Unterwegs mit Canons neuester spiegelloser Systemkamera
Bei der Fotografie auf Reisen ändern sich die Prioritäten einiger Fotografen deutlich. Statt großer und schwerer Gehäuse sowie einen Rucksack voller Objektiven mitzuschleppen, steht für die meisten schließlich der Urlaub und nicht das perfekte Foto im Vordergrund. Wir haben uns die neue EOS RP von Canon angesehen und geprüft, ob diese als Reisekamera einen guten Dienst verrichtet.
Punkt 1: Die Abmessungen und das Gewicht
Die Canon EOS RP gehört trotz eines Vollformatsensors zu den kompakten Kameramodellen mit wechselbaren Objektiven. Ihr Gehäuse misst gerade einmal 13,3 x 8,5 x 7,0cm, auf die Waage bringt es sehr geringe 478g.
Viele spiegellose Systemkameras sind schwerer, Spiegelreflexmodelle natürlich auch. Als Beispiel: Die mit der EOS RP vergleichbare EOS 6D Mark II wiegt mit 763g fast 300g mehr. Wer sich ein kleines und leichtes Gepäck wünscht und auf einen Vollformatsensor nicht verzichten möchte, liegt bei der EOS RP somit genau richtig.
Punkt 2: Das Handling
Auf Reisen ist man schon des Öfteren den ganzen Tag auf Achse. Neben einem geringen Gewicht des Equipments steht daher auch das Handling im Vordergrund. Wer will schon den ganzen Tag – oder zumindest einige Stunden – eine Kamera benutzen, die nicht angenehm zu halten ist. Bei der EOS RP hat Canon einen Griff verbaut, der in der Hand für ein sehr angenehmes Griffgefühl sorgt. Sicherlich gilt das nicht ausnahmslos für jeden, der Großteil der User sollte die DSLM aber gut festhalten können. Wer sich noch etwas mehr Grifffläche wünscht, der kleine Finger wird wegen der flachen Bauweise bei einigen Fotografen nämlich in der Luft hängen, greift zum Erweiterungsgriff EG-E1. Wir finden: das Handling überzeugt.
Punkt 3: Die Bedienbarkeit
Bei der EOS RP geht Canon zurück zu den Wurzeln. Während die EOS R mit einigen neuen Bedien-Optionen (Multifunktions-Touchbar und neue Programmwähl-Umsetzung) ausgestattet ist, fühlen sich Canon-Nutzer bei der RP sehr schnell zu Hause. Ein Joystick, der sich zum Beispiel zur Wahl des Messfeldes einsetzen lässt, fehlt zwar, mit drei Einstellrädern und einer längeren Liste an frei konfigurierbaren Direktwahltasten ist die EOS RP aber sehr gut zu bedienen. Die Einhandbedienung ist größtenteils möglich, die zweite Hand wird lediglich zum Ein- und Ausschalten der Kamera benötigt. Für die Fotoprogramme gilt: Egal ob manuell oder automatisch, die EOS RP hat für jeden das richtige Fotoprogramm zu bieten.
Punkt 4: Die Variabilität
Ein kompaktes und leichtes Gehäuse bringt einem nur wenig, wenn sich mit dem vorhandenen Objektiv kein sinnvoller Brennweitenbereich abdecken lässt. Canon bietet mit dem RF 24-105mm F4L IS USM zwar kein besonders kleines und leichtes Objektiv an, das 4,4-fach-Zoom können Fotografen dank eines guten Brennweitenbereichs aber sehr variabel einsetzen. 24mm reichen am kurzen Ende oftmals für Landschafts- oder Architekturfotos, 105mm am langen Ende zum Heranholen etwas weiter entfernter Motive oder für Porträtfotos.
Wer ein kleineres oder ein lichtstärkeres Objektiv sucht, kann zum RF 35mm F1,8 Macro IS STM greifen. Damit ist man unter anderem bei der Reportage oder Streetfotografie gut aufgestellt. Ganz allgemein eignet sich das Objektiv dank einer größten Blendenöffnung von F1,8 für Available-Light-Aufnahmen und mit einem größten Abbildungsmaßstab von 1:2 sogar für Makrofotos. Mit zwei Objektiven lassen sich bei der EOS RP also schon eine Menge Situationen abdecken.
Abseits davon ist der Einsatz von adaptierten Objektiven aktuell noch unumgänglich, Canon wird dieses und sicherlich auch nächstes Jahr aber noch einige neue Modelle vorstellen. Dazu wird auch ein Superzoom mit 24 bis 240mm Brennweite gehören. Unsere Wertung: Die Canon EOS ist bereits mit zwei Objektiven für viele Aufgaben gerüstet, ein natives Ultraweitwinkel fehlt aktuell jedoch noch für den Einsatz als optimale Reisekamera.
Punkt 5: Die Bildkontrolle
Als ambitionierter Amateur oder gar Profi kommt man an einem Sucher nicht vorbei. Dieser macht das Ablesen bei alle Umgebungslichtbedingungen möglich. Daneben ist die Kamera mit einem dreh- und schwenkbaren LCD ausgestattet. Egal wie man die Kamera hält, es lässt sich fast immer frontal auf das Display blicken – auch bei Selbstporträts. Mehr Komfort geht nicht.
Die Auflösung des Touch-Displays (1,04 Millionen Subpixel) und des Suchers (2,36 Millionen Subpixel) sind zwar nicht besonders hoch, zur Bildkontrolle jedoch völlig ausreichend. Wir meinen: insgesamt solide.
Punkt 6: Die Bildqualität
Wer sich eine Kamera mit Vollformatsensor kauft, will in puncto Bildqualität keine Kompromisse eingehen. Die EOS RP speichert mit ihrem 35,9 x 24,0mm großem Sensor gut aufgelöste und auch bei höheren ISO-Stufen rauscharme Fotos. Zur Sensor-Spitzenklasse kann der CMOS-Chip der DSLM zwar nicht aufschließen, abseits vom sehr hohen Empfindlichkeiten (ISO 12.800 und darüber) liefert er jedoch sehr gut nutzbare Bilder.
Punkt 7: Der Videomodus
Neben Fotos sind besonders auf Reisen auch Videos wichtig. Das ein oder andere Video lässt die Erinnerungen – selbst nach Jahren noch – lebendiger erscheinen. Die Canon EOS RP beherrscht die Bewegtbild-Speicherung in HD, Full-HD und 4K. In HD und Full-HD sind 24 bis 60 Vollbilder pro Sekunde wählbar, in 4K nur 24 und 25 Vollbilder pro Sekunde. Während die Full-HD-Aufnahmen fast den gleichen Bildausschnitt wie die Videos zeigen, wird das Bild bei 4K deutlich „gecroppt“. Das heißt: Der gespeicherte 4K-Bildausschnitt fällt deutlich kleiner aus. Für alle, die größere Motive aus kürzerer Distanz aufnehmen wollen, ist das ein echtes Manko. Gegen 4K-Videos mit der EOS RP sprechen zudem die vergleichsweise geringe Bildrate (wie bereits erwähnt maximal 25 und nicht 30 Vollbilder pro Sekunde) und der fehlende Dual Pixel CMOS-AF. Dieser steht nur in HD- und Full-HD-Auflösung zur Verfügung. Ebenso schade: 4K-Aufnahmen kann man nur im Videomodus starten. Die weitere Featureliste der DSLM kann sich mit manuellen Optionen und einem Mikrofoneingang sowie einem Kopfhörerausgang dagegen sehen lassen. Insgesamt gilt für den Videomodus: Freunde von 4K-Aufnahmen werden mit der EOS RP kaum glücklich werden, in Full-HD sieht es deutlich besser aus.
Was sonst noch wichtig ist:
An Reisekameras stellt man andere Ansprüche als an Kameras für Sport- oder Actionaufnahmen. Eine hohe Serienbildrate ist beispielsweise kaum relevant, die Qualitäten des kontinuierlichen Autofokus sind es ebenso nicht. Der Single-AF spielt dagegen praktisch bei jedem Foto eine Rolle. Dieser arbeitet bei der Canon EOS RP sehr flott und präzise.
Eine Steckdose zum Laden des Akkus findet man unterwegs nur selten, deshalb sollte man auf diese verzichten können. Für längere Fototouren bietet der Akku (Modell LP-E17) der DSLM nicht genügend Saft, einen zweiten Akku kann man jedoch unkompliziert mitnehmen. Groß ist dieser nämlich nicht. Das Laden über USB unterstützt die RP, handelsübliche USB-Netzteile von Smartphones funktionieren jedoch leider nicht. Das finden wir sehr schade.
Als Speichermedium nutzt die Kamera die günstigen und praktisch überall erhältlichen SD-Modelle, ein kamerainternes Backup ist mangels zweier Slots aber nicht möglich. Hier gilt: hochwertige Speicherkarten verringern Probleme.
Unser Fazit:
Canon bietet mit der EOS RP eine spiegellose Systemkamera an, die auf Reisen mit Abstrichen sehr gute Dienste leistet. Sie ist kompakt und leicht, liegt aber trotzdem gut in der Hand und kann vom Einsteiger bis zum ambitionierten Fotografen gut bedient werden. Daneben sprechen für die EOS RP ein sehr gutes Standardzoom, eine in den meisten Situationen sehr gute Bildqualität, ein guter Sucher sowie ein komfortables Dreh- und Schwenk-LCD. Der größte Schwachpunkt ist die Einschränkung bei 4K-Aufnahmen, in Full-HD schneidet die EOS RP besser ab. Stören könnten den ein oder anderen Nutzer zudem der schwache Akku oder der Single-SD-Kartenslot. Ersteres Manko kann man mit einem Zusatz-Akku beheben, der Einsatz von möglichst hochwertigen Speicherkarten lässt den Ausfall des Speichermediums unwahrscheinlicher werden.
Links zum Artikel:
Schönes Kurzreview, dass Stärken und …
Schönes Kurzreview, dass Stärken und Schwächen der RP zutreffend benennt. Wird sicher ein ähnlicher Verkaufserfolg, wie die M50. Größtes Plus ist die EINFACHEIT (Gewicht, Größe, Bedienung, Menüs etc.) der RP im Vergleich zu vielen anderen Vollformatkameras. Nur die Haupschwäche wird meiner Meinung nach nicht erwähnt: ich finde nicht, dass ihr größtes Manko die 4k Videoproblematik ist sondern: Canon hat hier einen leicht modifzierten Sensor aus der 6DmkII verbaut. Der war damals schon ein Riesenrückschritt und ist es heute leider genauso aufgrund des äußerst schwachen Dynamikumfangs - was bei der RAW-Entwicklung zu früh beginnendem Rauchen führt. Ein NoGo im Vergleich zu den Mitbewerbern und leider wieder mal eine unverständliche Kastration, die Canons Image nicht verbessert. Warum machen Sie das? Mußten die wie Blei in den regalen liegenden Altsensoren irendwie weg, wollen Sie mal wieder nicht die höheren Kalssen (R) torpedieren...? Was auch immer - damit macht man sich Canonseitig auf Dauer keine neuen Freunde, verprellt Altanhänger und das ist sehr sehr schade: denn Canon hat eine wunderbare Bedienung, (mir) sympathische Kameras und hätte eine bessere Konzernführunsebene verdient.