalten: Die "Fokusfeatures" von Olympus sind eine gelungene Ergänzung.

Autor: dkamera.de Redaktion
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