Testbericht des Tamron 20mm F2,8 Di III OSD

Kompaktes Ultraweitwinkel mit einem größten Abbildungsmaßstab von 1:2

Immer mehr Hersteller bieten Objektive für Kameras mit E-Bajonett von Sony an. Dank des für Dritthersteller „offenen“ Standards und der stetig wachsenden Beliebtheit des E-Systems lässt sich mittlerweile eine große Anzahl von Objektiven mit diesem Bajonett erwerben. Nachdem Tamron zunächst zwei Zomobjektive für Kameras mit E-Bajonett auf den Markt gebracht hatte, wurden Ende 2019 drei Festbrennweiten vorgestellt. Wir testen mit dem 20mm F2,8 Di III OSD das weitwinkeligste Modell davon.

Technische Daten, Verarbeitung und Handhabung:
Das Tamron 20mm F2,8 Di III OSD ist eines von drei Festbrennweiten des japanischen Unternehmens, alle drei gehören mit 20mm, 24mm und 35mm zum (Ultra-)Weitwinkel-Segment. Sie sind identisch groß (7,3 x 6,4cm) und fast gleich schwer. Das von uns getestete 20mm F2,8 Di III OSD bringt 220g auf die Waage, beim 24mm F2,8 Di III OSD und 35mm F2,8 Di III OSD sind es 5g bzw. 10g weniger.

Das Tamron 20mm F2,8 Di III OSD wird aktuell nur für spiegellose Kameras von Sony angeboten:

Beim Gehäuse setzt Tamron auf Kunststoff, das Bajonett wird dagegen aus Metall gefertigt. Die Konstruktion ist wie bei den beiden weiteren Festbrennweiten der Serie wettergeschützt, am Bajonett wurde zudem eine extra Dichtung angebracht. Dadurch kann auch am Übergang zwischen der Kamera und dem Objektiv kein Staub oder Spritzwasser eindringen. Die Frontlinse hat Tamron zudem mit einer wasser- und fettabweisenden Fluor-Beschichtung versehen.

Trotz 20mm Brennweite fällt die Festbrennweite kompakt und leicht aus:

Für ein Ultraweitwinkelobjektiv fällt das Tamron 20mm F2,8 Di III OSD kompakt und leicht aus, die Lichtstärke liegt allerdings „nur“ bei F2,8. Das ist für eine Festbrennweite eine vergleichsweise geringe Lichtstärke. Schließen lässt sich die Blende auf bis zu F22, bei der Blendenkonstruktion setzt Tamron auf sieben Lamellen. Bedienelemente finden sich nur in Form eines Fokusrings, Schalter oder Tasten gibt es keine. Zumindest das Vorhandensein eines AF/MF-Schalters hätten wir begrüßt, wirklich tragisch finden wir dessen Fehlen jedoch auch nicht. Für Filter wurde ein 67mm großes Gewinde verbaut, diesen Durchmesser besitzen aktuell (Stand: Mai 2020) alle von Tamron für das E-Bajonett angebotenen Objektive.

Am Bajonett hat Tamron eine Gummidichtung angebracht:

Die optische Konstruktion des Tamron 20mm F2,8 Di III OSD umfasst zehn Linsen in neun Gruppen. Drei LD-Linsen und eine asphärische Linse reduzieren Abbildungsfehler, durch die Broad-Band Anti-Reflection-Vergütung werden Reflexionen und andere Licht-Artefakte minimiert. An APS-C-Kameras entspricht der Bildwinkel umgerechnet einem 30mm-Objektiv, die Festbrennweite kann hier also als klassisches Weitwinkel genutzt werden.

Auf einen optischen Bildstabilisator muss man beim Tamron 20mm F2,8 Di III OSD verzichten, bei Kameras mit Sensorstabilisierung stellt dies jedoch kein Problem dar. Wegen der kurzen Brennweite sollten Fotografen zudem selbst ohne Stabilisator auskommen. Bei Videos sieht das natürlich anders aus.

Autofokus/manueller Fokus:
Als Fokusmotor verbaut Tamron beim 20mm F2,8 Di III OSD – wie auch bei den anderen beiden Festbrennweiten der Serie – einen sogenannten „OSD“. Der Optimized Silent Drive arbeitet laut Tamron wesentlich leiser als herkömmliche AF-Motoren und stellt schneller sowie präziser scharf. Das soll unter anderem bei Videoaufnahmen von Vorteil sein. Bei unserem Geschwindigkeitstest mit der Sony Alpha 7R III haben wir eine Fokussierungszeit von 0,65 Sekunden gemessen. Das ist alles andere als schnell. Für ein Objektiv mit dieser Brennweite sehen wir das Ergebnis trotzdem als gerade noch akzeptabel an. Die Aussage „wesentlich leiser als herkömmliche AF-Motoren“ können wir nur bedingt bestätigen. Ja, das Fokussiergeräusch ist nicht unbedingt laut, hörbar allerdings schon. Viele moderne Objektive für spiegellose Systemkamera besitzen praktisch geräuschlose AF-Motoren, hier kann das Tamron 20mm F2,8 Di III OSD nicht mithalten. Als störend empfinden wir das Geräusch jedoch auch nicht. Bei Videos ist es allenfalls sehr leise und auch nur in ruhigen Umgebungen wahrzunehmen. Apropos Geräusch: Recht deutlich wahrnehmen lässt sich ungewöhnlicherweise auch die Blende.

Keine Abstriche müssen Fotografen bei den bekannten AF-Funktionen der DSLMs von Sony machen, neben der Gesichtserkennung funktioniert auch der „Direkt Manuelle Fokus“ (DMF). Scharfstellen lässt sich bequem über den ansprechend straffen Fokusring mit ordentlicher Breite, eine Gummierung hätte diesen noch einen Tick weniger glatt gemacht. Auch interessant: Der Tubus des Objektivs bewegt sich beim Scharfstellen innerhalb des „äußeren“ Gehäuses vor und zurück, das sieht man heutzutage nur mehr recht selten.

Manuell fokussiert wird mit einem recht breiten Einstellring:

Ein interessantes Features des Tamron 20mm F2,8 Di III OSD ist seine sehr kurze Naheinstellgrenze. Diese liegt lediglich bei 11cm, ab der Frontlinse gerechnet sind es sogar nur etwas mehr als drei Zentimeter. Daraus resultiert der für ein Ultraweitwinkelobjektiv sehr unübliche maximale Abbildungsmaßstab von 1:2. Nah- oder sogar Makroaufnahmen sind mit der Festbrennweite daher kein Problem. Da man dafür wie erwähnt allerdings sehr nah an das Motiv heranrücken muss, ergeben sich – zumindest bei größeren Abbildungsmaßstäben – recht schnell Beleuchtungsprobleme. Trotzdem gilt: Die kurze Naheinstellgrenze ist definitiv von Vorteil und erweitert den kreativen Spielraum ungemein.

Bildqualität:
Für den Test der Bildqualität greifen wir auf die Sony Alpha 7R III zurück. Diese DSLM ist mit einem 42,4 Megapixel auflösenden Vollformatsensor bestückt, der Objektive besonders stark fordert.
In der Mitte löst das Tamron 20mm F2,8 Di III OSD bereits bei F2,8 sehr viele Details auf, die Bildqualität sehen wir auf einem exzellenten Level. Abblenden ist nicht notwendig, bei F4 werden nur  ein Hauch mehr Details abgebildet. Bei F5,6 nimmt die Detailschärfe bedingt durch die Beugung schon wieder leicht ab, grundsätzlich sind die Bilder bis F11 aber noch sehr gut nutzbar. Am Bildrand bewegt sich die Schärfe nicht ganz auf dem Niveau der Mitte, das kann man gerade bei einem Objektiv mit kurzer Brennweite jedoch nicht erwarten. Die Detailauflösung erreicht bei F2,8 ein gutes Niveau, bei F4 ein sehr gutes. Die meisten Details lassen sich mit F5,6 bis F8 wiedergeben, grundsätzlich würden das Objektiv jedoch bei allen Brennweiten verwenden. Für Landschaftsaufnahmen, bei denen Fotografen üblicherweise abblenden, sind F5,6 bis F8 die besten Werte. Dies gilt aber nicht wegen der Bildschärfe, sondern wegen der starken Vignettierung. Diese ist bei F2,8 deutlich zu sehen und bei den meisten Motiven sicherlich störend. Bei F4 nimmt die Randabdunkelung ab, selbst bei F11 kann man sie aber noch etwas wahrnehmen.

Das größte optische Problem des Objektivs stellt allerdings die Verzeichnung dar. Nun ist diese bei Ultraweitwinkelobjektiven nicht unbedingt etwas besonderes, das Ausmaß fällt beim Tamron 20mm F2,8 Di III OSD allerdings etwas aus dem Rahmen. Ohne Korrektur, die immerhin automatisch in der Kamera oder in den meisten RAW-Konvertern erfolgt, lässt das Objektiv zumindest für Architekturaufnahmen nicht nutzen. Linien werden bis auf das Zentrum sonst zu stark gebogen.

Die Verzeichnung fällt für eine Festbrennweite unkorrigiert überdurchschnittlich stark aus:

Chromatische Aberrationen finden sich dagegen nur wenige, diese fallen in der Regel nicht auf.
Am Ende der Bildqualitätswertung muss man zudem noch ein Wort zum Bokeh verlieren. Normalerweise spielt dieses bei Ultraweitwinkelobjektiven keine Rolle, wegen der sehr kurzen Naheinstellgrenze dürfte der ein oder andere Fotograf allerdings durchaus öfter mit etwas Bokeh arbeiten. Für ein Objektiv seiner Klasse erzielt das Tamron 20mm F2,8 Di III OSD ein wirklich ansprechendes Bokeh.

Unbearbeitete Beispielaufnahmen in voller Auflösung:

Unser Fazit:
Das Tamron 20mm F2,8 Di III OSD ergänzt das bisher verfügbare Angebot an E-Bajonett-Objektiven um eine kompakte Festbrennweite mit kurzer Brennweite und einer hohen Vergrößerungsleistung. Das Objektiv lässt sich mit 1:2 problemlos als Makro einsetzen, das schaffen nur wenige Objektive mit dieser Brennweite. Sofern die Beleuchtung stimmt, kann man sehr ansprechende Bilder aufnehmen. Wegen der kurzen Brennweite handelt es sich dabei zwar um keine ganz klassischen Makro-Fotos, der größere Bildwinkel erlaubt aber spannende Aufnahmen. Die Bildqualität fällt in der Mitte sehr gut bis exzellent aus, auch bei der größten Öffnung bleibt das Tamron 20mm F2,8 Di III OSD gut nutzbar. Am Rand wird bei F2,8 ein gutes und ab F4 ein sehr gutes Niveau erreicht. Die Abbildungsleistung ist jedoch nicht ohne Schwächen. Bei F2,8 kommt eine starke Vignettierung zum Vorschein, das Schließen der Blende bietet sich an. Ansonsten müssen Nutzer ordentlich per Software korrigieren. Apropos korrigieren: Eine Korrektur benötigt vor allem die starke Verzeichnung. Da diese schon in der Kamera herausgerechnet oder nachträglich vom RAW-Konverter entfernt wird, ist das Problem in der Praxis aber nicht allzu tragisch. Von einer Festbrennweite könnte man aber durchaus eine bessere Abbildungsleistung erwarten.

Neben einigen Stärken besitzt das Tamron beim 20mm F2,8 Di III OSD auch ein paar Schwächen:

Punkte liegen lässt das Tamron 20mm F2,8 Di III OSD zudem beim Autofokus. Dieser arbeitet zwar recht leise, aber doch sehr langsam. Mit 0,65 Sekunden kann er bei weitem nicht zur Spitze aufschließen. Bei einem Ultraweitwinkelobjektiv ist der Autofokus jedoch in der Regel nicht so wichtig, weshalb wir die AF-Geschwindigkeit nicht allzu stark kritisieren wollen. Denn eins muss man dem Tamron 20mm F2,8 Di III OSD zugute halten: Der Preis bewegt sich mit 399,00 Euro (UVP) auf einem wirklich niedrigen Niveau. Wer ein kompaktes und preisgünstiges Ultraweitwinkelobjektiv sucht, macht mit der Festbrennweite nichts falsch. Zudem eignet sich das 20mm F2,8 Di III OSD für Freunde von Makroaufnahmen. 20mm und Makrofotos passen besser zusammen, als man meinen könnte.

Unsere Auszeichnungen:

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