Preview: Hands-On-Test der Canon EOS 6D Mark II

Die neue Vollformatkamera von Canon im ersten Kurztest

Die Canon EOS 6D Mark II ist das Nachfolgemodell der 2013 auf den Markt gebrachten Canon EOS 6D (Testbericht). Diese wurde als Ergänzung zur deutlich teureren 5D-Serie vorgestellt. Weil die EOS 6D, auch wegen ihres Alters, zuletzt nur noch mit wenigen technischen Daten überzeugen konnte, war die Zeit reif für ein Nachfolgemodell. Die Canon EOS 6D Mark II wurde in vielen Punkten verbessert und rückt damit teilweise nahe an die Canon EOS 5D Mark IV (Testbericht) heran. Was die neueste Kleinbild-DSLR von Canon leistet, konnten wir bereits testen. Von uns aufgenommene Beispielbilder und -videos finden Sie in einem eigenen Beispielaufnahmen-Artikel in voller Auflösung.

Die Canon EOS 6D Mark II setzt den von Canon mit der EOS 6D eingeschlagenen Weg eines Einsteigermodells in die Vollformatfotografie fort. Die „alte“ und die „neue“ 6D besitzen beide ein abgedichtetes Kameragehäuse aus Aluminium und Polycarbonat, beim Außenmaterial handelt es sich nur um Polycarbonat. Die Verarbeitung fällt dafür ordentlich aus, das Niveau eines Magnesiumgehäuses wird aber nicht erreicht.

Das ist einer der Punkte, bei dem gegenüber der – deutlich teureren – EOS 5D Mark IV Abstriche notwendig sind. Dies gilt unter anderem auch für das Speichermedium. Die EOS 6D Mark II wurde von Canon nur mit einem Speicherkartenslot ausgestattet, ein kamerainternes Backup lässt sich damit nicht vornehmen. In der Hand liegt die EOS 6D Mark II durch einen großen Griff sehr gut, ein Hochformatgriff wird aus unserer Sicht nur bei großen und schweren Objektiven wirklich benötigt.

Vor dem Kontrolldisplay auf der Oberseite liegen wie üblich verschiedene Direktwahltasten:

Die Canon EOS 6D Mark II (14,4 x 11,1 x 7,5cm aus) fällt einen Tick größer als die EOS 6D (14,5 x 11,1 x 7,1cm) aus. Dieser Unterschied dürfte durch das dreh- und schwenkbare Display der Mark II entstanden sein. Ansonsten sehen beide Gehäuse fast gleich aus, bei den Bedienelementen gibt es mit Ausnahme der Messfeldkonfigurationstaste auf der Oberseite nur „kosmetische“ Änderungen. Auf dem Handgriff der 6D Mark II ist das bekannte Kontrolldisplay mit Informationen zu den wichtigsten Aufnahmeparametern zu finden, davor wurden vier Direktwahltasten (AF, Drive, ISO, Belichtungsmessmethode) platziert. Das Programmwählrad und der Ein-/Ausschalter liegen wie gewohnt auf der linken Schulter. Über die Rückseite wird per Schalter komfortabel zwischen dem Liveview- und dem Videomodus gewechselt, es lassen sich Eingaben schnell per Einstellrad verändern, und der Autofokus kann per AF-on-Taste aktiviert werden. Für das Quickmenü steht wie üblich eine eigene Taste zur Verfügung, über die weitere Parameter schnell zu erreichen sind. Die meisten Tasten und Einstellräder der 765g auf die Waage bringenden und damit nicht allzu schweren DSLR besitzen recht große Abmessungen und können problemlos gedrückt werden.

Der Vollformatsensor speichert Bilder mit einer Auflösung von 26 Megapixel:

Beim Bildwandler der Canon EOS 6D Mark II handelt es sich um ein 35,9 x 24,0mm großes CMOS-Modell. Dieses löst 26 Megapixel auf (6.240 x 4.160 Pixel) und besitzt somit etwa sechs Megapixel mehr als die EOS 6D. Ein Bildpunkt besteht – wie von den letzten Modellen von Canon gewohnt – aus zwei Photodioden. Die Kamera unterstützt daher die Dual-Pixel-CMOS-AF-Technologie, die eine schnelle und präzise Fokussierung im Liveview- sowie Videomodus ermöglicht. Die Kamera hat eine Sensorempfindlichkeit von 100 bis 40.000 zu bieten, über Erweiterungen ist äquivalentes ISO 50 bis zu ISO 102.400 einstellbar.

Die Bilder unserer ISO-Reihe zeigen bei deaktivierter High-ISO-Rauschreduzierung bis 6.400 nur ein sehr geringes und praktisch nur wenig auffallendes Rauschen. Ab 12.800 nimmt das Rauschen ein wenig zu, die Aufnahmen sind jedoch noch problemlos verwendbar. Bilder mit ISO 25.600 kann man mit ein paar Qualitätsabstrichen noch nutzen, ab 40.000 ist das Rauschen dann schon sehr präsent.

Die Datenverarbeitung übernimmt bei der Canon EOS 6D Mark II ein DIGIC-7-Bildprozessor. Dieser macht eine Serienbildrate von 6,5 Bildern pro Sekunde und somit zwei Bilder pro Sekunde mehr als bei der Canon EOS 6D möglich. Für die Praxis bedeutet das: Die Spiegelreflexkamera eignet sich deutlich besser als ihr Vorgängermodell für die Aufnahme von bewegten Motiven. Hier ist eine hohe Bildrate für das Festhalten des richtigen Moments nicht unbedeutend. Zum Vergleich: Mit 6,5 Bildern pro Sekunde erreicht die DSLR fast die sieben Bilder pro Sekunde der Canon EOS 5D Mark IV oder Canon EOS 80D.

Mit 45 Kreuzsensoren ist die DSLR gut ausgestattet, die Messfelder liegen aber alle im Zentrum:

Das Autofokusmodul, das beim Blick durch den Sucher verwendet wird, hat Canon von der EOS 80D (Testbericht) übernommen. Es besitzt 45 bis F5,6 arbeitende Kreuzsensoren, von F5,6 bis F8 stehen noch neun Stück davon zur Verfügung. Bei 18 weiteren Messfeldern handelt es sich von F5,6 bis F8 um Liniensensoren. Die Ausstattung an AF-Messfeldern ist bei der EOS 6D Mark II also üppig, bei der EOS 6D ist der Autofokus durchaus eine Schwachstelle. Mit nur einem Kreuzsensor, auch wenn viele Fotografen damit durchaus auskommen können, ist die DSLR doch recht schwach ausgestattet. Bezüglich der Messfelder muss sich der Fotograf nun eigentlich keine Gedanken mehr machen – zumindest fast. Da das Fokusmodul wie erwähnt von der EOS 80D mit APS-C-Sensor stammt, konzentrieren sich die Felder auf das Zentrum. Dort sind sie fraglos am nötigsten, bereits ein wenig außerhalb davon stehen jedoch gar keine Messfelder mehr zur Verfügung. Am Scharfstellen und dem nachträglichen „Verschwenken“ kommt man dadurch des Öfteren nicht vorbei – wenn der Sucher verwendet wird. Im Liveviewmodus funktioniert der AF bis zum Rand, und das dank des Dual-Pixel-CMOS-AF auch mit einer sehr zügigen Fokussierungsgeschwindigkeit. Gegenüber der herkömmlichen Scharfstellung sind praktisch keine Einbußen in Kauf zu nehmen. Das stellt sich bei der EOS 6D durch deren Kontrast-AF ganz anders dar. Hier ist der Liveview-AF nur für statische Motive zu gebrauchen und arbeitet sehr langsam (Labormessung: 2,03 Sekunden).

Die Rückseite der Kamera mit verschiedenen Tasten und dem Einstellrad sowie Steuerkreuz:

Der Sucher der Canon EOS 6D Mark II wurde im Vergleich zum Vorgängermodell leicht verbessert, wobei sich die Änderungen in engen Grenzen halten. So werden statt 97 Prozent jetzt 98 Prozent des Bildfeldes angezeigt. Der Sucher ist – wie bei Vollformatkameras üblich – groß und hell. Dass nicht das komplette Bildfeld abgedeckt wird, finden wir aber etwas schade. Dadurch lässt sich die finale Bildkontrolle erst nach der Aufnahme vornehmen. Trotzdem würden wir den Sucher wegen seiner Größe als komfortabel bezeichnen.

Das dreh- und schwenkbare LCD vereinfacht die Bildkontrolle deutlich:

Das Touchdisplay der Spiegelreflexkamera ist ein alter Bekannter. Die dreh- und schwenkbare Konstruktion kommt unter anderem bei der Canon EOS 80D zum Einsatz, die Größe (3,0 Zoll) und Auflösung (1,04 Millionen Subpixel) sind ebenso gleich. Mit letzteren Spezifikationen kann zwar auch das LCD der Canon EOS 6D aufwarten, deren Display hat Canon allerdings fest verbaut. Das macht die Bildkontrolle deutlich unflexibler. Bei der 6D Mark II ist der Fotograf praktisch jederzeit in der Lage, auf das LCD zu blicken – egal, ob er vor der Kamera steht, dahinter oder Makroaufnahmen in Bodennähe aufnehmen möchte.

Als Schnittstellen hat die 6D Mark II u. a. einen Mikrofoneingang und HDMI-Ausgang zu bieten:

Videoaufnahmen hat Canon bei der Entwicklung der Kamera nicht besonders hoch priorisiert. Die EOS 6D Mark II nimmt bei Full-HD-Auflösung (1.920 x 1.080 Pixel) zwar doppelt so viele Bilder pro Sekunde (= 60) wie ihr Vorgängermodell auf, die moderne 4K-Auflösung (3.840 x 2.160 Pixel) wird aber nicht unterstützt. Sie bleibt der Canon EOS-1D X Mark II und Canon EOS 5D Mark IV (Testbericht) vorbehalten. Diesen Schritt bedauern wir, denn in Kombination mit dem Dual-Pixel-CMOS-AF hätte die DSLR eine konkurrenzfähige Videokamera sein können.

Die Full-HD-Aufnahmen der 6D Mark II sind aktuell zwar für viele Zwecke ausreichend, bei einer für mehrere Jahre verwendbaren Kamera wäre die 4K-Unterstützung jedoch angebracht gewesen. Okay, ganz fehlt sie nicht. Wer Zeitraffervideos aufzeichnen will, kann sich bei der Ausgabe für 4K entscheiden. Das ist allerdings nur ein schwacher Trost. Zu den weiteren Videofeatures der EOS 6D Mark II gehören ein Mikrofoneingang und manuelle Belichtungsoptionen. Einen Ausgang für Kopfhörer gibt es dagegen nicht.

Zum Abspeichern der Bilder und Videos wird eine SD-Karte verwendet:

Was es zur Canon EOS 6D Mark II noch zu sagen gibt:
Der mechanische Schlitzverschluss der Spiegelreflexkamera arbeitet zwischen 30 Sekunden und 1/4.000 Sekunde; 1/8.000 Sekunde bleibt der EOS 5D Mark IV vorbehalten. Das würden wir nicht unbedingt sehr kritisch sehen, dadurch muss aber zum Beispiel bei Sonnenschein und dem Einsatz von lichtstarken Objektiven teilweise abgeblendet werden. WLAN, NFC und Bluetooth sind mit an Bord und erlauben die kabellose Fernsteuerung sowie Datenübertragung. Ein GPS-Modul steht ebenfalls zur Verfügung. Es befindet sich anstelle eines integrierten Blitzes im Sucherbuckel der Kamera. Zum Aufhellen ist bei der EOS 6D Mark II dadurch immer ein Aufsteckblitz notwendig.

Die EOS 6D Mark II ist eine Vollformatkamera mit guter Ausstattung:

Unser Fazit:
Die Canon EOS 6D Mark II wurde gegenüber ihrem Vorgängermodell EOS 6D in einigen Punkten deutlich verbessert: Das dreh- und schwenkbare LCD macht die Bildkontrolle wesentlich einfacher, die 6,5 Bilder pro Sekunde bei Serienaufnahmen sorgen für eine höhere Trefferquote. Der Autofokus ist außerdem deutlich leistungsfähiger. Das gilt sowohl für den Liveview- und Video-AF, der dank der Dual-Pixel-CMOS-AF-Technologie extrem beschleunigt wird, als auch für den Phasen-AF mit dem dedizierten Autofokusmodul und 45 Kreuzsensoren. Die Abdeckung der Messfelder lässt sich allerdings als nicht ganz optimal bezeichnen. Hinsichtlich der Bildqualität sorgt die Auflösung von 26 Megapixel für sehr detailreiche Bildergebnisse, die High-ISO-Performance dürfte gegenüber der EOS 6D leicht zugelegt haben. Große Unterschiede sind jedoch nicht zu erwarten.

Durch das EF-Bajonett steht eine große Auswahl an Objektiven zur Verfügung:

Die weitere Ausstattung der Spiegelreflexkamera ist für ein Modell der Vollformatklasse akzeptabel. Gegenüber der großen Schwester EOS 5D Mark IV fehlen unter anderem ein zweiter Speicherkartenslot, die 4K-Videoaufnahme, ein Joystick und Belichtungszeiten kürzer als 1/4.000 Sekunde. Des Weiteren muss beim Gehäuse auf Magnesium verzichtet werden.

Letzteres kann man angesichts der Abdichtung jedoch zweifellos. Vorerst können wir daher sagen: Die Canon EOS 6D Mark II hat für einen vergleichsweise günstigen Preis ein – vor allem für Fotografen – solides Gesamtpaket zu bieten.

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