Sony Alpha 7R IV und Panasonic Lumix DC-S1R im Duell (Teil 2)

Teil 2 von 3: Spiegellose Megapixel-Flaggschiffe mit 4K-Videoaufnahme


Links sehen Sie die Sony Alpha 7R IV, rechts die Panasonic Lumix DC-S1R.

Nachdem wir im ersten Teil unseres Vergleichstests der Sony Alpha 7R IV und der Panasonic Lumix DC-S1R die Abmessungen, die Bedienung und die Bildqualität unter die Lupe genommen haben, vergleichen wir nun die Bildkontrolle, die Arbeitsgeschwindigkeit und weitere wichtige Features.

Objektivangebot:
Beim Fotografieren mit Systemkameras müssen naturgemäß nicht nur die Kameras überzeugen, das Objektivangebot ist ebenfalls entscheidend. Sony nutzt bei der Alpha 7R IV – wie bei allen seinen DSLMs – das E-Bajonett. Dieses wurde vor rund einem Jahrzehnt vorgestellt, E-Objektive für Vollformatkameras gibt es seit 2013. Nachdem das Angebot an E-Objektiven zunächst noch sehr überschaubar war, hat sich dies in den letzten Jahren stark geändert. Sony bietet eine große Zahl an Objektiven mit unterschiedlichen Brennweiten und Blendenöffnungen an, dazu kommen die Modelle von Drittherstellern wie Tamron, Sigma oder Samyang. Stand Mitte 2020 sind für Kameras mit E-Bajonett – und somit auch die Alpha 7R IV – so viele Objektive wie für kein anderes „spiegelloses Bajonett“ erhältlich.

Für das E-Bajonett der Alpha-Kamera werden deutlich mehr Objektive angeboten:

Links sehen Sie die Sony Alpha 7R IV, rechts die Panasonic Lumix DC-S1R.

Die Panasonic Lumix DC-S1R verfügt über das L-Bajonett. Dieses wurde vor 2018 nur vom deutschen Kamera- und Optikhersteller Leica genutzt. Zur Photokina 2018 wurde der Zusammenschluss zur sogenannten L-Mount-Allianz verkündet. Dadurch können neben Leica auch Panasonic und Sigma bei ihren Kameras und Objektiven das L-Bajonett verwenden. Das Angebot an Objektiven mit L-Bajonett ist zuletzt stark angewachsen, die meisten davon sind Festbrennweiten. Wer Zoomobjektive verwenden möchte, muss sich für eine größere Auswahl noch etwas gedulden

Unser Sieger beim Objektivangebot: Die Sony Alpha 7R IV.

Beide DSLMs verfügen über einen elektronischen Sucher und ein Display:

Links sehen Sie die Sony Alpha 7R IV, rechts die Panasonic Lumix DC-S1R.

Bildkontrolle:
Die Bildkontrolle kann bei beiden Kameras jeweils per Sucher oder per Display erfolgen. Als Sucher kommen Modelle mit OLED-Panel zum Einsatz, dies entspricht dem aktuellen Standard. Abseits des Standards bewegen sich dagegen die Auflösungen der verbauten Panels. In beiden Fällen lösen sie 5,76 Millionen Subpixel auf, das sind rund 50 Prozent mehr als bei den meisten anderen DSLMs der Oberklasse (3,69 Millionen Subpixel). Das besonders feine Pixelraster sorgt für eine enorm scharfe und detailreiche Wiedergabe.

Damit Bewegungen optimal wiedergegeben werden, lassen sich als höchste Bildrate 120 Bilder pro Sekunde einstellen. Dies sorgt für eine ruckelfreie und sehr flüssige Anzeige. Ganz oben sind zudem die Vergrößerungsfaktoren der Sucher angesiedelt. Mit der 0,78-fach vergrößernden Darstellung erhält man ein sehr großes Sucherbild. Am Rand ist dieses zumindest von Brillenträgern allerdings nicht immer ganz optimal einzusehen, in der Praxis sehen wir dadurch aber keine Einschränkungen.

Das Display der Lumix DC-S1R lässt sich in drei Richtungen schwenken:

Panasonic Lumix DC-S1R.

Während es bei den elektronischen Suchern praktisch keine Unterschiede gibt, weichen die verbauten LCD-Panels deutlicher voneinander ab. Zum einen haben sich Sony und Panasonic für unterschiedliche Konstruktionen entschieden. Bei der 7R IV lässt sich das Display nach oben und unten schwenken, bei der S1R geht das zusätzlich auch zur Mitte. Die dritte Schwenkrichtung ist unter anderem bei Hochformataufnahmen von Vorteil, da sie das Einsehen des Panels vereinfacht. Die Darstellung lässt in beiden Fällen nicht zu wünschen übrig, Details werden sehr gut wiedergegeben. Mit 2,1 Millionen Subpixel gegenüber 1,44 Millionen Subpixel sowie einer 3,2 Zoll großen Diagonale gegenüber einer 3,0 Zoll großen Diagonale hat die S1R trotzdem etwas mehr zu bieten.

Per Touch lassen sich jeweils Eingaben vornehmen, bei der S1R gibt es wesentlich mehr Optionen:

Panasonic Lumix DC-S1R.

Das gilt zudem für die Touchoberfläche. Diese steht zwar bei beiden DSLMs zur Verfügung, viele Eingaben erlaubt sie allerdings nur bei der S1R. Hier lassen sich fast alle Einstellungen auch per Touch vornehmen, die 7R IV unterstützt lediglich das Setzen des Fokuspunkts und die Navigation im Wiedergabemodus.

Unser Sieger bei der Bildkontrolle: Die Panasonic Lumix DC-S1R.

Geschwindigkeit:
Kameras mit hohen Auflösungen sind wegen der riesigen Datenmengen, die in kurzer Zeit entstehen, normalerweise nicht für hohe Bildraten prädestiniert. Trotzdem schaffen beide Kameramodelle ansprechende Bildraten. Ein genauer Blick auf die Geschwindigkeitswerte zeigt aber, dass es doch einen signifikanten Unterschied gibt. Die Sony Alpha 7R IV speichert bis zu zehn Bilder pro Sekunde, dabei muss weder auf die kontinuierliche Fokussierung noch die stetige Belichtungsmessung verzichtet werden. Die Panasonic Lumix DC-S1R hält bis zu neun Bilder pro Sekunde fest, hier stellt der Autofokus den Betrieb allerdings nach der ersten Aufnahme ein. Für die Praxis bedeutet dies, dass man die höchste Bildrate nur bei statischen Motiven sinnvoll einsetzen kann. Mit Autofokus sinkt die Aufnahmegeschwindigkeit auf sechs Fotos pro Sekunde ab. Das ist kein schlechter, allerdings auch kein guter Wert. Wer oft schnelle Motive ablichten möchte, wird mit sechs Bildern pro Sekunde kaum zufrieden sein.

Der Pufferspeicher der 7R IV erlaubt schnelle Aufnahmeserien für rund 70 Bilder in Folge, bei der S1R sind es maximal 54. Bei Fotos im RAW-Format sogar nur 39. Die Alpha 7R IV macht bei Sport- und Actionfotos also eine bessere Figur. Dies gilt aber nicht nur wegen ihrer höheren Bildrate, sondern zusätzlich wegen des schnelleren und treffsichereren Autofokus. Dafür werden die Phasen- und Kontrastmessung kombiniert, 567 Phasen-AF-Felder decken 74 Prozent des Sensors in der Breite und 99,7 Prozent in der Höhe ab. Neben dem Hybrid-AF-System spielt bei der 7R IV auch die Software eine große Rolle. Sony greift hier auf neueste Algorithmen und den Einsatz künstlicher Intelligenz zurück. Dadurch stehen das sogenannte Real-Time-Tracking und die Augen-Fokussierung zur Verfügung. In der Praxis arbeitet das Hybrid-AF-System äußerst schnell, dank vieler Optionen kann man die Fokussierung perfekt an seine Wünsche anpassen.

Die Sony Alpha 7R IV eignet sich für Sport- und Actionfotos deutlich mehr:

Links sehen Sie die Sony Alpha 7R IV, rechts die Panasonic Lumix DC-S1R.

Bei der Lumix DC-S1R nutzt Panasonic ebenfalls einen Hybrid-AF. Dabei greift das Unternehmen aber nicht auf den Phasen-AF zurück, sondern kombiniert die Kontrastmessung mit der Depth-from-Defocus-Technologie, kurz DFD. Diese analysiert die Hintergrundschärfe und leitet daraus verschiedene Informationen ab. Bei statischen Motiven sorgt die DFD-Technologie für das sehr schnelle Scharfstellen, bei bewegten Objekten funktioniert dies nicht mehr ganz so gut. Langsamere Motive lassen sich problemlos einfangen, bei schnelleren geht der Fokus des Öfteren verloren. In puncto AF-Optionen sind dagegen wieder keine größeren Unterschiede zu erkennen, beide DSLMs haben unter anderem viele AF-Messfeld-Modi zu bieten. Auf einem Level bewegt sich auch die Einschaltzeit, vom Kamerastart bis zur vollständigen Displayansicht muss man rund 2,5 Sekunden einplanen. Das ist etwas länger als im Durchschnitt. Die erste Bildaufnahme gelingt nach dem Einschalten schneller: Die S1R benötigt dafür 0,86 Sekunden, die 7R IV 0,86 Sekunden.

Unser Sieger bei der Geschwindigkeit: Die Sony Alpha 7R IV.

Die Kameragehäuse bestehen aus einer Magnesiumlegierung und sind abgedichtet:

Links sehen Sie die Sony Alpha 7R IV, rechts die Panasonic Lumix DC-S1R.

Funktionen und Features:
Als Fotoprogramme stehen bei beiden DSLMs diverse unterschiedliche Modi zur Wahl. Natürlich gibt es eine Automatik und die PSAM-Modi, daneben jedoch auch Filtereffekte und speziell programmierbare Custom-Modi. Letztere erlauben das schnelle Abrufen vorher abgespeicherter Einstellungen.
Zur Steuerung der Belichtungszeit nutzen die Hersteller sowohl Mechanik als auch Elektronik. Mit den mechanischen Schlitzverschlüssen lassen sich Belichtungszeiten von bis zu 1/8.000 Sekunde realisieren, für den elektronischen Verschluss der Alpha 7R IV gilt das ebenfalls. Wer den elektronischen Verschluss der Lumxix S1R nutzt, kann sogar 1/16.000 Sekunde einstellen. Beide DSLMs arbeiten mit ihren elektronischen Verschlüssen komplett lautlos, bei bewegten Motiven oder bei Kunstlicht zeigen sich jedoch eventuell Bildstörungen.

Dank der beweglichen Sensoren, hier bei der 7R IV zu sehen, ist die Bildstabilisierung möglich:

Sony Alpha 7R IV.

Die Bildstabilisierung setzen beide Hersteller zum einen mittels Linsen im Objektiv, zum andere mittels beweglicher Sensoren um. Beide Testkameras sind mit einem beweglichen Sensor ausgerüstet, die Stabilisierung erfolgt in fünf Achsen. Panasonic gibt für die S1R eine Stabilisierungsleistung von fünf Blendenstufen an, Sony für die 7R IV von 5,5. Kommt an der S1R ein Objektiv mit eigenem Stabilisator zum Einsatz, sollen sogar 6,5 Blendenstufen möglich sein. In der Praxis sehen wir die integrierten Stabilisierungssysteme als sehr sinnvoll an, an die angegebenen Werte kommt aber weder die S1R noch die 7R IV heran. Bei der DSLM von Sony sehen wir drei Blendenstufen als realistisch an, bei der Lumix-Kamera etwa 3,5.

Das Pixel-Shift-Menü der DSLM von Sony:

Sony Alpha 7R IV.

Ein weiteres Features, das die beweglichen Sensoren erlauben, ist die Aufnahme besonders hochauflösender Bilder. Sony nennt diesen Modus Pixel-Shift-Multi-Shooting, Panasonic High Resolution-Aufnahme. In beiden Fällen kommt die selbe Technik zum Einsatz. Von einem Motiv nehmen die Kameras mehrere Bilder auf (die 7R IV vier oder 16, die S1R acht), der Sensor wird dabei um einen Pixel oder weniger verschoben. Das genannte Vorgehen hebt die Nachteile von Bayer-Sensoren auf. Bei diesen werden pro Bildpunkt nicht alle Farbinformationen gespeichert, sondern nur die einer Farbe. Der Rest der Informationen wird interpoliert. Mit den hochauflösenden Aufnahmemodi lassen sich daher deutlich detailreichere Fotos speichern.

Das High-Resolution-Menü der Lumix DC-S1R:

Panasonic Lumix DC-S1R.

In der Praxis gibt es allerdings einen großen Unterschied. Die Lumix S1R rechnet die Fotos bereits kameraintern zusammen und legt das fertige Bild als RAW-Datei ab. Besitzer der Alpha 7R IV müssen die einzeln abgespeicherten Aufnahmen mit der Imaging Edge-Software von Sony zusammenrechnen. Daher ist es während oder kurz nach der Aufnahme unmöglich, ein Bild auf den Aufnahme-Erfolg zu überprüfen. Dies wäre jedoch sinnvoll, da die hochauflösenden Aufnahmemodi extrem anfällig für Störungen sind. Zum einen darf sich die Kamera während der Aufnahme nicht bewegen, zum andere gilt das gleiche für das Motiv. Letzteres umgeht Panasonic zwar mit einer Bewegungserkennung, als Folge sinkt die Auflösung in den Bildbereichen mit Bewegungen allerdings deutlich ab.

Allein bei der Lumix S1R zu finden ist die 4K- und 6K-Fotoaufnahme. Diese basiert auf der Videofunktion, es lassen sich daher nur JPEG-Dateien speichern. Wer besonders hohe Serienbildraten benötigt, sollte sich die Funktion trotzdem ansehen. Sony hat bei der Alpha 7R IV keine derartige Funktion integriert, es besteht jedoch die Möglichkeit zum Export von Standbildern aus den Videodateien.

Während Sony auf zwei SD-Karten setzt, nutzt Panasonic einmal SD und einmal XQD:

Links sehen Sie die Sony Alpha 7R IV, rechts die Panasonic Lumix DC-S1R.

Bei den Speichermedien setzen Panasonic und Sony auf unterschiedliche Ansätze. Panasonic verbaut bei der Lumix DC-S1R einen XQD- und einen SD-Kartenslot, Sony bei der Alpha 7R IV zwei SD-Kartenslots. Die SD-Slots sind jeweils mit UHS-II-Unterstützung angebunden, erlauben also sehr hohe Datenraten. Theoretisch sind bis zu 300MB/s realisierbar. Der XQD-Standard übertrifft diesen Wert nochmals, die schnellsten Karten schaffen bis zu 440MB/s. In der Praxis sieht es dagegen anders aus. In der Spitze haben wir bei beiden spiegellosen Systemkameras bestenfalls rund 150MB/s gemessen, dies lag jedoch nicht an den verwendeten Speicherkarten. Beide Kameras schaffen einfach nicht mehr. XQD-Karten sind in diesem Fall also nicht von Vorteil. Ob CFexpress-Karten, zu denen die S1R ebenfalls kompatibel ist, schneller sind, konnten wir noch nicht prüfen.

Unsere Sieger bei den Funktionen und Features: Die Panasonic Lumix DC-S1R.

Im dritten Teil unseres Vergleichstests der Sony Alpha 7R IV und der Panasonic Lumix DC-S1R gehen wir unter anderem auf die Videoaufnahme und die Erweiterbarkeit ein. Anschließend ziehen wir ein Fazit.

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