Testbericht des Sony FE 50mm F1,2 GM

Lichtstarke Festbrennweite der G Master-Serie mit XD-Linearmotoren

Mit den Objektiven der G Master-Serie hat Sony seit mittlerweile einigen Jahren Modelle im Programm, die zur Oberklasse gehören und mit optischen Höchstleistungen überzeugen können. Ein noch recht neues Modell ist das Sony FE 50mm F1,2 GM. Dieses besitzt als erstes DSLM-Objektiv von Sony eine Lichtstärke von F1,2 und soll laut Herstellerangabe mit einer Auflösung ohne Kompromisse und einem weichen Bokeh überzeugen können. Wir haben das Objektiv unter die Lupe genommen.

Technische Daten, Verarbeitung und Handhabung:
Das Sony FE 50mm F1,2 GM gehört wie bereits erwähnt zur G Master-Objektivserie und damit zu den Premium-Modellen von Sony. Hier kommt die neueste Technologie zum Einsatz, G Master-Objektive sollen eine rundum hohe Leistung bieten. Beim FE 50mm F1,2 GM wagt Sony den Schritt zu einer Lichtstärke von F1,2, davor konnten Objektive mit einer größtmöglichen Öffnung von F1,4 erworben werden. Der Unterschied von F1,4 zu F1,2 klingt nicht besonders groß, die um eine halbe Blendenstufe höhere Lichtstärke macht die Entwicklung aber aufwendiger als beispielsweise der äquivalente Schritt von F2,4 zu F2.

Drei der 14 Elemente sind extrem asphärische Linsen (XA):

Damit Abbildungsfehler trotz der großen Öffnung minimiert werden können, setzt Sony auf einen aufwendigen optischen Aufbau mit 14 Linsen in zehn Gruppen. Dass Sony hier etwas ungewöhnliche Wege beschreitet, zeigt die konkave Frontlinse. Diese findet sich nur noch bei wenigen anderen Objektiven. Bei drei Linsen des FE 50mm F1,2 GM handelt es sich um extrem asphärische Elemente (XA), diese erreichen laut Sony durch eine innovative Fertigungstechnologie eine äußerst hohe Oberflächenpräzision (0,01-Mikometerbereich) und sorgen für eine hohe Auflösung und wunderschöne Bokeh-Effekte. Damit Streulicht und andere Reflexionen die Abbildungsleistung nicht trüben, kommt die AR-Nanobeschichtung II zum Einsatz.

Das Sony FE 50mm F1,2 GM wurde für Vollformatkameras wie die Alpha 7R IV konstruiert:

Die Brennweite von 50mm macht das Sony FE 50mm F1,2 GM für diverse Einsätze tauglich. Natürlich steht aber die Porträtfotografie im Fokus. Hier möchte das Objektiv nicht nur mit einer kleinen Schärfentiefe, sondern wie erwähnt auch mit einem schönen Bokeh punkten. An einer Kamera mit APS-C-Sensor entspricht der Bildwinkel einem 75mm-Objektiv, auch diese Brennweite eignet sich sehr gut für Porträts.

Das hochwertige Gehäuse der Festbrennweite verfügt über einen Blendenring:

In der Hand hinterlässt das Sony FE 50mm F1,2 GM schon allein wegen seines Gewichts von 778g einen hochwertigen Eindruck. Die meisten Teile des Gehäuses werden aus Kunststoff gefertigt, der vordere Teil aus Metall. Natürlich ist die Festbrennweite abgedichtet, das signalisiert unter anderem auch die Gummidichtung am Bajonett. Mit Abmessungen von 8,7 x 10,8cm gehört die Optik nicht zu den kleinen Modellen, der Blick zur Konkurrenz zeigt aber, dass es noch größer geht. Im Einsatz an der Sony Alpha 7R IV sorgt das FE 50mm F1,2 GM für eine spürbare Gewichtsverlagerung nach vorne, störend ist diese allerdings noch nicht.

Am Bajonett hält eine Gummidichtung Wasser oder Staub vom Eindringen fern:

Zu den Bedienelementen gehören beim Sony FE 50mm F1,2 GM zwei Fn-Tasten, ein AF-/MF-Schalter ein gummierter Fokusring und ein Blendenring aus Kunststoff. Letzterer kann sowohl mit als auch ohne Rastungen gedreht werden, die Wahl erfolgt per Schalter. Der Blendenring erlaubt bei aktivierten Rastungen die Blendenwahl von F1,2 bis F16 in Drittelstufen, die „A“-Position ermöglicht die Blendenkontrolle über die Kamera. Gut zu wissen: Wenn ein Fotogramm mit automatischer Blendenwahl zum Einsatz kommt, spielt der per Blendenring eingestellte Wert keine Rolle.

Zu den Bedienelementen gehören auch ein AF-/MF-Schalter, ein Fokusring und zwei Tasten:

Zudem lässt sich der Blendenring mit einem Schalter konfigurieren:

Die Funktion der Fn-Tasten bestimmen Fotografen über die Kamera, standardmäßig ist die „Fokus halten“-Funktion vorgesehen. Sony spricht daher auch von den „Fokus halten“-Tasten. Über die Tasten lässt sich allerdings auch jede andere Funktion nutzen, die über die Fn-Tasten der Kamera einstellbar ist. Also beispielsweise das Aufrufen des ISO-Menüs oder das Starten von Videos.

Autofokus/manueller Fokus:
Für die Fokussierung sind beim Sony FE 50mm F1,2 GM vier XD-Linearmotoren zuständig. Vier Stück kommen zum Einsatz, da diese aufgrund der hohen Lichtstärke schwere Linsen bewegen müssen. Ihre Arbeit verrichten sie nicht völlig lautlos, störend ist das Geräusch aber keineswegs. Die Innenfokussierung des Objektivs sorgt für Linsenbewegungen innerhalb des Gehäuses, die Frontlinse und das 72mm große Filtergewinde bewegen sich daher zu keiner Zeit.

Die Frontlinse der Festbrennweite bewegt sich beim Scharfstellen nicht:

In unserem Test haben wir eine Fokussierungszeit von nur 0,18 Sekunden gemessen, diesen Wert stufen wir für ein lichtstarkes Objektiv als sehr gut ein. Im Einsatz an der Sony Alpha 7R IV konnten wir auch bewegte Motive gut verfolgen. Wer manuell scharfstellen möchte, hat es zumindest bei bewegten Motiven sehr schwer. Hier sollte man unbedingt zur Fokuslupenfunktion der Kameras greifen. Wie bei nahezu allen modernen Objektiven handelt es sich um eine „Focus by wire“-Umsetzung. Das Drehen des Fokusrings wird also nicht direkt auf die Linsen übertragen, sondern der Motor bewegt diese. Die lineare Umsetzung des Fokusrings kommt vor allem Videografen entgegen. Die Naheinstellgrenze des Sony FE 50mm F1,2 GM liegt bei 40cm, mit dem maximalen Abbildungsmaßstab von 1:5,9 kommt man in der Praxis gut aus.

Bildqualität:
Objektive mit hoher Lichtstärke zeigen in der Regel mehr Abbildungsfehler als Objektive mit kleineren Blenden. Neue optische Technologien haben die Hersteller in den letzten Jahren allerdings große Fortschritte erzielen lassen. Wir testen das Sony FE 50mm F1,2 GM an der Sony Alpha 7R IV. Diese fordert Objektive mit ihrem rund 60 Megapixel auflösenden Sensor besonders stark. An Kameras mit weniger Pixeln sind bessere Ergebnisse zu erwarten.

Die Abbildungsleistung des Sony FE 50mm F1,2 GM fällt angesichts der hohen Lichtstärke ansprechend aus. Hierbei muss man allerdings zwischen dem Zentrum und den Rändern unterscheiden. Im Zentrum erreicht das Objektiv bereits bei F1,2 ein sehr gutes Qualitätslevel, ab F2 stufen wir es als hervorragend ein. Schon ab etwa F5,6 nimmt die Schärfe bedingt durch die Beugung wieder ab (bleibt bis F11 aber hoch). Da die Blende von F1,2 bereits nutzbar ist, sind Fotografen keineswegs zur Wahl einer kleineren Blende gezwungen. Sofern sich das Motiv im Zentrum befindet! Die Bildränder können mit dem Zentrum eindeutig nicht mithalten. Das ist für ein Objektiv mit Blende F1,2 aber völlig normal. Details lassen sich bei F1,2 noch akzeptabel wiedergeben, die Wahl einer kleineren Öffnung ist eindeutig zu empfehlen. Bei F1,4 gibt es nur minimale Verbesserungen, bei F2 ist der Sprung dafür umso deutlicher. Hier bewerten wir die Detailwiedergabe als gut bis sehr gut. Bei F2,8 wird ein sehr gutes Qualitätsniveau erreicht, bei F4 bis F5,6 das Beste. Ab F11 kostet die Beugung wieder sichtbar feine Details.

Die Randabdunkelung fällt beim Sony FE 50mm F1,2 GM bei Offenblende – wie für lichtstarke Objektive üblich – stark aus. Die Korrektur per Bildbearbeitung bietet sich bei den RAW-Bildern an, wenn dieser Effekt nicht gewünscht ist. Bei F1,4 nimmt die Randabdunkelung leicht ab, bei F2 deutlich. Ab F4 spielt sie dann fast keine Rolle mehr. Die Verzeichnung der Festbrennweite ist dank Softwarekorrektur nur leicht kissenförmig, ohne Korrektur ist sie noch einmal stärker zu sehen. Chromatische Aberrationen konnten wir bei unseren Testbildern kaum erkennen, auch im Bokeh (Farblängsfehler) halten sie sich in Grenzen. Apropos Bokeh: Das fällt beim FE 50mm F1,2 GM fast immer sehr weich und harmonisch aus, durch die Blendenkonstruktion mit elf Lamellen gilt dies auch für Blendenwerte abseits der Offenblende. Ebenso sehr gut: Flares treten fast überhaupt nicht auf.

Beispielaufnahmen in voller Auflösung:

Unser Fazit:
Sony bietet mit dem FE 50mm F1,2 GM eine Festbrennweite mit einem gewissen „Haben-Will-Faktor“ an. Das Objektiv bietet ein sehr ansprechendes Gesamtpaket, die wenigen Schwächen spielen im Alltag kaum eine Rolle. Wobei man nur von einer echten Schwäche sprechen kann: Die Schärfe nimmt zum Bildrand hin bei Offenblende deutlich ab. Bei den meisten Bildern sollte das aber kaum relevant sein, schließlich fällt die Schärfentiefe in klassischen Aufnahmesituationen sehr klein aus. In der Bildmitte überzeugt die Bildqualität schon ab F1,2, abblenden ist daher nur selten notwendig. Am Rand sieht das etwas anders aus: Bei F1,2 könnte die Detailwiedergabe besser sein, bei F1,4 legt die Bildschärfe nur leicht zu. Sichtbar mehr Details sind ab F2 zu erkennen. Die besten Ergebnisse erreicht man theoretisch zwischen F4 und F5,6, in der Praxis würden wir in den meisten Situationen aber F1,2 bis F2 nutzen. Das gilt auch wegen der – bis auf die bei Offenblende erkennbare Randabdunkelung – kaum sichtbaren Abbildungsfehler.

Das Sony FE 50mm F1,2 GM ist ein sehr ansprechendes Objektiv:

Die weitere Ausstattung des Sony FE 50mm F 1,2 GM lässt keine Wünsche offen. Dazu gehören ein schneller und leiser Autofokus, ein hochwertiges Gehäuse mit Abdichtung und eine Reihe von Bedienelementen. Neben dem klassischen Fokusring stehen zwei Tasten und ein Blendenring zur Verfügung. Letzteren kann man mit oder ohne Rastungen betreiben.

Unsere Auszeichnungen:

Autor: dkamera.de Redaktion
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