Beeinflussen Flachbildschirme die Praxis der Fotografie?

Ein Gastbeitrag von Adrian Ahlhaus

Gastbeitrag
Ein Gastbeitrag von Adrian Ahlhaus

Möchten Sie einen Röhren-Monitor auf Ihrem Schreibtisch stehen haben? Sicherlich nicht. Wer auch möchte einen dieser riesigen Klötze? Flachbildschirme brauchen wenig Stellfläche trotz großer Diagonalen und sehen viel, viel moderner aus. Während Röhren-Monitore eigentlich nirgendwo gut aufzustellen waren, sind Flachbildschirme überall zu Hause. Selbst an großen Kühlschränken gibt es welche zu sehen. Jedoch, sind diese modernen, flachen Geräte besser geeignet für die Darstellung von Bildern? Bevor jetzt jemand denkt: Ach so, einer von diesen Beiträgen „Früher war alles besser“, möchte ich gleich hier festhalten, dass ist gerade die flache Bauart war, die die Bildbearbeitung für die Hobbyisten mindestens ebenso attraktiv machte, wie den Umgang mit einer digitalen Kamera. In diesem Sinne sind Flachbildschirme ein Muss, gerade in den Händen der privaten Fotografie. Lediglich einige digitale Rückteile, die bei bestimmten Aufgaben der professionellen Fotografie genutzt werden, kommen ohne einen eigenen Monitor aus.

Abgesehen von der baulichen Größe, besonders bei den riesigen Tiefenmaßen von 60 cm und mehr – was unterscheidet den Röhren-Monitor von einem Flachbildschirm? Es ist die Darstellung von Weiß und Schwarz. Während bei einem Röhren-Monitor der Kathodenstrahl auf der dunklen Lochblende ein helles Bild erzeugt, also auch die Farbe Weiß, werden bei einem Flachbildschirm die dunkleren Bildteile erzeugt, d.h. die Farbe Weiß ist der Ausgang für alle anderen Farben durch die Hintergrundbeleuchtung. Die dunkleren Farben und das Schwarz werden durch winzige, bewegliche Filter erzeugt. Was hat das für Konsequenzen?

Bei einem Röhren-Monitor ist die Farbe Schwarz definiert durch das Fehlen aufleuchtender Bildpunkte, beim Flachbildschirm ist die Farbe Weiß definiert durch die Hintergrundbeleuchtung. Ist die eine Technik nun besser als die andere? Erst durch eine weiter entwickelte Elektronik war es etwa Mitte der 90er-Jahre möglich die Farbe Weiß gut zu kalibrieren. Es bedeutete, dass Weiß und alle hellen Farben recht ordentlich an das Papierweiß angepasst werden konnte. Damit wurden gerade die zarten Farbtöne und somit das häufig wichtigste Kriterium für die "Stimmung" eines Bildes beeinflusst und richtiger wiedergegeben. Dagegen, werden die dunkleren Farben und das Schwarz von der Bauart eines Flachbildschirmes stärker beeinflusst, dann lässt sich die Brillanz eines Bildes besser steuern. Allerdings gibt es da eine Einschränkung – oder besser, es gab sie bisher. Erst jetzt können Flachbildschirme die Bilder (Fotos) mit einem deutlich höheren Kontrast darstellen. „Kontrast" meint den visuell sichtbaren Unterschied von Weiß zu Schwarz. Der war und ist vielfach immer noch geringer als bei einem Röhren-Monitor. Doch die LCD-Technik holt deutlich auf.

Allerdings, man muss sehr genau hinsehen und die Angaben der Hersteller hinterfragen, wenn diese ihre Daten zum maximalen Kontrast beschreiben. Nicht anders, wie bei den „Reaktionszeiten“, die für ein Standbild (Foto) uninteressant sind. Der „Kontrast" ist jedoch ein wichtiger Wert. Diese Angabe stimmt üblicherweise auch nur für Standbilder. Bei nur einem einzigen bewegten Bild werden die Kontraste von z.B. 3000:1 auf unter 700:1 abgesenkt. Das ist nicht schön für all diejenigen, die zwischen den Fotos mal Videoclips einfügen möchten. Den „reinen“ Fotografen und Fotografinnen mag das egal sein. Doch davon gibt es immer weniger. Digitale Kameras bieten fortlaufend mehr Videoqualität. Und ich wiederhole mich hier, wenn ich feststelle, dass Hybridkameras deutlich im Vorteil sind, wenn es um die Wünsche gerade der jüngeren Käuferschichten geht.

Die LCD-Technik mit der Betonung der Brillanz kommt dem Geschmack des großen Publikums sehr entgegen. Denn die feinen Nuancen „duftiger" Farben werden in vielen Fotos nicht nur nicht angestrebt, sie werden von konventionellen Druckern auch nicht gut wiedergegeben. Die Druckerhersteller legen mit ihren Tinten mehr Wert auf Brillanz und Kontrast und die Wiedergabe tiefsten Schwarz, wofür bereits 4 Tinten gut geeignet sind, als das auf die feinen Schattierungen in den hellen Bereichen besonderer Wert gelegt wird, die erst mit zwei grauen Tinten und damit einem 8-Farbendruck wirklich gelingen.

So treffen das Streben der Hobbyisten mit einem bestimmten Bildgeschmack auf eine moderne Technik, die die geeigneten Werkzeuge zur Darstellung eines Bildes anbieten. Man kann also festhalten: Die zeitgemäße LCD-Technik fördert die stark gesättigten Bilder. Wer in diese Richtung fotografiert, wird also schneller zu einem guten Ergebnis kommen. Doch das macht gerade jene Bilder mit den „duftigen“ Schattierungen zu etwas Besonderem. Wer also weg möchte vom üblichen, sollte sich die Stile von High-Key und den kontrastarmen Bildern aneignen. Eine keineswegs einfache Aufgabe, denn die Motive und den richtigen Druck muss man sich gleichermaßen geduldig erarbeiten.

Gastbeiträge enthalten die Meinung des jeweiligen Autors und spiegeln nicht die Meinung von dkamera.de wieder.

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