Testbericht des Sony FE 200-600mm F5,6-6,3 G OSS

Supertelezoom für spiegellose Vollformat- und APS-C-Kameras von Sony

Lange Brennweiten waren früher eine Schwachstelle im Objektivportfolio von Sony. Nachdem für Vollformatmodelle zunächst maximal 200mm zur Verfügung standen, wurde der Supertelebereich immer weiter ausgebaut. Mit dem FE 400mm F2,8 und dem FE 600mm F4 sind mittlerweile sogar zwei lichtstarke Festbrennweiten erhältlich. Während diese aber nur im Rucksack der wenigsten Fotografen landen werden, gibt es mit dem Sony FE 200-600mm F5,6-6,3 G OSS auch ein Modell für etwas schmalere Geldbeutel.

Technische Daten, Verarbeitung und Handhabung:
Technisch gesehen gehört das Sony FE 200-600mm F5,6-6,3 G OSS mit seiner Brennweite zu den Superteleobjektiven, an APS-C-Kameras entspricht der äquivalente Brennweitenbereich sogar richtig "langen" 300 bis 900mm. Ein vergleichbares Objektiv gibt es mit E-Bajonett aktuell (Stand: Februar 2021) von keinem anderen Hersteller, dies kann sich in der Zukunft aber natürlich noch ändern. 600mm sind eine typische Brennweite für „Wildlife“-Objektive. Hier gilt: mehr ist besser als weniger bzw. länger ist besser als kürzer. Objektive oberhalb von 600mm sieht man allerdings nur selten, neben dem Gewicht spricht auch der Preis gegen eine stärkere Verbreitung. 500mm bis 600mm sind also in etwa der „Sweet Spot“. Am kurzen Ende kommt das Zoom auf 200mm, es wartet also mit einem 3-fachen Zoomfaktor auf. Mit 200mm kommen Fotografen im Alltag durchaus gut aus, bei nicht ganz so weit entfernten Motiven könnte man sich aber noch etwas weniger (also z.B. 100 oder 150mm) wünschen. Da sich ein höherer Zoomfaktor in der Regel negativ auf die Bildqualität auswirkt, können wir die Begrenzung auf 200mm bis 600mm aber gut nachvollziehen.

Zum Lieferumfang gehören unter anderem eine Gegenlichtblende und ein Transportbeutel:

Das Sony FE 200-600mm F5,6-6,3 G OSS gehört zur G-Serie, ganz theoretisch betrachtet sortiert es sich also zwischen den Oberklassemodellen der G Master-Serie und den nicht weiter benannten „herkömmlichen“ FE-Objektiven ein. Wie dieser Testbericht noch zeigen wird, hätte das Objektiv aber durchaus als G Master-Objektive gelabelt werden können.

Beim Gehäuse des Supertelezooms setzt Sony auf Metall:

Das Bajonett wurde wie der Rest des Objektivs abgedichtet:

Für dieses Empfinden sorgt unter anderem das Gehäuse. Hier setzt Sony auf viel Metall, das Zoom fühlt sich daher sehr robust an. Natürlich gibt es Abdichtungen, Sony nennt das Design staub- und spritzwasserabweisend. Die vollständige Resistenz gegen Staub und Spritzwasser wird allerdings nicht gewährleistet. Am Metall-Bajonett ist eine Dichtung zu finden, an dieser Stelle sollte es also kein Problem geben.

Das FE 200-600mm F5,6-6,3 G OSS ist weder klein noch leicht, aber doch gut händelbar:

In der Hand kann man das Sony FE 200-600mm F5,6-6,3 G OSS noch gut halten, am "Stativfuß" lässt es sich angenehm transportieren. Trotz der stattlichen Abmessungen von 11,2 x 31,8cm und dem Gewicht von 2.115g fiel es uns auf einer längeren Tour nicht zur Last. Grundsätzlich bietet sich aber der Einsatz eines Stativs an.

Das Supertelezoom im Vergleich zum Sony FE 70-200mm F4 G OSS:

Aus der Hand sind Aufnahmen wegen des integrierten Bildstabilisators zwar gut möglich, allzu lange möchte man das Zoom dann aber doch nicht in „fotobereiter Stellung“ halten. Ein Einbeinstativ reicht allerdings vollkommen aus, um den Komfort merklich zu erhöhen. Ein Dreibein ist nicht wirklich notwendig. Natürlich sollte die Montage über den "Stativfuß" erfolgen, das Bajonett wäre damit über längere Zeit zu stark belastet. Der "Stativfuß" ist abnehmbar, die fest verbaute Schelle lässt sich frei und ohne allzu großen Widerstand drehen.

Sowohl der Zoom- als auch der Fokusring sind groß und griffig:

Apropos Komfort: Das Sony FE 200-600mm F5,6-6,3 G OSS besitzt einen großen Zoom- und Fokusring mit jeweils gummierter und strukturierter Oberfläche, die Widerstände beim Drehen sind gering und absolut gleichmäßig. Beim Zoomring konnte dies wegen der gewählten Innenzoomkonstruktion gewährleistet werden. Da das Objektiv zudem innenfokussierend arbeitet, sind die Abmessungen stets gleich.

Zwei Schalter sind für den Fokus zuständig:

Zwei weitere erlauben die Konfiguration des Bildstabilisators:

Für alle objektivspezifischen Einstellungen hat Sony vier Schalter verbaut. Diese erlauben die Wahl des Fokusmodus, das Verwenden eines Fokuslimiters, das Aktivieren des „Optical Steady Shot“-Bildstabilisator und dessen Konfiguration (Normal, für Schwenks, maximale Sucherstabilisierung). Zudem gibt es drei Tasten, die regulär als „Fokus Halten“-Tasten verwendet werden. Über das Kameramenü lässt sich den Tasten jedoch auch eine andere Funktion zuweisen.

Der optische Aufbau des Sony FE 200-600mm F5,6-6,3 G OSS umfasst 24 Linsen in 17 Gruppen und ist damit vergleichsweise aufwendig. Fünf ED-Linsen und ein asphärisches Element wurden zur Reduzierung von Abbildungsfehlern integriert, die auf den Linsen aufgebrachte AR-Nanobeschichtung minimiert Reflexionen und Geistereffekte. Bei der Frontlinse hat sich Sony zudem für eine Fluorvergütung entschieden, diese macht das Reinigen einfacher und reduziert Schmutzablagerungen.

Die Lichtstärke des Zooms nimmt mit steigender Brennweite von F5,6 bis F6,3 ab, in der Praxis ist dieser Unterschied (1/3 Blende) aber zu vernachlässigen. F6,3 sind natürlich keine besonders große Öffnung, Licht sollte ausreichend vorhanden sein. Bei Tag ergeben sich allerdings keine Probleme, selbst ohne direkten Sonnenschein kann man gut fotografieren. Moderne Vollformat- oder APS-C-Kameras liefern ja auch noch bei ISO 1.600 oder ISO 3.200 gute Ergebnisse. Die kleinste Blende liegt zwischen F32 und F36, weiter abblenden als F11 ergibt in der Praxis wegen der benötigten kurzen Belichtungszeit aber aus unserer Sicht wenig Sinn. Freunde von kleineren Blenden können von der Blendenkonstruktion mit elf Lamellen profitieren, diese sorgt auch abseits der Offenblende möglichst lang für eine runde Öffnung. Ein spektakulär gutes Bokeh liefert das Zoom zwar nicht ab, für ein lichtschwaches Objektiv geht dieses jedoch in Ordnung. Apropos Öffnung: Sony verbaut beim FE 200-600mm F5,6-6,3 G OSS ein 95mm großes Gewinde, der Kauf von Filtern wird dadurch nicht gerade günstig.

Das Befestigungsstück der Stativschelle lässt sich abnehmen:

Hochformataufnahmen sind nach dem Lösen der Schraube möglich:

Aus der Hand würden wir am langen Ende (600mm) an einer Vollformatkamera mindestens 1/250 Sekunde wählen, bei bewegten Motiven situationsbedingt natürlich eventuell eine noch deutlich kürzere Zeit. Der Bildstabilisator hilft in diesem Fall natürlich nicht weiter. Bei statischen Motiven würden wir trotz einer ordentlichen Stabilisatorleistung lieber etwas mehr Puffer nach unten lassen. Wichtig ist der OSS bei Aufnahmen aus der Hand aber nicht nur für scharfe Bildergebnisse, er kann das Sucherbild auch merklich beruhigen. Ohne Stabilisator lässt sich der gewünschte Bildausschnitt deutlich schwerer auswählen.

Der Fokusring fällt schmaler als der Zoomring aus:

Autofokus/manueller Fokus:
Als Fokusmotor wurde beim Zoom ein Direct Drive SSM, kurz DDSSM, verbaut. Dabei handelt es sich um einen Ultraschallmotor, im DMF-Modus können Nutzer den AF-Antrieb durch das Drehen des Fokusrings jederzeit „überschreiben“. Durch die lineare Fokusreaktion ist das manuelle Scharfstellen besonders präzise möglich. Der Autofokus des Sony FE 200-600mm F5,6-6,3 G OSS arbeitet in der Praxis schnell und praktisch geräuschlos, viel besser geht es nicht. Bei Bedarf lässt sich der Fokusbereich mit dem eingebauten Limiter auf 2,4m bis 10m oder 10m bis unendlich begrenzen. Die Naheinstellgrenze des Zooms liegt bei 2,4m, hier erreicht es einen maximalen Abbildungsmaßstab von 1:5. Das ist für richtige Makroaufnahmen zu wenig, in der Praxis kann man damit aber auch kleinere Motive gut einfangen.

Bildqualität:
Die Wertung eines Objektivs steht und fällt mit der Bildqualität. Zum Test haben wir die Sony Alpha 7R III verwendet, deren 42,4 Megapixel auflösender Sensor fordert Objektive stark. Unsere Ergebnisse zeigen, dass das Sony FE 200-600mm F5,6-6,3 G OSS durch die Bank überzeugt. Egal bei welcher Brennweite, Details werden im Zentrum sowie am Rand sehr gut aufgelöst.

Das ist beachtlich da viele Superteleobjektive am langen Brennweitenende meistens abfallen. Abblenden bringt beim 3-fach-Zoom im Zentrum praktisch keinerlei Veränderung der Schärfe, mit einer kleineren Blende kann die auftretende Vignettierung aber noch etwas reduziert werden.

Bei JPEG-Aufahmen oder korrigierten RAW-Bildern fällt diese allerdings auch bei Offenblende nicht auf. Korrigiert wird in diesem Fall auch die kissenförmige Verzeichnung, problematisch ist deren Ausmaß aber nicht. Chromatische Aberrationen können an harten Kontrastkanten sichtbar werden, dafür muss man die Bilder aber schon stärker vergrößern. Zusammengefasst lässt sich sagen: Das Sony FE 200-600mm F5,6-6,3 G OSS kann problemlos bei Offenblende benutzt werden, die Bildqualität bewegt sich auf einem sehr hohen Niveau.

Unbearbeitete Beispielaufnahmen in voller Auflösung:

Unser Fazit:
Mit dem FE 200-600mm F5,6-6,3 G OSS bietet Sony ein konkurrenzloses Objektiv an. Dieser Brennweitenweitenbereich lässt sich aktuell von keinem anderen nativen Objektiven abdecken. Konkurrenzlos ist das Zoom aber nicht nur deswegen, auch die Leistung und der dafür verlangte Preis können sich sehen lassen. Optisch gehört das FE 200-600mm F5,6-6,3 G OSS zu den wirklich guten Objektiven. Die maximale Bildschärfe wird bereits bei Offenblende erreicht, die durchaus vorhandenen Abbildungsfehler fallen kaum auf. Spätestens mit Korrektur sind sie – und das ist in der Praxis wichtig – absolut kein Problem.

Das Sony FE 200-600mm F5,6-6,3 G OSS ist ein sehr gutes Supertelezoom:

Des Weiteren überzeugt uns die keinerlei Wünsche offenlassende Ausstattung: Das Zoom besitzt einen schnellen und nahezu geräuschlosen Fokusmotor, einen Fokuslimiter, einen optischen Bildstabilisator und ein robustes sowie abgedichtetes Magnesiumgehäuse. Auf einen abnehmbaren "Stativfuß" muss man ebenso nicht verzichten und der Zoomring dreht sich angenehm. Mit einem Preis von rund 1.750 Euro geht das FE 200-600mm F5,6-6,3 G OSS auf den ersten Blick nicht als Schnäppchen durch, angesichts der sehr überzeugenden Leistung können wir jedoch sagen: Sein Geld ist es zweifellos wert.

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Autor: dkamera.de Redaktion
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