Der dkamera.de Vergleichstest: Semi-Profi-Systemkameras

Teil 3 von 3 des Vergleichs der Canon EOS 70D und der Sony Alpha 77 II

Nachdem wir im zweiten Teil unseres Vergleichstests der Canon EOS 70D und der Sony Alpha 77 unter anderem auf die Bildqualität und den Autofokus eingegangen sind, vergleicht der dritte und letzte Teil die Optionen bei der Bildkontrolle, die Videofunktion und die Schnittstellen. Außerdem ziehen wir natürlich ein Fazit.

Bildkontrolle:
Bei der Bildkontrolle gibt es aufgrund der Unterschiede zwischen der SLT- und der Spiegelreflextechnik Differenzen bei der Umsetzung. Wie alle Spiegelreflexkameras besitzt die Canon EOS 70D einen optischen Sucher. Dieser deckt 98 Prozent des Bildfeldes ab und vergrößert 0,95-fach. Ein Bild liefert er natürlich nur bei heruntergeklapptem Spiegel, während der Videoaufnahme oder im Liveview-Betrieb bleibt er schwarz. Dies ist bei der Sony Alpha 77 II anders: Diese besitzt einen elektronischen Sucher (100 % Bildfeldabdeckung, 1,05-fache Vergrößerung), der permanent ein Bild liefern kann. Aktiviert wird er automatisch per Augensensor oder manuell per Taste, 2,36 Millionen Subpixel und die OLED-Technik sorgen für eine sehr scharfe und kontrastreiche Detailwiedergabe.

Optischer vs. elektronischer Sucher – diese Frage beschäftigt viele Fotografen seit Langem, und sie ist auch immer schwerer zu klären. Grundsätzlich ist in diesem Punkt erst einmal die subjektive Meinung von entscheidender Bedeutung. Viele Spiegelreflexnutzer lehnen elektronische Sucher kategorisch ab. Viele Gründe dafür sind – zumindest heutzutage – aber nicht mehr wirklich schlüssig. Während die ersten Generationen der elektronischen Sucher oftmals durch relativ schwach aufgelöste, ruckelnde oder verrauschte Sucher-Bilder kaum überzeugten, ist das heute anders. Dies lässt sich sehr gut am Sucher der Sony Alpha 77 II erkennen. Dieser gehört zu den Besten seiner Klasse. Dank der hohen Auflösung und der hohen Bildrate lassen sich einzelne Pixel quasi überhaupt nicht erkennen, zudem wird das Bild auch bei Schwenks flüssig wiedergegeben. Die Größe des Sucherbildes spricht mit seinen tollen Abmessungen ebenfalls für sich, es ist größer als das Sucherbild der EOS 70D. Somit bewegt sich der Sucher der Sony Alpha 77 II quasi auf dem Niveau eines optischen Suchers, der Bildeindruck kommt dem eines optischen Suchers auf jeden Fall wirklich sehr nahe.

Der elektronische Sucher der Sony Alpha 77 II liefert im Dunklen durch die Aufhellung ein sichtbares helleres Bild ab, die Bildkontrolle ist also besser möglich. Hier muss man aber natürlich ein Rauschen in Kauf nehmen. Ein weiterer Vorteil des elektronischen Suchers sind die Einblendungen. Prinzipiell lässt sich der Sucher wie ein Display nutzen, somit kann man unter anderem das Menü auch über den Sucher aufrufen. Zudem lassen sich natürlich die Aufnahmen kontrollieren oder Videos anschauen. Diese Vorteile können in manchen Situationen, z. B. wenn das Licht eine Kontrolle auf dem Display nicht erlaubt, von entscheidender Bedeutung sein.

Für den optischen Sucher sprechen der für das Auge natürlichere Bildeindruck und der geringere Stromverbrauch. Im Standby-Modus oder wenn die Kamera ausgeschaltet ist, bleibt die Bildkontrolle bei der Canon EOS 70D weiterhin möglich. Strom wird dabei gar nicht verbraucht, was den Akkus schont.

Bei den Displays setzen beide Kameras auf hochauflösende, dreh sowie klappbare Modelle. Das 3,0 Zoll große LCD der Canon EOS 70D lässt sich zur Seite schwenken und fast einmal um die eigene Achse drehen. Das ebenfalls drei Zoll große Display der Sony Alpha 77 II kann ebenfalls gedreht werden, lässt sich allerdings nicht zur Seite schwenken, sondern dafür nach oben und unten klappen. Beide Lösungen erlauben eine sehr variable Bildkontrolle, echte vor oder Nachteile gibt es keine. Die Auflösung des LCDs der Canon EOS 70D liegt bei 1,04 Millionen Subpixel, das Display der Sony Alpha 77 II stellt 1,23 Millionen Subpixel dar. Die etwas höhere Auflösung resultiert aus einem zusätzlichen weißen Bildpunkt, der eine höhere Helligkeit ermöglicht. Der Helligkeitsunterschied ist nur gering, aber schon sichtbar. Somit schneiden die Displays nahezu identisch ab.

Einzig beim Touchscreen gibt es Unterschiede. Die Canon EOS 70D besitzt eines, die Sony Alpha 77 II nicht. Auch wenn so mancher jetzt einwerfen könnte, dass ihn ein Touchdisplay sowieso nicht interessiert, sehen wir dies als Vorteil für die Canon EOS 70D. Ein Touchscreen ist clever eingesetzt eine echte Bereicherung, damit kann man beispielsweise extrem schnell den Fokuspunkt im Liveviewbetrieb verändern.

Unsere Wertung bei der Bildkontrolle: Insgesamt vergeben wir hier ein Unentschieden.
Die "Technologien" beider Kameramodelle besitzen sowohl vor als auch Nachteile. Einzig beim Touchscreen hat die EOS 70D der Alpha 77 II etwas voraus.

Videofunktion:
Mittlerweile ist bei Systemkameras die Aufnahme von Videos in Full-HD-Auflösung Standard (1.920 x 1.080 Pixel). Beide Kameras beherrschen dies, allerdings bieten sie unterschiedliche Bildraten und Codecs an. Die Canon EOS 70D speichert Videos mit bis 30 Vollbildern pro Sekunde mit IPB- oder ALL-I-Codierung in einem MOV-Container, die Sony Alpha 77 II mit bis zu 60 Halb- oder Vollbildern pro Sekunde im AVCHD-Format. 60 Vollbilder pro Sekunde schafft die EOS 70D nur bei 1.280 x 720 Pixel (HD). Beide Kameras bieten ebenso 640 x 480 Pixel an, die Alpha 77 II zudem 1.440 x 1.080 Pixel (nur bei MP4). Die Bildqualität der Videos unterscheidet sich nur wenig. Insgesamt ist sie als gut bis sehr gut zu bewerten, Moire-Artfeakte zeigen allerdings beide Modelle. Auf dem Niveau der Panasonic-DSLM-Modelle bewegen sie sich somit nicht. 

Einstellungsmöglichkeiten werden jeweils in einer größeren Zahl angeboten. Man kann manuell sowie halbautomatisch und natürlich auch vollautomatisch belichten (bei der Alpha 77 II allerdings nur bei manuellen Fokus), die Parameter auch während der Videoaufnahme verändern und den Pegel des integrierten Stereomikrofons anpassen. Zudem lässt sich auch ein externes Mikrofon über einen 3,5mm Klinkeneingang anschließen. Als weitere Features bietet die Alpha 77 II eine Zebraanzeige zur Kontrolle der Helligkeit und beim manuellen Fokussieren lässt sich ein Fokuspeaking verwenden. Des Weiteren lässt sich das Bild unkomprimiert per HDMI (clean out) ausgeben.

Unser Sieger bei der Videofunktion: Die Sony Alpha 77 II, ihr Gesamtpaket ist etwas besser.

Erweiterbarkeit/Schnittstellen:
Die Erweiterbarkeit gehört natürlich zu den großen Vorteilen einer Systemkamera. Neben den Wechselobjektiven zählt dazu natürlich die Möglichkeit, einen Systemblitz verwenden zu können. Dies erlauben beide Kameramodelle über den Blitzschuh. Als weitere Schnittstellen werden zudem jeweils ein USB- und ein HDMI-Port sowie ein Mikrofoneingang (3,5mm) angeboten. Ebenso lassen sich jeweils eine Kabelfernbedienung und ein Netzteil für die dauerhafte Stromversorgung anschließen. Nur die Sony Alpha 77 II bietet eine Blitzsynchronbuchse. Ein WLAN-Modul haben dann wieder die Canon EOS 70D wie auch die Alpha 77 II zu bieten. Damit können Bilder übertragen werden oder lässt sich die Aufnahme jeweils ferngesteuert vornehmen. Hier bietet die Canon App „EOS Remote“ allerdings deutlich mehr Optionen. Die schnellere Verbindungsaufnahme ist dafür mit der Alpha 77 II via NFC möglich.

Unser Sieger bei der Erweiterbarkeit bzw. den Schnittstellen: Die Sony Alpha 77 II mit kleinem Vorsprung.

Unser Fazit:
Es war ein enges Duell, bei dem sich beide Digitalkameras mit ihren Features größtenteils ein Kopf an Kopf Rennen geliefert haben. Am Ende hat allerdings die Sony Alpha 77 II die Nase vorne, da sie in den meisten unserer Bewertungskriterien doch noch einen Tick besser abschneidet. Bedeutende Unterschiede, die einen klaren Sieger erkennen lassen, gibt es jedoch nur bei der Geschwindigkeit. Hier sind die zwölf Bilder pro Sekunde der Sony Alpha 77 II deutlich schneller als die sieben Bilder der Canon EOS 70D. Natürlich lassen sich auch damit Serien vorzüglich festhalten, aber dies geht mit einer mehr als 50 Prozent höheren Bildrate einfach noch deutlich besser. Zudem besitzt die Alpha 77 II einen größeren Pufferspeicher, der bei RAW-Aufnahmen eine spürbar längere Bildserie erlaubt. Wer sich für JPEG-Bilder entscheidet, kann allerdings mit der EOS 70D mehr Bilder in Folge mit höchster Serienbild-Geschwindigkeit festhalten.

Ein weiterer Punkt, indem die Alpha 77 II mehr zu bieten hat, ist die Videoaufnahme. Hier kann die Sony Alpha 77 II mit 60 Vollbildern pro Sekunde bei Full-HD-Auflösung doppelt so viele Bilder aufnehmen, was deutlich flüssigere Aufnahmen erlaubt.

Unser Testsieger:

Der Autofokus kann bei der Alpha 77 zudem noch etwas besser an die jeweilige Situation angepasst werden und bietet mehr Fokusmessfelder. Kleinere Vorteile für die Alpha 77 II gibt es zudem bei der Bildqualität. Dafür kann die EOS 70D mit einem größeren Objektivangebot überzeugen. In allen weiteren Punkten geben sich beide Systemkameras nichts. Hier und da gibt es kleine Unterschiede, die aber nicht von größerer Bedeutung sind. Sowohl die Canon EOS 70D als auch die Sony Alpha 77 II sind hervorragende Systemkameras, die fast alle Ansprüche problemlos erfüllen.

Letztendlich ist eine Entscheidung für eine Kamera auch eine Entscheidung für ein Kamera-System. Hier liegen sowohl Canon als auch Sony – zumindest im nicht professionellen Sektor – fast auf einer Augenhöhe, sodass man mit jeder Kamera glücklich werden kann.

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