Dank umfangreicher Abdichtungen hält die Z 9 (Produktbilder) laut Nikon
Im Alltag muss eine Kamera zudem mit einer komfortablen Bedienung überzeugen können. Um das zu erreichen, hat Nikon der DSLM jede Menge Bedienelemente spendiert. Dazu gehören unter anderem die klassischen Einstellräder zur Wahl der Blende und Verschlusszeit, ein Joystick und einige Direktwahltasten. Letztere ermöglichen das schnelle Verändern der wichtigsten Aufnahmeparameter (ISO-Empfindlichkeit, Weißabgleich oder Bildformat) ohne den Gang in das Menü. Wegen des integrierten Hochformatgriffs wurden die Tasten teilweise zweimal verbaut. Dadurch lässt sich auch bei Hochformataufnahmen komfortabel arbeiten.
Der angesprochene Joystick erlaubt wie das rückseitige Steuerkreuz der DSLM das schnelle Verschieben des Messfeldes, weitere „Methoden“, wie beispielsweise den von Canon bekannten Eye-AF gibt es jedoch nicht. In den Menüs navigieren Fotografen ebenfalls mit dem Steuerkreuz oder dem Joystick, der Wechsel vom Foto- zum Videomodus erfolgt per Schalter. Das geht einfach, wir würden die Möglichkeit der Videoaufnahme im Fotomodus jedoch bevorzugen.
Die Wahl des Aufnahmeprogramms erfolgt über die Tasten auf der linken Oberseite, ein klassisches Programmwählrad gibt es bei der Nikon Z 9 (Technik)
Damit das Kontroll-LCD selbst bei Dunkelheit abgelesen werden kann, lässt es sich wie ein Teil der Tasten der DSLM beleuchten. Das erlaubt die Arbeit abseits von externen Lichtquellen. Damit sich die Augen besser an die Dunkelheit gewöhnen können, bietet die Kamera zudem eine spezielle Displayansicht für die Nacht.
Einen Teil der Tasten konfigurieren Fotografen bei der Z 9 auf Wunsch selbst, das gilt unter anderem für die drei Fn-Tasten auf der Vorderseite. Zwölf häufiger benötigte Einstellungen lassen sich im „i“-Menü der Kamera versammeln, für weitere Optionen gibt es das ebenso frei konfigurierbare „Mein Menü“.
Das Design des Hauptmenüs ist von anderen Nikon-Modellen gut bekannt, die Optionen sind hier auf sieben Reiter verteilt. Jeder Reiter hält zusätzlich eine Vielzahl an Einstellungsmöglichkeiten bereit. Die Suche nach der richtigen Option kann sich daher durchaus in die Länge ziehen. Wir empfehlen aus diesem Grund den Einsatz des bereits erwähnten „Mein Menü“. Damit sind die für einen persönlich wichtigsten Parameter immer in Reichweite.
Die Tastenausführung und ihre Lage hat Nikon teilweise von der D6 sowie der Z 6II/Z 7II übernommen, das konsistente Design macht den Wechsel der Kamera einfach. In der Hand liegt die 15,0 x 14,9 x 9,1cm große DSLM sehr sicher und komfortabel, dafür sorgen die großflächige Gummierung und die ergonomisch geformten Griffe. Natürlich zählt die Z 9 mit ihren 1.339g zu den Schwergewichten, mit einem Objektiv fällt die 2-Kilogramm-Marke sehr schnell. Für eine Profi-Kamera ist das jedoch völlig normal. Hier sind ein robustes Gehäuse und viele Bedienelemente wesentlich wichtiger als das Gewicht. Beim Einsatz großer und schwerer Objektiv kommt einem das höhere Gewicht sogar oftmals entgegen.
Zu den Aufnahmeprogrammen der Nikon Z 9 gehören – wie oftmals bei Profi-Kameras – nur die PSAM-Modi. Mehr braucht es bei einer Kamera dieser Klasse auch nicht. Viel wichtiger sind die bereits angesprochenen manuellen Optionen, die über die vielen Bedienelemente schnell und komfortabel zu verändern sind. Bestimmte Vorgaben lassen sich zum schnellen Motivwechsel über die Aufnahmekonfigurationen (A bis D) abspeichern und bei Bedarf wieder aufrufen. Spezielle Kreativfilter besitzt die Z 9 ebenfalls nicht, Bildstile stehen dagegen jede Menge zur Verfügung. Dazu gehören unter anderem „kreativere“ wie der „Ruß“-, der „Pop“ oder der „Dramatik“-Stil.
Von zentraler Bedeutung ist bei einer Kamera wie der Z 9 der Autofokus. Dieser muss auch in fotografisch anspruchsvollen Situationen scharfe Bildergebnisse liefern können. Damit das möglich ist, setzt Nikon auf einen Hybrid-AF mit 493 Fokusmessfeldern. 405 davon sind laut Nikon automatische Messfelder. Im Gegensatz zur D6 oder anderen DSLRs profitieren Fotografen von der wesentlich besseren Messfeldabdeckung, nur an den äußersten Rändern steht kein Autofokus zur Verfügung. Zur Motiverkennung greift die Kamera auf eine Deep-Learning-KI zurück, bis zu neun Motivtypen erkennt die Z 9 gleichzeitig.
Das Angebot an AF-Optionen fällt bei der Z 9 riesig aus. Neben der automatischen Messfeldsteuerung, bei der die DSLM alle Einstellungen selbst tätigt, stehen ein Nadelspitzenmessfeld, ein in drei Größen wählbares Einzelfeld, ein in zwei Größen wählbares „Großes Messfeld“ und das 3D-Tracking zur Verfügung. Ein Teil der Messfeld-Optionen sind wie üblich nur beim Verwenden des AF-C-Modus wählbar, ein anderer Teil beim AF-S-Betrieb. Die Motivverfolgung lässt sich zudem nur bei Videoaufnahmen wählen. Unabhängig von der Messfeldsteuerung konfigurierbar ist die Motiverkennung. Die Nikon Z 9 hat eine Automatik, die Gesichtserkennung bei Menschen, bei Tieren und die Erkennung von Autos oder anderen bewegten Motiven zu bieten.
Darüber hinaus lässt sich über das Menü unter anderem die Priorität bei der Schärfenachführung oder die Anzahl der verwendeten Messfelder bestimmen. Das manuelle Fokussieren erleichtert neben der Displaylupe ein klassisches Fokuspeaking. Die Empfindlichkeit des AF-Systems gibt Nikon ab -6,5 LW im normalen Modus und -8,5 LW bei der sogenannten Sternenbildansicht an. Im Praxistest konnte uns das Autofokussystem der Nikon Z 9 mit einer sehr flotten Motiverkennung und -verfolgung überzeugen. Die Gesichts- und Augenerkennung folgt dem Kopf bzw. den Augen sehr präzise, als Folge kann man sich auf die Ergebnisse bis auf sehr wenige Ausnahmen verlassen. Dank 120 AF-Berechnungen pro Sekunde spielt die Geschwindigkeit des Motivs dabei keine große Rolle. Bei wenig Licht stellt der Sternenbildansicht-Modus für Astrofotografen eine willkommene Erleichterung dar, abhängig vom Motiv wird die beste AF-Leistung aber eher bei größeren Messfeldern als kleineren erreicht.
Der Verschluss der Nikon Z 9 arbeitet rein elektronisch, eine mechanische Lösung wurde nicht verbaut. Dass elektronische Verschlüsse gleichwertige Ergebnisse wie mechanische Verschlüsse liefern, haben bereits einige andere Kameramodelle gezeigt. Die Liste der Vorteile eines elektronischen Verschlusses ist länger: keine Dunkelphase, keine Erschütterungen, keine Geräusche. Genauso „fühlt“ sich die moderne Fotografie an. Wer unbedingt ein Auslösegeräusch benötigt, kann es natürlich elektronisch erzeugen und auch selbst konfigurieren.
Um Bilder beim Einsatz eines elektronischen Verschlusses ohne Rolling-Shutter-Effekte oder andere Artefakte aufnehmen zu können, wird eine sehr kurze Auslesezeit benötigt. Diese konnte Nikon dank des verwendeten Stacked-CMOS-Sensors realisieren. Wir konnten auch bei schnellen Bewegungen keine Verzerrungen erzeugen, in der Praxis sollten sich daher keine Probleme ergeben. Zumindest sofern man keine LED-Lichter fotografiert. Diese können abhängig von der Aktualisierungsrate zu Banding-Effekten führen. Dass der vollständige Verzicht auf einen mechanischen Verschluss wirklich die beste Lösung ist, wollen wir daher zumindest aktuell bezweifeln. In der ein oder anderen Situation würde ein mechanischer Verschluss eine sinnvolle Backup-Lösung darstellen. Auf einen Vorhang zum Schützen des Sensors müssen Kamerabesitzer allerdings nicht verzichten, dieser lässt sich im Menü aktivieren. Vor dem Ausschalten fährt er dann automatisch nach unten und erlaubt beispielsweise das Wechseln des Objektivs ohne das Risiko einer Verschmutzung.
Beim elektronischen Sucher hat sich Nikon für ein OLED-Modell mit 3,69 Millionen Subpixel entschieden. Diese Auflösung bewegt sich auf Höhe der schon länger erhältlichen Z 6- und Z 7-Kameras und fällt damit alles andere als spektakulär aus. Im Alltag ergeben sich jedoch keine Einschränkungen, denn die Darstellung ist auch für die Schärfekontrolle fein genug. Angesichts der weit günstigeren Modelle mit identischer Sucher-Auflösung und der vermutlich längeren Verfügbarkeit als Spitzenmodell hätten es jedoch zweifellos etwas mehr Pixel sein können. Dass der Sucher trotzdem einen ansprechenden Eindruck hinterlässt, liegt an der dank Dual-Stream-Technologie jederzeit flüssigen Wiedergabe. Dabei handelt es sich um die Aufteilung des Bildsignals vor dem Bildprozessor. Des Weiteren soll die Technologie die Latenz reduzieren. Ein stockendes Bild bekamen wir im Test tatsächlich nicht zu Gesicht, die Wiedergabe wirkte durch eine Bildwiederholrate von 120 Hz stets flüssig. Ebenso sehr gut: Die Vergrößerung (0,8-fach) bewegt sich auf einem sehr hohen Niveau und lässt keine Wünsche offen.
Beim Display hat Nikon dagegen nicht an Pixeln gespart, satte 2,1 Millionen Subpixel verteilen sich auf dem 3,2 Zoll messenden Panel. Das reicht für eine richtig scharfe Darstellung, einzelne Bildpunkte sind anders als beim Sucher nicht zu erkennen. Sehr gut gefällt uns des Weiteren das jederzeit schnell und präzise funktionierende Touchscreen. Bei der Aufhängung hat sich Nikon für eine in vier Richtungen schwenkbare Konstruktion entschieden. Diese besteht aus Metall und fällt robust aus. Natürlich sollten Kamerabesitzer stärkere aber Belastungen vermeiden. Hinter der Kamera (also auch bei Hochformataufnahmen) lässt sich die Bildkontrolle damit jederzeit komfortabel vornehmen. Die Person der Kamera kann sich allerdings selbst nicht sehen. Dies ist vor allem bei Videoaufnahmen nicht optimal.
Bei seinem letzten DSLR-Flaggschiff, der D6, hat Nikon die Videofunktion noch rechts liegen lassen und nur wenige Funktionen integriert. Bei der Nikon Z 9 (Beispielaufnahmen)
Bei allen Auflösung ist praktisch kein Crop hinzunehmen, der Bildwinkel der Videos entspricht daher nahezu dem Bildwinkel der Fotos. Wer im APS-C-Format (bei Nikon DX genannt) filmen möchte, kann das in 4K und Full-HD ebenfalls. Die Aufnahme erfolgt mit besonders geringer Kompression im ProRes 422 HQ 10 Bit-Format, des Weiteren lässt sich zwischen H.265 10 Bit, H.265 8 Bit und H.264 8 Bit (nur Full-HD bis 60p verfügbar) wählen. RAW-Aufnahmen in Nikons eigenem N-RAW-Format sowie Videos mit flachen Bildstilen sind ebenso möglich. Darüber hinaus unterstützt die Kamera den Export von Einzelbildern aus Videoaufnahmen.
Als Automatikfunktionen hat die DSLM unter anderem die Gesichtserkennung und Motivverfolgung zu bieten, manuelle Video-Optionen gibt es selbstredend ebenfalls. Für die Tonaufnahme hat Nikon ein integriertes Stereomikrofon verbaut, über zwei 3,5mm-Klinkenbuchsen lassen sich ein externes Mikrofon und ein Kopfhörer anschließen. Den Tonpegel kann man jeweils anpassen. Für professionelle Einsätze lässt sich von Tascam des Weiteren das Modul CA-XLR2d-AN zum Aufstecken via Blitzschuh erwerben. Damit ist die Tonaufnahme unter anderem mittels XLR-Mikrofon möglich.
Die Qualität der Videoaufnahmen der Nikon Z 9 bewegt sich unabhängig von der Auflösung am oberen Limit des machbaren. In 8K-Auflösung geben die Videos extrem viele Details wieder, die Einzelbilder lassen sich problemlos für große Ausdrucke nutzen. Dank rund 33 Megapixel fehlt es hier nicht an Details. Die 4K-Aufnahmen der Kamera stufen wir als exzellent ein, auch hier kann man sich nicht über fehlende Details beschweren. Die Full-HD-Aufnahmen fallen im Vergleich dazu natürlich sichtbar ab, für deren Einsatz muss es aber sowieso einen speziellen Grund geben. Da die Z 9 in 4K und Full-HD die identischen Auflösungen anbietet, sollten Videografen in fast allen Fällen zu 4K greifen. Der Autofokus arbeitet bei Videos wie bei Fotos sehr präzise und hält auch bewegte Motive sicher im Fokus. Die Augen- und Gesichtserkennung machen das Filmen von Menschen oder Tieren dabei sehr einfach. Gegen Verwacklungen lässt sich der optische Stabilisator der Z 9 nutzen, bei manchen Auflösungen und Bildraten zudem der Digital-VR.
Thomas
Kniess
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