Drei etablierte Rauschreduzierungs-Tools im dkamera Praxistest

DxO Optics Pro 10 Elite vs. Franzis Denoise Projects Professional vs. Adobe Photoshop CS6

Das Erhöhen der Lichtempfindlichkeit des Aufnahmemediums brachte schon immer Nachteile mit sich. Was beim analogen Film zum Auftreten einer mehr oder weniger sichtbaren Körnung sorgte, zeigt sich bei digitalen Bildsensoren in Form von Rauschen. Moderne Kameras erlauben zwar rauscharme Aufnahmen mit immer höheren ISO-Werten, irgendwann ist allerdings eine Grenze erreicht, die ein deutliches Rauschen zutage kommen lässt. Will man dieses entfernen, kann man zu verschiedenen Programmen greifen. Wir werden in diesem Test drei Programme vergleichen.

Neben Adobe Photoshop CS6 bzw. Camera RAW 9 nehmen wir DxO Optics Pro 10 und Denoise Projects Professional des Franzis Verlags unter die Lupe. Alle drei unterstützen RAW-Dateien, weshalb wir in diesem Test auf zwei RAW-Aufnahmen zurückgreifen.

Die Programme:

DxO Optics Pro 10 (Elite Edition):

Die Arbeitsoberfläche von DxO Optics Pro 10:

DxO Optics Pro 10 gehört zu den beliebtesten RAW-Bearbeitungslösungen auf dem Markt. Die DxO Labs haben sich unter anderem durch ihre optischen Module einen Namen gemacht, welche die automatische Korrektur von verschiedenen Objektivfehlern ermöglichen. DxO Optics Pro 10 testen wir in der Elite Edition. Diese bietet die sogenannte PRIME-Rauschreduzierung, die bei der Essential-Edition nicht mit an Bord ist. Die Prime-Technologie (Probabilistic Raw Image Enhancement) lässt sich allerdings nur auf RAW-Bilder anwenden. Die DxO Labs geben an, dass „PRIME“ auf einem Algorithmus basiert, „der Ähnlichkeiten zwischen Pixeln sucht und die Daten anschließend kombiniert.“ Bei der Essential-Edition ist nur die „Hohe Qualität“ genannte Rauschreduzierung vorhanden, welche das Bildrauschen nicht ganz so effektiv verringern soll.

Die Arbeitsoberfläche von DxO Optis Pro 10 bietet zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten mittels Schaltern oder Slidern. Da die Software neben der Rauschreduzierung verschiedene weitere Bearbeitungsmöglichkeiten anbietet, ist der Funktionsumfang sehr groß. Wir wollen in diesem Test aber nur die Rauschreduzierungsoptionen betrachten. Diese finden sich in der rechten Optionsspalte unter dem Punkt „Wesentliche Werkzeuge“ und „Rauschminderung - RAW“. Hier lässt sich bei der Elite Edition zwischen den bereits erwähnten Einstellungen „Hohe Qualität“ und „PRIME“ wählen. Als Option steht ein „Luminanz“-Regler zur Verfügung, unter den weiteren Optionen lassen sich das Farbrauschen, niederfrequente Störungen und tote Pixel reduzieren. Für jeden Punkt gibt es dabei einen Slider von 0 bis 100. Daneben wird jeweils eine automatisierte Erkennung angeboten. Wer möchte, kann also alle Arbeit DxO Optics Pro 10 überlassen und klickt dafür auf den Zauberstab. Ein kleines Vorschaufenster erlaubt die Kontrolle der 100-Prozent-Ansicht. Die PRIME-Rauschreduzierung nimmt besonders viel Rechenleistung in Anspruch, bei unserem Testbild mit 15,8 Megapixel wurden zum Exportieren des Bildes trotz modernem Quadcore-Prozessor im Schnitt fast 45 Sekunden benötigt. Wer einen etwas langsameren Rechner besitzt oder viele RAW-Dateien in kurzer Zeit bearbeiten möchte, sollte sich den Einsatz der PRIME-Technologie genau überlegen.

Franzis Denoise Projects Professional:

Die Arbeitsoberfläche von Franzis Denoise Projects Professional:

Franzis Denoise Projects Professional ist eine speziell für die Rauschreduzierung gedachte Software, die deshalb besonders viele Optionen zur Rauschminderung bietet. Weitere Bildbearbeitungs-Optionen finden sich dafür nur wenige. Rechts und links des Bildes befinden sich diverse Einstellungsmöglichkeiten, wobei verschiedene Entrauschungs-Stufen direkt nach dem Laden des Bildes automatisch berechnet werden und über verschiedene Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung stehen. So gibt es spezielle Vorlagen für verschiedene ISO-Werte oder auch für unterschiedlich stark auftretendes Rauschens (u. a. RAW fein, RAW normal, RAW stark, …).

Die rechte Optionsspalte hat eine Lupe mit einer Vorschau und einer Vergleichsmöglichkeit zu bieten, zeigt eine Analyse des Rauschens des Bildes an und erlaubt eine genauere Abstimmung der Rauschreduzierung. So lässt sich die Reduzierung beispielsweise zwischen „weich“, „ausgewogen“ und „körnig“ wählen. Zudem kann der Entrauschungsfarbraum angepasst werden und kann die unterschiedliche Helligkeit der einzelnen Farbkanäle angezeigt werden. Die Auswirkungen der Rauschreduzierung lassen sich zum Vergleich nur in einem Teil des Bildes anzeigen und zudem kann man Korrekturbilder anhand von Darkframes oder Flatframes in die Rauschminderung mit einbinden. Wer sich der zusätzlichen Experten-Werkzeuge bedient, kann zudem verschiedene Rauschminderungs-Optionen miteinander kombinieren und die Rauschreduzierung somit genau an seine Wünsche und Bedürfnisse anpassen. Projekte und Presets lassen sich speichern, eine Stapelbearbeitung kann die Rauschreduzierung gleich auf mehrere Bilder anwenden. An Optionen mangelt es Franzis Denoise Projects Professional also keinesfalls.

Adobe Photoshop CS6 (Camera RAW 9):

Die Arbeitsoberfläche von Camera RAW 9:

Als Referenzprogramm haben wir uns im Test für Adobe Photoshop CS6, bzw. dessen RAW-Bearbeitungssoftware Camera RAW 9 entschieden. Die Rauschreduzierung von RAW-Bildern ist bei Camera RAW über die Rauschreduzierungs-Optionen möglich, wobei hier fünf verschiedene Einstellungen zur Verfügung stehen. Neben der „Luminanz“ sind dies die „Luminanzdetails“, der „Luminanzkontrast“, die „Farbe“ und die „Farbdetails“. Im Vergleich zu Franzis Denoise Projects Professional fallen die vorhandenen Einstellungsmöglichkeiten also deutlich geringer aus, dafür stehen diverse weitere Bildberarbeitungs-Optionen zur Verfügung. Eine automatische Rauscherkennung bzw. Rauschreduzierung bietet Camera RAW nicht.

In Adobe Photoshop selbst wird die Rauschreduzierung über Filter -> Rauschfilter erreicht. Hier gibt es die Optionen „Helligkeit interpolieren“, „Rauschen entfernen“, „Rauschen hinzufügen“, „Rauschen reduzieren“ sowie „Staub und Kratzer“. Während man bei „Rauschen entfernen“ den Voreinstellungen von Photoshop völlig vertrauen muss, können bei „Helligkeit interpolieren“ und „Staub und Kratzer“ immerhin ein Parameter bestimmt werden. Die meisten Optionen werden bei „Rauschen reduzieren“ angeboten. Der Dialog „Rauschen hinzufügen“ ist in diesem Test natürlich nicht interessant.

Der Test:
Um die Rauschreduzierungsfähigkeiten von DxO Optics Pro 10 (Elite Edition), Franzis Denoise Projects Professional und Adobe Photoshop CS6 testen, haben wir ein RAW-Bild in allen drei Programmen mit einer Rauschreduzierung versehen. Da das Bildrauschen und dessen erträgliches Ausmaß von jedem anders interpretiert wird, handelt es sich um eine Bewertung, die rein subjektiv erfolgt. Während einige Fotografen ein Rauschen tolerieren und mehr Details erhalten wollen, wollen andere keinerlei Rauschen hinnehmen. Wir entscheiden uns für einen Mittelweg.

Das erste Vergleichsbild stammt von einer der Panasonic Lumix DMC-GM1 (Testbericht) und wurde mit ISO 2.500 aufgenommen. Der Micro-Four-Thirds-Sensor der spiegellosen Systemkamera hat das Bildrauschen bis etwa ISO 3.200 gut im Griff, zu stark fällt das Rauschen in diesem Test daher noch nicht aus.

Vergleich 1:

Beim Betrachten des Vergleichsbildes fällt auf, dass Franzis Denoise Projects Professional die Bilder in der Standardeinstellung deutlich stärker als DxO Optics Pro 10 weich zeichnet. Wir haben dabei die Einstellung „RAW normal“ sowie die Option „ausgewogen“ verwendet. Diese sollten eigentlich einen guten Mittelweg darstellen.

DxO Optics 10 Pro hat eine automatische Luminanz-Einstellung von 40 gewählt und bei Photoshop haben wir die Einstellungen mangels Automatik so vorgenommen (Luminanz 50, Lumianzdetails 50, Luminanzkontrast 25, Farbe 25 und Farbdetails 50) wie wir sie wählen würden. Unserer Meinung nach liegen bei diesem Vergleich Adobe Photoshop CS6 und DxO Optics Pro 10 in Front. Beide erhalten Details noch relativ gut, während Franzis Denoise Projects Professional – zumindest in dieser Einstellung – das Rauschen zu stark reduziert und damit gleichzeitig zu viele Details vernichtet. Wer selbst Hand anlegt und die Einstellung beispielsweise auf „RAW fein“ stellt, erhält ein etwas weniger weich gezeichnetes Bild, das mehr Details auflöst. Zum Gegentest haben wir das Preset "ISO 2.500" verwendet, um das Rauschen zu reduzieren. Auch hier liegt die Weichzeichnung deutlich über dem Niveau der anderen beiden Softwarelösungen. Wer Franzis Denoise Projects Professional verwendet, sollte daher in der Regel nur relativ schwache Reduzierungs-Einstellungen verwenden.

Vergleich 2:

Das zweite Vergleichsbild wurde mit einer Panasonic Lumix DMC-TZ61 (Testbericht) und ISO 1.600 aufgenommen. Die Kompaktkamera bietet nur einen 1/2,3 Zoll großen CMOS-Sensor, weshalb das Rauschen bei diesem ISO-Wert bereits stark ausgeprägt ist. Bei einer Kamera mit APS-C-Sensor müsste in etwa ein ISO-Wert von 6.400 bis ISO 12.800 gewählt werden, um dieses Bildrauschen zu erhalten. Bei diesem Bild haben wir die Einstellungen von Hand vorgenommen und nicht mehr den Automatiken vertraut. Unser Ziel war es, ein Bild ohne allzu starkes Rauschen zu erhalten. Als Sieger geht aus diesem Vergleich DxO Optics 10 Pro mit der PRIME-Rauschreduzierung (Luminanz 65) hervor. Diese scheint starkes Rauschen besonders gut verringern zu können. Photoshop CS6 bzw. Camera RAW 9 kann Details nicht mehr ganz so gut erhalten (Luminanz 65, Lumianzdetails 60, Luminanzkontrast 60, Farbe 25 und Farbdetails 50). Bei Franzis Denoise Projects Professional haben wir uns für die Filteroption "RAW stark" entschieden, da das Rauschen bei "RAW normal" noch zu deutlich sichtbar war. Bei den ISO-Presets kam das Farbrauschen zu stark zum Vorschein. Wie bereits beim ersten Vergleichsbild gehen durch die Rauschreduzierung von Franzis Denoise Projects Professional die meisten Details verloren.

Unser Fazit:
Die Rauschreduzierung ist heute wahrlich keine Kunst mehr und wird von vielen Programmen beherrscht. Wie Adobe Photoshop CS6 zeigt, muss man dafür nicht immer eine spezielle Software verwenden und selbst mit wenigen Optionen gelangt man innerhalb eines kurzen Zeitraums zu guten Ergebnissen. DxO Optics Pro 10 bietet mit der PRIME-Rauschreduzierung bei starkem Rauschen den besten Algorithmus, dessen Berechnung nimmt aber relativ viel Zeit in Anspruch. Franzis Denoise Projects Professional bietet ohne Frage die meisten Optionen, auf die Standardeinstellungen sollte man sich aber weniger verlassen. Diese „bügeln“ zu viele Details glatt.

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Also ich habe alle durch …

Also ich habe alle durch und bin bei imagenomic Noiseware hängengeblieben. Meiner Meinung nach ungeschlagen. Ich habe es damit sogar geschafft, eingescannte Seidenraster-Papier Fotos halbwegs vom Raster zu befreien. Und bei high-iso Nachtaufnahmen kommt keins der hier genannten Entrauscher mit.
Was meint die dkamera Redaktion dazu? Würde mich über einen Vergleich hier bei dkamera sehr freuen!

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