Die Farbe weiß

Ein Gastbeitrag von Adrian Ahlhaus

Gastbeitrag
Ein Gastbeitrag von Adrian Ahlhaus

Es gibt endlos viele Variationen der Farbe weiß. In einer Bildbearbeitung kann man die Beimengungen einer Farbe im Weißen dadurch sichtbar machen, indem ein weißes Objekt dunkler gemacht wird, also in Richtung grau verschoben wird. Dann sieht man leicht, dass ein wenig gelb, blau, rot oder sogar grün im weiß enthalten ist. Was auf den ersten Blick wie weiß erscheint, hat also die Beimengung einer anderen Farbe. Und das gilt immer, sofern es überhaupt etwas Information noch gibt und nicht die Fehlbelichtung der hellsten Bildteile vorliegt. Wer einen weißen Lack-Stift für sein Auto sucht kennt die vielen Möglichkeiten den falschen Farbton zu erwerben. Doch erst im direkten Nebeneinander fallen die feinen Unterschiede auf. Und genau das ist das Problem in der Fotografie. Sowohl das direkte Tageslicht, das Blitzlicht als auch die Reflexionen aus der Umgebung tönen die Farbe Weiß. Erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass ein Foto gar kein "reines" Weiß als Farbe enthält.

Jedem ist klar, dass die Farbe weiß im System eines Druckers nicht enthalten ist. Trotzdem wird wenig darüber nachgedacht. Das „reinste“ weiß ist dasjenige des Fotopapiers und sollte vermieden werden. Weiß entsteht beim Drucken durch weglassen. Grundsätzlich besteht die Farbpalette eines jeden Druckers darin, vom tiefen schwarz über die Druckfarben mit ihrer maximalen Deckkraft nach Transparent zu drucken. Das Weiß des Fotopapiers mit dessen Tönung entscheidet darüber, welche Art von "weiß" letztlich entsteht. Bei Farbbildern fällt eine Abweichung weniger auf als bei schwarzweißen Fotos. Denn auch das tiefste schwarz hat eine Tönung. Die Farbe schwarz wird gemischt, entweder über ein dunkles grün oder ein dunkles blau. Haben wir ein schwarzweißes Bild vor uns, also Grautöne, dann reagieren wir sehr empfindlich auf farbige Abweichungen, denn ein dunkles Grau kann eine andere Beimengung einer Farbe enthalten als ein helles. Um solche Farbverschiebungen zu vermeiden bieten die Hersteller spezielle Drucker an, die mit einer oder mehreren Tinten in den Farben „grau“ ausgestattet sind. Diese Grautöne sind auf ein spezielles Schwarz abgestimmt. Man geht außerdem davon aus, dass die sogenannten „Fine-Art-Papiere" für den guten Ausdruck in Grautönen verwendet werden.

In einem farbigen Bild wird das Weiß des Fotopapiers an allen hellen Stellen durch die Druckerfarbe durchscheinen, denn diese ist bei geringem Farbauftrag nicht deckend sondern transparent. Bei einem Fotokiosk, das sind jene Geräte in den Drogerie-Märkten oder Fotoabteilungen der Kaufhäuser die einen sofortigen Ausdruck bieten, werden ganz andere Farben benutzt, genauso wie bei jenen kleinen tragbaren Druckern für Unterwegs, die von Folien kommen. Deren Farben werden von den Folien "trocken" auf ein Fotopapier gedruckt. Das ist nicht ganz richtig ist, denn die Farben werden vom Folienträger durch Hitze abgelöst. Das System hat den Nachteil, dass helle Farben weniger gut wiedergegeben werden können. Viele Fotos sind deshalb dunkler und stark gesättigt. Druckfarbe reicht also von stark gesättigt und deckend bis transparent. Für Farbbilder werden üblicherweise vier bis sechs Farben genutzt. Auch weiß entsteht bei Fotodrucken üblicherweise über die Mischung aus den vier Grundfarben Blaugrün (C-yan), Purpur (M-agenta), Gelb (Y-ellow), und einer Beimengung von Schwarz um die "Tiefe", richtiger den "K-ontrast" im Farbbild zu erzeugen. In der Drucktechnik spricht man darum auch von "CMYK" im Vierfarbdruck.

Da Drucker dazu neigen den Farbbereich des Blau-grünen und Rötlich-blauen nicht so gut und differenziert wiederzugeben, haben auch die hellen oder fast-weißen Anteile im Foto eine Tönung in die Richtung von gelblich, oder dem Kippen von Farben in ein deutliches Zuviel von blau oder rot. Das fällt bei den besonders kritischen Farben auf, den Hauttönen. Während bei den üblichen Motiven niemand wirklich sicher sein kann, wie die originalen Farben eines Objektes waren, weil wir Menschen uns Farbe nicht merken können, so sensibel empfinden wir die falsche Wiedergabe von Hauttönen als hässliche, unerwünschte Farbabweichung. Geht es in einem Farbbild zuerst um Gesichter, dann sollte man vom Vierfarbendruck (CMYK) zum Sechsfarbendruck wechseln. Die zusätzlichen Farben Hell-Magenta und Hell-Cyan sind gerade für Hauttönen besonders wichtig. Aber eben nicht nur. Auch die feinen und zarten Abstufungen in den weißen und hell-grauen Tönen können besser gelingen.

Gibt es in einem Foto eine weiße Fläche, dann scheint hier das Fotopapier durch. Man kann sagen: je weniger ein Fotopapier mit seiner „Farbe“ durchscheint desto besser ist es geeignet für einen großformatigen Abzug. Denn bei genauem Hinsehen erwarten wir in den weißen Bereichen ganz selbstverständlich die Struktur eines Objektes. Kaum etwas ist unglaubwürdiger als großflächiges Weiß. Darum kann grundsätzlich gelten: die rein weißen Flächen sind zu vermeiden oder zumindest so klein wie möglich zu halten.

Gastbeiträge enthalten die Meinung des jeweiligen Autors und spiegeln nicht die Meinung von dkamera.de wieder.

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