Der dkamera.de-Test: Die beste Software zum Vergrößern

Per künstlicher Intelligenz zu besseren Ergebnissen beim Hochskalieren

Vor nicht ganz sechs Jahren haben wir bei dkamera.de einen Test zu Foto-Resizer-Softwarelösungen veröffentlicht. Damals sind wir zum Ergebnis gekommen, dass die Investition in eine spezielle Software zum Hochskalieren von Bildern nicht notwendig ist. Nun wollen wir uns der Thematik wieder widmen, denn es gibt Neuigkeiten zu berichten. Dank KI-Einsatz, also dem Verwenden von künstlicher Intelligenz, sollen die Ergebnisse besser als je zuvor ausfallen. Ob das stimmt, finden wir heraus.

Die „Künstliche Intelligenz“ ist in der Fotografie ankommen. Egal ob beim Verfolgen von Motiven, beim Reduzieren von Bildrauschen oder dem allgemeinen Optimieren von Fotos – überall soll der Begriff KI eine höhere Leistung zu suggerieren. Der Einsatz der Künstlichen Intelligenz bietet dabei zweifellos viel Potenzial, automatisch besser macht die KI Bilder jedoch nicht. In folgendem Test nehmen wir drei Softwarelösungen zum Hochskalieren, also Vergrößern von Bildern, unter die Lupe, die allesamt mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz werben. Zum einen handelt es sich dabei um Adobes RAW-Bearbeitungssoftware Camera RAW, zum anderen um die Programme Akvis Magnifier AI, Topaz Gigapixel AI und Franzis Zoom #1. Zum Vergleich nutzen wir auch die „einfache“ Hochskalierung mit Photoshop sowie die Webseite deep-image.ai.

Die Programme:

Adobe Camera RAW
Eine Funktion zum Vergrößern von Bildern hat Adobe schon länger in Photoshop als neuralen Filter integriert, aktuell befindet sich diese aber noch in der Beta-Phase. Bei Camera RAW steht die Funktion „Super Resolution“ seit dem Update auf Version 13.2 zur Verfügung. Diese verdoppelt die Bildauflösung und greift dafür auf maschinelles Lernen, also Künstliche Intelligenz, zurück. Details zum Vorgehen hat Adobe in einem Blogeintrag (englisch) ausführlich erläutert. Die Funktion „Super Resolution“ wird über „Verbessern“ aufgerufen und funktioniert bei Dateien mit folgender Typen: JPEG, PNG, Tiff und alle unterstützten RAW-Formate. Bilder lassen sich bis zu einer Auflösung von 500 Megapixel oder maximal 65.000 Pixel pro Bildseite vergrößern, noch höhere Auflösungen sollen später möglich sein. Besondere Optionen bietet Adobe keine an. Gut zu wissen: Die identische Funktion soll auch in Lightroom integriert werden.

Adobe Camera RAW:

Topaz Gigapixel AI
Gigapixel AI (Testversion 5.4.5) von Topaz Labs ist ein speziell für das Hochskalieren von Fotos programmiertes Tool, für Videos bietet das gleiche Unternehmen die Software Video Enhance AI an. Wie der Name bereits verrät, kommt natürlich auch bei Gigapixel AI künstliche Intelligenz zum Einsatz, selbst bei einer 600-prozentigen Vergrößerung soll die Software laut dem Hersteller perfekte Bildergebisse liefern. Topaz Gigapixel AI kostet regulär 99,99 US-Dollar, die Testversion erlaubt das kostenfreie ausprobieren (30 Tage lang).

Topaz Gigapixel AI:

Die Software gibt es nur in englischer Sprache, die Einstellungen sind aber praktisch selbsterklärend. Von letzteren gibt es einige, der Nutzer kann vielfältig eingreifen. Ganz anders als bei Adobe Camera RAW lassen sich die Bilder daher nach seinen Wünschen optimieren. Zum einen kann man sich natürlich für die Skalierung entscheiden. Dabei ist es möglich, den Vergrößerungsfaktor zu wählen oder die Höhe und Breite manuell einzustellen. Des Weiteren bietet die Software vier AI Modi (Standard, Architectural, Compressed und Art) an. Zu den weiteren Einstellungen gehören die Optionen „Supress Noise“ und „Remove Blur“. Hier lässt sich jedoch auch eine Auto-Einstellung aktivieren. Zudem sind die Optionen „Reduce Color Bleed“ und „Face Refindement“ wählbar. Wir haben uns bei den Tests für die Standardeinstellungen entschieden, bei der Rauschunterdrückung und der Unschärfe-Entfernung haben wir dagegen die Auto-Option aktiviert.

Franzis Zoom #1
Der Franzis Verlag bietet aktuell gleich mehrere Programme zum Vergrößern von Bildern an. Neben Photozoom 8 sowie den Vorgängerversionen gehört dazu auch Zoom #1. Letztere Software wurde im Frühjahr 2021 vorgestellt, arbeitet mit "Deep Learning Verfahren" und kann in einer normalen sowie einer Professional-Version erworben werden. Wir haben uns für die Professional-Version entschieden, hier stehen neben der höheren Auflösung (maximaler Skalierungsfaktor von 10.000 Prozent bzw. 1.000 Megapixel) auch mehr Optionen zur Wahl. Von diesen gibt es wirklich unglaublich viele. Neben der Bildgröße kann man unter anderem den Skalierungsmodus (Chrominanz oder Spektral) sowie die Qualität der Berechnung einstellen. Daneben lassen sich diverse fotografische Optionen (Schärfen und Artefakt-Reduktion) und Spezialisierungen (u. a. Landschaft, Tiere und Porträts) anwählen. Der Schärfe-Overdrive-Modus nimmt zudem weiteren Einfluss auf die "Unschärfebereinigung".

Franzis Zoom #1:

Wer die Belichtung, den Kontrast und die Sättigung beeinflussen möchte, kann das ebenso. Viele Optionen bieten dem Nutzer natürlich viele Eingriffsmöglichkeiten, in der Praxis kommt man – wie die anderen Programme zeigen – aber auch mit deutlich weniger aus. Herauszufinden, welche Optionen für das verwendete Bild die besten sind, nimmt einen längeren Zeitraum in Anspruch. Wir haben uns beim Test für die exzellente Qualität, die mittlere Artefakte-Reduktion und Schärfe sowie die jeweils zum Bild passende Spezialisierung entschieden. Wer an einem eigenen Test der Software interessiert ist, findet die jeweiligen Testversionen beim Franzis Verlag. Der Kauf schlägt mit 39,95 Euro (normale Version) bzw. 79,95 Euro (Professional Version) zu Buche.

Akivs Magnifier AI
Den Akivs Magnifier AI testen wir in der Version 10.1. Die Software, die wie Topaz Gigapixel AI allein zum Hochskalieren von Bildern gedacht ist, wirbt mit dem Vergrößern von Bildern ohne Verluste. Hierzu kommen auf neuronalen Netze basierende Algorithmen zum Einsatz. Neben dem Vergrößern sollen bei den Bildern auch JPEG-Artefakte minimiert und das Bildrauschen reduziert werden. Erwerben lässt sich die Software als Plug-in, als Stand-Alone-Version oder im Paket. Erstere beiden Lizenzen kosten je 82 Euro, das Paket wird mit 92 Euro angegeben. Wer den Akivs Magnifier AI nicht nur zum persönlichen Gebrauch, sondern auch kommerziell einsetzen möchte, muss 185 Euro ausgeben. Davor lässt sie sich allerdings zehn Tage kostenlos testen.

Akivs Magnifier AI:

Die Software biete ein paar Einstellungsmöglichkeiten, neben der Glättung kann man sich für das Vergrößerungspreset entscheiden. Hier stehen unter anderem Akvis 200%, Akvis Smooting 200% und Akvis Web zur Wahl. Wer die neue Auflösung von Hand einstellen möchte, kann dies ebenfalls. Dank Stapelverarbeitung lassen sich mehrere Bilder einfach und komfortabel vergrößern. Für unseren Test verwenden wir das Preset „Akvis 200%“.

Berechnet werden die Bilder über den Prozessor sowie teilweise auch die Grafikkarte. Schnelle Modelle zu besitzen, ist dabei natürlich von Vorteil. Bei unserem Testrechner mit einem AMD Ryzen 7 1700X, 32GB RAM und einer Nvidia Geforce GTX 970 wurden für das Hochskalieren des ersten Testbildes stark abweichende Zeiträume benötigt. Bei Adobe Camera RAW haben wir nur rund zehn Sekunden gemessen, bei Franzis Zoom #1 waren es 25 Sekunden, bei Topaz Gigapixel AI 85 Sekunden und der Akivs Magnifier AI benötigte 200 Sekunden. Zu deep-image.ai kann man keine allgemeine Aussage treffen, hier hängt die Zeit von der Serverlast ab.

Die Webseite deep-image.ai:

deep-image.ai
Wer zum Hochrechnen seiner Bilder keine spezielle Software erwerben möchte, findet im Internet allerlei Angebote. Teilweise sind sie umsonst, teilweise (vor allem beim Hochrechnen höherer Auflösungen) kostenpflichtig. Auch hier wird mit künstlicher Intelligenz gearbeitet. Vor dem Skalieren der Bilder müssen Nutzer einen Account anlegen, zum Testen sind fünf Bilder frei. Danach kosten fünf Bilder per einmaligen Kauf beispielsweise 1,99 US-Dollar, beim Abonnement werden 100 Bilder für 9 US-Dollar hochgerechnet. Wer nur wenige Bilder hochskalieren möchte, spart gegenüber dem Software-Kauf einiges an Geld. Bei vielen Bildern sieht es natürlich anders aus. Optionen gibt es beim Skalieren nur wenige, dabei handelt es sich um die Auflösung (2x, 3x oder 4x), das Entfernen von Bildrauschen (durch einen Übersetzungsfehler als "Lärm entfernen" bezeichnet) und das Entfernen von Artefakten.

Die Ergebnisse:
Für unseren Test der Softwarelösungen nutzen wir drei unterschiedliche Bilder. Damit wollen wir unterschiedliche Situationen mit unterschiedlichen Voraussetzungen abdecken. Das erste Bild wurde mit der Sony Alpha 9 II aufgenommen und von der Originalauflösung (6.000 x 4.000 Pixel) auf 3.000 x 2.000 Pixel heruntergerechnet.

Auf den ersten Blick fällt auf, dass die mit Photoshop hochgerechnete Version deutlich abfällt. Details wirken trotz Nachschärfen „matschig“. Des Weiteren lässt sich erkennen, dass beim Bild des Programms Akvis Magnifier AI der Himmel etwas heller wirkt und die Texturen deutliche JPEG-Artefakte zeigen. Zumindest gehen angesichts deren Verteilung davon aus, dass es sich dabei um die genannten Artefakte handelt. Bei den mit Topaz Gigapixel AI berechneten Bildern sieht man diese quasi überhaupt nicht, dafür andere künstliche wirkende Artefakte. Das von Franzis Zoom #1 berechnete Bild wirkt recht pixelig und besitzt wenige Details, die Aufnahme von deep-image.ai ist sowohl stark weichgezeichnet als auch stark nachgeschärft. Insgesamt empfinden wir diese am künstlichsten, wobei das nur bei starken Vergrößerungen wirklich deutlich auffällt. Auf dem ersten Platz sehen wir Camera RAW, auf dem zweiten Platz den Akvis Magnifier und Gigapixel AI. Photoshop und Franzis Zoom #1 liegen abgeschlagen zurück, deep-image.ai etwas davor.

Das zweite Bild stammt von der Telekamera des Huawei Mate 20 Pro. Diese besitzt einen acht Megapixel auflösenden Sensor, die Fotos werden durch zahlreiche Berechnungsvorgänge jedoch mit zehn Megapixel ausgegeben werden. Wir rechnen die Auflösung auf 40 Megapixel hoch. Auch bei diesem Testbild liegt Photoshop unserer Meinung nach hinten, der Abstand fällt aber deutlich kleiner aus. Beim Akvis Magnifier AI sind wieder Artefakte sichtbar, die Farbe des Bildes hat sich wieder leicht verändert. Camera RAW und Topaz Gigapixel AI liegen aus unserer Sicht vorne. Camera RAW macht ein etwas natürlicheres Bild, bei Topaz Gigapixel AI sieht man die meisten Details. Die Bilder von Frazis Zoom #1 und deep-image.ai wirken "matschig", es mangelt an Details. Grundsätzlich betrachtet fallen die Unterschiede aber kleiner als beim ersten Bild aus.

Beim dritten Testbild haben wir uns für ein besonders anspruchsvolles Foto entscheiden. Dieses ist nur 1.000 x 667 Pixel groß, zeigt deutliche Komprimierungsartefakt und besitzt wegen des Fells viele Details. Spätestens hier sollte sich die Spreu vom Weizen trennen. Die Vergrößerung erfolgt wieder um den Faktor zwei auf 2.000 x 1.334 Pixel. Der Sieger lässt sich bei diesem Bild schnell ausmachen, Topaz Gigapixel AI entfernt die Artefakte nahezu perfekt. Besonders stark sind sie dagegen beim Akvis Magnifier AI und Franzis Zoom #1 zusehen. Auch Camera RAW macht es nicht viel besser. Beim Bild von deep-image.ai sind sie dagegen nur noch geringfügig zu sehen, dafür bekommt man jedoch andere Artefakte zu Gesicht. Das Photoshop-Bild ist trotz Nachschärfen wieder vergleichsweise unscharf, Details sind Mangelware. Die gibt es dafür beim von Topaz Gigapixel AI berechneten Bild zusehen. Dieses wirkt aber durchaus etwas künstlich auf uns. Hier kann man dank der vorhandenen Einstellungen aber noch etwas „herumprobieren“.

Unser Fazit:
Bei unserem letzten Test der Foto-Resizer-Software waren wir zum Ergebnis gekommen, dass man nicht unbedingt eine spezielle Software zum Hochskalieren von Bildern benötigt. Auch in diesem Test sieht es ähnlich aus. Mit der „Super Resolution“-Funktion bietet Adobe für Camera RAW eine Funktion an, die bei zwei von drei Testbildern sehr gute Ergebnisse lieferte. Topaz Gigapixel AI konnte ebenfalls bei zwei von drei Bildern überzeugen, besonders jedoch bei dem unserer Meinung nach schwersten Bild. Das ist eine stattliche Leistung, eine derart gute Hochskalierung hätten wir nicht erwartet. Der Akvis Magnifier AI liefert mittelmäßige Ergebnisse, an der Spitze sehen wir die Software nie. Dass die Bilder nach der Bearbeitung abweichende Farben und Helligkeitswerte zeigten, ist eigentlich ein No-Go. Am Ende des Feldes reiht sich Franzis Zoom #1 ein. Hier gibt es zwar viele Optionen, mit den Standardeinstellungen sind die Bilder aber nie im vorderen Feld zu finden. Möglicherweise geht hier mehr, unsere Versuche brachten aber zumindest keine wesentlich besseren Bilder zutage. deep-image.ai kann uns ebenfalls nicht überzeugen, die Aufnahmen wirkten im Vergleich am künstlichsten oder waren detailarm. Völlig unbrauchbare Ergebnisse liefert die klassische Hochskalierung von Photoshop, besser sehen hochgerechnete Bilder damit zweifellos nicht aus. Das zeigt: Der Einsatz von künstlicher Intelligenz sorgt bei der Bildbearbeitung für Vorteile.

Am Ende können wir zusammenfassen: Wer Adobe Photoshop besitzt, kann mit der „Super Resolution“-Funktion größtenteils sehr gute Ergebnisse erzielen. In Spezialfällen kann sich jedoch der Erwerb einer speziellen Software – in unserem Fall Topaz Gigapixel AI – lohnen. Wer kein Photoshop-Abo oder eine Software mit ähnlichen Funktionen besitzt und viele Bilder hochskalieren möchte, greift zu Topaz Gigapixel AI. Beide Softwarelösungen überzeugen uns. Wunder darf man natürlich nicht erwarten.

Unsere Auszeichnung:

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Autor: dkamera.de Redaktion
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