Testbericht des Canon EF 24-105mm F4L IS II USM

Allroundzoom für Canon-Vollformatkameras mit USM-Fokusmotor und Bildstabilisator

Zu den am häufigsten verwendeten Objektiven gehören bei den meisten Kamerasystemen die oftmals als Quasi Zubehör beigelegten Kitobjektive. Diese sind vor allem bei Einsteiger-Kameras sehr beliebt. Wer eine höherwertige Kamera erwirbt, greift dagegen in der Regel zu höherwertigen Objektiven. Es gibt jedoch auch bei teureren Kameras Objektive, die als „Einstiegs“- oder Allround-Lösung gefragt sind. Ein sehr beliebtes Objektiv, das Canon EF 24-105mm F4L IS USM, hat im Sommer 2016 mit dem Canon EF 24-105mm F4L IS II USM ein Nachfolgemodell erhalten. Wir nehmen dieses im folgenden Testbericht unter die Lupe.

Lieferumfang:
Mitgeliefert wird beim Canon EF 24-105mm F4L IS II USM neben einem Objektivbeutel zum Transport und einer Kurzanleitung auch die passende Gegenlichtblende (Modell "EW-83M").

Eine Gegenlichtblende und ein Objektivbeutel werden mitgeliefert:

Technische Daten, Verarbeitung und Handhabung:
Das Canon EF 24-105mm F4L IS II USM deckt wie das Vorgängermodell Canon EF 24-105mm F4L IS USM 24 bis 105mm Brennweite ab, die Lichtstärke liegt ebenso bei F4. Gegenüber dem EF 24-105mm F4L IS USM hat sich in dieser Hinsicht also nichts verändert. Trotzdem hat Canon verschiedene Änderungen bzw. Verbesserungen vorgenommen. Hier ist unter anderem der optische Aufbau zu nennen. Er besteht aus 17 Linsen in zwölf Gruppen, bei vier Elementen handelt es sich um asphärische Gläser. Für weniger Linsenreflexionen und Streulicht soll die ASC-Vergütung sorgen.

Das 8,4 x 11,8cm große Canon EF 24-105mm F4L IS II USM bringt 795g auf die Waage:

Die Blende kann man beim 4,4-fach-Zoom auf bis zu F22 schließen, zehn Blendenlamellen sollen auch bei geschlossener Blende für eine harmonische Hintergrundunschärfe sorgen. Ein optischer IS-Bildstabilisator ist natürlich mit an Bord, die Kompensationsleistung liegt laut Datenblatt bei bis zu vier Blendenstufen. In der Praxis haben wir etwa drei Blendenstufen erreicht. Dieser Wert ist immer noch als sehr gut einzustufen.

Beim Gehäuse setzt Canon auf Kunststoff, der aber sehr hochwertig ausfällt. Canon gibt für das EF 24-105mm F4L IS II USM einen „verbesserten Schutz gegen Stöße und Erschütterungen“ an, Abdichtungen sind natürlich vorhanden. Am Bajonett wurde außerdem die bekannte Gummilippe angebracht. Auch in staubigen Umgebungen oder bei leichtem Regen sollte das Objektiv daher problemlos eingesetzt werden können. Mit Abmessungen von 8,4 x 11,8cm ist das Canon EF 24-105mm F4L IS II USM rund einen Zentimeter länger als das Vorgängermodell, das Gewicht fällt um 125g (= 795g) höher aus.

Neben Abdichtungen verfügt das Objektiv über eine Gummilippe am Bajonett:

Mit einem Brennweitenbereich von 24 bis 105mm kann das Objektiv variabel eingesetzt werden, vom Weitwinkel bis zum leichten Telebereich werden die wichtigsten Brennweiten abgedeckt. An APS-C-Kameras ergeben sich kleinbildäquivalente 38 bis 168mm, als Standardzoom ist das Canon EF 24-105mm F4L IS II USM daher kaum zu gebrauchen. Nur wer ohne Weitwinkelbereich auskommt, kann es verwenden. Für den Einsatz an APS-C-Kameras hat Canon das EF 24-105mm F4L IS II USM standardmäßig natürlich nicht vorgesehen, der Einsatz ist durch das EF-Bajonett aber ohne Einschränkungen möglich.

Neben einem AF-/MF-Schalter besitzt das Zoom auch einen On-/Off-Schalter für den Bildstabilisator:

Optisch und haptisch ähneln sich das Canon EF 24-105mm F4L IS II USM und das Canon EF 24-105mm F4L IS USM stark, der Fokusring (vorne) und der Brennweitenring (hinten) fallen beim neuen Modell aber etwas größer aus. An einer Entfernungsanzeige zwischen den beiden Einstellringen lässt sich die aktuelle Fokusposition ablesen. Etwas seitlich daneben liegen ein AF-/MF-Schalter und ein Schalter für den Bildstabilisator (On/Off).

Zum Zoomen (hinten) und Fokussieren (vorne) steht jeweils ein Einstellring zur Verfügung:

Autofokus/Manueller Fokus:
Es ist wenig verwunderlich, dass Canon auch beim EF 24-105mm F4L IS II USM auf einen USM-Fokusmotor (Typ Ring USM) setzt. Dieser erlaubt eine leise und schnelle Scharfstellung. Im Labor haben wir im Weitwinkelbereich sehr kurze 0,17 Sekunden als Fokussierungszeit gemessen. Der Ring USM erlaubt des Weiteren zu jeder Zeit das manuelle Eingreifen in die automatische Fokussierung. Manuell scharfstellen lässt sich mit dem Canon EF 24-105mm F4L IS II USM zielsicher, der Fokusring besitzt einen angenehmen Widerstand. Die Frontlinse oder das Filtergewinde (77mm) dreht sich durch die Innenfokussierung beim Scharfstellen nicht mit. Die Fokussierung ist bereits ab 45cm Abstand vom Motiv möglich, der größte Abbildungsmaßstab liegt daher bei im Alltag gut nutzbaren 1:4,2.

Filter lassen sich im 77mm großen Gewinde vor der Frontlinse einschrauben:

Bildqualität:
Zum Test der Bildqualität haben wir die Canon EOS 5DS R verwendet (Testbericht) verwendet, aktuell bietet Canon kein Modell mit höherer Auflösung an. Durch den Bildwandler mit rund 50 Megapixel werden alle Objektive besonders stark gefordert. Dies zeigt sich auch beim Canon EF 24-105mm F4L IS II USM. Das Objektiv ist trotz seiner neuen optischen Konstruktion zumindest am Bildrand mit der hohen Auflösung etwas überfordert. In der Bildmitte weiß die Abbildungsleistung dagegen grundsätzlich zu gefallen, abblenden sorgt nur noch für geringe Verbesserungen.

Auflösungsvergleich von Blende F4 bis F16 (100-Prozent-Ansicht) bei 24mm:

Bei 24mm Brennweite werden Details in der Bildmitte bereits bei Offenblende sehr gut wiedergegeben, zwischen F4, F5,6 und F8 kann man nur einen sehr geringen Unterschied erkennen. Bei F11 beginnt die Auflösung aufgrund der Beugung wieder zu sinken, F16 ist beim hochauflösenden Sensor der EOS 5DS R keine gute Wahl. Am Bildrand ist die Abbildungsleistung sichtbar schlechter. Hier hilft Abblenden zwar weiter (Optimum bei F8), ein sehr gutes Bildqualitätsniveau wird trotzdem nicht erreicht.

Auflösungsvergleich von Blende F4 bis F16 (100-Prozent-Ansicht) bei 50mm:

Bei 50mm Brennweite fällt die Bildqualität in der Bildmitte sehr gut aus, abblenden ist nicht nötig. Wer das Maximum an Schärfe erzielen möchte, findet dieses bei F8 vor. Auch bei F4 und F5,6 liegt die Detailwiedergabe aber nur wenig zurück. Bei F11 setzt die Beugung wieder ein, bei F16 sorgt diese für eine stärkere Weichzeichnung. Die Bildqualität am Rand fällt wieder sichtbar von der Mitte ab, abblenden hilft nur wenig weiter.

Auflösungsvergleich von Blende F4 bis F16 (100-Prozent-Ansicht) bei 105mm:

Das Teleende stellt bei vielen Objektiven die schwächste Brennweite dar. Für das Canon EF 24-105mm F4L IS II USM gilt das nicht unbedingt. Auch hier weiß die Abbildungsleistung in der Mitte zu überzeugen, mittels abblenden lässt sich die Bildschärfe aber noch ein wenig steigern. Das Optimum wird wieder bei F8 erreicht. Danach "schlägt" die Beugung zu. Die Bildränder fallen bei F4 noch deutlich vom Zentrum ab, das Abblenden auf F5,6 steigert die Bildschärfe ein wenig. Bei F8 kann man noch etwas mehr Details wiedergeben. Eine kleinere Blendenöffnung lässt die Bildqualität wieder absinken.

Aufnahmen ohne Verzeichnungskorrektur bei 24mm (links) und 105mm (rechts):

Die Verzeichnung des Canon EF 24-105mm F4L IS II USM fällt wie bei fast allen Standardzooms im Weitwinkel tonnenförmig aus, ab rund 35mm Brennweite wird sie dann kissenförmig. Bis auf die Brennweitenenden bei 24 und 105mm ist die Verzeichnung jedoch nicht allzu stark ausgeprägt

Bei 24mm: Links eine Aufnahme ohne Vignettierungskorrektur, rechts mit Korrektur (jeweils F4):

Bei 105mm: Links eine Aufnahme ohne Vignettierungskorrektur, rechts mit Korrektur (jeweils F4):

Die Randabschattung (Vignettierung) ist vor allem ein Problem von Vollformat-tauglichen Objektiven – auch das Canon EF 24-105mm F4L IS II USM ist „betroffen“. Die Randabschattung fällt bei Offenblende und 24mm Brennweite am höchsten aus und hinterlässt hier deutlich dunklere Bildecken. Bei etwas längeren Brennweiten nimmt die Vignettierung ab, steigt ab rund 70mm dann aber wieder an. Das Abblenden auf F5,6 reduziert die Randabschattung deutlich. Grundsätzlich fällt die Randabschattung in der Praxis – sofern die kamerainterne Korrektur oder ein Korrekturprofil im RAW-Konverter verwendet wird – allerdings kaum auf.

Chromatische Aberrationen sind beim Canon EF 24-105mm F4L IS II USM bei allen Brennweiten zu sehen, vor allem im Weitwinkelbereich kann man diese deutlich erkennen. Da sich diese bei RAW-Aufnahmen einfach entfernen lassen und bei den JPEG-Bildern bereits kameraintern auf ein Minimum reduziert werden, ergeben sich in der Praxis jedoch keine Probleme. Lensflares stellen auch bei direktem Fotografieren in die Sonne kein größeres Problem dar.

Das Bokeh des Canon EF 24-105mm F4L IS II USM weiß für ein Zoomobjektiv zu gefallen. Objekte, die hinter oder vor der Schärfeebene liegen, „tauchen“ recht schnell in eine weiche Unschärfe ab. Störende Konturen sind nur recht selten zu sehen. Ebenso positiv: Da die Blende aus zehn Lamellen besteht, bleiben die Unschärfekreise auch bei kleinen Blendenöffnungen relativ rund.

Beispielaufnahmen:

JPEG- und RAW-Aufnahmen:

Unser Fazit:
Das Canon EF 24-105mm F4L IS II USM ist ein recht variabel einzusetzendes Allroundobjektiv, mit dem sich in vielen Situationen komfortabel fotografieren lässt. Dafür sorgen unter anderem ein schneller und leiser USM-Fokusmotor sowie ein gut arbeitender optischer Bildstabilisator. Die Verarbeitungsqualität ist trotz eines Kunststoffgehäuses hoch, schützende Abdichtungen sind vorhanden.

Die Abbildungsleistung ist dagegen nicht frei von Schwächen. Die Abbildungsleistung in der Bildmitte muss man zweifellos loben: Die Bildschärfe kann uns hier bei allen Brennweiten überzeugen, selbst mit der Offenblende lässt sich ohne Einschränkungen arbeiten. Abblenden ist kaum notwendig, die beste Detailwiedergabe liegt selbst bei F8 nur geringfügig höher. Allenfalls bei 105mm Brennweite sorgt eine kleinere Blendenöffnung für ein sichtbar besseres Ergebnis.

Im Zentrum bildet das EF 24-105mm F4L IS II USM sehr gut ab, an den Rändern ist es schwächer:

Die Bildränder bleiben dagegen etwas hinter den Erwartungen zurück. Hier werden Details immer deutlich schlechter als im Zentrum aufgelöst. Bei Offenblende war dies natürlich zu erwarten, das Abblenden sorgt beim Canon EF 24-105mm F4L IS II USM jedoch nur für kleinere Verbesserungen. Grundsätzlich wird die beste Bildqualität bei F8 erreicht, stärkeres Abblenden führt zumindest bei der Canon EOS 5DS R (Testbericht) – wegen deren hoher Pixeldichte – zu keinen besseren Ergebnissen. Grundsätzlich gilt es jedoch im Hinterkopf zu behalten, dass die EOS 5DS R aktuell das Megapixel-Flaggschiff darstellt und andere Kameramodelle weit weniger fordernd sind.

Die weiteren Abbildungsfehler bewegen sich im erwartbaren Bereich. Sowohl die Verzeichnung als auch die Randabschattung sind bei den Brennweitenenden deutlich zu sehen, können aber recht einfach korrigiert werden. Gleiches gilt auch für die chromatischen Aberrationen, die vor allem bei 24mm und RAW-Dateien deutlich auffallen.

Den Job als Allroundzoom erledigt es durch einen USM-Motor und einen Bildstabilisator ordentlich:

Als Allroundzoom stellt das Canon EF 24-105mm F4L IS II USM insgesamt gesehen eine gute Wahl dar. Wer auch am Bildrand eine exzellente Detailwiedergabe erwartet, muss jedoch zu einem anderen Modell greifen. An der Canon EOS 5DS R können dieses Niveau aber auch fast nur Festbrennweiten erreichen.

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