Testbericht des Sony E 15mm F1,4 G

Neues lichtstarkes Festbrennweiten-Objektiv der Ultraweitwinkel- bis Weitwinkelklasse

Sony bietet mit dem E 15mm F1,4 G ein Objektiv mit großer Blendenöffnung und recht kurzer Brennweite an. Es wurde für APS-C-Kameras konstruiert und besitzt daran eine kleinbildäquivalente Brennweite von 22,5mm.  Die Optik gehört zur G-Serie und damit zu den hochwertigsten für APS-C-Kameras erhältlichen Modellen. Wir haben uns die neue Festbrennweite angesehen.

Technische Daten, Verarbeitung und Handhabung:
Wer eine lichtstarke Festbrennweite mit sehr großer Öffnung für die spiegellosen Systemkameras von Sony bislang erwerben wollte, musste zu einem Objektiv eines anderen Herstellers greifen. Das Sony E 15mm F1,4 G ändert dies und ergänzt das Portfolio des japanischen Konzerns um eine interessante Option. Wegen des 1,5-fachen Cropfaktors der APS-C-Kameras von Sony liegt die Brennweite des Sony E 15mm F1,4 G bei umgerechnet 22,5mm, je nach Definition handelt es sich daher um ein Ultraweitwinkel- oder Weitwinkelobjektiv. 22,5mm sind eine etwas kürzere Brennweite als klassische Weitwinkelobjektive mit 24mm Brennweite, im Vergleich dazu wird ein etwas größerer Bildwinkel aufgenommen. Ob das nun von Vor- oder Nachteil ist, hängt von den eigenen Wünschen ab.

Trotz der hohen Lichtstärke fällt das Sony E 15mm F1,4 G kompakt aus:

Keine Kompromisse müssen Besitzer des Sony E 15mm F1,4 G bei der Lichtstärke eingehen, der Blendenwert von F1,4 macht Aufnahmen auch bei schlechten Lichtverhältnissen möglich. Die Festbrennweite stellt daher ein exzellentes Modell für die Available-Light-Fotografie dar. Trotz der hohen Lichtstärke konnte Sony das E 15mm F1,4 G sehr kompakt (6,7 x 7,0cm) konstruieren, auf die Waage bringt das Objektiv auch nur 219g. Im Vergleich zur Konkurrenz (Sigma 16mm F1,4 DC DN Contemporary) lassen sich somit 186g einsparen. Die neue Festbrennweite von Sony ist zudem noch rund 2,2cm kürzer.

Zu den Bedienelementen gehören u. a. ein Blendenring, eine Fn-Taste und ein AF/MF-Schalter:

An Bedienelementen hat Sony trotzdem nicht gespart: Neben einem klassischen Fokusring wurden ein Blendenring, eine Fn-Taste, ein Fokuswählschalter und ein Blendeneinstellungsschalter verbaut. Bei den Einstellringen hat sich Sony für Kunststoff als Material entschieden, eine Gummierung hätte uns zumindest beim Fokusring etwas besser gefallen. Bedienen lassen sich allerdings beide Ringe gut. Wegen der kurzen Abstände sollte beim Drehen des Blendenrings allerdings beachtet werden, dass man den Fokusring nicht unbeabsichtigt mitdreht. Bei aktivem Autofokus stellt das wegen der fehlenden Übertragung („Focus by wire“) kein Problem dar, beim DMF- oder MF-Betrieb kann der geringe Abstand aber problematisch sein. Das kleine Objektivgehäuse bringt also auch Nachteile mit sich.

Beim Blendenring hat sich Sony für die schon von vielen GM-Objektiven bekannte Umsetzung entschieden. Der Ring lässt sich ohne sowie mit Rasterungen drehen, jeder Nutzer kann sich daher frei entscheiden. Das begrüßen wir. Mit Rastungen kann man die Blende in Drittelstufen anpassen, die zusätzliche „A“-Position aktiviert die Blendenwahl über die Kamera. Sofern sich diese in einem anderem Modus als der Blendenvorwahl oder dem manuellen Aufnahmeprogramm befindet, spielt die getroffene Einstellung am Ring aber sowieso keine Rolle. Hier entscheidet die Kamera schließlich selbstständig, welche Parameter sie einstellt. Die Fn-Taste der Festbrennweite lässt sich wie üblich über das Menü frei belegen, standardmäßig wird sie als „Fokus Halten“-Taste genutzt.

Beim Gehäuse setzt Sony auf Kunststoff, das Bajonett besteht jedoch aus Metall:

Verzichten muss man beim Sony E 15mm F1,4 G auf einen optischen Bildstabilisator, in einem derart kompakten Gehäuse hätte man diesen sicherlich nicht noch unterbringen können. Die kurze Brennweite macht einen „OSS“ auch nicht zwingend notwendig, zudem sind mehrere Kameras von Sony mit einem IBIS ausgestattet. Optimalerweise greift man beim Einsatz des Sony E 15mm F1,4 G daher auf die Sony Alpha 6500 oder Alpha 6600 zurück. An einer Vollformat-DSLM kann man die Festbrennweite natürlich ebenso einsetzen, wegen des kleineren Bildkreises ohne Abschattungen jedoch nur im APS-C-Modus.

Das optische Design des Sony E 15mm F1,4 G fällt für ein kompaktes Objektiv sehr aufwendig aus: 13 Linsen in zwölf Gruppen kommen insgesamt zum Einsatz, fünf Linsen sind besondere Elemente. Dazu gehören drei asphärische Linsen, eine ED-Linse und eine Super-ED-Linse.

Autofokus/manueller Fokus:
Zum Fokussieren setzt Sony beim E 15mm F1,4 G auf zwei Linearmotoren. Diese sorgen für eine ordentlich schnelle (0,26 Sekunden) und praktisch geräuschlose Scharfstellung. Bei Videos kann der Fokus zudem sehr sanft und langsam verändert werden. Das Focus Breathing hat Sony reduziert, mit der kamerainternen Breathing Compensation der Sony Alpha 7 IV ist das Objektiv ebenfalls kompatibel. Da es aktuell keine APS-C-Kamera mit dieser Funktion gibt, hält sich der Nutzen in der Praxis aber noch in Grenzen. Der Einsatz eines APS-C-Objektivs an einer Vollformatkamera sorgt wie bekannt für einige Nachteile und ergibt nur in wenigen Situationen Sinn. Es wäre daher sinnvoll, wenn Sony die Breathing Compensation bei seinen APS-C-Kameras nachrüstet. Das manuelle Scharfstellen erfolgt über den Fokusring des Sony E 15mm F1,4 G, dank der linearen Übertragung lassen sich gleichmäßige Veränderungen vornehmen. Wie üblich bei DSLM-Objektiven bewegt der Fokusring nicht direkt die Linsen, sondern gibt die Steuerbefehle an die Linearmotoren weiter.

Das 55mm große Filtergewinde rotiert nicht, Filter lassen sich ohne Einschränkungen nutzen:

Alle Linsenbewegungen erfolgen bei der Festbrennweite innerhalb des Gehäuses, die Frontlinse und das 55mm große Gewinde bewegen sich daher zu keiner Zeit. Die Naheinstellgrenze des Sony E 15mm F1,4 G und damit auch der maximale Abbildungsmaßstab hängen vom gewählten Fokusmodus ab. Beim AF-Betrieb sind es 20cm und ein maximaler Abbildungsmaßstab von 1:8,3, beim Verwenden des manuellen Fokus 17cm und 1:6,7. Für Nahaufnahmen eignet sich die Festbrennweite daher kaum, für ein Ultraweitwinkelobjektiv ist dies aber auch völlig normal. Wegen der bei geringen Aufnahme-Entfernungen auftretenden Verzerrungen sollte man vom Fotografieren bei kurzen Motivabständen sowie eher absehen.

Bildqualität:
Die Bildqualität des Sony E 15mm F1,4 G testen wir mit der 24 Megapixel auflösenden Sony Alpha 6600. Diese stellt das Spitzenmodell der Alpha-6000-Serie dar, wegen der identischen Auflösung aller Kameras sollten sich in der Praxis aber keine Unterschiede ergeben.

Die Abbildungsleistung des Sony E 15mm F1,4 G fällt im Zentrum bei Offenblende gut aus. Die Detailwiedergabe ist gut, an den Kanten sind zumindest bei Vergrößerungen aber leichte chromatische Aberrationen erkennbar. Daher bietet sich die Wahl einer kleineren Blende an. Bei F2 sind die CAs nahezu vollständig verschwunden, mehr Details lassen sich ebenfalls erkennen. Eine noch höhere Bildschärfe lässt sich durch Abblenden auf F2,8 erreichen, die beste Qualität erhält man bei F4 und F5.6. Danach sinkt die Schärfe bedingt durch die Beugung wieder ab. Am Bildrand muss man bei F1,4 mit weniger Details leben, deutlicher fällt allerdings die starke Vignettierung auf. Diese lässt die Bildecken und Ränder wesentlich dunkler ausfallen. Bei F2 geht die Vignettierung sichtbar zurück, bei F2,8 wird sie nochmals reduziert. Die Detailwiedergabe lässt sich am Rand durch Abblenden ebenfalls verbessern, bei F2 und F2,8 jeweils gut sichtbar. Die bestmögliche Schärfe wird bei F5,6 bis F8 erzielt. Soweit muss man allerdings nicht unbedingt abblenden, wir würden die Qualität ab F2 als gut und ab F2,8 als sehr gut bewerten.

Die tonnenförmige Verzeichnung des Objektivs bekommen Nutzer von JPEG-Dateien oder eines RAW-Konverters mit automatischer Korrektur (sofern ein Profil vorhanden ist) nicht zu Gesicht, hier greift Sony digital per Korrekturprofil ein und liefert eine nahezu perfekte Darstellung. Ohne Korrekturprofil zeigt sich ein ganz anderes Bild. Die Verzeichnung ist sehr stark und fällt auch abseits von kritischen Motiven sofort auf. Bei der optischen Rechnung ging Sony also deutliche Kompromisse ein. Kaum etwas muss man beim Platzieren der Sonne im Bild beachten, Flares oder andere Lichtreflexe traten im Test nur geringfügig auf. Das Bokeh fällt für ein Ultraweitwinkelobjektiv sehr weich aus.

Unbearbeitete Beispielbilder in voller Auflösung:

Unser Fazit:
Das Sony E 15mm F1,4 G ist ein sehr kompaktes und leichtes, trotzdem aber ansprechend verarbeitetes Objektiv. Auch Abdichtungen fehlen nicht. Pluspunkte sind zweifellos für die zahlreichen Bedienelemente zu vergeben.

Dazu gehören nicht nur ein klassischer Fokusring, sondern auch eine Fn-Taste, ein AF/MF-Schalter und ein Blendenring. Letzterer kann als Bonus-Feature sogar mit oder ohne Rastungen betrieben werden. Die volle Punktzahl erhält die Optik auch beim Autofokus: Dieser arbeitet schnell und praktisch unhörbar.

Das Sony E 15mm F1,4 G ist klein, lichtstark und besitzt sehr viele Bedienelemente:

Um die sehr kompakten Abmessungen zu erreichen, ist Sony zweifellos Kompromisse eingegangen. Diese machen sich in einer sehr deutlichen Verzeichnung und auch gut sichtbaren Vignettierung bemerkbar. Ob diese in der Praxis stören, hängt von der gewählten Korrektur bzw. der eingestellten Blende ab. Beide Problematiken müssen also gar nicht auffallen, können es aber deutlich. In puncto Bildschärfe kann man sich nicht beschweren, Details werden schon bei F1,4 gut aufgelöst. Abblenden bietet sich vor allem wegen der bei Offenblende sichtbaren Vignettierung, bei F1,4 können zudem teilweise chromatische Aberrationen sichtbar werden.

Unsere Auszeichnungen:

Autor: dkamera.de Redaktion
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