Testbericht des Canon RF 24-240mm F4-6,3 IS USM

Superzoom Objektiv für Vollformatkameras von Canon

Für das Canon RF-Bajonett gibt es aktuell nur zwei Handvoll Objektive. Eines davon ist das Canon RF 24-240mm F4-6,3 IS USM, ein Modell mit großem Brennweitenbereich. Das 10-fach-Zoom deckt 24 bis 240mm Brennweite ab und kann somit für viele Aufnahmesituationen verwendet werden. In folgendem Test schauen wir und das Canon RF 24-240mm F4-6,3 IS USM näher an.

Technische Daten, Verarbeitung und Handhabung:
Das Canon RF 24-240mm F4-6,3 IS USM gehört aktuell zu den Objektiven mit der längsten Brennweite im RF-Objektiv-Segment. Das wirkt sich natürlich auf die Abmessungen des Zooms aus, mit 8,0 x 12,3cm ist das Objektiv alles andere als klein.

Es bringt zudem 750g auf die Waage und wiegt mehr als Canons lichtstärkere Allroundlösung RF 24-105mm F4 IS USM (700g).

Das Canon RF 24-240mm F4-6,3 IS USM ist mit 8,0 x 12,3cm kein kleines Objektiv:

Trotz recht großem Gehäuse der EOS R sorgt das Objektiv für eine deutliche Verschiebung des Schwerpunkts nach vorne, auf längeren Touren kann das stören. Beim Zoomen fährt der Tubus fast 8cm aus dem Gehäuse heraus, das Objektiv legt damit nochmal deutlich an Größe zu.

Bei der maximalen Brennweite fährt der Tubus deutlich aus:

Der Brennweitenbereich und die Ausstattung des Canon RF 24-240mm F4-6,3 IS USM können sich dafür sehen lassen. Das Objektiv deckt mit 24 mm beispielsweise einen großen Weitwinkelbereich ab, mit 240mm lassen sich auch weiter entfernte Motive stark vergrößern. Diese Brennweitenabdeckung wirkt sich natürlich auf die Lichtstärke aus. Mit F4 bis F6,3 gehört das 10-fach-Zoom zu den lichtschwachen Modellen. F4 stehen bis etwa 26mm zur Verfügung, F5 von 44mm bis 70mm. F6,3 werden dann ab 105mm erreicht. Die Blende des Objektivs besteht aus sieben Lamellen und lässt sich auf F22 bis F38 (je nach Brennweitenstellung) schließen.

Canon verzichtet auf das Mitliefern einer Gegenlichtblende:

Bei der Verarbeitung des Gehäuses lässt Canon keine Punkte liegen. Mit Ausnahme des Metall-Bajonetts kommt zwar nur Kunststoff zum Einsatz, dieses fällt jedoch sehr hochwertig aus. Dem Anspruch eines hochqualitativen Objektivs wird das Canon RF 24-240mm F4-6,3 IS USM trotz fehlendem „L“-Label also gerecht.

Zumindest fast: Gespart hat Canon beim RF 24-240mm F4-6,3 IS USM leider an den Abdichtungen gegen Staub- und Spritzwasser. Das sehen wir angesichts des Preises kritisch. Wenig erfreulich ist zudem, dass Canon auf eine Gegenlichtblende verzichtet und diese optional erworben werden muss.

Abdichtungen gibt es leider keine:

Besser: Den Zoomring hat Canon sehr groß und griffig gestaltet, zusammen mit der „weichen“ und recht gleichmäßigen Brennweitenwahl weiß diese Tatsache sehr zu gefallen. Der Fokusring des Objektivs kann auch noch weitere Aufgaben übernehmen, dazu stellt man den vorhandenen Schalter von „Focus“ auf „Control“. Als weiteres Bedienelement hat Canon einen Schalter zum Aktivieren und Deaktivieren des Bildstabilisators verbaut, per Lockschalter lässt sich das Herausfahren des Tubus beim Halten des Objektivs nach unten verhindern. Bei unserem Testobjektiv war dieser nicht notwendig, das kann bei älteren Modellen, die länger im Einsatz waren, aber durchaus anders sein. Die Leistung des IS-Stabilisators gibt Canon offiziell mit fünf Blendenstufen an, im Test kamen wir bei 240mm Brennweit auf rund vier Stufen (= Freihandaufnahmen bis rund 1/15 Sekunden möglich). Das ist ein sehr gutes Ergebnis.

An der Seite des Gehäuses befinden sich zwei Tasten:

Der Lock-Schalter ermöglicht das Sperren des Tubus:

Der optische Aufbau des Canon RF 24-240mm F4-6,3 IS USM umfasst 21 Linsen in 15 Gruppen. Neben einer asphärischen Linse werden zwei UD-Linsen zum Reduzieren von Abbildungsfehlern genutzt. Mit dem integrierten DLO-Profil können die Kameras zudem einen Teil der Fehler, wie beispielsweise die Verzeichnung, elektronisch korrigieren.

Der Fokusring befindet sich hinter dem Zoomring:

Autofokus/manueller Fokus:
Die Fokussierung übernimmt beim Canon RF 24-240mm F4-6,3 IS USM der bekannte Nano-USM-Fokusmotor. Dieser erreicht besonders kurze Fokussierungszeiten, was unsere Labormessung bestätigte. Im Weitwinkelbereich ergaben sich sehr kurze 0,21 Sekunden, am Teleende waren es noch immer gute 0,32 Sekunden. Als Kamera kam dabei die Canon EOS R (Testbericht) zum Einsatz. Den kürzesten Fokussierabstand des Zooms gibt Canon mit 50cm an, bei der längsten Brennweite sind es etwa 76cm (alle Werte gemessen ab Sensor). Daraus resultiert ein  maximaler Abbildungsmaßstab von 1:3,8.

Das ist ein solider Wert, das Zoom erlaubt durchaus aus das Vergrößern von kleineren Motiven. Ein echtes Makroobjektiv ersetzt es aber freilich nicht. Gut: Da die Linsenbewegungen beim Fokussieren innerhalb des Tubus erfolgen, verändern sich die Abmessungen des Objektivs nicht. Ebenso positiv: Der Nutzer kann den automatischen Fokus jederzeit manuell überschreiben, wenn er das möchte.

Das RF 24-240mm F4-6,3 IS USM und die Canon EOS R:

Bildqualität:
Die Bildqualität des Canon RF 24-240mm F4-6,3 IS USM haben wir mit der Canon EOS R getestet. Diese spiegellose Systemkamera hat aktuell (Dezember 2019) die höchste Auflösung aller EOS-Modelle mit RF-Bajonett zu bieten. Bei der ersten von uns getesteten Brennweite handelt es sich mit 24mm um den Weitwinkelbereich. Hier gilt: In der Bildmitte wird bereits bei Offenblende (= F4) ein sehr gutes Schärfeniveau erreicht, dieses lässt sich durch Abblenden auf F5,6 noch leicht steigern. Bei F8 ergibt sich ein sehr ähnliches Ergebnis, bei kleineren Blenden nimmt die Schärfe bedingt durch die Beugung wieder ab. Am Bildrand werden Details sichtbar schlechter wiedergegeben, für ein Superzoom ist das jedoch normal. Abblenden auf F5,6 sorgt für eine leicht bessere Detailwiedergabe, bei F8 bis F11 sehen wir das Schärfemaximum.

Bei 50mm kann die Bildmitte wieder direkt ab der größten Blendenöffnung (= F5) überzeugen, Abblenden auf F5,6 bringt nur wenig mehr Details zutage. Bei F8 ändert sich kaum etwas, ab F11 sinkt die Schärfe durch die eintretende Beugung wieder leicht ab. Am Bildrand sieht es ein wenig anders aus: Bei F5 sind die Ränder deutlich unscharf. Bei F5,6 steigt die Bildschärfe auf ein akzeptables an, ein gutes Level wird allerdings erst bei F8 erreicht. Für die beste Qualität sind F11 zu wählen, darüber geht die Detailauflösung wieder zurück.

Bei Aufnahmen mit 100mm zeigt die Bildmitte bei F5,6 viele Details, das Schärfeniveau ist gut bis sehr. Ab F8 erreicht das Zoom dann ein sehr gutes Niveau, bei F11 und F16 ein leicht schwächeres. Am Rand kann uns das RF 24-240mm F4-6,3 IS USM bei Offenblende nicht überzeugen, die Detailwiedergabe schwächelt deutlich. Abblenden auf mindestens F11 ist empfehlenswert, die beste Bildqualität sehen wir bei F16.

Am Teleende sehen wir die Bildschärfe bei F6,3 (= Offenblende) auf einem guten bis sehr guten und ab F8 auf einem sehr guten Niveau. Bei F11 und F16 fällt die Detailwiedergabe einen Tick schlechter aus. Am Bildrand werden Details schlechter wiedergegeben. Bei F6,3 bis F11 erreicht das Objektiv ein akzeptables Niveau, bei F16 sorgt die Beugung für einen Schärfeverlust.

Zu den weiteren Parametern der Abbildungsleistung: Eine stärkere Verzeichnung ist für ein Objektiv mit großem Brennweitenbereich normal, das RF 24-240mm F4-6,3 IS USM stellt hier keine Ausnahme dar. Im Weitwinkel zeigt sich unkorrigiert ein leichte tonnenförmige Verzeichnung, ohne Korrektur eine extreme Verzeichnung. Bei mittleren Brennweiten geht diese deutlich zurück, zum Teleende hin dreht sich die Verzeichnung wie üblich ins kissenförmige. Mit Korrektur ist sie kaum sichtbar, ohne ein wenig. Dass sich das 10-fach-Zoom nur mit digitaler Korrektur nutzen lässt, zeigen die schwarzen Bildecken im Weitwinkel, die man ohne Korrektur zu Gesicht bekommt. Prädikat völlig unbrauchbar. Abblenden hilft hier nicht weiter.

Bei längeren Brennweiten hat Canon die Randabschattung dagegen selbst ohne Korrektur recht gut im Griff, mit Korrektur fällt sie kaum auf. Alternativ zum Einsatz der digitalen Korrektur hilft auch Abblenden weiter. Chromatische Aberrationen sind uns im Test kaum aufgefallen, wenn dann waren sie wenig ausgeprägt. Flares sind abhängig von der Position der Sonne teilweise sichtbar, sie halten sich aber in Grenzen. Die Unschärfebereiche lassen sich wegen der schwachen Lichtstärke und dem großen Zoombereich natürlich nicht mit lichtstarken Festbrennweiten vergleichen, für ein Superzoom gehen diese jedoch völlig in Ordnung.

Unbearbeitete Beispielaufnahmen:

Unser Fazit:
Das Canon RF 24-240mm F4-6,3 IS USM ist ein klassisches Superzoom mit großem Brennweitenbereich. Mit 24 bis 240mm lassen sich sehr viele Aufnahmesituationen abdecken, Licht sollte allerdings ausreichend vorhanden sein. Die größte Blendenöffnung des Objektivs liegt im Weitwinkel bei F4, am Teleende bei F6,3. Das sind natürlich keine optimalen Werte, für Superzoomobjektive jedoch völlig normale.

Auch normal sind die Abstriche bei der Bildqualität. Die Detailschärfe an den Bildrändern unterscheidet sich deutlich von der Bildmitte, das Schließen der Blende bietet sich zum Verbessern der Bildqualität an. Ein sehr gutes Niveau wird trotzdem nicht erreicht. In der Bildmitte sieht das anders aus: Hier wird schon bei der Offenblende ein gutes Schärfeniveau erreicht, per Abblenden lässt sich dieses auf ein sehr gutes Level steigern. Für das erweiterte Zentrum gilt Ähnliches. Wer wichtige Motive nicht direkt am Rand platziert, erhält beim Einsatz des Canon RF 24-240mm F4-6,3 IS USM also solide Ergebnisse. Das gilt zumindest sofern man die elektronischen Korrekturen anwendet: Ohne zeigt das 10-fach-Zoom im Weitwinkel eine starke Verzeichnung und eine enorme Vignettierung. Bei längeren Brennweiten geht die Problematik immerhin deutlich zurück.

Mit Ausnahme der bei vielen Superzooms üblichen Abstrichen schneidet das RF24-240mm gut ab:

Solide sind dagegen das Gehäuse und das Handling. Das Objektiv ist zwar alles andere als klein und leicht,  das Handling und die Verarbeitung wissen jedoch zu gefallen. Der schnelle Autofokus und der gut arbeitende Bildstabilisator runden das Paket ab. Schade ist der Verzicht auf Abdichtungen, die fehlende Gegenlichtblende stellt bei einem Objektiv für 999,00 Euro (UVP) zudem ein echtes Ärgernis dar.

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