Praxistest des Sony FE 70-200mm F2,8 GM OSS

Teleobjektiv für Vollformat- und APS-C-Kameras mit durchgängiger Lichtstärke von F2,8

Jedes Kamerasystem, das etwas auf sich hält, ist mit F2,8-Zooms im Bereich der Brennweiten von etwa 24 bis 70mm sowie 70 bis 200mm ausgestattet. Bei Sony sah es diesbezüglich recht lange schlecht aus, bis Ende 2015 ließen sich für diese Brennweiten nur F4-Zooms erwerben. Im Februar 2016 wurden in einem Doppelschlag dann allerdings zwei neue Zoomobjektive vorgestellt, die beide mit einer durchgängigen Blendenöffnung von F2,8 ausgestattet sind. Neben dem Sony FE 24-70mm F2,8 GM war dies das Sony FE 70-200mm F2,8 GM OSS. Beide Modelle gehören zur „G Master“-Objektivserie, die mit einer besonders hohen Abbildungsleistung überzeugen soll. Wir konnten das Sony FE 70-200mm F2,8 GM OSS einem ersten Praxistest unterziehen.

Die technischen Daten:
Das Sony FE 70-200mm F2,8 GM OSS ist als FE-Objektiv für die Sony Alpha 7-Kameras mit Vollformatsensor entwickelt worden, lässt sich aber natürlich auch an den spiegellosen APS-C-Modellen einsetzen. Während die Brennweite beispielsweise an der Alpha 7R II bei 70 bis 200mm liegt, ergeben sich an der Sony Alpha 6300 (Testbericht) kleinbildäquivalente 105 bis 300mm. Die Blendenöffnung des Sony FE 70-200mm F2,8 GM OSS liegt durchgängig bei F2,8, auch das Zoomen zum Teleende verringert die Lichtstärke daher nicht. Schließen lässt sich die Blende auf bis zu F22, elf Blendenlamellen sind vorhanden.

Viel Glas: Die hohe Lichtstärke von F2,8 macht große Linsen notwendig:

Der optische Aufbau des Sony FE 70-200mm F2,8 GM OSS:

Bei der optischen Konstruktion setzt Sony auf 23 Linsen in 18 Gruppen. Diesbezüglich gilt es vor allem, die XA-Linse zu erwähnen. Diese soll im Sony FE 70-200mm F2,8 GM OSS unter anderem für ein ansprechendes Bokeh sorgen, da die Unschärfekreise besonders „rein“ und ohne Störungen abgebildet werden. Des Weiteren ist das Telezoom mit zahlreichen anderen Spezialgläsern bestückt: Dazu gehören zwei asphärische Linsen, zwei Super ED und vier ED-Linsen.

Das Telezoom an der Sony Alpha 7R II. Bei längeren Einsätzen ist der Batteriegriff zu empfehlen:

Das Sony FE 70-200mm F2,8 GM OSS in der Praxis:
Der erste Eindruck vom Sony FE 70-200mm F2,8 GM OSS wird von den Abmessungen und der Haptik geprägt. Es ist groß und schwer sowie äußerst solide gebaut. Das 2,86x-Telezoom besitzt – wie alle lichtstarken Teleobjektive für Vollformatkameras – mit 8,8 x 20,0cm sehr stattliche Abmessungen. Durch die Innenzoom- und Innenfokusbauweise ändert sich die Größe allerdings nie. Das Gewicht liegt bei 1.480g. Im Vergleich zum sehr bekannten Canon EF 70-200 F2,8L IS II USM, das man unweigerlich als Referenzobjektiv in diesem Brennweitenbereich bezeichnen kann, fällt das Sony FE 70-200mm F2,8 GM OSS somit quasi identisch groß und schwer aus. Wer meint, er könne mit einem spiegellosen System gegenüber einem DSLR-System Gewicht sparen oder von kleineren Abmessungen profitieren, der irrt also zumindest beim Objektiv. Die Physik setzt hier Grenzen, an denen auch Sony nicht vorbeikommt.

Die integrierte Stativschelle kann man bei Bedarf frei drehen:

In der Praxis sorgt das schwere Objektivgehäuse an den vergleichsweise leichten Alpha 7-Kameras für eine deutlich höhere Last im Bereich des Objektivs. Mit zwei Händen muss man daher auf jeden Fall arbeiten, die „Objektivhand“ trägt dabei ein wesentlich höheres Gewicht. Die Balance des Systems ist für kürzere Shootings akzeptabel, mehrere Stunden würden wir damit allerdings nicht arbeiten wollen. Hier ist der für die Alpha 7-Kameras optional erhältliche Handgriff eigentlich ein Muss.

Die Montage auf ein Stativ erfolgt wegen des hohen Gewichts natürlich mit der Stativschelle, der untere Teil davon lässt sich abnehmen. Das Drehen, beispielsweise für Hochformataufnahmen, ist möglich.

Für die Brennweite und die Fokussierung besitzt das Objektiv jeweils einen Einstellring:

Fraglos zu überzeugen weiß das Sony FE 70-200mm F2,8 GM OSS bei der Verarbeitung. In diesem Punkt kann es das Objektiv problemlos mit dem erwähnten Canon EF 70-200mm F2,8L IS II USM aufnehmen. Das Objektivgehäuse besteht aus solidem Metall, an dessen Robustheit es keinen Zweifel gibt.

Unter anderem am Bajonett befindet sich eine Abdichtung:

Wie unter anderem die Dichtung am Bajonett zeigt, ist das Sony FE 70-200mm F2,8 GM OSS gegen Staub und Feuchtigkeit geschützt.

Mit vier Schaltern können verschiedene Einstellungen direkt am Objektiv vorgenommen werden:

Gut zu gefallen wissen auch der Fokus- und der Zoomring. Beide lassen sich dank einer griffigen Oberfläche präzise und mit einem angenehmen Widerstand gleichmäßig drehen. Zum komfortableren Betrieb des Sony FE 70-200mm F2,8 GM OSS befinden sich am Gehäuse vier Schalter. Der Erste ist standardmäßig für die AF/MF-Umschaltung zuständig, mit dem Zweiten wird der minimale Fokussierabstand von „Full“ (= 96cm) auf 3m begrenzt. Des Weiteren kann man per Schalter den Objektiv-Bildstabilisator ein-/ausschalten sowie den Stabilisierungsmodus bestimmen. Zudem sind noch drei weitere Tasten zu finden. Alle drei aktivieren die identische Funktion, wobei sich jene im Kameramenü unter dem Punkt „Taste Fokus halten“ belegen lässt.

Eine der drei "Fokus halten"-Tasten:

Diese lassen sich im Menü der Kamera konfigurieren:

Wer sich für ein Objektiv interessiert, stellt natürlich auch die Frage nach der Abbildungsleistung. Bei einem Zoom der Spitzenklasse ist die Leistung bei Offenblende maßgeblich. Wir haben mit dem Sony FE 70-200mm F2,8 GM OSS daher vor allem bei Offenblende fotografiert. Die Beispielbilder zeigen eine enorme Detailschärfe, selbst bei der 100-Prozent-Ansicht der 42,2 Megapixel auflösenden Bilder der Sony Alpha 7R II (Testbericht) kann die Detailzeichnung als sehr überzeugend bezeichnet werden. Abblenden ist daher kaum notwendig, wenngleich sich mit F4 noch ein Tick mehr Details abbilden lassen.

Bezüglich der chromatischen Aberrationen lässt sich durch die automatische Korrektur in der Kamera sowie von Photoshop keine Aussage treffen, in den Bildern sind diese jedenfalls kaum bis gar nicht zu sehen. Die Vignettierung ist für ein lichtstarkes Zoom wenig auffällig, die Verzeichnung im Weitwinkel leicht tonnenförmig und am Teleende kissenförmig.

Alle Beispielbilder und -videos, die wir mit dem Sony FE 70-200mm F2,8 GM OSS aufgenommen haben, finden Sie unter folgendem Link:
Zu den Beispielaufnahmen des Sony FE 70-200mm F2,8 GM OSS

Ein Teleobjektiv wird oftmals für bewegte Motive verwendet, eine schnelle Scharfstellung ist daher unerlässlich. Dafür verwendet Sony einen Ring-Drive-SSM-Fokusmotor. Dieser arbeitet auf Ultraschallbasis, was ihn unter anderem quasi lautlos macht. Bei der Fokussierungs-geschwindigkeit kann das Telezoom durchaus als recht flott bezeichnet werden, Spitzenwerte erreicht es allerdings nicht. Bei sehr schnell bewegten Motiven fiel die Anzahl der Aufnahmen mit korrekter Fokussierung deutlich geringer als bei statischen Objekten aus. Da wir das Objektiv an der Sony Alpha 7R II getestet haben, dürften wir die volle AF-Performance allerdings sicherlich noch nicht zu Gesicht bekommen haben. An der Alpha 6300 sollte die Fokussierung zum Beispiel noch schneller vonstattengehen. Die Naheinstellgrenze liegt bei recht kurzen 96cm (maximaler Abbildungsmaßstab 1:4), damit kommt man einigermaßen nahe an das gewünschte Motiv heran.

Für die Fokussierung ist ein Ring-SSM zuständig, für die Bildstabilisierung ein OSS mit an Bord:

Um Verwacklungen bei Aufnahmen aus der Hand zu verhindern, bietet das Sony FE 70-200mm F2,8 GM OSS einen optischen Bildstabilisator. Bei den Alpha 7-Kameras der zweiten Generation wäre dieser wegen deren Stabilisatoren zwar nicht unbedingt notwendig, es gibt jedoch einige Sony-Kameras, die auf eigene Bildstabilisatoren verzichten. Von daher ist die Integration des OSS (Optical Steady Shot) ohne Frage sinnvoll. In der Praxis arbeitet der Bildstabilisator in jeder Hinsicht sehr überzeugend. Auch bei 200mm Brennweite bleibt das Sucherbild angenehm ruhig, Bilder sind bei Belichtungszeiten von etwa 1/25 Sekunde gut möglich. Selbst bei Videoaufnahmen muss man nicht unbedingt auf ein Stativ zurückgreifen, Wackler zeigen sich kaum (siehe Beispielaufnahmen).

Das Sony FE 70-200mm F2,8 GM OSS glänzt unter anderem mit einer exzellenten Detailwiedergabe:

Unser Fazit:
Das Sony FE 70-200mm F2,8 GM OSS ist ein Teleobjektiv, das haptisch wie optisch zur Spitzenklasse gezählt werden kann. Die Abbildungsleistung ist selbst bei Offenblende und am hochauflösenden Sensor der Sony Alpha 7R II exzellent, die Verarbeitung zweifellos auf Profiniveau. Beim Autofokus sehen wir durchaus noch Luft nach oben, diese Aussage gilt allerdings nur für den Einsatz an der Sony Alpha 7R II. Der optische Bildstabilisator gleicht Verwacklungen sehr effizient aus. Wer das Sony Objektiv länger im Einsatz hat, sollte an den optional erhältlichen Batteriegriff denken. Wegen der leichten Kameragehäuse der spiegellosen Alpha-7-Kameras von Sony ist das Handling ansonsten nicht wirklich optimal.

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Ich bin kein Freund von …

Ich bin kein Freund von Zooms, besaß (für Sony FE) bislang keines, ausschließlich Primes von Zeiss und Sony/Zeiss. Am langen Ende allerdings gab es Mangel, ich wurde weich, der Preis tat ein weiteres, die Entscheidung nicht leichtfertig zu treffen und: Ich bin begeistert. Insbesondere an den extremen Enden sind Auflösung, Kontrast, Clarity exzellent, geometrische Verzeichnungen kaum der Rede wert. Ein voll über die gesamte Blendensklala professionell zu gebrauchendes Spitzenobjektiv.
Die Verarbeitung und das Material sind vorbildlich und spielen in einer anderen Liga als beispielsweise das Nikon-Gegenstück. Voll empfehlenswert und auch der Preis geht in Ordnung.
FDW

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