Testbericht des Nikkor Z 24-70mm F2,8 S

Lichtstarkes Standardzoom für spiegellose Vollformatkameras von Nikon

Seit Nikon im Sommer 2018 seine ersten beiden spiegellosen Vollformatkameras angekündigt hat wurden zahlreiche Objektive mit dem neuen Z-Bajonett auf den Markt gebracht. Eines davon ist das Nikkor Z 24-70mm F2,8 S. Im folgenden Testbericht schauen wir uns das lichtstarke Standardzoom genauer an.

Technische Daten, Verarbeitung und Handhabung:
Lichtstarke Standardobjektive dürfen in keinem Objektivportfolio fehlen, wenn sich dieses an ambitionierte Amateure oder Profis richtet. Mit dem Nikkor Z 24-70mm F2,8 S bietet Nikon jenes Modell an, seit Anfang 2019 kann man es erwerben. Wie die meisten Objektive seiner Klasse fällt das Zoom als andere als kompakt aus, mit 8,9 x 12,6cm ist es deutlich größer als die Kameras der Z-Serie. Auch das Gewicht liegt darüber, mit 805g bringt das Nikkor Z 24-70mm F2,8 S rund 140g mehr als die Z 6 oder Z 7 auf die Waage. Gegenüber des DSLR-Pendants mit F-Bajonett kann man dagegen Platz und Gewicht sparen. Das AF-S Nikkor 24-70mm F2,8E ED VR fällt noch einmal eine Ecke größer (8,8 x 15,5cm) und schwerer (1.070g) aus. Nun sind die stattlichen Abmessungen des Nikkor Z 24-70mm F2,8 S natürlich nicht verwunderlich, die durchgängige Lichtstärke von F2,8 macht kompakte Vollformat-Objektive bei einem Brennweitenbereich von 24 bis 70mm nicht möglich. Zudem soll ein aufwendiger optischer Aufbau für eine hohe Bildqualität sorgen. Dazu später mehr.

Das Zoom besitzt ein OLED-Display, drei Einstellringe, einen Schalter und zwei Tasten:

Beim Gehäuse des Nikkor Z 24-70mm F2,8 S setzt Nikon auf hochwertigen Kunststoff, das Bajonett besteht natürlich aus Metall. Abdichtungen halten Staub und Spritzwasser von der empfindlichen Technik im Inneren fern, eine Gummilippe dichtet das Bajonett ab. Bei der Front- und der Rücklinse erschwert eine Fluorvergütung das Anhaften von Staub oder anderen Verschmutzungen.

Am Metallbajonett hat Nikon eine Gummilippe angebracht:

Am Objektiv sind gleich drei Einstellringe zu finden, diese übernehmen unterschiedliche Aufgaben. Der vordere Ring erlaubt das manuelle Fokussieren, der mittlere Ring die Wahl der Brennweite und der hintere Ring kann frei mit Funktionen belegt werden. Dies geschieht über die Kamera, neben der Blende steht unter anderem auch die Belichtungskorrektur zur Wahl.

Über das OLED-Display lässt sich unter anderem die gewählte Blende ablesen:

Als weitere Besonderheit hat Nikon beim Nikkor Z 24-70mm F2,8 S ein kleines OLED-Display verbaut. Dieses informiert über die Blende, die genaue Brennweite und die Fokuseinstellung. Zwischen den Werten lässt sich durch das Drücken der Displaytaste neben dem OLED-Panel wechseln. Als weiteres Bedienelement wurde am Gehäuse ein Schalter für den Fokusmodus verbaut, mit der ebenso vorhandenen Fn-Taste verändert man einen Wunschparameter.

Das Nikkor Z 24-70mm F2,8 S ist deutlich größer und schwerer als die Z-Kameras:

Im Einsatz an der Nikon Z 6 oder Z 7 bleibt der deutlich nach vorne verschobene Schwerpunkt nicht unbemerkt, kritisch sehen wir ihn jedoch nicht. Dank des großen Griffes lassen sich die DSLMs noch gut in der Hand halten. Trotzdem ergibt es Sinn, das Objektiv mit der zweiten Hand zu stabilisieren. Die Einstellringe des Standardszooms sind gut zu drehen, die griffige Form und die Gummierung gestalten das zudem angenehm.

Der Tubus in der 70mm-Brennweiten-Stellung:

Der Tubus fährt beim Verlängern der Brennweite heraus, beim Scharfstellen verändert sich dagegen nichts. Die Linsenbewegungen erfolgen alle innerhalb des Tubus (Innenfokussierung), das ist gleichzeitig vorteilhaft für den Einsatz von Filtern. Im Gewinde des Objektivs lassen sich Modelle mit 82mm Durchmesser einschrauben. Schließen kann man die Blende des Nikkor Z 24-70mm F2,8 S übrigens auf bis zu F22, neun abgerundete Lamellen sollen auch bei kleineren Öffnungen für eine ansprechende Hintergrundunschärfe sorgen.

Beim optischen Design hat sich Nikon für eine aufwendige Konstruktion mit 17 Elementen in 15 Gruppen entschieden. Dazu gehören zwei ED-Linsen und vier asphärische Linsen. Durch die Nanokristallvergütung der Linsenoberflächen werden Streulicht und andere störende Reflexionen entfernt.

Die optische Konstruktion des Standardzooms:

Autofokus/manueller Fokus:
Das Autofokussystem des Nikkor Z 24-70mm F2,8 S arbeitet mit einem Schrittmotor. Dieser ermöglicht das schnelle und praktisch geräuschlose Scharfstellen. In unserem Labortest ergab sich eine Fokussierungszeit von nur 0,12 Sekunden. Das ist richtig flott. Durch die Full Time MF-Funktion lässt sich jederzeit manuell eingreifen, die Focus by Wire-Umsetzung sorgt beim Drehen des Fokusrings für den Antrieb des AF-Motors. Daher muss man sich gegenüber F-Objektiven mit SWM-Motor etwas umstellen.

Das Scharfstellen erlaubt das Objektiv bei allen Brennweiten ab einer Motiventfernung von 38cm (ab Sensor gerechnet). Daraus ergibt sich ein maximaler Abbildungsmaßstab von 1:4,5. Für echte Makroaufnahmen reicht das zweifellos nicht, kleinere Motive lassen sich aber trotzdem noch recht ordentlich abbilden.

Bildqualität:
Die Bildqualität steht bei einem Objektiv in der Regel an erster Stelle. Das Nikkor Z 24-70mm F2,8 S dürfte bei den Z-Objektiven über Jahre hinweg das Standardzoom schlechthin darstellen, eine gute Leistung sollte daher auch bei hochauflösenden Sensoren gewährleistet werden. Für unseren Test haben wir daher zur Nikon Z 7 (Testbericht) mit einem 45,7 Megapixel auflösenden CMOS-Sensor gegriffen.

Zunächst prüfen wir die Bildschärfe an den Rändern und im Zentrum. Hier zeigt sich: Nikon hat eine sehr gute Arbeit geleistet. Im Zentrum erreicht das Standardzoom schon bei F2,8 ein sehr gutes Qualitätsniveau, abblenden ist nicht wirklich notwendig. Einen Tick mehr Details kann man durch das Schließen der Blende noch „herauskitzeln“, viel ändert sich jedoch nicht mehr. Von F2,8 bis F5,6 gibt das Nikkor Z 24-70mm F2,8 S Details exzellent wieder, ab F8 lässt die Beugung die Auflösung absinken. Wirklich deutlich allerdings erst ab F16. An den Rändern sehen wir die Qualität bei F2,8 auf einem guten bis sehr guten Level, ab F4 auf einem sehr guten. Auch hier sollte man wegen der Beugung besser nicht über F11 hinausgehen.

Bildqualität bei 24mm:

Bei 35mm schneidet das Nikkor Z 24-70mm F2,8 S im Zentrum wieder sehr gut bis exzellent ab. Das gilt ab F2,8 bis F11. Abblenden ist für das Verbessern der Detailwiedergabe zweifellos nicht notwendig. Am Rand kann man bei Offenblende schon einen Abfall erkennen, die Qualität ist aber noch gut. Das Schließen der Blende auf F4 hebt die Qualität auf ein sehr gutes Niveau an, bis F11 bleibt dieses erhalten.

Bildqualität bei 35mm:

Selbst das „Teleende“ des Objektivs enttäuscht nicht. Von F2,8 bis F11 werden Details im Zentrum sehr gut bis exzellent wiedergegeben, danach wirkt sich die Beugung negativ auf die Schärfe aus. Am Rand schätzen wir die Qualität bei F2,8 als gut ein, ab F4 als sehr gut.

Bildqualität bei 70mm:

Die Verzeichnung des Zooms bewegt sich auf den ersten Blick praktisch bei Null. Dies ist jedoch nur die halbe Wahrheit, Nikon setzt bei den JPEG-Aufnahmen sowie in Camera RAW auf eine digitale Korrektur. Effektiv gibt es im Weitwinkel die klassische tonnenförmige Verzeichnung und am Teleende eine kissenförmige Verzeichnung. Dies ist für ein Standardzoom allerdings normal. Gleiches gilt auch für die deutliche Vignettierung, die bei Offenblende nicht zu übersehen ist und bei vielen Aufnahmesituationen einer nachträglichen Korrektur bedarf.

24mm: Bei F4 nimmt die Vignettierung etwas ab, selbst bei F5,6 kann man sie aber noch sehen. Erst ab F8 fällt sie kaum mehr auf. 35mm und 70mm: Bei F2,8 deutlich sichtbar, ab F4 nur noch leicht und ab F5,6 kaum mehr. Chromatische Aberrationen zeigen sich bei den Bildern kaum, allenfalls ohne Korrektur sind sie leicht zu sehen. Mit Korrektur sind sie praktisch nicht existent. Das Bokeh fällt nicht ganz so perfekt wie bei einer lichtstarken Festbrennweite aus, für ein Zoom finden wir es jedoch ansprechend. Flares oder andere Reflexionen stellten im Test zu keinem Zeitpunkt ein Problem dar, sie waren allenfalls minimal zu sehen.

Unbearbeitete Beispielaufnahmen:

Unser Fazit:
Nikon bietet mit dem Nikkor Z 24-70mm F2,8 S ein Standardzoom an, das seiner Einstufung als Profi-Objektiv zweifellos gerecht wird. Es vereint ein hochwertiges und abgedichtetes Gehäuse, einen sehr schnellen und leisen Autofokusmotor sowie eine sehr gute Bildqualität. Die Bildschärfe bewegt sich im Zentrum bei allen Brennweiten auf einem sehr guten bis exzellent Niveau, am Rand auf einem guten bis sehr guten. Schon bei F4 wird die beste Leistung erzielt, weiteres Abblenden sorgt für keine Schärfevorteile. Von noch kleineren Blendenwerten profitiert dagegen die Vignettierung. Oder besser gesagt, der Fotograf. Hier muss er die doch recht deutliche Abschattung nicht manuell korrigieren. In puncto Chromatische Aberrationen überzeugt das Nikkor Z 24-70mm F2,8 S auf ganzer Linie, mit Korrektur (ob diese nun in der Kamera oder durch den RAW-Konverter erfolgt, ist egal) gilt das auch für die Verzeichnung.

Das Nikkor Z 24-70mm F2,8 S ist ein überzeugendes Objektiv:

Das zusätzliche OLED-Display ist ein nettes Feature, für unbedingt notwendig halten wir es aber nicht. Die Abmessungen und das Gewicht des Nikkor Z 24-70mm F2,8 S sind beim Einsatz an recht leichten und kleinen DSLMs natürlich nicht ganz optimal, das Handling sagt uns aber trotzdem zu. Ein kompaktes 24-70mm F2,8-Zoom für Vollformatmodelle lässt sich schließlich nicht konstruieren. Der Preis des Zooms bewegt sich mit 2.499 Euro (UVP) natürlich in höheren Gefilden, angesichts der rundum gelungenen Performance fällt es jedoch nicht zu teuer aus.

Unsere Auszeichnungen:

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