Testbericht des Nikkor Z 50mm F1,2 S

Besonders lichtstarke Festbrennweite für Nikon Z-Kameras

Zur Vorstellung der ersten spiegellosen Z-Kameras hatte Nikon das Bajonett mit seinem großen Durchmesser explizit für den Einsatz von lichtstarken Objektiven beworben. Besonders lichtstarke Modelle gab es zunächst allerdings nicht, erst 2020 wurden mit dem Nikkor Z 58mm F0,95 S Noct und dem Nikkor Z 50mm F1,2 S zwei Objektive mit besonders großen Blendenöffnungen angekündigt. Letzteres Modell schauen wir uns in diesem Testbericht genauer an.

Technische Daten, Verarbeitung und Handhabung:
Das Nikkor Z 50mm F1,2 S ist kein alltägliches Objektiv. Zum einen natürlich wegen der sehr hohen Lichtstärke von F1,2. Damit sind Foto- und Videografen in der Lage, bei sehr wenig Licht zu fotografieren sowie Bilder mit einer äußerst geringen Schärfentiefe aufzunehmen. Nicht alltäglich sind allerdings auch die Abmessungen der Festbrennweite. Diese misst stattliche 9,0 x 15,0cm und bringt 1.090g auf die Waage. Auf den ersten Blick könnte man das Objektiv aufgrund der Bauform fast mit einem Teleobjektiv verwechseln, das Nikkor Z MC 100mm F2,8 VR S ist beispielsweise nur einen Zentimeter kürzer.

Das Nikkor Z 50mm F1,2 S im Vergleich zum Nikkor Z 58mm F0,95 Noct S:

Die längliche Bauform des Nikkor Z 50mm F1,2 S resultiert natürlich aus dem aufwendigen optischen Aufbau, dieser besteht aus 17 Linsen in 15 Gruppen. Zwei Linsen werden aus ED-Glas gefertigt, drei weitere Linsen sind asphärische Elemente. Auf diesem Weg versucht Nikon Abbildungsfehler trotz der großen Blende deutlich zu minimieren. Durch die Arneo- und Nanokristallvergütung werden zudem Reflexionen oder andere Störungen reduziert.

Der optische Aufbau der Festbrennweite:

Die Wahl der Blende ist von F1,2 bis F16 möglich, durch den Einsatz von neun abgerundeten Blendenlamellen sollen die Unschärfebereiche auch abseits von F1,2 ansprechend aussehen.
Mit 50mm Brennweite entspricht das Nikkor Z 50mm F1,2 S an einem Vollformatmodell einem klassischen Normalobjektiv, an einer APS-C-Kamera wird es zu einem leichten Teleobjektiv (75mm KB). In beiden Fällen kann die Festbrennweite für klassische Porträtbilder verwendet werden, an einer Vollformatkamera lässt sie sich zudem generell für viele Aufgaben einsetzen.

Zu den Bedienelementen gehören unter anderem auch zwei Tasten und ein Schalter:

Die großen Abmessungen haben es Nikon ermöglicht, mehrere Bedienelemente zu verbauen. Der große und gummierte Fokusring lädt zum manuellen Fokussieren geradezu ein, daneben hat Nikon einen Fokuswählschalter, einen zweiten Einstellring und eine L-Fn-Taste verbaut. Letztere beiden lassen sich im Kameramenü frei belegen, über den Ring kann man unter anderem die Blende verändern. Des Weiteren ist das Nikkor Z 50mm F1,2 S mit einem OLED-Display ausgerüstet. Dieses wird per Taste aktiviert und informiert über verschiedene Aufnahmeparameter.

Das OLED-Display zeigt unter anderem die eingestellte Blende an:

Beim Gehäuse der Festbrennweite hat sich Nikon – wie bei den meisten seiner Z-Objektive – für hochwertigen Kunststoff sowie Metall entschieden. In der Hand hinterlässt das Objektiv einen sehr hochwertigen Eindruck, durch die vorhandenen Dichtungen kann der Einsatz natürlich auch bei nicht optimalem Wetter erfolgen. Die auf der Frontlinse aufgebrachte Fluorvergütung lässt Wasser zudem leichter abperlen und vereinfacht die Reinigung. Wer Filter verwenden möchte, kann diese im 82mm messenden Gewinde der Festbrennweite einschrauben.

Abdichtungen schützen die Technik im Inneren:

Am Metallbajonett ist eine Dichtung angebracht:

Autofokus/manueller Fokus:
Trotz der hohen Lichtstärke hat Nikon beim Nikkor Z 50mm F1,2 S keine Komfort-Funktionen weggelassen. Dazu gehört ein Schrittmotor. Er arbeitet beim automatischen wie beim manuellen Scharfstellen, durch die „Focus by wire“-Konstruktion werden alle Bewegungen des Fokusrings durch den Fokusmotor umgesetzt. Das Fokussieren geht bei der Festbrennweite nicht ganz geräuschlos vonstatten, störend laut ist der Autofokus aber auch nicht. Die AF-Geschwindigkeit (0,32 Sekunden) bewerten wir angesichts der schweren Linsen als gut, zum Verfolgen von bewegten Motiven ist das Nikkor Z 50mm F1,2 S aber nur bedingt geeignet.

Der Fokusring fällt sehr breit aus und ist gummiert:

Beim manuellen Scharfstellen sorgt der Fokusring für einen hohen Komfort, beim Einsatz der Offenblende kommt man am Einsatz der Displaylupe aber praktisch nicht vorbei. Die Naheinstellgrenze des Nikkor Z 50mm F1,2 S liegt bei 45cm, hier erreicht man den maximalen Abbildungsmaßstab von 1:6,7. Zum Ablichten kleiner Motive eignet sich die Festbrennweite damit kaum, im Alltag stört die Naheinstellgrenze jedoch normalerweise nicht. Für den optimalen Einsatz bei Videoaufnahmen hat Nikon das Focus Breathing auf ein Minimum reduziert.

Bildqualität:
Für den Test der Bildqualität nutzen wir Nikons Megapixel-Flaggschiff Z 7II. Mit 45,4 Millionen Bildpunkten stellt die DSLM hohe Ansprüche an das Objektiv und lässt Abbildungsfehler früh zum Vorschein kommen. Alle Ausschnitte entsprechen der 100-Prozent-Ansicht. Zunächst prüfen wir die Schärfe der Festbrennweite. Eine große Blendenöffnung stellt Optikkonstrukteure vor Probleme, nur durch den Einsatz vieler Linsen können Abbildungsfehler ausgeglichen werden. Dass Nikon beim Nikkor Z 50mm F1,2 S trotz einer Brennweite von 50mm – die normalerweise recht wenige Linsen erfordert –  auf 17 Linsen in 15 Gruppen setzt, lässt grundsätzlich eine sehr gute Qualität erwarten.

Bei F1,2 schneidet die Festbrennweite in der Bildmitte gut ab. Als knackig scharf kann man die Wiedergabe zwar nicht beschreiben, dies darf man bei F1,2 jedoch auch nicht erwarten. Bei Porträts – für die das Objektiv vor allem verwendet werden dürfte – sind F1,2 auf jeden Fall gut nutzbar. Bei F1,4 kann man die Qualität ein wenig steigern, ein großer Sprung ist allerdings erst bei F2 zu sehen. Hier stufen wir die Bildschärfe als sehr gut ein. Das weitere Schließen der Blende hebt die Qualität auf ein exzellentes Level, feine Details werden bei etwa F2,8 am besten wiedergeben. Die Beugung stört erst ab F16 stark, sichtbar wird sie allerdings schon bei F11. Die Bildränder liegen wie üblich hinter dem Zentrum zurück. Gerade bei F1,2 wirken sie bei der von uns zum Test verwendeten 100-Prozent-Ansicht sichtbar weich. Wer nicht ganz so stark hineinzoomt, kann sich allerdings nicht beklagen. Bei F1,4 legen die Ränder auf ein gutes Niveau zu, bei F2 auf ein sehr gutes. Von F2,8 bis F8 kann man die meisten Details herausholen, hier finden wir die Bildschärfe hervorragend. Eine perfekte optische Leistung sieht insgesamt betrachtet natürlich anders aus, maßgebend ist für ein Objektiv mit dieser Brennweite allerdings die Bildmitte. Die Randbereiche sollten in der Praxis praktisch nie in der Fokusebene liegen.

Die Verzeichnung des Nikkor Z 50mm F1,2 S liegt praktisch bei null, hier greift Nikon wie bei allen seinen Z-Objektiven jedoch auch digital ein. Die Vignettierung ist bei F1,2 natürlich deutlich zu sehen, das ist allerdings alles andere als bedenklich. Schon bei F2 nimmt die Randabdunkelung stark ab, ab F2,8 ist sie praktisch nicht mehr vorhanden. Chromatische Aberrationen sind nur wenige zu erkennen, störende Ausmaße besitzen sie keinesfalls. Das Bokeh der Festbrennweite fällt weich aus, bei F1,2 verschwinden Motive außerhalb der Schärfeebene schnell in der Unschärfe.

Unbearbeitete Beispielaufnahmen in voller Auflösung:

Unser Fazit:
Das Nikkor Z 50mm F1,2 S ist wie bereits erwähnt kein alltägliches Objektiv. Der recht hohe Preis (2.499 Euro UVP, knapp 2.000 Euro im Handel) macht es zu keinem Modell, das in hohen Stückzahlen verkauft werden dürfte. Am Ende muss sich jeder Fotograf fragen, ob er dieses Objektiv benötigt. Wer es in seiner Fototasche haben möchte, macht damit zweifellos keinen Fehler.

Neben dem robusten Gehäuse, das man bei einem Profi-Objektiv natürlich erwarten kann, punktet das Nikkor Z 50mm F1,2 S mit einer insgesamt sehr ansprechenden Bildqualität. Abstriche sind nur bei F1,2 notwendig, in den allermeisten Situationen stufen wir die Offenblende aber als gut nutzbar ein. Bei F1,4 kann man einen Tick mehr Details herausholen, bei F2 legt die Qualität sowohl in der Mitte als auch am Rand sichtbar zu. Spätestens bei F2 fällt die Qualität sehr gut aus, ab F2,8 ist sie exzellent. Die Vignettierung ist bei F1,2 stark zu sehen, nimmt ab F2 aber deutlich ab. Die Verzeichnung und chromatische Aberrationen sind in der Praxis kaum zu erkennen, das Bokeh glänzt mit einer ansprechend weichen Zeichnung.

Das Nikkor Z 50mm F1,2 S gehört zu den besten Objektiven mit Z-Bajonett:

Vom Autofokusmotor darf man wegen der großen und schweren Linsen keine Wunder erwarten, bei statischen Motiven leistet er jedoch gute Dienste. Ein großer Fokusring und einige weitere Steuerelemente sorgen im Einsatz für einen hohen Komfort, das OLED-Display zeigt bei Bedarf die wichtigsten Parameter an. Zusammenfassend können wir daher sagen: Nikon hat beim Nikkor Z 50mm F1,2 S ganze Arbeit geleistet.

Unsere Auszeichnungen:

Autor: dkamera.de Redaktion
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