Huawei P40 Pro Smartphone- und Kameratest (Teil 2)

Teil 2 von 3: Die Kamera im Bildqualitäts-Check und Beispielaufnahmen in voller Auflösung

Nachdem wir im ersten Teil unseres Tests des Huawei P40 Pro auf die technischen Daten, das Design und das Handling eingegangen sind, prüfen wir nun die Kamera(s) und deren Bildqualität. Zudem stellen wir Ihnen unbearbeitete Beispielbilder und -videos in voller Auflösung zur Verfügung, damit sie sich selbst ein Bild von der Qualität machen können.

Die Kameras:
Den Namen Huawei verbindet man im Smartphone-Segment seit einiger Zeit unter anderem mit besonders guten und vielen Kameras.  Beim P40 Pro hat Huawei gleich sechs Kameras verbaut: zwei auf der Vorderseite und vier auf der Rückseite.

Effektiv steht dem Fotografen aber jeweils ein Modell weniger zur Verfügung. Der Grund: Sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite wird jeweils eine ToF-Kamera verbaut. Diese speichert lediglich Tiefeninformationen und nimmt kein „herkömmliches“ Bild auf. Die Daten nutzt Huawei unter anderem für die Generation des künstlichen Bokehs. Ob sie noch anderweitig verwendet werden, wird nicht kommuniziert. Aber zurück zu den „nutzbaren“ Kameras.

Übersichtstabelle aktueller Smartphone-Kameras:

Huawei setzt auf der Rückseite auf ein Triple-Kamera-Setup, wie schon bei den Vorgängermodellen wurde dieses in Zusammenarbeit mit Leica entwickelt. Der Name lautet daher „Leica Vario-Summilux-H 18-125mm F1,8-F3,4“. Um ein echtes Zoomobjektiv handelt es sich allerdings nicht, stattdessen kommen drei Festbrennweiten zum Einsatz. Bei der Hauptkamera, die über einen optischen Bildstabilisator (OIS) verfügt, setzt Huawei auf ein Objektiv mit 23mm KB-Brennweite und einer Lichtstärke von F1,9. Ersterer Wert ist für eine Hauptkamera vergleichsweise kurz, die Blende fällt dagegen etwas kleiner als üblich aus. Der Grund für Ersteres ist uns nicht bekannt, die etwas geringere Lichtstärke dürfte mit der Sensorgröße des zum Einsatz kommenden Chips zusammenhängen. Dieser ist so groß wie bei keinem Smartphone der letzten Jahre. Huawei gibt ihn mit 1/1,28 Zoll an, durch einen RYYB-Farbfilter (Gelb statt Grün) soll eine bessere Lichtempfindlichkeit erzielt werden. Auf dem Sensor hat Huawei rund 50 Megapixel untergebracht, standardmäßig erfolgt die Ausgabe der Fotos mit knapp 12,6 Megapixel. Der Sensor verfügt wie mittlerweile üblich im Smartphone-Segment über eine Quad-Bayer-Filtermatrix, vier Pixel lassen sich dadurch sehr einfach zu einem „großen“ Bildpunkt zusammenfassen. In diesem Fall misst ein Pixel 2,44μm. Zu den weiteren Features der Hauptkamera gehören beim P40 Pro ein Octa-Phasendetektion-Autofokus und eine maximale Sensorempfindlichkeit von ISO 409.600.

Die Sensorgrößen im Vergleich:

Die Weitwinkelkamera des Smartphones sitzt hinter einer 18mm-Optik (auf KB bezogen) mit einer Lichtstärke von F1,8. Dieser Sensor löst 40 Megapixel auf und gehört zur 1/1,54-Zoll-Klasse. Auch er fällt damit deutlich größer als bei Smartphones üblich aus. Die Brennweite ist vergleichsweise lang, viele andere Smartphone-Optiken kommen auf 16mm, 14mm oder teilweise sogar 12mm. Freunde von Ultraweitwinkelaufnahmen könnten das schade finden. Der größere Chip und die deutlich bessere Bildqualität gleichen dieses Manko unserer Meinung nach allerdings aus. Dazu später mehr. Ein Grund, warum sich Huawei für eine recht lange Brennweite entschieden hat, sollte das Einsatzgebiet für Videos sein. Nicht umsonst bezeichnet Huawei die Ultraweitwinkelkamera als SuperSensing Cine Camera. Mit der Pixel Fusion Technology sollen dank des Zusammenlegens von mehreren Pixel besonders gute Videos aufgenommen werden können.

Brennweitenvergleich (Ultraweitwinkel, Weitwinkel, Tele und Hybrid-Zoom):

Die dritte Kamera des Huawei P40 Pro ist für Teleaufnahmen, also für das Ablichten weit entfernter Motive, zuständig. Hier greift Huawei auf die mit dem P30 Pro eingeführte Periskop-Bauweise des Objektivs zurück. Nur dadurch sind trotz flachem Gehäuse sehr lange Brennweiten zu realisieren. Ein Spiegel lenkt das Licht bei diesem Objektivtyp um, das Objektiv nutzt also die Länge und nicht die Höhe des Gerätes aus. Die kleinbildäquivalente Brennweite des Objektivs soll bei 125mm liegen, die Lichtstärke bei F3,4. Ein optischer Stabilisator reduziert Verwacklungen.

Dank der Periskop-Bauweise lässt sich eine sehr lange Brennweite realisieren:

Zum verbauten Sensor macht Huawei keine weiteren Angaben als die Auflösung, diese soll bei 12 Megapixel liegen. Die Bilder werden mit 12,6 Megapixel ausgegeben, ob dies der realen Sensorauflösung entspricht, ist jedoch nicht gesichert. Da sich die Sensorgröße den offiziellen Datenblättern nicht entnehmen lässt, können wir sie nur schätzen. Anhand der in den Exif-Daten genannten realen Brennweite von 14mm und der Brennweitenangabe von Huawei sollte der Sensor in etwa 1/3,8 Zoll groß sein. Das ist für eine Telekamera durchaus ordentlich, wenngleich der Chip im Vergleich zu den anderen Sensoren des P40 Pro natürlich sehr klein ausfällt.

Für die korrekte Farbwiedergabe verfügt das Huawei P40 Pro über einen 8-Kanal-Farbsensor, die XD Fusion Image Engine kombiniert mehrere Bilder für die bestmögliche Detailwiedergabe. Dafür setzt Huawei unter anderem auch auf künstliche Intelligenz.

Kommen wir zur Bewertung der Bildqualität: Große Sensoren sind die beste Voraussetzung für hochqualitative Bilder. Dies gilt für „richtige“ Kameras wie für Smartphones. Diese Aussage gilt auch für das Huawei P40 Pro. Die Hauptkamera speichert Fotos mit 50 Megapixel, im „Foto“-Modus werden diese automatisch auf 12,6 Millionen heruntergerechnet. Anders als bei den Vorgängermodellen lässt sich die volle Auflösung nicht mehr auswählen, dies ist nur noch im Pro-Modus möglich. Diese Einschränkung finden wir schade, wenngleich nicht allzu kritisch. 99 Prozent aller Nutzer fahren mit der 12,6-Megapixel-Auflösung besser, nur in wenigen Situationen lohnte es sich bei den Vorgängermodellen zur maximalen Auflösung zu greifen. Da wir die bestmögliche Detailwiedergabe bewerten, lässt das Huawei P40 Pro aber doch den ein oder anderen Punkt liegen. Dies liegt allerdings auch an den nicht ganz so guten 50 Megapixel-Bildern, die wir im Pro-Modus aufgenommen haben. Diese sind trotz der hohen Auflösung vor allem am Rand vergleichsweise stark weichgezeichnet und überzeugen uns nur bedingt. Die RAW-Aufnahmen sind diesbezüglich besser. Im Vergleich zur durchschnittlichen Bildqualität sind die Aufnahmen des P40 Pro (auch mit 12,6 Megapixel) grundsätzlich als sehr gut bis exzellent und deutlich überdurchschnittlich zu bewerten.

Das gilt auch für schlechte Lichtverhältnisse. Die beste Qualität erhält man hier allerdings nur im Foto-Modus, im Pro-Modus legt das Rauschen signifikant zu. Spätestens ab ISO 1.600 sind die Bilder – zumindest für etwas ambitionierte Fotografen – unbenutzbar. Im Foto-Modus gibt es kaum Einschränkung und mit dem Nachtmodus gelingt sogar das Fotografieren bei äußerst wenig Licht. Den starken Abfall der Bilder im Pro-Modus finden wir trotzdem sehr schade. Hier kann man sich zwar etwas mit den RAW-Bildern behelfen, die besten Aufnahmen liefert jedoch immer der Foto-Modus. Die Farbwiedergabe der Kameras unterscheidet sich teilweise deutlicher, hier sollte Huawei per Software nachbessern. Die Belichtung ist in den meisten Fällen korrekt getroffen, die Sättigung für ein Smartphone nicht allzu stark. Beim Nachschärfen bewegt sich das P40 Pro wie die meisten Modelle im oberen Bereich, Schärfeartefakte sind allerdings nicht zu sehen. Grundsätzlich hinterlassen die Aufnahmen einen stimmigen Eindruck. Bis mindestens DIN A4 Auflösung lassen sie sich gut verwenden.

Dies gilt auch für die Ultraweitwinkelkamera des Huawei P40 Pro mit 40 Megapixel. Dessen Aufnahmen werden abweichend von der Hauptkamera im 3:2-Format aufgenommen, auf die maximale Auflösung hat der User keinen Zugriff. Auch hier gilt wieder: Das ist schade. Trotzdem liefert der große Sensor bei guten Lichtverhältnissen wirklich tolle Bildergebnisse. Die Fotos mit den in den allermeisten Fällen ausreichenden zehn Megapixel sind detailreich und rauscharm. Bei schlechteren Lichtverhältnissen hält die Ultraweitwinkelkamera nicht mehr ganz mit der Hauptkamera mit, sie liefert aber trotzdem deutlich überdurchschnittliche Ergebnisse. Auch bei hohen ISO-Stufen sind die Bilder noch nutzbar. Und wenn es richtig dunkel wird, greift man einfach zum Nachtmodus. Dann sollten Fotografen allerdings mit einem doch sichtbaren HDR-Effekt leben können. Dies gilt für alle Kameras.

Der Nachtmodus erlaubt auch ohne Stativ sehr lange Belichtungszeiten:

Und dann wäre da natürlich noch die Telekamera. Diese bietet trotz deutlich kleinerem Sensor eine sehr ansprechende Bildqualität. Bei Tag lösen die Bilder viele Details auf, das Rauschen ist gering. Natürlich greift Huawei wie bei den anderen beiden Kameras digital ein, aber im Endeffekt spielt nur die Bildqualität eine Rolle. Angesichts der sehr langen Brennweite kann uns die Telekamera bei Tag vollständig überzeugen. Bei Nachtaufnahmen lässt der kleine Chip das Rauschen natürlich schneller ansteigen, der optische Bildstabilisator erlaubt bei Aufnahmen aus der Hand aber recht lange Belichtungszeiten. Daher sind in vielen Aufnahmesituationen erstaunlich gute Bilder möglich. Wer seine Aufnahmen nur auf dem Smartphone betrachtet, kann selbst den 10-fachen Hybridzoom ohne allzu große Einschränkungen verwenden. So gute Ergebnisse hätten wir nicht erwartet! Eine bessere Telekamera hat aktuell (Stand: April 2020) kein von uns getestetes Smartphone zu bieten.

Grundsätzlich gilt für alle Kameras: Die Autofokussysteme stellen schnell scharf, die Bildstabilisatoren arbeiten gut. Aufnahmen würden wir wie bereits angesprochen so gut wie möglich mit dem Foto-Modus aufnehmen, die Master AI sorgte bei den meisten Bildern für keine besseren Ergebnisse. Die Motiverkennung funktionierte zwar durchaus, die teilweise erhöhte Sättigung stellt aus unserer Sicht allerdings keinen Vorteil dar. Wir würden die Master AI daher deaktivieren. Gut zu wissen: Einen echten Makromodus besitzt das Smartphone leider nicht, die Vorgängermodelle waren diesbezüglich besser ausgerüstet. Die Frontkamera liefert gute Ergebnisse, mit 32 Megapixel sind detailreiche Fotos möglich.

Videos speichert das Smartphone mit einer Reihe von Auflösungen und Bildraten:

Videos nimmt das Huawei P40 Pro in 4K-Auflösung mit bis zu 60 Vollbildern pro Sekunde auf. Das geht laut App mit allen Kameras. Dass die Telekamera wirklich 60 Vollbilder pro Sekunde unterstützt, nehmen wir jedoch nicht an. Bei 60p (4K wie FullHD) wird nur ein sehr pixeliger Ausschnitt mit der Hauptkamera aufgenommen, bei 30 Vollbildern pro Sekunde ist die Bildqualität deutlich besser. Wir dachten zunächst an einen einmaligen Fehler, die miserable Qualität der Teleaufnahmen (bei 4K60p) zog sich jedoch durch alle Tests hindurch. Daher gilt: Bei Teleaufnahmen sollten User unbedingt manuell zu 30p wechseln. Die beste Video-Bildqualität (= eine sehr gute bis exzellente) lässt sich mit der Ultraweitwinkel- und der Hauptkamera bei 4K30p erzielen. Das könnte unter anderem an der Bitrate der Aufnahmen liegen. Bei 30p bewegt sich diese bei rund 40Mbit/s, bei 60p sind es nur 25 bis 30Mbit/s. Letzteres ist viel zu wenig. Diese Problematik sollte Huawei per Update beheben.

Am Kontrast und der Belichtung der Aufnahmen haben wir dagegen nicht auszusetzen, der Autofokus und die Stabilisierung arbeiten sehr gut. Dies gilt auch für Aufnahmen in Full-HD, die bis zu 60p eine sehr gute Qualität erreichen. Die Zeitlupenaufnahmen des P40 Pro fallen mit 120 Vollbildern pro Sekunde gut aus, darüber sinkt die Detailwiedergabe sichtbar ab. Bei 960p oder gar 7680p müssen Videografen mit einem deutlich weicheren Bild leben, erhalten dafür aber extreme Zeitlupeneffekte. Das allerdings nur für den Bruchteil einer Sekunde. Damit man diesen Zeitraum besser nutzen kann, bietet Huawei eine Bewegungserkennung an. Bei uns funktionierte diese nur sporadisch, dieses Problem hatten wir auch bei früheren Smartphones. Wirklich optimal ist diese Lösung also nicht. Wir halten fest: Verwenden Sie die 4K-Option mit 30 Vollbildern pro Sekunde und bessere keine andere.

Brennweitenvergleich (Utraweitwinkel, Hauptkamera, Tele, Hybrid-Zoom):

Brennweitenvergleich (Utraweitwinkel, Hauptkamera, Tele):

Brennweitenvergleich (Utraweitwinkel, Hauptkamera, Tele):

Links eine Aufnahme mit Blenden-Funktion, rechts ohne:

Links eine Aufnahme mit 50 Megapixel, rechts mit 12,6 Megapixel:

Zwei Aufnahmen mit der Hauptkamera, links mit LED-Licht:

Links eine Aufnahme mit der Ultraweitwinkelkamera, rechts mit der Telekamera:

Links eine normale Aufnahme, rechts eine Aufnahme mit dem Nacht-Modus:

JPEG+RAW der Ultraweitwinkelkamera:

JPEG+RAW der Hauptkamera:

JPEG+RAW der Telekamera:

Zwei Aufnahmen mit der Hauptkamera: Links 4K60p, rechts 4K30p:

Zwei Aufnahmen mit der Ultraweitwinkelkamera: Links 4K60p, rechts 4K30p:

Zwei Aufnahmen mit der Telekamera: Links 4K60p, rechts 4K30p:

Zwei Zeitlupen-Aufnahmen mit der Hauptkamera: Links 1080p960, rechts 720p7680:

Links eine Aufnahme mit der Hauptkamera in 4K60p, rechts mit dem DualView-Modus:

Im dritten Teil unseres Testberichts des Huawei P40 Pro schauen wir uns unter anderem die Kamera-App und die Praxisleistung an.

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